Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

einer unbezweifelten Erwähnung des Pausanias bekannt: V,
17, 1. Lehrer des Kleon aus Sikyon nämlich war Antiphanes,
ein Künstler aus der Schule des Periklytos, der wiederum den
älteren Polyklet zum Lehrer hatte. -- Von

Antiphanes

aus Argos, dem Schüler des Periklytos, führt Pausanias drei
Werke an, die sich sämmtlich in Delphi befanden: X, 9. Die
Dioskuren unter dem grossen Weihgeschenke der Lakedae-
monier sind bereits angeführt, und zeigen, dass der Künstler
schon gegen Ol. 94 thätig war. Das zweite Werk (§. 6.) war
ein Bild des trojanischen Pferdes aus Erz, welches die
Argiver wegen des Sieges über die Lakedaemonier bei Thyrea
aufgestellt hatten. Pausanias nennt unter Hinweisung auf ein
Orakel der Sibylle diesen Sieg zweifelhaft und unentschieden,
indem er wahrscheinlich an jenen Kampf der 58sten Olympiade
dachte, welcher durch Othryades berühmt geworden ist. Al-
lein Thucydides berichtet VI, 95, dass die Argiver Ol. 91, 3
in das benachbarte thyreatische Gebiet einfielen und den La-
kedaemoniern viele Beute abnahmen, welche für nicht weniger
als 25 Talente verkauft wurde. Auf diesen späteren Sieg wird
also das Bronzepferd des Antiphanes sich beziehen. Aufgestellt
wurde es indessen vielleicht erst einige Jahre später, sofern
die chronologischen Berechnungen über das dritte Werk des
Künstlers richtig sind. Wir lassen jedoch hier zuerst die aus-
führliche Beschreibung desselben folgen, §. 3.: "Die Weih-
geschenke der Tegeaten
wegen der Lakedaemonier beste-
hen in Apollo und Nike, und einheimischen Heroen, nemlich
Kallisto, der Tochter des Lykaon, und Arkas, welcher dem
Lande den Namen gegeben hat, den Söhnen des Arkas, Elatos,
Apheidas und Azan, dazu auch Triphylos, endlich Erasos, des
Triphylos Sohne. Von diesen Bildern machte Pausanias von
Apollonia den Apollo und die Kallisto; die Nike und des Arkas
Bild Daedalos aus Sikyon; den Triphylos und Azan der Arka-
der Samolas; Antiphanes aus Argos den Elatos, Apheidas und
Erasos. Diese Geschenke weiheten die Tegeaten nach Delphi,
als sie die Lakedaemonier, welche gegen sie gezogen waren,
zu Gefangenen gemacht hatten." Die letzten Worte scheinen
auf die Niederlage anzuspielen, welche die Lakedaemonier un-
ter Charilaos, also vor Beginn der Olympiaden, bei Tegea

einer unbezweifelten Erwähnung des Pausanias bekannt: V,
17, 1. Lehrer des Kleon aus Sikyon nämlich war Antiphanes,
ein Künstler aus der Schule des Periklytos, der wiederum den
älteren Polyklet zum Lehrer hatte. — Von

Antiphanes

aus Argos, dem Schüler des Periklytos, führt Pausanias drei
Werke an, die sich sämmtlich in Delphi befanden: X, 9. Die
Dioskuren unter dem grossen Weihgeschenke der Lakedae-
monier sind bereits angeführt, und zeigen, dass der Künstler
schon gegen Ol. 94 thätig war. Das zweite Werk (§. 6.) war
ein Bild des trojanischen Pferdes aus Erz, welches die
Argiver wegen des Sieges über die Lakedaemonier bei Thyrea
aufgestellt hatten. Pausanias nennt unter Hinweisung auf ein
Orakel der Sibylle diesen Sieg zweifelhaft und unentschieden,
indem er wahrscheinlich an jenen Kampf der 58sten Olympiade
dachte, welcher durch Othryades berühmt geworden ist. Al-
lein Thucydides berichtet VI, 95, dass die Argiver Ol. 91, 3
in das benachbarte thyreatische Gebiet einfielen und den La-
kedaemoniern viele Beute abnahmen, welche für nicht weniger
als 25 Talente verkauft wurde. Auf diesen späteren Sieg wird
also das Bronzepferd des Antiphanes sich beziehen. Aufgestellt
wurde es indessen vielleicht erst einige Jahre später, sofern
die chronologischen Berechnungen über das dritte Werk des
Künstlers richtig sind. Wir lassen jedoch hier zuerst die aus-
führliche Beschreibung desselben folgen, §. 3.: „Die Weih-
geschenke der Tegeaten
wegen der Lakedaemonier beste-
hen in Apollo und Nike, und einheimischen Heroen, nemlich
Kallisto, der Tochter des Lykaon, und Arkas, welcher dem
Lande den Namen gegeben hat, den Söhnen des Arkas, Elatos,
Apheidas und Azan, dazu auch Triphylos, endlich Erasos, des
Triphylos Sohne. Von diesen Bildern machte Pausanias von
Apollonia den Apollo und die Kallisto; die Nike und des Arkas
Bild Daedalos aus Sikyon; den Triphylos und Azan der Arka-
der Samolas; Antiphanes aus Argos den Elatos, Apheidas und
Erasos. Diese Geschenke weiheten die Tegeaten nach Delphi,
als sie die Lakedaemonier, welche gegen sie gezogen waren,
zu Gefangenen gemacht hatten.” Die letzten Worte scheinen
auf die Niederlage anzuspielen, welche die Lakedaemonier un-
ter Charilaos, also vor Beginn der Olympiaden, bei Tegea

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0296" n="283"/><hi rendition="#g">einer</hi> unbezweifelten Erwähnung des Pausanias bekannt: V,<lb/>
17, 1. Lehrer des Kleon aus Sikyon nämlich war Antiphanes,<lb/>
ein Künstler aus der Schule des Periklytos, der wiederum den<lb/>
älteren Polyklet zum Lehrer hatte. &#x2014; Von</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#g">Antiphanes</hi> </p><lb/>
            <p>aus Argos, dem Schüler des Periklytos, führt Pausanias drei<lb/>
Werke an, die sich sämmtlich in Delphi befanden: X, 9. Die<lb/><hi rendition="#g">Dioskuren</hi> unter dem grossen Weihgeschenke der Lakedae-<lb/>
monier sind bereits angeführt, und zeigen, dass der Künstler<lb/>
schon gegen Ol. 94 thätig war. Das zweite Werk (§. 6.) war<lb/>
ein Bild des <hi rendition="#g">trojanischen Pferdes</hi> aus Erz, welches die<lb/>
Argiver wegen des Sieges über die Lakedaemonier bei Thyrea<lb/>
aufgestellt hatten. Pausanias nennt unter Hinweisung auf ein<lb/>
Orakel der Sibylle diesen Sieg zweifelhaft und unentschieden,<lb/>
indem er wahrscheinlich an jenen Kampf der 58sten Olympiade<lb/>
dachte, welcher durch Othryades berühmt geworden ist. Al-<lb/>
lein Thucydides berichtet VI, 95, dass die Argiver Ol. 91, 3<lb/>
in das benachbarte thyreatische Gebiet einfielen und den La-<lb/>
kedaemoniern viele Beute abnahmen, welche für nicht weniger<lb/>
als 25 Talente verkauft wurde. Auf diesen späteren Sieg wird<lb/>
also das Bronzepferd des Antiphanes sich beziehen. Aufgestellt<lb/>
wurde es indessen vielleicht erst einige Jahre später, sofern<lb/>
die chronologischen Berechnungen über das dritte Werk des<lb/>
Künstlers richtig sind. Wir lassen jedoch hier zuerst die aus-<lb/>
führliche Beschreibung desselben folgen, §. 3.: &#x201E;Die <hi rendition="#g">Weih-<lb/>
geschenke der Tegeaten</hi> wegen der Lakedaemonier beste-<lb/>
hen in Apollo und Nike, und einheimischen Heroen, nemlich<lb/>
Kallisto, der Tochter des Lykaon, und Arkas, welcher dem<lb/>
Lande den Namen gegeben hat, den Söhnen des Arkas, Elatos,<lb/>
Apheidas und Azan, dazu auch Triphylos, endlich Erasos, des<lb/>
Triphylos Sohne. Von diesen Bildern machte Pausanias von<lb/>
Apollonia den Apollo und die Kallisto; die Nike und des Arkas<lb/>
Bild Daedalos aus Sikyon; den Triphylos und Azan der Arka-<lb/>
der Samolas; Antiphanes aus Argos den Elatos, Apheidas und<lb/>
Erasos. Diese Geschenke weiheten die Tegeaten nach Delphi,<lb/>
als sie die Lakedaemonier, welche gegen sie gezogen waren,<lb/>
zu Gefangenen gemacht hatten.&#x201D; Die letzten Worte scheinen<lb/>
auf die Niederlage anzuspielen, welche die Lakedaemonier un-<lb/>
ter Charilaos, also vor Beginn der Olympiaden, bei Tegea<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0296] einer unbezweifelten Erwähnung des Pausanias bekannt: V, 17, 1. Lehrer des Kleon aus Sikyon nämlich war Antiphanes, ein Künstler aus der Schule des Periklytos, der wiederum den älteren Polyklet zum Lehrer hatte. — Von Antiphanes aus Argos, dem Schüler des Periklytos, führt Pausanias drei Werke an, die sich sämmtlich in Delphi befanden: X, 9. Die Dioskuren unter dem grossen Weihgeschenke der Lakedae- monier sind bereits angeführt, und zeigen, dass der Künstler schon gegen Ol. 94 thätig war. Das zweite Werk (§. 6.) war ein Bild des trojanischen Pferdes aus Erz, welches die Argiver wegen des Sieges über die Lakedaemonier bei Thyrea aufgestellt hatten. Pausanias nennt unter Hinweisung auf ein Orakel der Sibylle diesen Sieg zweifelhaft und unentschieden, indem er wahrscheinlich an jenen Kampf der 58sten Olympiade dachte, welcher durch Othryades berühmt geworden ist. Al- lein Thucydides berichtet VI, 95, dass die Argiver Ol. 91, 3 in das benachbarte thyreatische Gebiet einfielen und den La- kedaemoniern viele Beute abnahmen, welche für nicht weniger als 25 Talente verkauft wurde. Auf diesen späteren Sieg wird also das Bronzepferd des Antiphanes sich beziehen. Aufgestellt wurde es indessen vielleicht erst einige Jahre später, sofern die chronologischen Berechnungen über das dritte Werk des Künstlers richtig sind. Wir lassen jedoch hier zuerst die aus- führliche Beschreibung desselben folgen, §. 3.: „Die Weih- geschenke der Tegeaten wegen der Lakedaemonier beste- hen in Apollo und Nike, und einheimischen Heroen, nemlich Kallisto, der Tochter des Lykaon, und Arkas, welcher dem Lande den Namen gegeben hat, den Söhnen des Arkas, Elatos, Apheidas und Azan, dazu auch Triphylos, endlich Erasos, des Triphylos Sohne. Von diesen Bildern machte Pausanias von Apollonia den Apollo und die Kallisto; die Nike und des Arkas Bild Daedalos aus Sikyon; den Triphylos und Azan der Arka- der Samolas; Antiphanes aus Argos den Elatos, Apheidas und Erasos. Diese Geschenke weiheten die Tegeaten nach Delphi, als sie die Lakedaemonier, welche gegen sie gezogen waren, zu Gefangenen gemacht hatten.” Die letzten Worte scheinen auf die Niederlage anzuspielen, welche die Lakedaemonier un- ter Charilaos, also vor Beginn der Olympiaden, bei Tegea

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/296
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/296>, abgerufen am 23.11.2024.