chen Afterkünstlern natürlich höchst wenige, und diese nur beiläufig, ohne Rücksicht auf künstlerisches Wirken, erwähnt. Dagegen liefern die Inschriften, namentlich die lateinischen, ganze Reihen davon. Wollten wir aber auch dieselben nach den verschiedenen artes und opificia zusammen stellen, so würden wir auch so nicht einmal angeben können, wo die Kunst aufhört, das Handwerk beginnt. Dass auf den Ent- wickelungsgang der Kunst kaum einer einen persönlichen Einfluss ausgeübt hat, dürfen wir mit Sicherheit annehmen. Um also allen Schwankungen zu entgehen, ist es das Gerathen- ste, diese ganze Masse auszuscheiden, unter dem Vorbehalt, eine Ausnahme zu machen, wo die inschriftliche Erwähnung zur Ergänzung anderweitiger Nachrichten dient oder uns direct auf wirkliche Kunstübung hinweist. Die vollständige Samm- lung dieser artes und opificia, die noch dazu nur einem Epi- graphiker von Fach möglich ist, gehört in ein corpus inscrip- tionum und ist zunächst für eine Geschichte des Handwerkes zu benutzen. Diese mag schliesslich auch für die Geschichte der Kunst ihre Bedeutung haben, aber sicherlich nicht in ihren ganzen Massen, sondern in ihren gesicherten Resultaten.
Die Scheidelinie, die wir zwischen dem Künstler und Handwerker gezogen haben, wird sonach hinlänglich gerecht- fertigt erscheinen. Aber auch dadurch hat der uns vorliegende Stoff noch keine solche Abrundung erhalten, dass er einer gleichmässigen Verarbeitung für die Geschichte der Künstler fähig wäre. Um kurz zu sein: neben den eigentlichen Bild- hauern und Malern finden wir als Künstlerklassen untergeord- neten Ranges die Münzstempelschneider, Gemmenschneider und die Vasenmaler. Wir müssen die Werke, welche sie mit ihren Namen bezeichnet haben, wohl ziemlich ohne Ausnahme als Kunstwerke und daher sie selbst als Künstler anerkennen. Allein in mehreren Beziehungen unterscheiden sie sich wesent- lich von der übrigen Masse der Künstler. Wir haben gegrün- dete Ursache, die Originalität in einem Hauptpunkte, der Er- findung, in weitaus den meisten Fällen ihnen abzusprechen. Vielmehr müssen wir fast immer, wo darüber ein Zweifel sein sollte, von der Voraussetzung ausgehen, dass sie uns mehr oder minder freie Nachbildungen umfangreicherer Werke liefern. Daraus ergiebt sich aber, dass diese Kunstzweige
chen Afterkünstlern natürlich höchst wenige, und diese nur beiläufig, ohne Rücksicht auf künstlerisches Wirken, erwähnt. Dagegen liefern die Inschriften, namentlich die lateinischen, ganze Reihen davon. Wollten wir aber auch dieselben nach den verschiedenen artes und opificia zusammen stellen, so würden wir auch so nicht einmal angeben können, wo die Kunst aufhört, das Handwerk beginnt. Dass auf den Ent- wickelungsgang der Kunst kaum einer einen persönlichen Einfluss ausgeübt hat, dürfen wir mit Sicherheit annehmen. Um also allen Schwankungen zu entgehen, ist es das Gerathen- ste, diese ganze Masse auszuscheiden, unter dem Vorbehalt, eine Ausnahme zu machen, wo die inschriftliche Erwähnung zur Ergänzung anderweitiger Nachrichten dient oder uns direct auf wirkliche Kunstübung hinweist. Die vollständige Samm- lung dieser artes und opificia, die noch dazu nur einem Epi- graphiker von Fach möglich ist, gehört in ein corpus inscrip- tionum und ist zunächst für eine Geschichte des Handwerkes zu benutzen. Diese mag schliesslich auch für die Geschichte der Kunst ihre Bedeutung haben, aber sicherlich nicht in ihren ganzen Massen, sondern in ihren gesicherten Resultaten.
Die Scheidelinie, die wir zwischen dem Künstler und Handwerker gezogen haben, wird sonach hinlänglich gerecht- fertigt erscheinen. Aber auch dadurch hat der uns vorliegende Stoff noch keine solche Abrundung erhalten, dass er einer gleichmässigen Verarbeitung für die Geschichte der Künstler fähig wäre. Um kurz zu sein: neben den eigentlichen Bild- hauern und Malern finden wir als Künstlerklassen untergeord- neten Ranges die Münzstempelschneider, Gemmenschneider und die Vasenmaler. Wir müssen die Werke, welche sie mit ihren Namen bezeichnet haben, wohl ziemlich ohne Ausnahme als Kunstwerke und daher sie selbst als Künstler anerkennen. Allein in mehreren Beziehungen unterscheiden sie sich wesent- lich von der übrigen Masse der Künstler. Wir haben gegrün- dete Ursache, die Originalität in einem Hauptpunkte, der Er- findung, in weitaus den meisten Fällen ihnen abzusprechen. Vielmehr müssen wir fast immer, wo darüber ein Zweifel sein sollte, von der Voraussetzung ausgehen, dass sie uns mehr oder minder freie Nachbildungen umfangreicherer Werke liefern. Daraus ergiebt sich aber, dass diese Kunstzweige
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[6/0019]
chen Afterkünstlern natürlich höchst wenige, und diese nur
beiläufig, ohne Rücksicht auf künstlerisches Wirken, erwähnt.
Dagegen liefern die Inschriften, namentlich die lateinischen,
ganze Reihen davon. Wollten wir aber auch dieselben nach
den verschiedenen artes und opificia zusammen stellen, so
würden wir auch so nicht einmal angeben können, wo die
Kunst aufhört, das Handwerk beginnt. Dass auf den Ent-
wickelungsgang der Kunst kaum einer einen persönlichen
Einfluss ausgeübt hat, dürfen wir mit Sicherheit annehmen.
Um also allen Schwankungen zu entgehen, ist es das Gerathen-
ste, diese ganze Masse auszuscheiden, unter dem Vorbehalt,
eine Ausnahme zu machen, wo die inschriftliche Erwähnung
zur Ergänzung anderweitiger Nachrichten dient oder uns direct
auf wirkliche Kunstübung hinweist. Die vollständige Samm-
lung dieser artes und opificia, die noch dazu nur einem Epi-
graphiker von Fach möglich ist, gehört in ein corpus inscrip-
tionum und ist zunächst für eine Geschichte des Handwerkes
zu benutzen. Diese mag schliesslich auch für die Geschichte
der Kunst ihre Bedeutung haben, aber sicherlich nicht in ihren
ganzen Massen, sondern in ihren gesicherten Resultaten.
Die Scheidelinie, die wir zwischen dem Künstler und
Handwerker gezogen haben, wird sonach hinlänglich gerecht-
fertigt erscheinen. Aber auch dadurch hat der uns vorliegende
Stoff noch keine solche Abrundung erhalten, dass er einer
gleichmässigen Verarbeitung für die Geschichte der Künstler
fähig wäre. Um kurz zu sein: neben den eigentlichen Bild-
hauern und Malern finden wir als Künstlerklassen untergeord-
neten Ranges die Münzstempelschneider, Gemmenschneider
und die Vasenmaler. Wir müssen die Werke, welche sie mit
ihren Namen bezeichnet haben, wohl ziemlich ohne Ausnahme
als Kunstwerke und daher sie selbst als Künstler anerkennen.
Allein in mehreren Beziehungen unterscheiden sie sich wesent-
lich von der übrigen Masse der Künstler. Wir haben gegrün-
dete Ursache, die Originalität in einem Hauptpunkte, der Er-
findung, in weitaus den meisten Fällen ihnen abzusprechen.
Vielmehr müssen wir fast immer, wo darüber ein Zweifel
sein sollte, von der Voraussetzung ausgehen, dass sie uns
mehr oder minder freie Nachbildungen umfangreicherer Werke
liefern. Daraus ergiebt sich aber, dass diese Kunstzweige
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/19>, abgerufen am 21.11.2024.
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