Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Wuck jahr 1879 dieses Amt auf und wid-mete sich in Bonn dem Studium der altkatholischen Theologie; 1881 zum Priester geweiht, wurde er Vikar in Konstanz, Zell i. W., am 1. April 1883 Pfarrer in Rheinfelden (Schweiz) u. 1886 Stadtpfarrer in Zürich. Hier erwarb er sich 1892 die Würde eines Lic. theol. u. 1895 die eines Dr. phil., resignierte aber noch in diesem Jahre auf sein Pfarramt u. trat als Privat- sekretär in die Dienste von Guyer- Zeller, der in ihm einen vorzüglichen Mitarbeiter für seine Eisenbahnpro- jekte hatte. Zuletzt war W. Jnspektor der Jungfraubahn u. starb in Zürich am 30. Mai 1907. S: Sammlung Wucke, Christian Ludwig, wurde Wul ihn während des Biwaklebens eineAugenentzündung, die sich in der Behandlung unwissender Ärzte ver- schlimmerte und ihn zur Rückkehr in die Heimat zwang, wo er 1835 gänz- lich erblindete. Von einer kleinen Pension der holländischen Regierung, dem geringen Erbteil seiner Mutter und Unterstützungen der Verwandten lebend, erfüllte sich seine Hoffnung, auf dem Gebiet der ernsten Lyrik Er- folgreiches zu leisten, erst, als sein Studienfreund Friedrich Hofmann (s. d.!) in seinem "Weihnachtsbaum" (1842-66) Beiträge von W. brachte. Zu Anfang der sechziger Jahre betrat W. das Feld der Dialektdichtung, u. um die gleiche Zeit begann er im Ge- biete der mittleren Werra u. Vorder- rhön seine Wanderungen, die sast alle ohne ständigen Führer gemacht wur- den, u. auf denen er die Reste volks- tümlicher Anschauungen in Märchen, Sagen usw. sammelte. W. starb als noch rüstiger Greis an den Folgen eines Falles im Zimmer am 1. Mai 1883. S: Uiß minner Haimeth (Dia- *Wulckow, Ernst Richard, geb. *
[Spaltenumbruch] Wuck jahr 1879 dieſes Amt auf und wid-mete ſich in Bonn dem Studium der altkatholiſchen Theologie; 1881 zum Prieſter geweiht, wurde er Vikar in Konſtanz, Zell i. W., am 1. April 1883 Pfarrer in Rheinfelden (Schweiz) u. 1886 Stadtpfarrer in Zürich. Hier erwarb er ſich 1892 die Würde eines Lic. theol. u. 1895 die eines Dr. phil., reſignierte aber noch in dieſem Jahre auf ſein Pfarramt u. trat als Privat- ſekretär in die Dienſte von Guyer- Zeller, der in ihm einen vorzüglichen Mitarbeiter für ſeine Eiſenbahnpro- jekte hatte. Zuletzt war W. Jnſpektor der Jungfraubahn u. ſtarb in Zürich am 30. Mai 1907. S: Sammlung Wucke, Chriſtian Ludwig, wurde Wul ihn während des Biwaklebens eineAugenentzündung, die ſich in der Behandlung unwiſſender Ärzte ver- ſchlimmerte und ihn zur Rückkehr in die Heimat zwang, wo er 1835 gänz- lich erblindete. Von einer kleinen Penſion der holländiſchen Regierung, dem geringen Erbteil ſeiner Mutter und Unterſtützungen der Verwandten lebend, erfüllte ſich ſeine Hoffnung, auf dem Gebiet der ernſten Lyrik Er- folgreiches zu leiſten, erſt, als ſein Studienfreund Friedrich Hofmann (ſ. d.!) in ſeinem „Weihnachtsbaum“ (1842–66) Beiträge von W. brachte. Zu Anfang der ſechziger Jahre betrat W. das Feld der Dialektdichtung, u. um die gleiche Zeit begann er im Ge- biete der mittleren Werra u. Vorder- rhön ſeine Wanderungen, die ſaſt alle ohne ſtändigen Führer gemacht wur- den, u. auf denen er die Reſte volks- tümlicher Anſchauungen in Märchen, Sagen uſw. ſammelte. W. ſtarb als noch rüſtiger Greis an den Folgen eines Falles im Zimmer am 1. Mai 1883. S: Uiß minner Haimeth (Dia- *Wulckow, Ernſt Richard, geb. *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Wuck</hi></fw><lb/> jahr 1879 dieſes Amt auf und wid-<lb/> mete ſich in Bonn dem Studium der<lb/> altkatholiſchen Theologie; 1881 zum<lb/> Prieſter geweiht, wurde er Vikar in<lb/> Konſtanz, Zell i. W., am 1. April 1883<lb/> Pfarrer in Rheinfelden (Schweiz) u.<lb/> 1886 Stadtpfarrer in Zürich. Hier<lb/> erwarb er ſich 1892 die Würde eines<lb/><hi rendition="#aq">Lic. theol.</hi> u. 1895 die eines <hi rendition="#aq">Dr. phil.,</hi><lb/> reſignierte aber noch in dieſem Jahre<lb/> auf ſein Pfarramt u. trat als Privat-<lb/> ſekretär in die Dienſte von Guyer-<lb/> Zeller, der in ihm einen vorzüglichen<lb/> Mitarbeiter für ſeine Eiſenbahnpro-<lb/> jekte hatte. Zuletzt war W. Jnſpektor<lb/> der Jungfraubahn u. ſtarb in Zürich<lb/> am 30. Mai 1907. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Sammlung<lb/> bergmänniſcher Sagen, 1883. Neue<lb/> Folge, 1884. – <hi rendition="#aq">Ponte Brolla</hi> (E. a.<lb/> dem Teſſin), 1890. – <hi rendition="#aq">Madonna del<lb/> Sasso</hi> (E. a. d. Teſſin), 1894. 2. A.<lb/> 1898.</p> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName><hi rendition="#b">Wucke,</hi> Chriſtian <hi rendition="#g">Ludwig,</hi></persName> </head> <p> wurde<lb/> am 28. Januar 1807 in Salzungen<lb/> als der Sohn eines aus Weſtfalen<lb/> eingewanderten Apothekers geboren,<lb/> der ſich durch nachträgliches Studium<lb/> zu einem tüchtigen Arzt ausgebildet<lb/> hatte, aber bereits 1814 bei der Be-<lb/> handlung verwundeter Preußen am<lb/> Lazarettfieber ſtarb. Der Sohn be-<lb/> ſuchte erſt die Volksſchule daſelbſt,<lb/> darauf das Lyzeum in Meiningen u.<lb/> bezog dann die Univerſität Jena, um<lb/> die Rechte zu ſtudieren. Die Ange-<lb/> legenheiten der Burſchenſchaft, in<lb/> deren Vorſtand er gewählt worden<lb/> war, ſowie die Beſchäftigung mit der<lb/> Malerei und den ſchönen Künſten lie-<lb/> ßen es zu keinem gedeihlichen Brot-<lb/> ſtudium kommen, und ſo trat er noch<lb/> vor der juriſtiſchen Prüfung vom Stu-<lb/> dium zurück, begab ſich ohne Vorwiſſen<lb/> ſeiner Angehörigen nach Weſtfalen,<lb/> um die Unterſtützung eines Oheims<lb/> in Anſpruch zu nehmen, und, als er<lb/> ſich in dieſer Erwartung getäuſcht<lb/> ſah, nach Holland, wo er ſich an-<lb/> werben ließ, um gegen die aufſtän-<lb/> diſchen Belgier zu kämpfen. Da befiel<lb/><cb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Wul</hi></fw><lb/> ihn während des Biwaklebens eine<lb/> Augenentzündung, die ſich in der<lb/> Behandlung unwiſſender Ärzte ver-<lb/> ſchlimmerte und ihn zur Rückkehr in<lb/> die Heimat zwang, wo er 1835 gänz-<lb/> lich erblindete. Von einer kleinen<lb/> Penſion der holländiſchen Regierung,<lb/> dem geringen Erbteil ſeiner Mutter<lb/> und Unterſtützungen der Verwandten<lb/> lebend, erfüllte ſich ſeine Hoffnung,<lb/> auf dem Gebiet der ernſten Lyrik Er-<lb/> folgreiches zu leiſten, erſt, als ſein<lb/> Studienfreund Friedrich Hofmann<lb/> (ſ. d.!) in ſeinem „Weihnachtsbaum“<lb/> (1842–66) Beiträge von W. brachte.<lb/> Zu Anfang der ſechziger Jahre betrat<lb/> W. das Feld der Dialektdichtung, u.<lb/> um die gleiche Zeit begann er im Ge-<lb/> biete der mittleren Werra u. Vorder-<lb/> rhön ſeine Wanderungen, die ſaſt alle<lb/> ohne ſtändigen Führer gemacht wur-<lb/> den, u. auf denen er die Reſte volks-<lb/> tümlicher Anſchauungen in Märchen,<lb/> Sagen uſw. ſammelte. W. ſtarb als<lb/> noch rüſtiger Greis an den Folgen<lb/> eines Falles im Zimmer am 1. Mai<lb/> 1883. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Uiß minner Haimeth (Dia-<lb/> lektged.), 2. Aufl. 1890. – Sagen der<lb/> mittleren Werra und der Rhön; <hi rendition="#aq">II,</hi><lb/> 1864. 2. aus dem Nachlaß verm. Aus-<lb/> gabe, beſorgt durch H. Ullrich, 1891.</p> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wulckow,</hi> Ernſt <hi rendition="#g">Richard,</hi></persName> </head> <p> geb.<lb/> am 1. Oktober 1832 in Danzig, be-<lb/> ſuchte das akademiſche Gymnaſium<lb/> daſelbſt u. ſtudierte ſeit Oſtern 1853<lb/> in Berlin unter Aug. Böckh, Moritz<lb/> Haupt u. Martin Hertz klaſſiſche Phi-<lb/> lologie. Zu Oſtern 1858 beſtand er<lb/> ſeine Oberlehrerprüfung, erwarb ſich<lb/> im Sommer d. J. die Würde eines<lb/><hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi> u. begann dann ſeine unter-<lb/> richtliche Tätigkeit am Gymnaſium<lb/> in Marienwerder. Jm Herbſt 1861<lb/> trat er als Lehrer an das Realgym-<lb/> naſium zu St. Petri und Pauli in<lb/> Danzig über, übernahm hier Oſtern<lb/> 1872 die Leitung der höheren ſtädti-<lb/> ſchen Mädchenſchule, der er noch ein<lb/> Seminar für Lehrerinnen an höheren<lb/> Mädchenſchulen hinzufügte, u. folgte<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
Wuck
Wul
jahr 1879 dieſes Amt auf und wid-
mete ſich in Bonn dem Studium der
altkatholiſchen Theologie; 1881 zum
Prieſter geweiht, wurde er Vikar in
Konſtanz, Zell i. W., am 1. April 1883
Pfarrer in Rheinfelden (Schweiz) u.
1886 Stadtpfarrer in Zürich. Hier
erwarb er ſich 1892 die Würde eines
Lic. theol. u. 1895 die eines Dr. phil.,
reſignierte aber noch in dieſem Jahre
auf ſein Pfarramt u. trat als Privat-
ſekretär in die Dienſte von Guyer-
Zeller, der in ihm einen vorzüglichen
Mitarbeiter für ſeine Eiſenbahnpro-
jekte hatte. Zuletzt war W. Jnſpektor
der Jungfraubahn u. ſtarb in Zürich
am 30. Mai 1907.
S: Sammlung
bergmänniſcher Sagen, 1883. Neue
Folge, 1884. – Ponte Brolla (E. a.
dem Teſſin), 1890. – Madonna del
Sasso (E. a. d. Teſſin), 1894. 2. A.
1898.
Wucke, Chriſtian Ludwig, wurde
am 28. Januar 1807 in Salzungen
als der Sohn eines aus Weſtfalen
eingewanderten Apothekers geboren,
der ſich durch nachträgliches Studium
zu einem tüchtigen Arzt ausgebildet
hatte, aber bereits 1814 bei der Be-
handlung verwundeter Preußen am
Lazarettfieber ſtarb. Der Sohn be-
ſuchte erſt die Volksſchule daſelbſt,
darauf das Lyzeum in Meiningen u.
bezog dann die Univerſität Jena, um
die Rechte zu ſtudieren. Die Ange-
legenheiten der Burſchenſchaft, in
deren Vorſtand er gewählt worden
war, ſowie die Beſchäftigung mit der
Malerei und den ſchönen Künſten lie-
ßen es zu keinem gedeihlichen Brot-
ſtudium kommen, und ſo trat er noch
vor der juriſtiſchen Prüfung vom Stu-
dium zurück, begab ſich ohne Vorwiſſen
ſeiner Angehörigen nach Weſtfalen,
um die Unterſtützung eines Oheims
in Anſpruch zu nehmen, und, als er
ſich in dieſer Erwartung getäuſcht
ſah, nach Holland, wo er ſich an-
werben ließ, um gegen die aufſtän-
diſchen Belgier zu kämpfen. Da befiel
ihn während des Biwaklebens eine
Augenentzündung, die ſich in der
Behandlung unwiſſender Ärzte ver-
ſchlimmerte und ihn zur Rückkehr in
die Heimat zwang, wo er 1835 gänz-
lich erblindete. Von einer kleinen
Penſion der holländiſchen Regierung,
dem geringen Erbteil ſeiner Mutter
und Unterſtützungen der Verwandten
lebend, erfüllte ſich ſeine Hoffnung,
auf dem Gebiet der ernſten Lyrik Er-
folgreiches zu leiſten, erſt, als ſein
Studienfreund Friedrich Hofmann
(ſ. d.!) in ſeinem „Weihnachtsbaum“
(1842–66) Beiträge von W. brachte.
Zu Anfang der ſechziger Jahre betrat
W. das Feld der Dialektdichtung, u.
um die gleiche Zeit begann er im Ge-
biete der mittleren Werra u. Vorder-
rhön ſeine Wanderungen, die ſaſt alle
ohne ſtändigen Führer gemacht wur-
den, u. auf denen er die Reſte volks-
tümlicher Anſchauungen in Märchen,
Sagen uſw. ſammelte. W. ſtarb als
noch rüſtiger Greis an den Folgen
eines Falles im Zimmer am 1. Mai
1883.
S: Uiß minner Haimeth (Dia-
lektged.), 2. Aufl. 1890. – Sagen der
mittleren Werra und der Rhön; II,
1864. 2. aus dem Nachlaß verm. Aus-
gabe, beſorgt durch H. Ullrich, 1891.
*Wulckow, Ernſt Richard, geb.
am 1. Oktober 1832 in Danzig, be-
ſuchte das akademiſche Gymnaſium
daſelbſt u. ſtudierte ſeit Oſtern 1853
in Berlin unter Aug. Böckh, Moritz
Haupt u. Martin Hertz klaſſiſche Phi-
lologie. Zu Oſtern 1858 beſtand er
ſeine Oberlehrerprüfung, erwarb ſich
im Sommer d. J. die Würde eines
Dr. phil. u. begann dann ſeine unter-
richtliche Tätigkeit am Gymnaſium
in Marienwerder. Jm Herbſt 1861
trat er als Lehrer an das Realgym-
naſium zu St. Petri und Pauli in
Danzig über, übernahm hier Oſtern
1872 die Leitung der höheren ſtädti-
ſchen Mädchenſchule, der er noch ein
Seminar für Lehrerinnen an höheren
Mädchenſchulen hinzufügte, u. folgte
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |