ter der Leitung des Chersiphron, wie Plinius sagt, von ganz Asien, wie richtiger Dionys von Halikarnass, von den Ioniern Kleinasiens errichtet ward 1). Wenn nun Herodot 2) erzählt, die meisten Säulen rührten von Kroesus her, so erklärt sich dieser Umstand leicht so, dass der Tempel von den Ioniern begonnen ward, ehe sie mit Kroesus in Krieg geriethen, die- ser aber nach ihrer Besiegung den Bau fortführte. Es dürfte freilich bei der Heiligkeit des Zwecks auch nicht auffallen, wenn etwa Kroesus vor Beginn des Krieges die Säulen den Ioniern zum Geschenk gemacht hätte. Doch würden wir auch hieraus nichts bestimmtes über den Beginn des Baues folgern können, wüssten wir nicht, dass das Gebälk auf den Säulen von Metagenes, dem Sohne des ersten Architekten Chersi- phron, errichtet wurde 3), woraus sich ergiebt, dass der Tem- pel kaum so lange vor Kroesus begonnen sein konnte, als der Vater im Alter vom Sohne entfernt steht, d. i. also etwa Ol. 50.
Sonach treffen alle Bestimmungen auf die Zeit zwischen Ol. 50--60 zusammen, und damals also wird Rhoekos in Ge- meinschaft mit Theodoros gearbeitet haben, vielleicht so, dass er als der ältere ursprünglich der Lehrer des zweiten war und darum später aus Missverständniss für den Vater gehalten ward. Ebenso konnte Theodoros aber auch mit seinem Vater Telekles an einem Werke gemeinschaftlich thätig gewesen sein, und die Angabe des Diodor und Athenagoras würde demnach wenigstens theilweise auf Wahrheit beruhen. Für die angege- bene Zeit passt endlich auch die Verbindung mit Smilis, dem Zeitgenossen der Schüler des Dipoenos und Skyllis, welche schon früher berührt worden ist.
Von den Werken des Rhoekos und Theodoros ist ein Theil schon in den bisherigen Erörterungen erwähnt worden. Zur bessern Uebersicht wird aber auch eine Wiederholung in syste- matischer Anordnung nicht überflüssig sein. Wir beginnen mit den architektonischen:
1) Das lemnische Labyrinth bauten sie in Gemein- schaft mit Smilis. Es befanden sich an demselben 150 Säulen, die bei der Bearbeitung vermittelst eines Mechanismus gedreht wurden, zu dessen Bewegung die Kraft eines Knaben hin-
1) Plin. 7, 37--38. Dion. Hal. IV, 25. Strab. l. l. Vitr. VII, praef. §. 16. coll. 12.
2) I, 92.
3) Vitr. X, 2, 12.
ter der Leitung des Chersiphron, wie Plinius sagt, von ganz Asien, wie richtiger Dionys von Halikarnass, von den Ioniern Kleinasiens errichtet ward 1). Wenn nun Herodot 2) erzählt, die meisten Säulen rührten von Kroesus her, so erklärt sich dieser Umstand leicht so, dass der Tempel von den Ioniern begonnen ward, ehe sie mit Kroesus in Krieg geriethen, die- ser aber nach ihrer Besiegung den Bau fortführte. Es dürfte freilich bei der Heiligkeit des Zwecks auch nicht auffallen, wenn etwa Kroesus vor Beginn des Krieges die Säulen den Ioniern zum Geschenk gemacht hätte. Doch würden wir auch hieraus nichts bestimmtes über den Beginn des Baues folgern können, wüssten wir nicht, dass das Gebälk auf den Säulen von Metagenes, dem Sohne des ersten Architekten Chersi- phron, errichtet wurde 3), woraus sich ergiebt, dass der Tem- pel kaum so lange vor Kroesus begonnen sein konnte, als der Vater im Alter vom Sohne entfernt steht, d. i. also etwa Ol. 50.
Sonach treffen alle Bestimmungen auf die Zeit zwischen Ol. 50—60 zusammen, und damals also wird Rhoekos in Ge- meinschaft mit Theodoros gearbeitet haben, vielleicht so, dass er als der ältere ursprünglich der Lehrer des zweiten war und darum später aus Missverständniss für den Vater gehalten ward. Ebenso konnte Theodoros aber auch mit seinem Vater Telekles an einem Werke gemeinschaftlich thätig gewesen sein, und die Angabe des Diodor und Athenagoras würde demnach wenigstens theilweise auf Wahrheit beruhen. Für die angege- bene Zeit passt endlich auch die Verbindung mit Smilis, dem Zeitgenossen der Schüler des Dipoenos und Skyllis, welche schon früher berührt worden ist.
Von den Werken des Rhoekos und Theodoros ist ein Theil schon in den bisherigen Erörterungen erwähnt worden. Zur bessern Uebersicht wird aber auch eine Wiederholung in syste- matischer Anordnung nicht überflüssig sein. Wir beginnen mit den architektonischen:
1) Das lemnische Labyrinth bauten sie in Gemein- schaft mit Smilis. Es befanden sich an demselben 150 Säulen, die bei der Bearbeitung vermittelst eines Mechanismus gedreht wurden, zu dessen Bewegung die Kraft eines Knaben hin-
1) Plin. 7, 37—38. Dion. Hal. IV, 25. Strab. l. l. Vitr. VII, praef. §. 16. coll. 12.
2) I, 92.
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ter der Leitung des Chersiphron, wie Plinius sagt, von ganz
Asien, wie richtiger Dionys von Halikarnass, von den Ioniern
Kleinasiens errichtet ward 1). Wenn nun Herodot 2) erzählt,
die meisten Säulen rührten von Kroesus her, so erklärt sich
dieser Umstand leicht so, dass der Tempel von den Ioniern
begonnen ward, ehe sie mit Kroesus in Krieg geriethen, die-
ser aber nach ihrer Besiegung den Bau fortführte. Es dürfte
freilich bei der Heiligkeit des Zwecks auch nicht auffallen,
wenn etwa Kroesus vor Beginn des Krieges die Säulen den
Ioniern zum Geschenk gemacht hätte. Doch würden wir auch
hieraus nichts bestimmtes über den Beginn des Baues folgern
können, wüssten wir nicht, dass das Gebälk auf den Säulen
von Metagenes, dem Sohne des ersten Architekten Chersi-
phron, errichtet wurde 3), woraus sich ergiebt, dass der Tem-
pel kaum so lange vor Kroesus begonnen sein konnte, als der
Vater im Alter vom Sohne entfernt steht, d. i. also etwa Ol. 50.
Sonach treffen alle Bestimmungen auf die Zeit zwischen
Ol. 50—60 zusammen, und damals also wird Rhoekos in Ge-
meinschaft mit Theodoros gearbeitet haben, vielleicht so, dass
er als der ältere ursprünglich der Lehrer des zweiten war
und darum später aus Missverständniss für den Vater gehalten
ward. Ebenso konnte Theodoros aber auch mit seinem Vater
Telekles an einem Werke gemeinschaftlich thätig gewesen sein,
und die Angabe des Diodor und Athenagoras würde demnach
wenigstens theilweise auf Wahrheit beruhen. Für die angege-
bene Zeit passt endlich auch die Verbindung mit Smilis, dem
Zeitgenossen der Schüler des Dipoenos und Skyllis, welche
schon früher berührt worden ist.
Von den Werken des Rhoekos und Theodoros ist ein Theil
schon in den bisherigen Erörterungen erwähnt worden. Zur
bessern Uebersicht wird aber auch eine Wiederholung in syste-
matischer Anordnung nicht überflüssig sein. Wir beginnen
mit den architektonischen:
1) Das lemnische Labyrinth bauten sie in Gemein-
schaft mit Smilis. Es befanden sich an demselben 150 Säulen,
die bei der Bearbeitung vermittelst eines Mechanismus gedreht
wurden, zu dessen Bewegung die Kraft eines Knaben hin-
1) Plin. 7, 37—38. Dion. Hal. IV, 25. Strab. l. l. Vitr. VII, praef. §. 16.
coll. 12.
2) I, 92.
3) Vitr. X, 2, 12.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/47>, abgerufen am 09.11.2024.
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