Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Wur Jahren wieder niederlegte, woraufer sich als Privatmann in seine Vater- stadt Leisnig zurückzog und bis an seinen Tod schriftstellerisch tätig blieb. Er redigierte zuletzt die Zeitschrift "Freie Glocken". Wegen eines Ge- dichts in derselben wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die er am 11. Jan. 1876 im Schlosse Wilden- stein bei Leisnig antreten sollte. Der Tod, der am 10. Januar 1876 ein- trat, überhob ihn dieser Strafe. S:
Wurm, Christian Friedrich Ludwig, geboren am 27. Mai 1801 Wur lang das Wohlwollen bewahrte.Schon 1823 wurde W. Lehrer am Oberprogymnasium in Augsburg, 1824 Professor am Gymnasium in Nürnberg und als solcher 1835 nach Hof versetzt, wo er Hauptmitarbeiter am "Hofer Anzeiger für Stadt und Land" ward. Der politischen Bewe- gung in den vierziger Jahren schloß er sich mit nationaler Begeisterung an, erregte aber dadurch das Miß- fallen der Regierung, die ihn im Juni 1849 an die Studienanstalt zu St. Anna in Augsburg versetzte. Noch vor Antritt dieser Stelle ward er in Untersuchungshaft genommen, und wenn auch seine Verurteilung nicht erfolgte, so entfernte man ihn doch durch zeitliche Versetzung in den Ruhe- stand aus dem Lehramt. Er hat ein solches auch nicht wieder erlangt und ist am 12. Oktober 1861 in München, wohin er übersiedelte, gestorben. Außer einer Reihe von philologisch- pädagogischen Werken veröffentlichte er S: Stanzen auf Stanzen (wider Wurm, Ernest (urspr.: Franz), *
[Spaltenumbruch] Wur Jahren wieder niederlegte, woraufer ſich als Privatmann in ſeine Vater- ſtadt Leisnig zurückzog und bis an ſeinen Tod ſchriftſtelleriſch tätig blieb. Er redigierte zuletzt die Zeitſchrift „Freie Glocken“. Wegen eines Ge- dichts in derſelben wurde er zu einer Gefängnisſtrafe verurteilt, die er am 11. Jan. 1876 im Schloſſe Wilden- ſtein bei Leisnig antreten ſollte. Der Tod, der am 10. Januar 1876 ein- trat, überhob ihn dieſer Strafe. S:
Wurm, Chriſtian Friedrich Ludwig, geboren am 27. Mai 1801 Wur lang das Wohlwollen bewahrte.Schon 1823 wurde W. Lehrer am Oberprogymnaſium in Augsburg, 1824 Profeſſor am Gymnaſium in Nürnberg und als ſolcher 1835 nach Hof verſetzt, wo er Hauptmitarbeiter am „Hofer Anzeiger für Stadt und Land“ ward. Der politiſchen Bewe- gung in den vierziger Jahren ſchloß er ſich mit nationaler Begeiſterung an, erregte aber dadurch das Miß- fallen der Regierung, die ihn im Juni 1849 an die Studienanſtalt zu St. Anna in Augsburg verſetzte. Noch vor Antritt dieſer Stelle ward er in Unterſuchungshaft genommen, und wenn auch ſeine Verurteilung nicht erfolgte, ſo entfernte man ihn doch durch zeitliche Verſetzung in den Ruhe- ſtand aus dem Lehramt. Er hat ein ſolches auch nicht wieder erlangt und iſt am 12. Oktober 1861 in München, wohin er überſiedelte, geſtorben. Außer einer Reihe von philologiſch- pädagogiſchen Werken veröffentlichte er S: Stanzen auf Stanzen (wider Wurm, Erneſt (urſpr.: Franz), *
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Wur
Wur
Jahren wieder niederlegte, worauf
er ſich als Privatmann in ſeine Vater-
ſtadt Leisnig zurückzog und bis an
ſeinen Tod ſchriftſtelleriſch tätig blieb.
Er redigierte zuletzt die Zeitſchrift
„Freie Glocken“. Wegen eines Ge-
dichts in derſelben wurde er zu einer
Gefängnisſtrafe verurteilt, die er am
11. Jan. 1876 im Schloſſe Wilden-
ſtein bei Leisnig antreten ſollte. Der
Tod, der am 10. Januar 1876 ein-
trat, überhob ihn dieſer Strafe.
S:
Morgenklänge (En. u. Ge.), 1821. –
Dramatiſche Dichtungen, 1821. (Jn-
halt: Die Prüfungen. – Der Schwur.
– Das Rockenweibchen.) – Griechen-
lands blutige Weihnacht (G.), 1827.
Grundtöne, oder: Homiletiſche Um-
riſſe, 1830. – Blätter aus dem Gottes-
hauſe, 2 Hefte, 1830. – Nordlichter
(Ge.), 1831. – Kirchenbilder, entlehnt
aus Natur, Bibel und Gemüt; II,
1836. – Antike Novellen (Die Prieſte-
rin. – Alexander von Phera. – Das
goldene Palmblatt. – Die Statue. –
Die Tochter des Philoſophen), 1839. –
Novellen; III, 1840 (Jnhalt: I. Der
Rheinſchiffer. – Donna Cia. – II. Der
Tuchmacher aus Brügge. – Die Temp-
ler. III. Der Königsſarg. – Nord-
mann). – Der Totengräber v. Bacha-
rach (Ein Nachtſtück), 1841. – Ge-
dichte (Auszug a. d. Kirchenbildern,
Nordlichtern u. Grundtönen), hrsg.
von Ferd. Hartmann, 1851. – Der
Bau u. die Bauleute, oder: Die Re-
formatoren; II, 1861–65. – Marlene,
oder: Magd und Gräfin (Tendenz-
rom.); II, 1868. – Freireligiöſe Haus-
kapelle (Vorträge, Ge. uſw.), 12 Hefte,
1873. – Geſammelte Novellen, 1. und
2. Bd., 1875 (Jnhalt: Des Sohnes
Rache. – Die Rebellion im Kirchen-
ſtaate).
Wurm, Chriſtian Friedrich
Ludwig, geboren am 27. Mai 1801
in Heuberg (Mittelfranken), ſtudierte
klaſſiſche Philologie u. erweckte früh
die Aufmerkſamkeit ſeines Lehrers
Friedrich Thierſch, der ihm ſein Leben
lang das Wohlwollen bewahrte.
Schon 1823 wurde W. Lehrer am
Oberprogymnaſium in Augsburg,
1824 Profeſſor am Gymnaſium in
Nürnberg und als ſolcher 1835 nach
Hof verſetzt, wo er Hauptmitarbeiter
am „Hofer Anzeiger für Stadt und
Land“ ward. Der politiſchen Bewe-
gung in den vierziger Jahren ſchloß
er ſich mit nationaler Begeiſterung
an, erregte aber dadurch das Miß-
fallen der Regierung, die ihn im Juni
1849 an die Studienanſtalt zu St.
Anna in Augsburg verſetzte. Noch
vor Antritt dieſer Stelle ward er in
Unterſuchungshaft genommen, und
wenn auch ſeine Verurteilung nicht
erfolgte, ſo entfernte man ihn doch
durch zeitliche Verſetzung in den Ruhe-
ſtand aus dem Lehramt. Er hat ein
ſolches auch nicht wieder erlangt und
iſt am 12. Oktober 1861 in München,
wohin er überſiedelte, geſtorben.
Außer einer Reihe von philologiſch-
pädagogiſchen Werken veröffentlichte
er
S: Stanzen auf Stanzen (wider
Albert Knapp, veranlaßt durch deſſen
Gedicht „Auf Goethes Heimgang“),
1835. – Gedichte, 1836. – Die Nibe-
lungen. Siegfrieds Tod (Romant.
Trag.), 1839.
Wurm, Erneſt (urſpr.: Franz),
pſd. Franz Jnnbach, wurde am
13. Jan. 1820 zu Kematen in Ober-
öſterreich gebor., erhielt ſeine Vorbil-
dung im Benediktinerſtift zu Krems-
münſter, trat im Sept. 1841 in das-
ſelbe ein, legte am 27. Dezbr. 1845
die Profeß ab, vertauſchte ſeinen bis-
herigen Rufnamen Franz mit den
Kloſternamen Erneſt und erhielt am
18. Juli 1846 die Prieſterweihe. Hin-
fort in der Seelſorge tätig, wirkte er
14 Jahre als Kooperator in Ried,
Thalheim u. Weißkirchen, wurde 1860
Pfarrer in Althaming, 1867 in Sip-
bachzell, 1876 Pfarrvikar in Viecht-
wang und 1882 Pfarrer in Petten
bach, wo er am 9. Juni 1888 ſtarb.
Seit 1865 gab er den „Neueſten Kurz-
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