Stephani konnte den Stein nicht auffinden 1). Rangabe er- wähnt ihn in den Antiquites helleniques gar nicht. Nach der Abschrift von Pittakis scheinen die Schriftzüge nicht zu ver- bieten, den Künstler für den eben behandelten Demetrios zu halten.
Lykios.
Er wird von Plinius Schüler, von Pausanias, Athenaeus u. a. Schüler und Sohn des Myron genannt. Dass er, wie sein Vater, in Eleutherae geboren sei, wollte man seit Casaubonus aus Plinius 2) beweisen, indem man die gewöhnliche Lesart der Worte "Hercules Isidori. Buthyreus Lycius Myronis disci- pulus fuit" durch die Veränderung des Buthyreus in Eleuthe- reus zu verbessern meinte. Die besten Handschriften führen jedoch auf buthytes, welches Wort als Epitheton zum Her- kules des Isidor zu fassen ist. Dass er indessen wirklich aus Eleutherae war, lehrt Athenaeus 3), welcher aus Pole- mon schöpfte. -- Die Zeit seiner Thätigkeit müssen wir seines Vaters wegen gegen die 90ste Olympiade setzen, und damit stimmt überein, dass die Inschrift an einem seiner Werke in alten, d. h. vor -euklidischen Buchstaben abgefasst war 4). Es war ein Weihgeschenk, welches die Bewohner von Apollonia in Ionien wegen der Eroberung von Thronion, einer Stadt in der Abantis genannten Gegend von Epirus, in Olympia aufgestellt hatten. Die Basis des Werkes bildete einen Halb- kreis, und auf der Mitte derselben standen Thetis und Hemera, welche den Zeus um Beistand für ihre Söhne anflehen. An den beiden Enden waren Achilleus und Memnon zum Kampfe bereit einander gegenübergestellt. Dieselbe Anordnung war auch bei allen übrigen Figuren beibehalten; ja ein Barbar stand einem Hellenen gegenüber: Odysseus dem Helenos, weil sie in ihren Heeren am meisten den Ruf der Weisheit genossen, Alexandros dem Menelaos wegen der alten Feindschaft, dem
1) Rh. Mus. N. F. IV, S. 24.
2) 34, 79.
3) XI, p. 486 D.
4) Paus. V, 22, 2.
[Abbildung]
Stephani konnte den Stein nicht auffinden 1). Rangabé er- wähnt ihn in den Antiquités helléniques gar nicht. Nach der Abschrift von Pittakis scheinen die Schriftzüge nicht zu ver- bieten, den Künstler für den eben behandelten Demetrios zu halten.
Lykios.
Er wird von Plinius Schüler, von Pausanias, Athenaeus u. a. Schüler und Sohn des Myron genannt. Dass er, wie sein Vater, in Eleutherae geboren sei, wollte man seit Casaubonus aus Plinius 2) beweisen, indem man die gewöhnliche Lesart der Worte „Hercules Isidori. Buthyreus Lycius Myronis disci- pulus fuit” durch die Veränderung des Buthyreus in Eleuthe- reus zu verbessern meinte. Die besten Handschriften führen jedoch auf buthytes, welches Wort als Epitheton zum Her- kules des Isidor zu fassen ist. Dass er indessen wirklich aus Eleutherae war, lehrt Athenaeus 3), welcher aus Pole- mon schöpfte. — Die Zeit seiner Thätigkeit müssen wir seines Vaters wegen gegen die 90ste Olympiade setzen, und damit stimmt überein, dass die Inschrift an einem seiner Werke in alten, d. h. vor -euklidischen Buchstaben abgefasst war 4). Es war ein Weihgeschenk, welches die Bewohner von Apollonia in Ionien wegen der Eroberung von Thronion, einer Stadt in der Abantis genannten Gegend von Epirus, in Olympia aufgestellt hatten. Die Basis des Werkes bildete einen Halb- kreis, und auf der Mitte derselben standen Thetis und Hemera, welche den Zeus um Beistand für ihre Söhne anflehen. An den beiden Enden waren Achilleus und Memnon zum Kampfe bereit einander gegenübergestellt. Dieselbe Anordnung war auch bei allen übrigen Figuren beibehalten; ja ein Barbar stand einem Hellenen gegenüber: Odysseus dem Helenos, weil sie in ihren Heeren am meisten den Ruf der Weisheit genossen, Alexandros dem Menelaos wegen der alten Feindschaft, dem
1) Rh. Mus. N. F. IV, S. 24.
2) 34, 79.
3) XI, p. 486 D.
4) Paus. V, 22, 2.
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Stephani konnte den Stein nicht auffinden 1). Rangabé er-
wähnt ihn in den Antiquités helléniques gar nicht. Nach der
Abschrift von Pittakis scheinen die Schriftzüge nicht zu ver-
bieten, den Künstler für den eben behandelten Demetrios zu
halten.
Lykios.
Er wird von Plinius Schüler, von Pausanias, Athenaeus
u. a. Schüler und Sohn des Myron genannt. Dass er, wie sein
Vater, in Eleutherae geboren sei, wollte man seit Casaubonus
aus Plinius 2) beweisen, indem man die gewöhnliche Lesart
der Worte „Hercules Isidori. Buthyreus Lycius Myronis disci-
pulus fuit” durch die Veränderung des Buthyreus in Eleuthe-
reus zu verbessern meinte. Die besten Handschriften führen
jedoch auf buthytes, welches Wort als Epitheton zum Her-
kules des Isidor zu fassen ist. Dass er indessen wirklich
aus Eleutherae war, lehrt Athenaeus 3), welcher aus Pole-
mon schöpfte. — Die Zeit seiner Thätigkeit müssen wir
seines Vaters wegen gegen die 90ste Olympiade setzen, und
damit stimmt überein, dass die Inschrift an einem seiner Werke
in alten, d. h. vor -euklidischen Buchstaben abgefasst war 4).
Es war ein Weihgeschenk, welches die Bewohner von
Apollonia in Ionien wegen der Eroberung von Thronion, einer
Stadt in der Abantis genannten Gegend von Epirus, in Olympia
aufgestellt hatten. Die Basis des Werkes bildete einen Halb-
kreis, und auf der Mitte derselben standen Thetis und Hemera,
welche den Zeus um Beistand für ihre Söhne anflehen. An
den beiden Enden waren Achilleus und Memnon zum Kampfe
bereit einander gegenübergestellt. Dieselbe Anordnung war
auch bei allen übrigen Figuren beibehalten; ja ein Barbar stand
einem Hellenen gegenüber: Odysseus dem Helenos, weil sie
in ihren Heeren am meisten den Ruf der Weisheit genossen,
Alexandros dem Menelaos wegen der alten Feindschaft, dem
1) Rh. Mus. N. F. IV, S. 24.
2) 34, 79.
3) XI, p. 486 D.
4) Paus.
V, 22, 2.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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