Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

in derselben Schule die verschiedensten Meinungen sich ge-
genüberstehen. Thiersch 1), und nach ihm Sillig und Ross 2),
rücken den Anfang dieser Schule bis gegen den Anfang der
Olympiaden zurück, und lassen mit einer Unterbrechung ihre
Thätigkeit bis in die funfziger Olympiaden dauern. Müller 3)
dagegen zieht die ganze Schule in drei Generationen zwischen
Ol. 40--60 zusammen.

[Spaltenumbruch]

Thiersch:
Rhoekos
|
Theodoros, Telekles
Telekles
|
Theodoros

[Spaltenumbruch]

Müller:
Rhoekos
|
Theodoros, Telekles
|
Theodoros

Ich habe früher 4) die Müller'sche Genealogie als die rich-
tige vertheidigt, glaube jedoch jetzt eine ganz neue, davon
abweichende Ansicht aufstellen zu müssen. Prüfen wir zu-
nächst unsere Quellen über die einzelnen Personen. Rhoekos
wird einstimmig Sohn des Phileas genannt 5) Herodot kennt
ausserdem den Samier Theodoros, des Telekles Sohn 6). Eben
so nennt Pausanias wiederholt, so wie Tzetzes 7), Theodoros,
des Telekles Sohn, und Pausanias stellt diesen ausdrücklich
immer mit Rhoekos als Erfinder des Erzgusses zusammen.
Während nun auch Plinius 8) nur einen Theodoros kennt, der
mit Smilis und Rhoekos arbeitet, ferner Athenaeus 9) und Hime-
rius 10) nur von einem Theodoros, dem Samier, wissen, er-
zählte Diodor 11) eine fabelhafte Geschichte von einem Apoll
des Telekles und Theodoros, den Söhnen des Rhoekos, und
Athenagoras 12) nennt eben diesen Apoll ein Werk des Theo-
doros und Telekles, jedoch ohne Erwähnung des Vaters. End-
lich spricht Diogenes Laertius 13) von einem Theodoros, Sohne
des Rhoekos, obwohl Hesychius Milesius 14), dessen Worte sonst
mit Diogenes übereinstimmen, die Angabe des Vaters weglässt.

1) Ep. Not. S. 56 flgd.
2) Egkh. arkh. §. 78.
3) Handb. d. Arch.
§. 69.
4) Artif. lib. Graec. temp. p. 3. sqq.
5) Herod. III, 60. Paus. VIII,
14, 5; IX, 41, 1; X, 38, 3.
6) I, 51 Theodorou tou Samiou III, 41 Theo-
dorou tou Telekleos Samiou.
7) Chil. VII. 121. v. 212.
8) 7, 198; 34,
83; 35, 152; 36, 90.
9) XII. p. 514 F.
10) ap. Phot. p. 612 Hoeschel.
11) I, 98.
12) leg. pr. Chr. p. 61.
13) II. s. 104.
14) de viris illustr.

in derselben Schule die verschiedensten Meinungen sich ge-
genüberstehen. Thiersch 1), und nach ihm Sillig und Ross 2),
rücken den Anfang dieser Schule bis gegen den Anfang der
Olympiaden zurück, und lassen mit einer Unterbrechung ihre
Thätigkeit bis in die funfziger Olympiaden dauern. Müller 3)
dagegen zieht die ganze Schule in drei Generationen zwischen
Ol. 40—60 zusammen.

[Spaltenumbruch]

Thiersch:
Rhoekos
|
Theodoros, Telekles
Telekles
|
Theodoros

[Spaltenumbruch]

Müller:
Rhoekos
|
Theodoros, Telekles
|
Theodoros

Ich habe früher 4) die Müller’sche Genealogie als die rich-
tige vertheidigt, glaube jedoch jetzt eine ganz neue, davon
abweichende Ansicht aufstellen zu müssen. Prüfen wir zu-
nächst unsere Quellen über die einzelnen Personen. Rhoekos
wird einstimmig Sohn des Phileas genannt 5) Herodot kennt
ausserdem den Samier Theodoros, des Telekles Sohn 6). Eben
so nennt Pausanias wiederholt, so wie Tzetzes 7), Theodoros,
des Telekles Sohn, und Pausanias stellt diesen ausdrücklich
immer mit Rhoekos als Erfinder des Erzgusses zusammen.
Während nun auch Plinius 8) nur einen Theodoros kennt, der
mit Smilis und Rhoekos arbeitet, ferner Athenaeus 9) und Hime-
rius 10) nur von einem Theodoros, dem Samier, wissen, er-
zählte Diodor 11) eine fabelhafte Geschichte von einem Apoll
des Telekles und Theodoros, den Söhnen des Rhoekos, und
Athenagoras 12) nennt eben diesen Apoll ein Werk des Theo-
doros und Telekles, jedoch ohne Erwähnung des Vaters. End-
lich spricht Diogenes Laërtius 13) von einem Theodoros, Sohne
des Rhoekos, obwohl Hesychius Milesius 14), dessen Worte sonst
mit Diogenes übereinstimmen, die Angabe des Vaters weglässt.

1) Ep. Not. S. 56 flgd.
2) Ἐγχ. ἀρχ. §. 78.
3) Handb. d. Arch.
§. 69.
4) Artif. lib. Graec. temp. p. 3. sqq.
5) Herod. III, 60. Paus. VIII,
14, 5; IX, 41, 1; X, 38, 3.
6) I, 51 Θεοδώρου τοῦ Σαμίου III, 41 Θεο-
δώρου τοῦ Τηλεκλέος Σαμίου.
7) Chil. VII. 121. v. 212.
8) 7, 198; 34,
83; 35, 152; 36, 90.
9) XII. p. 514 F.
10) ap. Phot. p. 612 Hoeschel.
11) I, 98.
12) leg. pr. Chr. p. 61.
13) II. s. 104.
14) de viris illustr.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0044" n="31"/>
in derselben Schule die verschiedensten Meinungen sich ge-<lb/>
genüberstehen. Thiersch <note place="foot" n="1)">Ep. Not. S. 56 flgd.</note>, und nach ihm Sillig und Ross <note place="foot" n="2)">&#x1F18;&#x03B3;&#x03C7;. &#x1F00;&#x03C1;&#x03C7;. §. 78.</note>,<lb/>
rücken den Anfang dieser Schule bis gegen den Anfang der<lb/>
Olympiaden zurück, und lassen mit einer Unterbrechung ihre<lb/>
Thätigkeit bis in die funfziger Olympiaden dauern. Müller <note place="foot" n="3)">Handb. d. Arch.<lb/>
§. 69.</note><lb/>
dagegen zieht die ganze Schule in drei Generationen zwischen<lb/>
Ol. 40&#x2014;60 zusammen.</p><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#g">Thiersch:</hi><lb/>
Rhoekos<lb/>
|<lb/>
Theodoros, Telekles<lb/>
Telekles<lb/>
|<lb/>
Theodoros<lb/></p>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#g">Müller:</hi><lb/>
Rhoekos<lb/>
|<lb/>
Theodoros, Telekles<lb/>
|<lb/>
Theodoros</p><lb/>
            <p>Ich habe früher <note place="foot" n="4)">Artif. lib. Graec. temp. p. 3. sqq.</note> die Müller&#x2019;sche Genealogie als die rich-<lb/>
tige vertheidigt, glaube jedoch jetzt eine ganz neue, davon<lb/>
abweichende Ansicht aufstellen zu müssen. Prüfen wir zu-<lb/>
nächst unsere Quellen über die einzelnen Personen. Rhoekos<lb/>
wird einstimmig Sohn des Phileas genannt <note place="foot" n="5)">Herod. III, 60. Paus. VIII,<lb/>
14, 5; IX, 41, 1; X, 38, 3.</note> Herodot kennt<lb/>
ausserdem den Samier Theodoros, des Telekles Sohn <note place="foot" n="6)">I, 51 &#x0398;&#x03B5;&#x03BF;&#x03B4;&#x03CE;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C5; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03A3;&#x03B1;&#x03BC;&#x03AF;&#x03BF;&#x03C5; III, 41 &#x0398;&#x03B5;&#x03BF;-<lb/>
&#x03B4;&#x03CE;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C5; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03A4;&#x03B7;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BA;&#x03BB;&#x03AD;&#x03BF;&#x03C2; &#x03A3;&#x03B1;&#x03BC;&#x03AF;&#x03BF;&#x03C5;.</note>. Eben<lb/>
so nennt Pausanias wiederholt, so wie Tzetzes <note place="foot" n="7)">Chil. VII. 121. v. 212.</note>, Theodoros,<lb/>
des Telekles Sohn, und Pausanias stellt diesen ausdrücklich<lb/>
immer mit Rhoekos als Erfinder des Erzgusses zusammen.<lb/>
Während nun auch Plinius <note place="foot" n="8)">7, 198; 34,<lb/>
83; 35, 152; 36, 90.</note> nur <hi rendition="#g">einen</hi> Theodoros kennt, der<lb/>
mit Smilis und Rhoekos arbeitet, ferner Athenaeus <note place="foot" n="9)">XII. p. 514 F.</note> und Hime-<lb/>
rius <note place="foot" n="10)">ap. Phot. p. 612 Hoeschel.</note> nur von <hi rendition="#g">einem</hi> Theodoros, dem Samier, wissen, er-<lb/>
zählte Diodor <note place="foot" n="11)">I, 98.</note> eine fabelhafte Geschichte von einem Apoll<lb/>
des Telekles und Theodoros, den Söhnen des Rhoekos, und<lb/>
Athenagoras <note place="foot" n="12)">leg. pr. Chr. p. 61.</note> nennt eben diesen Apoll ein Werk des Theo-<lb/>
doros und Telekles, jedoch ohne Erwähnung des Vaters. End-<lb/>
lich spricht Diogenes Laërtius <note place="foot" n="13)">II. s. 104.</note> von einem Theodoros, Sohne<lb/>
des Rhoekos, obwohl Hesychius Milesius <note place="foot" n="14)">de viris illustr.</note>, dessen Worte sonst<lb/>
mit Diogenes übereinstimmen, die Angabe des Vaters weglässt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0044] in derselben Schule die verschiedensten Meinungen sich ge- genüberstehen. Thiersch 1), und nach ihm Sillig und Ross 2), rücken den Anfang dieser Schule bis gegen den Anfang der Olympiaden zurück, und lassen mit einer Unterbrechung ihre Thätigkeit bis in die funfziger Olympiaden dauern. Müller 3) dagegen zieht die ganze Schule in drei Generationen zwischen Ol. 40—60 zusammen. Thiersch: Rhoekos | Theodoros, Telekles Telekles | Theodoros Müller: Rhoekos | Theodoros, Telekles | Theodoros Ich habe früher 4) die Müller’sche Genealogie als die rich- tige vertheidigt, glaube jedoch jetzt eine ganz neue, davon abweichende Ansicht aufstellen zu müssen. Prüfen wir zu- nächst unsere Quellen über die einzelnen Personen. Rhoekos wird einstimmig Sohn des Phileas genannt 5) Herodot kennt ausserdem den Samier Theodoros, des Telekles Sohn 6). Eben so nennt Pausanias wiederholt, so wie Tzetzes 7), Theodoros, des Telekles Sohn, und Pausanias stellt diesen ausdrücklich immer mit Rhoekos als Erfinder des Erzgusses zusammen. Während nun auch Plinius 8) nur einen Theodoros kennt, der mit Smilis und Rhoekos arbeitet, ferner Athenaeus 9) und Hime- rius 10) nur von einem Theodoros, dem Samier, wissen, er- zählte Diodor 11) eine fabelhafte Geschichte von einem Apoll des Telekles und Theodoros, den Söhnen des Rhoekos, und Athenagoras 12) nennt eben diesen Apoll ein Werk des Theo- doros und Telekles, jedoch ohne Erwähnung des Vaters. End- lich spricht Diogenes Laërtius 13) von einem Theodoros, Sohne des Rhoekos, obwohl Hesychius Milesius 14), dessen Worte sonst mit Diogenes übereinstimmen, die Angabe des Vaters weglässt. 1) Ep. Not. S. 56 flgd. 2) Ἐγχ. ἀρχ. §. 78. 3) Handb. d. Arch. §. 69. 4) Artif. lib. Graec. temp. p. 3. sqq. 5) Herod. III, 60. Paus. VIII, 14, 5; IX, 41, 1; X, 38, 3. 6) I, 51 Θεοδώρου τοῦ Σαμίου III, 41 Θεο- δώρου τοῦ Τηλεκλέος Σαμίου. 7) Chil. VII. 121. v. 212. 8) 7, 198; 34, 83; 35, 152; 36, 90. 9) XII. p. 514 F. 10) ap. Phot. p. 612 Hoeschel. 11) I, 98. 12) leg. pr. Chr. p. 61. 13) II. s. 104. 14) de viris illustr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/44
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/44>, abgerufen am 24.11.2024.