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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Euthykrates,
der dritte, und nach Plinius (34, 66) der bedeutendste der
Söhne und Schüler Lysipp's, aber im Charakter von ihm ver-
schieden: denn "er wollte seinen Vater mehr in der Beharr-
lichkeit, als in der Eleganz nachahmen, und lieber in einer
ernsten, als anmuthigen Richtung gefallen" (constantiam potius
imitatus patris quam elegantiam, austero maluit genere quam
iucundo placere). In der hierauf folgenden Anführung seiner
Werke herrscht leider einige Verwirrung, die manche Einzeln-
heiten schwankend erscheinen lassen muss. Zuerst nennt Pli-
nius einen Herakles zu Delphi und einen Alexander; sodann
(nach der früheren Lesart) Thespin venatorem et Thespiadas,
proelium equestre; doch bietet hier die Bamberger Handschrift
Thespis, was auf Thespiis führt, und lässt Thespiadas ganz
weg, weshalb wir es als ein Glossem betrachten dürfen. So
bleibt: zu Thespiae ein Jäger und ein Reitertreffen; von wel-
cher Art, wird nicht näher angegeben. Es folgen (ebenfalls
nach der Vulgate): simulacrum Trophonii ad oraculum, quadri-
gas Medeae complures, equum cum fiscinis, canes venantium.
Hier ist zuerst aus der Bamberger Handschrift nach simula-
crum hinzuzufügen: ipsum. Dass durch diesen Zusatz das
eigentliche Tempelbild bezeichnet werden solle, wie Sillig in
seiner neuen Ausgabe des Plinius meint, muss deshalb zwei-
felhaft erscheinen, weil dieses von Pausanias (IX, 39, 3) ein
Werk des Praxiteles genannt wird. Es soll also wohl nur be-
tont werden, dass das Bild den Trophonios selbst, nicht eine
andere bei seinem Orakel mit einer Statue geehrte Person dar-
stellte. Die Schwierigkeiten, welche Medeae der Erklärung
bietet, fallen weg, indem die Bamberger Handschrift dieses
Wort auslässt. Es konnte, wie Sillig meint, aus einem Glos-
sem, Lebadeae, wie v. Jan, aus in aede eius (medei in einer
Vossischen Handschrift aus in ede ei') entstanden sein. Was
wir endlich unter dem equus cum fiscinis, einem Pferde mit
Körben, oder, wie ein Theil der Handschriften cum fuscinis,
mit Gabeln, zu denken haben, vermag ich nicht anzugeben.
Dass der Zusatz von irgend einem Parergon hergenommen
und nur bestimmt sei, das Pferd dadurch, als durch einen
Beinamen, näher zu bezeichnen, wie Sillig vermuthet, ist al-
lerdings möglich; aber die Schwierigkeit selbst wird dadurch
eigentlich nicht gelöst. -- Ausser Plinius nennt nur Tatian

Euthykrates,
der dritte, und nach Plinius (34, 66) der bedeutendste der
Söhne und Schüler Lysipp’s, aber im Charakter von ihm ver-
schieden: denn „er wollte seinen Vater mehr in der Beharr-
lichkeit, als in der Eleganz nachahmen, und lieber in einer
ernsten, als anmuthigen Richtung gefallen” (constantiam potius
imitatus patris quam elegantiam, austero maluit genere quam
iucundo placere). In der hierauf folgenden Anführung seiner
Werke herrscht leider einige Verwirrung, die manche Einzeln-
heiten schwankend erscheinen lassen muss. Zuerst nennt Pli-
nius einen Herakles zu Delphi und einen Alexander; sodann
(nach der früheren Lesart) Thespin venatorem et Thespiadas,
proelium equestre; doch bietet hier die Bamberger Handschrift
Thespis, was auf Thespiis führt, und lässt Thespiadas ganz
weg, weshalb wir es als ein Glossem betrachten dürfen. So
bleibt: zu Thespiae ein Jäger und ein Reitertreffen; von wel-
cher Art, wird nicht näher angegeben. Es folgen (ebenfalls
nach der Vulgate): simulacrum Trophonii ad oraculum, quadri-
gas Medeae complures, equum cum fiscinis, canes venantium.
Hier ist zuerst aus der Bamberger Handschrift nach simula-
crum hinzuzufügen: ipsum. Dass durch diesen Zusatz das
eigentliche Tempelbild bezeichnet werden solle, wie Sillig in
seiner neuen Ausgabe des Plinius meint, muss deshalb zwei-
felhaft erscheinen, weil dieses von Pausanias (IX, 39, 3) ein
Werk des Praxiteles genannt wird. Es soll also wohl nur be-
tont werden, dass das Bild den Trophonios selbst, nicht eine
andere bei seinem Orakel mit einer Statue geehrte Person dar-
stellte. Die Schwierigkeiten, welche Medeae der Erklärung
bietet, fallen weg, indem die Bamberger Handschrift dieses
Wort auslässt. Es konnte, wie Sillig meint, aus einem Glos-
sem, Lebadeae, wie v. Jan, aus in aede eius (medei in einer
Vossischen Handschrift aus in ede ei’) entstanden sein. Was
wir endlich unter dem equus cum fiscinis, einem Pferde mit
Körben, oder, wie ein Theil der Handschriften cum fuscinis,
mit Gabeln, zu denken haben, vermag ich nicht anzugeben.
Dass der Zusatz von irgend einem Parergon hergenommen
und nur bestimmt sei, das Pferd dadurch, als durch einen
Beinamen, näher zu bezeichnen, wie Sillig vermuthet, ist al-
lerdings möglich; aber die Schwierigkeit selbst wird dadurch
eigentlich nicht gelöst. — Ausser Plinius nennt nur Tatian

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[409/0422] Euthykrates, der dritte, und nach Plinius (34, 66) der bedeutendste der Söhne und Schüler Lysipp’s, aber im Charakter von ihm ver- schieden: denn „er wollte seinen Vater mehr in der Beharr- lichkeit, als in der Eleganz nachahmen, und lieber in einer ernsten, als anmuthigen Richtung gefallen” (constantiam potius imitatus patris quam elegantiam, austero maluit genere quam iucundo placere). In der hierauf folgenden Anführung seiner Werke herrscht leider einige Verwirrung, die manche Einzeln- heiten schwankend erscheinen lassen muss. Zuerst nennt Pli- nius einen Herakles zu Delphi und einen Alexander; sodann (nach der früheren Lesart) Thespin venatorem et Thespiadas, proelium equestre; doch bietet hier die Bamberger Handschrift Thespis, was auf Thespiis führt, und lässt Thespiadas ganz weg, weshalb wir es als ein Glossem betrachten dürfen. So bleibt: zu Thespiae ein Jäger und ein Reitertreffen; von wel- cher Art, wird nicht näher angegeben. Es folgen (ebenfalls nach der Vulgate): simulacrum Trophonii ad oraculum, quadri- gas Medeae complures, equum cum fiscinis, canes venantium. Hier ist zuerst aus der Bamberger Handschrift nach simula- crum hinzuzufügen: ipsum. Dass durch diesen Zusatz das eigentliche Tempelbild bezeichnet werden solle, wie Sillig in seiner neuen Ausgabe des Plinius meint, muss deshalb zwei- felhaft erscheinen, weil dieses von Pausanias (IX, 39, 3) ein Werk des Praxiteles genannt wird. Es soll also wohl nur be- tont werden, dass das Bild den Trophonios selbst, nicht eine andere bei seinem Orakel mit einer Statue geehrte Person dar- stellte. Die Schwierigkeiten, welche Medeae der Erklärung bietet, fallen weg, indem die Bamberger Handschrift dieses Wort auslässt. Es konnte, wie Sillig meint, aus einem Glos- sem, Lebadeae, wie v. Jan, aus in aede eius (medei in einer Vossischen Handschrift aus in ede ei’) entstanden sein. Was wir endlich unter dem equus cum fiscinis, einem Pferde mit Körben, oder, wie ein Theil der Handschriften cum fuscinis, mit Gabeln, zu denken haben, vermag ich nicht anzugeben. Dass der Zusatz von irgend einem Parergon hergenommen und nur bestimmt sei, das Pferd dadurch, als durch einen Beinamen, näher zu bezeichnen, wie Sillig vermuthet, ist al- lerdings möglich; aber die Schwierigkeit selbst wird dadurch eigentlich nicht gelöst. — Ausser Plinius nennt nur Tatian

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/422>, abgerufen am 24.11.2024.