Körpers nachahmen, sondern auch auf den Ausdruck der See- lenthätigkeit sein Augenmerk richten müsse.
Unter den Schülern des Sokrates ist, zwar nicht als Künst- ler, aber als princeps forma in ea aetate 1) für die Kunst Al- kibiades von Bedeutung. Wir müssen seiner bei den folgenden vier Künstlern Erwähnung thun.
Nikeratos.
Er war nach Tatian 2) Athener von Geburt und Sohn des Euktemon. Plinius erwähnt zuerst 3) von ihm: Asklepios und Hygiea, welche sich zu Rom im Tempel der Concordia befanden; sodann 4) das Bild des Alkibiades und seiner Mut- ter Demarate, welche mit angezündeter Lampe opfert. Aus dem Zusatz Niceratus omnia quae ceteri aggressus scheint dem Zusammenhange nach zu folgen, dass er Portraitfiguren, Athleten, Philosophen u. a. bildete. Tatian nennt als seine Werke die Bilder der Telesilla und Glaukippe. Telesilla ist wahrscheinlich die argivische Dichterin, welche ihre Vater- stadt heldenmüthig gegen die spartanischen Könige Kleomenes und Demaratos vertheidigte 5). Pausanias 6) sah zu Argos ihr Bild in Relief: Bücher lagen vor ihren Füssen, und sie blickt auf den Helm in ihren Händen, den sie auf das Haupt zu setzen im Begriff ist. Wie sich zu dieser Darstellung das Werk des Nikeratos verhielt, vermögen wir nicht zu bestimmen. Glau- kippe, welche einen Elephanten geboren haben sollte, der auch in dem Erzbilde dargestellt war, ist nach der Vermu- thung Harduin's, Sillig's u. A. identisch mit Alkippe, von wel- cher Plinius 7) das nemliche Wunder berichtet. Freilich setzt das Chronicon Alexandrinum dasselbe in die Zeit Vespasians, was indessen leicht auf einem Misverständnisse beruhen kann.
Polykles.
Plinius nennt einen Polykles unter den Künstlern der 102ten, und einen andern unter denen der 156sten Olympiade: 34, 50 u. 51. Ja es stellt sich vielleicht die Nothwendigkeit heraus, noch einen dritten Künstler dieses Namens anzunehmen. Dar- über kann jedoch erst bei Gelegenheit des zweiten gehandelt werden. Dem älteren können wir nur ein einziges Werk mit Sicherheit beilegen, welches Sillig, wohl nur aus Versehen,
1) Plin. 36, 28.
2) ad Gr. 53, p. 115 ed. Worth.
3) 34, 80.
4) 34, 88.
5) vgl. Clinton fasti: Ol. 67, 3.
6) II, 20, 6.
7) VII, 35.
Körpers nachahmen, sondern auch auf den Ausdruck der See- lenthätigkeit sein Augenmerk richten müsse.
Unter den Schülern des Sokrates ist, zwar nicht als Künst- ler, aber als princeps forma in ea aetate 1) für die Kunst Al- kibiades von Bedeutung. Wir müssen seiner bei den folgenden vier Künstlern Erwähnung thun.
Nikeratos.
Er war nach Tatian 2) Athener von Geburt und Sohn des Euktemon. Plinius erwähnt zuerst 3) von ihm: Asklepios und Hygiea, welche sich zu Rom im Tempel der Concordia befanden; sodann 4) das Bild des Alkibiades und seiner Mut- ter Demarate, welche mit angezündeter Lampe opfert. Aus dem Zusatz Niceratus omnia quae ceteri aggressus scheint dem Zusammenhange nach zu folgen, dass er Portraitfiguren, Athleten, Philosophen u. a. bildete. Tatian nennt als seine Werke die Bilder der Telesilla und Glaukippe. Telesilla ist wahrscheinlich die argivische Dichterin, welche ihre Vater- stadt heldenmüthig gegen die spartanischen Könige Kleomenes und Demaratos vertheidigte 5). Pausanias 6) sah zu Argos ihr Bild in Relief: Bücher lagen vor ihren Füssen, und sie blickt auf den Helm in ihren Händen, den sie auf das Haupt zu setzen im Begriff ist. Wie sich zu dieser Darstellung das Werk des Nikeratos verhielt, vermögen wir nicht zu bestimmen. Glau- kippe, welche einen Elephanten geboren haben sollte, der auch in dem Erzbilde dargestellt war, ist nach der Vermu- thung Harduin’s, Sillig’s u. A. identisch mit Alkippe, von wel- cher Plinius 7) das nemliche Wunder berichtet. Freilich setzt das Chronicon Alexandrinum dasselbe in die Zeit Vespasians, was indessen leicht auf einem Misverständnisse beruhen kann.
Polykles.
Plinius nennt einen Polykles unter den Künstlern der 102ten, und einen andern unter denen der 156sten Olympiade: 34, 50 u. 51. Ja es stellt sich vielleicht die Nothwendigkeit heraus, noch einen dritten Künstler dieses Namens anzunehmen. Dar- über kann jedoch erst bei Gelegenheit des zweiten gehandelt werden. Dem älteren können wir nur ein einziges Werk mit Sicherheit beilegen, welches Sillig, wohl nur aus Versehen,
1) Plin. 36, 28.
2) ad Gr. 53, p. 115 ed. Worth.
3) 34, 80.
4) 34, 88.
5) vgl. Clinton fasti: Ol. 67, 3.
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Körpers nachahmen, sondern auch auf den Ausdruck der See-
lenthätigkeit sein Augenmerk richten müsse.
Unter den Schülern des Sokrates ist, zwar nicht als Künst-
ler, aber als princeps forma in ea aetate 1) für die Kunst Al-
kibiades von Bedeutung. Wir müssen seiner bei den folgenden
vier Künstlern Erwähnung thun.
Nikeratos.
Er war nach Tatian 2) Athener von Geburt und Sohn des
Euktemon. Plinius erwähnt zuerst 3) von ihm: Asklepios
und Hygiea, welche sich zu Rom im Tempel der Concordia
befanden; sodann 4) das Bild des Alkibiades und seiner Mut-
ter Demarate, welche mit angezündeter Lampe opfert. Aus
dem Zusatz Niceratus omnia quae ceteri aggressus scheint
dem Zusammenhange nach zu folgen, dass er Portraitfiguren,
Athleten, Philosophen u. a. bildete. Tatian nennt als seine
Werke die Bilder der Telesilla und Glaukippe. Telesilla
ist wahrscheinlich die argivische Dichterin, welche ihre Vater-
stadt heldenmüthig gegen die spartanischen Könige Kleomenes
und Demaratos vertheidigte 5). Pausanias 6) sah zu Argos ihr
Bild in Relief: Bücher lagen vor ihren Füssen, und sie blickt
auf den Helm in ihren Händen, den sie auf das Haupt zu setzen
im Begriff ist. Wie sich zu dieser Darstellung das Werk des
Nikeratos verhielt, vermögen wir nicht zu bestimmen. Glau-
kippe, welche einen Elephanten geboren haben sollte, der
auch in dem Erzbilde dargestellt war, ist nach der Vermu-
thung Harduin’s, Sillig’s u. A. identisch mit Alkippe, von wel-
cher Plinius 7) das nemliche Wunder berichtet. Freilich setzt
das Chronicon Alexandrinum dasselbe in die Zeit Vespasians,
was indessen leicht auf einem Misverständnisse beruhen kann.
Polykles.
Plinius nennt einen Polykles unter den Künstlern der 102ten,
und einen andern unter denen der 156sten Olympiade: 34, 50
u. 51. Ja es stellt sich vielleicht die Nothwendigkeit heraus,
noch einen dritten Künstler dieses Namens anzunehmen. Dar-
über kann jedoch erst bei Gelegenheit des zweiten gehandelt
werden. Dem älteren können wir nur ein einziges Werk mit
Sicherheit beilegen, welches Sillig, wohl nur aus Versehen,
1) Plin. 36, 28.
2) ad Gr. 53, p. 115 ed. Worth.
3) 34, 80.
4) 34, 88.
5) vgl. Clinton fasti: Ol. 67, 3.
6) II, 20, 6.
7) VII, 35.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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