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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Hälften der Künstlergeschichte ganz von einander getrennt zu
behandeln.

Eine eigenthümliche Stellung neben allen bisher genannten
Künstlern haben die Architekten. Doch kann die nähere Be-
stimmung dieses Verhältnisses erst später gegeben werden.
Für jetzt sind nur einige Bemerkungen darüber nothwendig,
in welcher Weise sie in den Plan der vorliegenden Arbeit auf-
zunehmen sind. Zuerst müssen wir auch bei ihnen den Be-
griff des Künstlers festhalten und nehmen also nur diejenigen
auf, welche sich durch Kunstbauten berühmt gemacht haben.
Daraus folgt, dass wir die Mechaniker, Ingenieure, Militärar-
chitekten ausschliessen, obwohl sie im Alterthum, namentlich
nach Vitruv's Bestimmungen, unter der Benennung Architekten
mit eingeschlossen wurden. Bei ihnen sind die künstlerischen
Anforderungen durchaus untergeordnet oder fallen gänzlich
weg, und sie können daher für uns nur dann Bedeutung ha-
ben, wenn sie durch neue Erfindungen in Technik und Con-
struction auch auf die Entwickelung der Kunst Einfluss gewin-
nen. Sodann müssen wir hinsichtlich derjenigen Architekten,
welche nur aus Inschriften bekannt sind, die nicht einem wirk-
lichen Bauwerke angehören, dieselben Grundsätze festhalten,
welche wir für die Bildhauer und Maler aufgestellt haben.
Auf diese Weise werden allerdings die Architekten, welche
überhaupt aufgenommen werden dürfen, auf eine sehr kleine
Zahl beschränkt. Selbst über diese aber haben wir nur ge-
ringe Nachrichten ohne eigentlichen Zusammenhang, die ihre
Bedeutung erst dann erhalten werden, wenn sie mit den noch
vorhandenen Resten in Verbindung gebracht werden können.
Die Erforschung der Bauwerke verfolgt aber bis jetzt mehr
den Zweck, die verschiedenen Bauordnungen systematisch zu
ergründen, eine Theorie derselben aufzustellen, als auf histo-
rischem Wege ihre Entwickelung nachzuweisen. Ich bin daher
weit entfernt, den schriftlichen Nachrichten über die Architek-
ten ihre Wichtigkeit für die Geschichte der Architektur ab-
zusprechen. Nur daran muss ich zweifeln, dass schon
jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, um sie für diesen Zweck
in ihrem ganzen Umfange zu würdigen und durchgreifend
zu benutzen. Aus diesem Grunde bescheide ich mich, auch
hier nur eine Vorarbeit zu liefern, und stelle zunächst den

Hälften der Künstlergeschichte ganz von einander getrennt zu
behandeln.

Eine eigenthümliche Stellung neben allen bisher genannten
Künstlern haben die Architekten. Doch kann die nähere Be-
stimmung dieses Verhältnisses erst später gegeben werden.
Für jetzt sind nur einige Bemerkungen darüber nothwendig,
in welcher Weise sie in den Plan der vorliegenden Arbeit auf-
zunehmen sind. Zuerst müssen wir auch bei ihnen den Be-
griff des Künstlers festhalten und nehmen also nur diejenigen
auf, welche sich durch Kunstbauten berühmt gemacht haben.
Daraus folgt, dass wir die Mechaniker, Ingenieure, Militärar-
chitekten ausschliessen, obwohl sie im Alterthum, namentlich
nach Vitruv’s Bestimmungen, unter der Benennung Architekten
mit eingeschlossen wurden. Bei ihnen sind die künstlerischen
Anforderungen durchaus untergeordnet oder fallen gänzlich
weg, und sie können daher für uns nur dann Bedeutung ha-
ben, wenn sie durch neue Erfindungen in Technik und Con-
struction auch auf die Entwickelung der Kunst Einfluss gewin-
nen. Sodann müssen wir hinsichtlich derjenigen Architekten,
welche nur aus Inschriften bekannt sind, die nicht einem wirk-
lichen Bauwerke angehören, dieselben Grundsätze festhalten,
welche wir für die Bildhauer und Maler aufgestellt haben.
Auf diese Weise werden allerdings die Architekten, welche
überhaupt aufgenommen werden dürfen, auf eine sehr kleine
Zahl beschränkt. Selbst über diese aber haben wir nur ge-
ringe Nachrichten ohne eigentlichen Zusammenhang, die ihre
Bedeutung erst dann erhalten werden, wenn sie mit den noch
vorhandenen Resten in Verbindung gebracht werden können.
Die Erforschung der Bauwerke verfolgt aber bis jetzt mehr
den Zweck, die verschiedenen Bauordnungen systematisch zu
ergründen, eine Theorie derselben aufzustellen, als auf histo-
rischem Wege ihre Entwickelung nachzuweisen. Ich bin daher
weit entfernt, den schriftlichen Nachrichten über die Architek-
ten ihre Wichtigkeit für die Geschichte der Architektur ab-
zusprechen. Nur daran muss ich zweifeln, dass schon
jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, um sie für diesen Zweck
in ihrem ganzen Umfange zu würdigen und durchgreifend
zu benutzen. Aus diesem Grunde bescheide ich mich, auch
hier nur eine Vorarbeit zu liefern, und stelle zunächst den

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[9/0022] Hälften der Künstlergeschichte ganz von einander getrennt zu behandeln. Eine eigenthümliche Stellung neben allen bisher genannten Künstlern haben die Architekten. Doch kann die nähere Be- stimmung dieses Verhältnisses erst später gegeben werden. Für jetzt sind nur einige Bemerkungen darüber nothwendig, in welcher Weise sie in den Plan der vorliegenden Arbeit auf- zunehmen sind. Zuerst müssen wir auch bei ihnen den Be- griff des Künstlers festhalten und nehmen also nur diejenigen auf, welche sich durch Kunstbauten berühmt gemacht haben. Daraus folgt, dass wir die Mechaniker, Ingenieure, Militärar- chitekten ausschliessen, obwohl sie im Alterthum, namentlich nach Vitruv’s Bestimmungen, unter der Benennung Architekten mit eingeschlossen wurden. Bei ihnen sind die künstlerischen Anforderungen durchaus untergeordnet oder fallen gänzlich weg, und sie können daher für uns nur dann Bedeutung ha- ben, wenn sie durch neue Erfindungen in Technik und Con- struction auch auf die Entwickelung der Kunst Einfluss gewin- nen. Sodann müssen wir hinsichtlich derjenigen Architekten, welche nur aus Inschriften bekannt sind, die nicht einem wirk- lichen Bauwerke angehören, dieselben Grundsätze festhalten, welche wir für die Bildhauer und Maler aufgestellt haben. Auf diese Weise werden allerdings die Architekten, welche überhaupt aufgenommen werden dürfen, auf eine sehr kleine Zahl beschränkt. Selbst über diese aber haben wir nur ge- ringe Nachrichten ohne eigentlichen Zusammenhang, die ihre Bedeutung erst dann erhalten werden, wenn sie mit den noch vorhandenen Resten in Verbindung gebracht werden können. Die Erforschung der Bauwerke verfolgt aber bis jetzt mehr den Zweck, die verschiedenen Bauordnungen systematisch zu ergründen, eine Theorie derselben aufzustellen, als auf histo- rischem Wege ihre Entwickelung nachzuweisen. Ich bin daher weit entfernt, den schriftlichen Nachrichten über die Architek- ten ihre Wichtigkeit für die Geschichte der Architektur ab- zusprechen. Nur daran muss ich zweifeln, dass schon jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, um sie für diesen Zweck in ihrem ganzen Umfange zu würdigen und durchgreifend zu benutzen. Aus diesem Grunde bescheide ich mich, auch hier nur eine Vorarbeit zu liefern, und stelle zunächst den

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/22>, abgerufen am 09.11.2024.