auch in dem betreffenden Abschnitte (33, 155) angeführt, aus welchem wir ausserdem (der Bamberger Handschrift zufolge) Kyzikos als Vaterstadt des Künstlers kennen lernen. Seinen Ruhm in der Toreutik bestätigt Athenaeus (XI, p. 782 B), in- dem er ihm unter den sechs berühmtesten Künstlern dieser Klasse eine Stelle anweist.
Phyromachos. Der Name dieses Künstlers lautet auch in den besten Handschriften des Plinius Pyromachos; doch scheint vor dieser ungewohnten Form die gebräuchlichere Phy- romachos den Vorzug zu verdienen 1). Zwar führt Plinius einen Künstler dieses Namens auch unter den Erzbildnern der 121sten Olympiade an: 34, 51. Doch beruht diese Angabe möglicherweise auf einem Irrthume; wo nicht, so müssten wir von dem für Attalos thätigen Künstler einen früheren gleich- namigen unterscheiden. Dem pergamenischen Künstler dürfen wir mit Sicherheit ein vorzügliches Bild des Asklepios beilegen, welches Prusias später von Pergamos wegführte 2). Perga- menische Münzen, auf welchen man eine Nachbildung dieser Statue vermuthet 3), zeigen uns den Gott in der bekanntesten Darstellungsweise stehend gebildet; wie der Typus auch wohl schon vor der Zeit des Phyromachos sich festgestellt haben mochte. -- Wahrscheinlich desselben Künstlers Werk war auch ein von Anaxagoras geweihter knieender Priap, auf wel- chen sich ein Epigramm des Apollonidas bezieht 4). Zwar meint Schöll 5): Anaxagoras möge der bekannte Philosoph sein, welcher sich die letzten Jahre seines Lebens in Lam- psakos aufhielt, wo Priap besonders verehrt ward; und in die- sem Falle könne sein Weihgeschenk ein Werk des Atheners Phyromachos sein, welcher am Fries des Erechtheum um Ol. 93 beschäftigt war. Allein Anaxagoras starb schon Ol. 88, 1, während der athenische Künstler zwanzig Jahre später in einer kaum selbstständigen Stellung erscheint. -- Als Schüler des Phyromachos nennt Plinius (35, 146) einen Maler Milon aus Soli, woraus hervorzugehen scheint, dass auch er selbst in der Malerei tüchtig war.
1) Keil anall. epigr. p. 209; Bergk, Ztschr. f. Altw. 1844, S. 273.
2) Polyb. fragm. lib. 32, c. 25; Diodor exc. lib. 31, p. 508; Suidas, s. v. Prousias.
3) Müll. u. Oest. Denkm. I, T. 48, Fig. 219.
4) Anall. II, p. 134, n. 9.
5) Mitth. S. 125.
auch in dem betreffenden Abschnitte (33, 155) angeführt, aus welchem wir ausserdem (der Bamberger Handschrift zufolge) Kyzikos als Vaterstadt des Künstlers kennen lernen. Seinen Ruhm in der Toreutik bestätigt Athenaeus (XI, p. 782 B), in- dem er ihm unter den sechs berühmtesten Künstlern dieser Klasse eine Stelle anweist.
Phyromachos. Der Name dieses Künstlers lautet auch in den besten Handschriften des Plinius Pyromachos; doch scheint vor dieser ungewohnten Form die gebräuchlichere Phy- romachos den Vorzug zu verdienen 1). Zwar führt Plinius einen Künstler dieses Namens auch unter den Erzbildnern der 121sten Olympiade an: 34, 51. Doch beruht diese Angabe möglicherweise auf einem Irrthume; wo nicht, so müssten wir von dem für Attalos thätigen Künstler einen früheren gleich- namigen unterscheiden. Dem pergamenischen Künstler dürfen wir mit Sicherheit ein vorzügliches Bild des Asklepios beilegen, welches Prusias später von Pergamos wegführte 2). Perga- menische Münzen, auf welchen man eine Nachbildung dieser Statue vermuthet 3), zeigen uns den Gott in der bekanntesten Darstellungsweise stehend gebildet; wie der Typus auch wohl schon vor der Zeit des Phyromachos sich festgestellt haben mochte. — Wahrscheinlich desselben Künstlers Werk war auch ein von Anaxagoras geweihter knieender Priap, auf wel- chen sich ein Epigramm des Apollonidas bezieht 4). Zwar meint Schöll 5): Anaxagoras möge der bekannte Philosoph sein, welcher sich die letzten Jahre seines Lebens in Lam- psakos aufhielt, wo Priap besonders verehrt ward; und in die- sem Falle könne sein Weihgeschenk ein Werk des Atheners Phyromachos sein, welcher am Fries des Erechtheum um Ol. 93 beschäftigt war. Allein Anaxagoras starb schon Ol. 88, 1, während der athenische Künstler zwanzig Jahre später in einer kaum selbstständigen Stellung erscheint. — Als Schüler des Phyromachos nennt Plinius (35, 146) einen Maler Milon aus Soli, woraus hervorzugehen scheint, dass auch er selbst in der Malerei tüchtig war.
1) Keil anall. epigr. p. 209; Bergk, Ztschr. f. Altw. 1844, S. 273.
2) Polyb. fragm. lib. 32, c. 25; Diodor exc. lib. 31, p. 508; Suidas, s. v. Προυσίας.
3) Müll. u. Oest. Denkm. I, T. 48, Fig. 219.
4) Anall. II, p. 134, n. 9.
5) Mitth. S. 125.
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Ruhm in der Toreutik bestätigt Athenaeus (XI, p. 782 B), in-
dem er ihm unter den sechs berühmtesten Künstlern dieser
Klasse eine Stelle anweist.
Phyromachos. Der Name dieses Künstlers lautet auch
in den besten Handschriften des Plinius Pyromachos; doch
scheint vor dieser ungewohnten Form die gebräuchlichere Phy-
romachos den Vorzug zu verdienen 1). Zwar führt Plinius
einen Künstler dieses Namens auch unter den Erzbildnern der
121sten Olympiade an: 34, 51. Doch beruht diese Angabe
möglicherweise auf einem Irrthume; wo nicht, so müssten wir
von dem für Attalos thätigen Künstler einen früheren gleich-
namigen unterscheiden. Dem pergamenischen Künstler dürfen
wir mit Sicherheit ein vorzügliches Bild des Asklepios beilegen,
welches Prusias später von Pergamos wegführte 2). Perga-
menische Münzen, auf welchen man eine Nachbildung dieser
Statue vermuthet 3), zeigen uns den Gott in der bekanntesten
Darstellungsweise stehend gebildet; wie der Typus auch wohl
schon vor der Zeit des Phyromachos sich festgestellt haben
mochte. — Wahrscheinlich desselben Künstlers Werk war
auch ein von Anaxagoras geweihter knieender Priap, auf wel-
chen sich ein Epigramm des Apollonidas bezieht 4). Zwar
meint Schöll 5): Anaxagoras möge der bekannte Philosoph
sein, welcher sich die letzten Jahre seines Lebens in Lam-
psakos aufhielt, wo Priap besonders verehrt ward; und in die-
sem Falle könne sein Weihgeschenk ein Werk des Atheners
Phyromachos sein, welcher am Fries des Erechtheum um Ol.
93 beschäftigt war. Allein Anaxagoras starb schon Ol. 88, 1,
während der athenische Künstler zwanzig Jahre später in
einer kaum selbstständigen Stellung erscheint. — Als Schüler
des Phyromachos nennt Plinius (35, 146) einen Maler Milon
aus Soli, woraus hervorzugehen scheint, dass auch er selbst
in der Malerei tüchtig war.
1) Keil anall. epigr. p. 209; Bergk, Ztschr. f. Altw. 1844, S. 273.
2) Polyb. fragm. lib. 32, c. 25; Diodor exc. lib. 31, p. 508; Suidas, s. v.
Προυσίας.
3) Müll. u. Oest. Denkm. I, T. 48, Fig. 219.
4) Anall. II,
p. 134, n. 9.
5) Mitth. S. 125.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/456>, abgerufen am 25.11.2024.
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