phaestos, wie er seine Mutter aus den Fesseln erlöst. Dem Perseus, wie er nach Libyen und gegen die Medusa auszieht, geben Nymphen Geschenke, die Sturmhaube und die Sohlen, die ihn durch die Lüfte tragen sollten. Dargestellt ist ferner auch die Geschichte von der Geburt der Athene, so wie Am- phitrite und Poseidon. Dies schien mir das bedeutendste und besonders sehenswerth." Pausanias ist hier leider noch kürzer, als bei der Beschreibung ähnlicher Figurenreihen, wie z. B. am amyklaeischen und olympischen Throne. Ganze Mythen- kreise giebt er nur summarisch an. Die Anordnung derselben vermögen wir daher nicht im Einzelnen nachzuweisen. Ja man ist nicht einmal darüber einig, ob die Darstellungen sich an dem Bilde der Göttin oder an den Wänden des Tempels be- fanden. Das erstere hat Koner (in Köhne's numism. Zeitschr. 1845 S. 2--6) wahrscheinlich zu machen gesucht. Er fand auf Münzen von Sparta und verwandten Städten ein Minerva- bild, das der Hermengestalt sich nähert und unterwärts in ho- rizontale Streifen abgetheilt ist. Diese, glaubt er, seien mit den Reliefs verziert gewesen, in ähnlicher, nur ausführlicher Weise, wie es uns durch die Gigantenkämpfe an der Dresdener Pallas bekannt ist. Diese Ansicht hat vieles Anlockende; den- noch aber müssen des Pausanias Worte: "beides, Tempel und Bild, sind auf gleiche Weise aus Erz" und "auf dem Erze sind dargestellt", die zuerst von Manso (Sparta S. II, 24) aufge- stellte Meinung begründeter erscheinen lassen, dass die Wände des Tempels mit den Reliefs geschmückt waren. Dass übri- gens das Bild der Münzen die Athene Chalkioekos darstelle, soll hiermit nicht geläugnet werden.
Unter den Künstlern der 87sten Ol. nennt Plinius (34, 49) einen Gorgias, in dem Heyne (opusc. V, p. 371) und Sillig mit Recht einen Lakonier erkannt haben.
Da in den folgenden Perioden keine Künstler aus Sparta mehr genannt werden, etwa Kallikrates ausgenommen, so füh- ren wir hier noch die wenigen an, deren Zeit nicht bekannt ist:
Kratinos macht die Statue des Philles aus Elis, der im Ringen der Knaben zu Olympia gesiegt hatte: Paus. VI, 9, 1.
Ariston und Telestas waren die Künstler eines eher- nen 18 Fuss hohen Zeusbildes, welches die Bewohner von Kleitor in Arkadien wegen der Besiegung mehrerer Städte nach Olympia geweiht hatten. In welche Zeit diese Siege fallen,
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phaestos, wie er seine Mutter aus den Fesseln erlöst. Dem Perseus, wie er nach Libyen und gegen die Medusa auszieht, geben Nymphen Geschenke, die Sturmhaube und die Sohlen, die ihn durch die Lüfte tragen sollten. Dargestellt ist ferner auch die Geschichte von der Geburt der Athene, so wie Am- phitrite und Poseidon. Dies schien mir das bedeutendste und besonders sehenswerth.” Pausanias ist hier leider noch kürzer, als bei der Beschreibung ähnlicher Figurenreihen, wie z. B. am amyklaeischen und olympischen Throne. Ganze Mythen- kreise giebt er nur summarisch an. Die Anordnung derselben vermögen wir daher nicht im Einzelnen nachzuweisen. Ja man ist nicht einmal darüber einig, ob die Darstellungen sich an dem Bilde der Göttin oder an den Wänden des Tempels be- fanden. Das erstere hat Koner (in Köhne’s numism. Zeitschr. 1845 S. 2—6) wahrscheinlich zu machen gesucht. Er fand auf Münzen von Sparta und verwandten Städten ein Minerva- bild, das der Hermengestalt sich nähert und unterwärts in ho- rizontale Streifen abgetheilt ist. Diese, glaubt er, seien mit den Reliefs verziert gewesen, in ähnlicher, nur ausführlicher Weise, wie es uns durch die Gigantenkämpfe an der Dresdener Pallas bekannt ist. Diese Ansicht hat vieles Anlockende; den- noch aber müssen des Pausanias Worte: „beides, Tempel und Bild, sind auf gleiche Weise aus Erz” und „auf dem Erze sind dargestellt”, die zuerst von Manso (Sparta S. II, 24) aufge- stellte Meinung begründeter erscheinen lassen, dass die Wände des Tempels mit den Reliefs geschmückt waren. Dass übri- gens das Bild der Münzen die Athene Chalkioekos darstelle, soll hiermit nicht geläugnet werden.
Unter den Künstlern der 87sten Ol. nennt Plinius (34, 49) einen Gorgias, in dem Heyne (opusc. V, p. 371) und Sillig mit Recht einen Lakonier erkannt haben.
Da in den folgenden Perioden keine Künstler aus Sparta mehr genannt werden, etwa Kallikrates ausgenommen, so füh- ren wir hier noch die wenigen an, deren Zeit nicht bekannt ist:
Kratinos macht die Statue des Philles aus Elis, der im Ringen der Knaben zu Olympia gesiegt hatte: Paus. VI, 9, 1.
Ariston und Telestas waren die Künstler eines eher- nen 18 Fuss hohen Zeusbildes, welches die Bewohner von Kleitor in Arkadien wegen der Besiegung mehrerer Städte nach Olympia geweiht hatten. In welche Zeit diese Siege fallen,
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phaestos, wie er seine Mutter aus den Fesseln erlöst. Dem
Perseus, wie er nach Libyen und gegen die Medusa auszieht,
geben Nymphen Geschenke, die Sturmhaube und die Sohlen,
die ihn durch die Lüfte tragen sollten. Dargestellt ist ferner
auch die Geschichte von der Geburt der Athene, so wie Am-
phitrite und Poseidon. Dies schien mir das bedeutendste und
besonders sehenswerth.” Pausanias ist hier leider noch kürzer,
als bei der Beschreibung ähnlicher Figurenreihen, wie z. B.
am amyklaeischen und olympischen Throne. Ganze Mythen-
kreise giebt er nur summarisch an. Die Anordnung derselben
vermögen wir daher nicht im Einzelnen nachzuweisen. Ja man
ist nicht einmal darüber einig, ob die Darstellungen sich an
dem Bilde der Göttin oder an den Wänden des Tempels be-
fanden. Das erstere hat Koner (in Köhne’s numism. Zeitschr.
1845 S. 2—6) wahrscheinlich zu machen gesucht. Er fand
auf Münzen von Sparta und verwandten Städten ein Minerva-
bild, das der Hermengestalt sich nähert und unterwärts in ho-
rizontale Streifen abgetheilt ist. Diese, glaubt er, seien mit
den Reliefs verziert gewesen, in ähnlicher, nur ausführlicher
Weise, wie es uns durch die Gigantenkämpfe an der Dresdener
Pallas bekannt ist. Diese Ansicht hat vieles Anlockende; den-
noch aber müssen des Pausanias Worte: „beides, Tempel und
Bild, sind auf gleiche Weise aus Erz” und „auf dem Erze
sind dargestellt”, die zuerst von Manso (Sparta S. II, 24) aufge-
stellte Meinung begründeter erscheinen lassen, dass die Wände
des Tempels mit den Reliefs geschmückt waren. Dass übri-
gens das Bild der Münzen die Athene Chalkioekos darstelle,
soll hiermit nicht geläugnet werden.
Unter den Künstlern der 87sten Ol. nennt Plinius (34, 49)
einen Gorgias, in dem Heyne (opusc. V, p. 371) und Sillig mit
Recht einen Lakonier erkannt haben.
Da in den folgenden Perioden keine Künstler aus Sparta
mehr genannt werden, etwa Kallikrates ausgenommen, so füh-
ren wir hier noch die wenigen an, deren Zeit nicht bekannt ist:
Kratinos macht die Statue des Philles aus Elis, der im
Ringen der Knaben zu Olympia gesiegt hatte: Paus. VI, 9, 1.
Ariston und Telestas waren die Künstler eines eher-
nen 18 Fuss hohen Zeusbildes, welches die Bewohner von
Kleitor in Arkadien wegen der Besiegung mehrerer Städte nach
Olympia geweiht hatten. In welche Zeit diese Siege fallen,
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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