er ihm erlaubt, seinen eigenen Namen darauf zu setzen. Dar- aus erklärt es sich, dass nur ein einziges Werk ohne Wider- spruch dem Agorakritos beigelegt wird: die ehernen Bilder der Athene Itonia und des Zeus in dem Tempel der Athene zu Koronea: Paus. IX, 34, 1. Ein Bild der gros- sen Göttermutter dagegen in ihrem Tempel zu Athen, welches Plinius (36, 17) ein Werk des Agorakritos nennt, wird von Pausanias (I, 3, 4) ohne Weiteres dem Phidias zu- gesprochen.
Noch grösser sind die Widersprüche bei dem Bilde der Nemesis von Rhamnus, welches, wenn es wirklich von Ago- rakritos war, für sein vorzüglichstes Werk gelten muss. Pau- sanias 1) nennt auch hier wieder Phidias als den Künstler, eben so Hesychius 2), Pomponius Mela 3) und Solin 4), dessen Phi- diacae signum Dianae zu Rhamnus nur die Nemesis sein kann. Photius, Suidas 5) und Tzetzes 6) nennen die Nemesis ein dem Agorakritos von Phidias in der erwähnten Weise ge- schenktes Bild. Plinius spricht nur von Agorakritos, und Ze- nobius 7) führt sogar aus Antigonos von Karystos die Inschrift an, welche sich auf einem Täfelchen an dem Apfelzweige in der Hand der Göttin befinden sollte: AGORAKRITOS PARIOS EPOIESEN. Strabo 8) endlich schwankt zwischen Agorakritos und einem gänzlich unbekannten Diodotos; und bemerkt nur, dass das Bild an Grösse und Schönheit ausgezeichnet sei und darin mit den Werken des Phidias wetteifere. Alle diese Widersprüche lösen sich am einfachsten durch die Annahme, dass die Statue von Agorakritos, aber in der Werkstatt des Phidias ausgeführt ward. -- Ausserdem hat aber dieses Bild zu noch anderen, zum Theil wenig glaublichen Sagen Veranlassung gegeben. So be- richten Pausanias und mehrere Epigrammendichter 9), es sei aus einem parischen Marmorblocke gebildet, welchen die Meder in ihrer Siegesgewissheit mit nach Marathon gebracht hätten, um daraus eine Trophaee zu errichten. Die Nichtigkeit dieser Sage hat bereits Zoega 10) mit Entschiedenheit nachgewiesen. Fer- ner aber erzählt Plinius, dass in Folge des Wettstreites, in
1) I, 33, 2.
2) s. v. Ramnousia Nemesis.
3) II, 3.
4) c. 7.
5) s. v. Ramn. Nem.
6) Chil. VII, 154 und epist. in der Küster'schen Ausgabe des Suidas s. v. Lukophron.
7) V, 82.
8) IX, p. 396.
9) Anall. II, p. 202, n. 6; p. 515, n. 4; III, p. 203, n. 257.
10) Abhandl. S. 62.
er ihm erlaubt, seinen eigenen Namen darauf zu setzen. Dar- aus erklärt es sich, dass nur ein einziges Werk ohne Wider- spruch dem Agorakritos beigelegt wird: die ehernen Bilder der Athene Itonia und des Zeus in dem Tempel der Athene zu Koronea: Paus. IX, 34, 1. Ein Bild der gros- sen Göttermutter dagegen in ihrem Tempel zu Athen, welches Plinius (36, 17) ein Werk des Agorakritos nennt, wird von Pausanias (I, 3, 4) ohne Weiteres dem Phidias zu- gesprochen.
Noch grösser sind die Widersprüche bei dem Bilde der Nemesis von Rhamnus, welches, wenn es wirklich von Ago- rakritos war, für sein vorzüglichstes Werk gelten muss. Pau- sanias 1) nennt auch hier wieder Phidias als den Künstler, eben so Hesychius 2), Pomponius Mela 3) und Solin 4), dessen Phi- diacae signum Dianae zu Rhamnus nur die Nemesis sein kann. Photius, Suidas 5) und Tzetzes 6) nennen die Nemesis ein dem Agorakritos von Phidias in der erwähnten Weise ge- schenktes Bild. Plinius spricht nur von Agorakritos, und Ze- nobius 7) führt sogar aus Antigonos von Karystos die Inschrift an, welche sich auf einem Täfelchen an dem Apfelzweige in der Hand der Göttin befinden sollte: ΑΓΟΡΑΚΡΙΤΟΣ ΠΑΡΙΟΣ ΕΠΟΙΕΣΕΝ. Strabo 8) endlich schwankt zwischen Agorakritos und einem gänzlich unbekannten Diodotos; und bemerkt nur, dass das Bild an Grösse und Schönheit ausgezeichnet sei und darin mit den Werken des Phidias wetteifere. Alle diese Widersprüche lösen sich am einfachsten durch die Annahme, dass die Statue von Agorakritos, aber in der Werkstatt des Phidias ausgeführt ward. — Ausserdem hat aber dieses Bild zu noch anderen, zum Theil wenig glaublichen Sagen Veranlassung gegeben. So be- richten Pausanias und mehrere Epigrammendichter 9), es sei aus einem parischen Marmorblocke gebildet, welchen die Meder in ihrer Siegesgewissheit mit nach Marathon gebracht hätten, um daraus eine Trophaee zu errichten. Die Nichtigkeit dieser Sage hat bereits Zoëga 10) mit Entschiedenheit nachgewiesen. Fer- ner aber erzählt Plinius, dass in Folge des Wettstreites, in
1) I, 33, 2.
2) s. v. Ῥαμνουσία Νέμεσις.
3) II, 3.
4) c. 7.
5) s. v. Ραμν. Νέμ.
6) Chil. VII, 154 und epist. in der Küster’schen Ausgabe des Suidas s. v. Λυκόφρων.
7) V, 82.
8) IX, p. 396.
9) Anall. II, p. 202, n. 6; p. 515, n. 4; III, p. 203, n. 257.
10) Abhandl. S. 62.
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er ihm erlaubt, seinen eigenen Namen darauf zu setzen. Dar-
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spruch dem Agorakritos beigelegt wird: die ehernen Bilder
der Athene Itonia und des Zeus in dem Tempel der
Athene zu Koronea: Paus. IX, 34, 1. Ein Bild der gros-
sen Göttermutter dagegen in ihrem Tempel zu Athen,
welches Plinius (36, 17) ein Werk des Agorakritos nennt,
wird von Pausanias (I, 3, 4) ohne Weiteres dem Phidias zu-
gesprochen.
Noch grösser sind die Widersprüche bei dem Bilde der
Nemesis von Rhamnus, welches, wenn es wirklich von Ago-
rakritos war, für sein vorzüglichstes Werk gelten muss. Pau-
sanias 1) nennt auch hier wieder Phidias als den Künstler, eben
so Hesychius 2), Pomponius Mela 3) und Solin 4), dessen Phi-
diacae signum Dianae zu Rhamnus nur die Nemesis sein kann.
Photius, Suidas 5) und Tzetzes 6) nennen die Nemesis ein
dem Agorakritos von Phidias in der erwähnten Weise ge-
schenktes Bild. Plinius spricht nur von Agorakritos, und Ze-
nobius 7) führt sogar aus Antigonos von Karystos die Inschrift
an, welche sich auf einem Täfelchen an dem Apfelzweige in
der Hand der Göttin befinden sollte: ΑΓΟΡΑΚΡΙΤΟΣ ΠΑΡΙΟΣ
ΕΠΟΙΕΣΕΝ. Strabo 8) endlich schwankt zwischen Agorakritos
und einem gänzlich unbekannten Diodotos; und bemerkt nur, dass
das Bild an Grösse und Schönheit ausgezeichnet sei und darin
mit den Werken des Phidias wetteifere. Alle diese Widersprüche
lösen sich am einfachsten durch die Annahme, dass die Statue
von Agorakritos, aber in der Werkstatt des Phidias ausgeführt
ward. — Ausserdem hat aber dieses Bild zu noch anderen, zum
Theil wenig glaublichen Sagen Veranlassung gegeben. So be-
richten Pausanias und mehrere Epigrammendichter 9), es sei aus
einem parischen Marmorblocke gebildet, welchen die Meder in
ihrer Siegesgewissheit mit nach Marathon gebracht hätten, um
daraus eine Trophaee zu errichten. Die Nichtigkeit dieser Sage
hat bereits Zoëga 10) mit Entschiedenheit nachgewiesen. Fer-
ner aber erzählt Plinius, dass in Folge des Wettstreites, in
1) I, 33, 2.
2) s. v. Ῥαμνουσία Νέμεσις.
3) II, 3.
4) c. 7.
5) s. v.
Ραμν. Νέμ.
6) Chil. VII, 154 und epist. in der Küster’schen Ausgabe des
Suidas s. v. Λυκόφρων.
7) V, 82.
8) IX, p. 396.
9) Anall. II, p. 202,
n. 6; p. 515, n. 4; III, p. 203, n. 257.
10) Abhandl. S. 62.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/253>, abgerufen am 23.11.2024.
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