Erwähnung des Aristonides, so bietet dieselbe Handschrift an einer anderen Stelle in dem Buche über die Erzgiesser reichen Ersatz. Dort heisst es nemlich (34, 140): "Um die Raserei des Athamas auszudrücken, wie er nach Herabstürzung seines Sohnes Learchos reuig dasitzt, mischte der Künstler Aristoni- das Erz und Eisen zusammen, um durch die Rostfarbe des letzteren, wie sie durch den Glanz des Erzes durchschimmert, die Schaamröthe auszudrücken. Dieses Bildniss existirt noch heute zu Rhodos: exstat hodie Rhodi." So nemlich finden wir in jener Handschrift anstatt: exstat Thebis hodierno die; und die Auctorität derselben erhält nun durch die obige Erörterung von Ross eine neue Stütze. Zugleich erledigt sich dadurch auch der Streitpunkt, ob in einer zuerst von Ross (Kunstbl. 1840, n. 16) mitgetheilten Inschrift in voreuklidischen Buch- staben [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]RISTONEI [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] SEMMENIDO [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] EK [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] von dem Erz- bildner Aristonidas, und zwar, wie Ross wegen des Vaternamens wollte, als von einem Thebaner die Rede sei, woran schon Schöll (Mitth. S. 128) und Stephani (Rh. Mus. N. F. IV, S. 31) zweifelten, theils weil die Grösse der Buchstaben vielmehr auf eine Weihinschrift deute, theils auch weil der Name selbst vielleicht mit besserem Grunde ARISTONEIKES zu lesen sei.
Um alle auf Aristonidas bezügliche Nachrichten hier zu vereinigen, muss sogleich noch von einem anderen Künstler die Rede sein:
Ophelion. Einen Maler dieses Namens kennen wir aus zwei Epigrammen der Anthologie (Anall. II, p. 382, n. 2 u. 3). Denselben finden wir aber auch auf der Rückseite eines Pan- zers, welcher der Marmorstatue eines Römers zur Stütze dient, und in einer Weise angebracht, dass wir ihn für den des Künstlers halten dürfen:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6177. Die Statue ward bei Monte Porzio in der Nähe von Tusculum gefunden und befindet sich jetzt im Louvre: Clarac catal. n. 150; Mus. de sculp. pl. 332, n. 2320. In ihren Zügen glaubte man Aehnlichkeit mit Sextus Pompeius zu entdecken; doch ist dies nicht als sicher anzunehmen, be- sonders da Visconti (zu den Mon. Gab. tav. I) bemerkt, dass das Gesicht schon im Alterthum beschädigt und wiederherge- stellt worden ist. Immer aber haben wir es mit dem Bildnisse
Brunn, Geschichte der griech. Künstler.30
Erwähnung des Aristonides, so bietet dieselbe Handschrift an einer anderen Stelle in dem Buche über die Erzgiesser reichen Ersatz. Dort heisst es nemlich (34, 140): „Um die Raserei des Athamas auszudrücken, wie er nach Herabstürzung seines Sohnes Learchos reuig dasitzt, mischte der Künstler Aristoni- das Erz und Eisen zusammen, um durch die Rostfarbe des letzteren, wie sie durch den Glanz des Erzes durchschimmert, die Schaamröthe auszudrücken. Dieses Bildniss existirt noch heute zu Rhodos: exstat hodie Rhodi.” So nemlich finden wir in jener Handschrift anstatt: exstat Thebis hodierno die; und die Auctorität derselben erhält nun durch die obige Erörterung von Ross eine neue Stütze. Zugleich erledigt sich dadurch auch der Streitpunkt, ob in einer zuerst von Ross (Kunstbl. 1840, n. 16) mitgetheilten Inschrift in voreuklidischen Buch- staben [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ΡΙΣΤΟΝΕΙ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ΣΕΜΜΕΝΙΔΟ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ΕΚ [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] von dem Erz- bildner Aristonidas, und zwar, wie Ross wegen des Vaternamens wollte, als von einem Thebaner die Rede sei, woran schon Schöll (Mitth. S. 128) und Stephani (Rh. Mus. N. F. IV, S. 31) zweifelten, theils weil die Grösse der Buchstaben vielmehr auf eine Weihinschrift deute, theils auch weil der Name selbst vielleicht mit besserem Grunde ΑΡΙΣΤΟΝΕΙΚΗΣ zu lesen sei.
Um alle auf Aristonidas bezügliche Nachrichten hier zu vereinigen, muss sogleich noch von einem anderen Künstler die Rede sein:
Ophelion. Einen Maler dieses Namens kennen wir aus zwei Epigrammen der Anthologie (Anall. II, p. 382, n. 2 u. 3). Denselben finden wir aber auch auf der Rückseite eines Pan- zers, welcher der Marmorstatue eines Römers zur Stütze dient, und in einer Weise angebracht, dass wir ihn für den des Künstlers halten dürfen:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6177. Die Statue ward bei Monte Porzio in der Nähe von Tusculum gefunden und befindet sich jetzt im Louvre: Clarac catal. n. 150; Mus. de sculp. pl. 332, n. 2320. In ihren Zügen glaubte man Aehnlichkeit mit Sextus Pompeius zu entdecken; doch ist dies nicht als sicher anzunehmen, be- sonders da Visconti (zu den Mon. Gab. tav. I) bemerkt, dass das Gesicht schon im Alterthum beschädigt und wiederherge- stellt worden ist. Immer aber haben wir es mit dem Bildnisse
Brunn, Geschichte der griech. Künstler.30
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0478"n="465"/>
Erwähnung des Aristonides, so bietet dieselbe Handschrift an<lb/>
einer anderen Stelle in dem Buche über die Erzgiesser reichen<lb/>
Ersatz. Dort heisst es nemlich (34, 140): „Um die Raserei<lb/>
des Athamas auszudrücken, wie er nach Herabstürzung seines<lb/>
Sohnes Learchos reuig dasitzt, mischte der Künstler Aristoni-<lb/>
das Erz und Eisen zusammen, um durch die Rostfarbe des<lb/>
letzteren, wie sie durch den Glanz des Erzes durchschimmert,<lb/>
die Schaamröthe auszudrücken. Dieses Bildniss existirt noch<lb/>
heute zu Rhodos: exstat hodie Rhodi.” So nemlich finden wir<lb/>
in jener Handschrift anstatt: exstat Thebis hodierno die; und<lb/>
die Auctorität derselben erhält nun durch die obige Erörterung<lb/>
von Ross eine neue Stütze. Zugleich erledigt sich dadurch<lb/>
auch der Streitpunkt, ob in einer zuerst von Ross (Kunstbl.<lb/>
1840, n. 16) mitgetheilten Inschrift in voreuklidischen Buch-<lb/>
staben <foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="chars"/></foreign>ΡΙΣΤΟΝΕΙ<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="chars"/></foreign>ΣΕΜΜΕΝΙΔΟ<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="chars"/></foreign>ΕΚ<foreignxml:lang="gre"><gapreason="fm"unit="chars"/></foreign> von dem Erz-<lb/>
bildner Aristonidas, und zwar, wie Ross wegen des Vaternamens<lb/>
wollte, als von einem Thebaner die Rede sei, woran schon<lb/>
Schöll (Mitth. S. 128) und Stephani (Rh. Mus. N. F. IV, S. 31)<lb/>
zweifelten, theils weil die Grösse der Buchstaben vielmehr auf<lb/>
eine Weihinschrift deute, theils auch weil der Name selbst<lb/>
vielleicht mit besserem Grunde ΑΡΙΣΤΟΝΕΙΚΗΣ zu lesen sei.</p><lb/><p>Um alle auf Aristonidas bezügliche Nachrichten hier zu<lb/>
vereinigen, muss sogleich noch von einem anderen Künstler die<lb/>
Rede sein:</p><lb/><p><hirendition="#g">Ophelion.</hi> Einen Maler dieses Namens kennen wir aus<lb/>
zwei Epigrammen der Anthologie (Anall. II, p. 382, n. 2 u. 3).<lb/>
Denselben finden wir aber auch auf der Rückseite eines Pan-<lb/>
zers, welcher der Marmorstatue eines Römers zur Stütze dient,<lb/>
und in einer Weise angebracht, dass wir ihn für den des<lb/>
Künstlers halten dürfen:<lb/><figure/><lb/>
C. I. Gr. n. 6177. Die Statue ward bei Monte Porzio in der<lb/>
Nähe von Tusculum gefunden und befindet sich jetzt im Louvre:<lb/>
Clarac catal. n. 150; Mus. de sculp. pl. 332, n. 2320. In<lb/>
ihren Zügen glaubte man Aehnlichkeit mit Sextus Pompeius<lb/>
zu entdecken; doch ist dies nicht als sicher anzunehmen, be-<lb/>
sonders da Visconti (zu den Mon. Gab. tav. I) bemerkt, dass<lb/>
das Gesicht schon im Alterthum beschädigt und wiederherge-<lb/>
stellt worden ist. Immer aber haben wir es mit dem Bildnisse<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i"><hirendition="#g">Brunn,</hi> Geschichte der griech. Künstler.</hi><hirendition="#b">30</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[465/0478]
Erwähnung des Aristonides, so bietet dieselbe Handschrift an
einer anderen Stelle in dem Buche über die Erzgiesser reichen
Ersatz. Dort heisst es nemlich (34, 140): „Um die Raserei
des Athamas auszudrücken, wie er nach Herabstürzung seines
Sohnes Learchos reuig dasitzt, mischte der Künstler Aristoni-
das Erz und Eisen zusammen, um durch die Rostfarbe des
letzteren, wie sie durch den Glanz des Erzes durchschimmert,
die Schaamröthe auszudrücken. Dieses Bildniss existirt noch
heute zu Rhodos: exstat hodie Rhodi.” So nemlich finden wir
in jener Handschrift anstatt: exstat Thebis hodierno die; und
die Auctorität derselben erhält nun durch die obige Erörterung
von Ross eine neue Stütze. Zugleich erledigt sich dadurch
auch der Streitpunkt, ob in einer zuerst von Ross (Kunstbl.
1840, n. 16) mitgetheilten Inschrift in voreuklidischen Buch-
staben _ ΡΙΣΤΟΝΕΙ _ ΣΕΜΜΕΝΙΔΟ _ ΕΚ _ von dem Erz-
bildner Aristonidas, und zwar, wie Ross wegen des Vaternamens
wollte, als von einem Thebaner die Rede sei, woran schon
Schöll (Mitth. S. 128) und Stephani (Rh. Mus. N. F. IV, S. 31)
zweifelten, theils weil die Grösse der Buchstaben vielmehr auf
eine Weihinschrift deute, theils auch weil der Name selbst
vielleicht mit besserem Grunde ΑΡΙΣΤΟΝΕΙΚΗΣ zu lesen sei.
Um alle auf Aristonidas bezügliche Nachrichten hier zu
vereinigen, muss sogleich noch von einem anderen Künstler die
Rede sein:
Ophelion. Einen Maler dieses Namens kennen wir aus
zwei Epigrammen der Anthologie (Anall. II, p. 382, n. 2 u. 3).
Denselben finden wir aber auch auf der Rückseite eines Pan-
zers, welcher der Marmorstatue eines Römers zur Stütze dient,
und in einer Weise angebracht, dass wir ihn für den des
Künstlers halten dürfen:
[Abbildung]
C. I. Gr. n. 6177. Die Statue ward bei Monte Porzio in der
Nähe von Tusculum gefunden und befindet sich jetzt im Louvre:
Clarac catal. n. 150; Mus. de sculp. pl. 332, n. 2320. In
ihren Zügen glaubte man Aehnlichkeit mit Sextus Pompeius
zu entdecken; doch ist dies nicht als sicher anzunehmen, be-
sonders da Visconti (zu den Mon. Gab. tav. I) bemerkt, dass
das Gesicht schon im Alterthum beschädigt und wiederherge-
stellt worden ist. Immer aber haben wir es mit dem Bildnisse
Brunn, Geschichte der griech. Künstler. 30
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/478>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.