wissen wir leider nicht, und auch von den Künstlern sagt uns Pausanias (V, 23, 6): er glaube nicht, dass sie in ganz Grie- chenland berühmt gewesen seien; denn sonst würden die Eleer etwas von ihnen zu sagen gewusst haben, und noch mehr die Lakedaemonier, deren Mitbürger sie waren.
Von dem griechischen Festlande wenden wir uns nach den Inseln, auf denen wir in der ersten Periode so reiche Anfänge fanden. In dieser Epoche zeigen sich indessen nur geringe Spuren, nicht sowohl eines Fortschrittes, als überhaupt nur einer ausgedehnten Kunstthätigkeit.
Thasos.
Der berühmte Maler Polygnot war nach Plinius (34, 85) auch Erzbildner.
Samos.
Ausser Rhoekos und Theodoros ist uns nur ein einziger Erzbildner aus Samos bekannt:
Pythagoras. Ob er mit der Familie des Philosophen zu- sammenhängt, dessen Vater Mnesarchos ein Steinschneider (daktuliogluphos) war, vermögen wir nicht nachzuweisen (Diog. Laert. VIII, 1. Appul. Flor. II, p. 421 ed. Vulc.). Von Py- thagoras führt Plinius (34, 60) sieben nackte Bilder und das eines Greises an, die in Rom beim Tempel der Fortuna huiusce diei standen. Da er sagt, Pythagoras sei Anfangs Maler ge- wesen, so bezieht Sillig mit grosser Wahrscheinlichkeit auf ihn die Worte des Pausanias (IX, 35, 2): "auch bei dem so- genannten Pythion befinden sich bekleidete Chariten von Py- thagoras aus Paros gemalt." Schwankende Angaben in Betreff des Vaterlandes kehren bei den Künstlern dieser Inseln einige Male wieder. Die Bekleidung der Chariten aber deutet auf eine ältere Zeit hin, jedoch nicht nothwendig auf eine Zeit lange vor Praxiteles. Nach Plinius soll der Samier dem Rhe- giner Pythagoras auch durch grosse Hässlichkeit des Gesichtes ähnlich gewesen sein.
Paros.
Arkesilaos, Sohn des Aristodikos, zu dessen Artemis- statue Simonides ein Epigramm lieferte (Anall. I, p. 141, n. 74 aus Diog. Laert. IV, 45), kann der Zeit nach wohl identisch sein mit dem Maler gleiches Namens aus Paros (Plin. 35, 122). Denn Simonides lebt bis Ol. 78, 2, der Maler aber wird mit
wissen wir leider nicht, und auch von den Künstlern sagt uns Pausanias (V, 23, 6): er glaube nicht, dass sie in ganz Grie- chenland berühmt gewesen seien; denn sonst würden die Eleer etwas von ihnen zu sagen gewusst haben, und noch mehr die Lakedaemonier, deren Mitbürger sie waren.
Von dem griechischen Festlande wenden wir uns nach den Inseln, auf denen wir in der ersten Periode so reiche Anfänge fanden. In dieser Epoche zeigen sich indessen nur geringe Spuren, nicht sowohl eines Fortschrittes, als überhaupt nur einer ausgedehnten Kunstthätigkeit.
Thasos.
Der berühmte Maler Polygnot war nach Plinius (34, 85) auch Erzbildner.
Samos.
Ausser Rhoekos und Theodoros ist uns nur ein einziger Erzbildner aus Samos bekannt:
Pythagoras. Ob er mit der Familie des Philosophen zu- sammenhängt, dessen Vater Mnesarchos ein Steinschneider (δακτυλιογλύφος) war, vermögen wir nicht nachzuweisen (Diog. Laërt. VIII, 1. Appul. Flor. II, p. 421 ed. Vulc.). Von Py- thagoras führt Plinius (34, 60) sieben nackte Bilder und das eines Greises an, die in Rom beim Tempel der Fortuna huiusce diei standen. Da er sagt, Pythagoras sei Anfangs Maler ge- wesen, so bezieht Sillig mit grosser Wahrscheinlichkeit auf ihn die Worte des Pausanias (IX, 35, 2): „auch bei dem so- genannten Pythion befinden sich bekleidete Chariten von Py- thagoras aus Paros gemalt.” Schwankende Angaben in Betreff des Vaterlandes kehren bei den Künstlern dieser Inseln einige Male wieder. Die Bekleidung der Chariten aber deutet auf eine ältere Zeit hin, jedoch nicht nothwendig auf eine Zeit lange vor Praxiteles. Nach Plinius soll der Samier dem Rhe- giner Pythagoras auch durch grosse Hässlichkeit des Gesichtes ähnlich gewesen sein.
Paros.
Arkesilaos, Sohn des Aristodikos, zu dessen Artemis- statue Simonides ein Epigramm lieferte (Anall. I, p. 141, n. 74 aus Diog. Laërt. IV, 45), kann der Zeit nach wohl identisch sein mit dem Maler gleiches Namens aus Paros (Plin. 35, 122). Denn Simonides lebt bis Ol. 78, 2, der Maler aber wird mit
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chenland berühmt gewesen seien; denn sonst würden die Eleer
etwas von ihnen zu sagen gewusst haben, und noch mehr die
Lakedaemonier, deren Mitbürger sie waren.
Von dem griechischen Festlande wenden wir uns nach den
Inseln, auf denen wir in der ersten Periode so reiche Anfänge
fanden. In dieser Epoche zeigen sich indessen nur geringe
Spuren, nicht sowohl eines Fortschrittes, als überhaupt nur
einer ausgedehnten Kunstthätigkeit.
Thasos.
Der berühmte Maler Polygnot war nach Plinius (34, 85)
auch Erzbildner.
Samos.
Ausser Rhoekos und Theodoros ist uns nur ein einziger
Erzbildner aus Samos bekannt:
Pythagoras. Ob er mit der Familie des Philosophen zu-
sammenhängt, dessen Vater Mnesarchos ein Steinschneider
(δακτυλιογλύφος) war, vermögen wir nicht nachzuweisen (Diog.
Laërt. VIII, 1. Appul. Flor. II, p. 421 ed. Vulc.). Von Py-
thagoras führt Plinius (34, 60) sieben nackte Bilder und das
eines Greises an, die in Rom beim Tempel der Fortuna huiusce
diei standen. Da er sagt, Pythagoras sei Anfangs Maler ge-
wesen, so bezieht Sillig mit grosser Wahrscheinlichkeit auf
ihn die Worte des Pausanias (IX, 35, 2): „auch bei dem so-
genannten Pythion befinden sich bekleidete Chariten von Py-
thagoras aus Paros gemalt.” Schwankende Angaben in Betreff
des Vaterlandes kehren bei den Künstlern dieser Inseln einige
Male wieder. Die Bekleidung der Chariten aber deutet auf
eine ältere Zeit hin, jedoch nicht nothwendig auf eine Zeit
lange vor Praxiteles. Nach Plinius soll der Samier dem Rhe-
giner Pythagoras auch durch grosse Hässlichkeit des Gesichtes
ähnlich gewesen sein.
Paros.
Arkesilaos, Sohn des Aristodikos, zu dessen Artemis-
statue Simonides ein Epigramm lieferte (Anall. I, p. 141, n. 74
aus Diog. Laërt. IV, 45), kann der Zeit nach wohl identisch
sein mit dem Maler gleiches Namens aus Paros (Plin. 35, 122).
Denn Simonides lebt bis Ol. 78, 2, der Maler aber wird mit
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/129>, abgerufen am 22.11.2024.
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