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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Sti
*Stille, Wilh. Bernhard Gustav,


geb. am 21. Novbr. 1845 in Steinau
(Kreis Hadeln, Hannover) als der
Sohn des dortigen Pastors, wurde
zuerst vom Vater unterrichtet und
kam nach seiner Konfirmation im
Herbst 1860 in die Real-Abteilung
des Gymnasiums in Stade, da zu-
nächst beabsichtigt war, ihn Kauf-
mann werden zu lassen. Später ent-
schloß er sich zu studieren, ging nun
in die Humanklassen über und erhielt
Ostern 1867 das Reifezeugnis. Er
studierte Medizin bis zum Herbst
1868 in Tübingen, dann in Kiel,
trat im Sommer 1870 als assistieren-
der Arzt in das Reservelazarett in
Hamburg-Altona ein, begleitete im
Winter einen Lazarettzug nach Frank-
reich und ging Ostern 1871 zum wei-
teren Studium nach München, im
Herbst nach Halle und bestand hier
im Frühling 1872 sein medizinisches
Staatsexamen. Jm August d. J.
promovierte er in Kiel und ließ sich
im September als praktischer Arzt in
Jhlienworth (Kreis Hadeln) nieder,
wo er bis zum Herbst 1903 verblieb.
Dann verlegte er seine Praxis nach
Stade. Jm Jahre 1904 wurde er
zum Sanitätsrat ernannt. Außer
mehreren sozialpolitischen und anti-
semitischen Schriften veröffentlichte
er

S:

Ut'n Sietlann'. Landdoktors
Belewnisse (Sk. u. En.), 1906. - Ut
Landdoktors Leben (Fortsetzung d.
vor.), 1907. - Marie (R.), 1908. -
Nachberskinner (R.), 1910. - Störm-
flot (Niederdeutsches Dr.), 1911. -
De Minschenfeend (E.), 1911.

Stillfried, Felix,

Psd. für Adolf
Brandt;
s. d.!

*Stinde, Julius Ernst Wilhelm,


psd. Alfred de Valmy, J. Stein-
mann, Wilhelmine Buchholz

und Richard E. Wald, Sohn des
Propstes Konrad S., wurde am 28.
Aug. 1841 zu Kirch-Nüchel bei Eutin
in Holstein geb., besuchte nach vor-
bereitendem Unterricht im elterlichen
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Sti
Hause das Gymnasium zu Eutin und
trat 1858 bei einem Apotheker zu
Lübeck in die Lehre. Nach zweijähri-
ger Lehrzeit hing er die Pharmazie
an den Nagel u. bezog nacheinander
die Universitäten zu Kiel, Gießen u.
Jena, an denen er sich dem Studium
der Chemie widmete. Nach der im
Oktober 1863 erfolgten Promotion
siedelte S. nach Hamburg über, wo-
selbst er als Werkführer in chemischen
Fabriken drei Jahre lang tätig war,
dann aber durch Übernahme der Re-
daktion des "Hamburger Gewerbe-
blattes" (1864-68) und Mitarbeiter-
schaft an der Hamburger "Reform"
(seit 1865) zur Journalistik überging.
Seine Tätigkeit als selbständiger
Schriftsteller begann er mit einigen
Schriften aus dem Gebiete der Na-
turwissenschaften, der er auch später,
wenn auch nur als Mitarbeiter an
Zeitschriften, treu geblieben ist. Er
stellt sich in diesen Arbeiten die Auf-
gabe, die Fortschritte der Naturwis-
senschaften, die er stets mit großem
Ernst verfolgte, weiteren Kreisen zu-
gänglich zu machen. Zweierlei brachte
er vor allem dafür mit: gründliches,
gediegenes Wissen und eine ganz be-
sondere, sehr seltene Gabe, auch die
schwierigsten Stoffe wirklich allge-
mein verständlich zu behandeln, sie
dem Laienverständnis zu erschließen.
Aber bald machte sich bei ihm der
Satiriker geltend, der in ehrlichem
Zorn über die Verschrobenheiten der
Zeit sich lustig macht. So ironisierte
er die Eitelkeit der Modernen im
"Dekamerone der Verkannten", die
blütenlose Einöde der verbitterten
Jbsenianer in "Torfmoor". Wirk-
samer wurde seine Tätigkeit, als er
dem Hamburger Karl Schultze-Thea-
ter näher trat und er dem Hambur-
ger Volksstück neues Leben einblies.
Seine dramatischen Schilderungen
des Lebens waren der erste Ansatz zu
einer norddeutschen Heimatskunst auf
der Bühne. Jm Jahre 1876 siedelte

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Sti
*Stille, Wilh. Bernhard Guſtav,


geb. am 21. Novbr. 1845 in Steinau
(Kreis Hadeln, Hannover) als der
Sohn des dortigen Paſtors, wurde
zuerſt vom Vater unterrichtet und
kam nach ſeiner Konfirmation im
Herbſt 1860 in die Real-Abteilung
des Gymnaſiums in Stade, da zu-
nächſt beabſichtigt war, ihn Kauf-
mann werden zu laſſen. Später ent-
ſchloß er ſich zu ſtudieren, ging nun
in die Humanklaſſen über und erhielt
Oſtern 1867 das Reifezeugnis. Er
ſtudierte Medizin bis zum Herbſt
1868 in Tübingen, dann in Kiel,
trat im Sommer 1870 als aſſiſtieren-
der Arzt in das Reſervelazarett in
Hamburg-Altona ein, begleitete im
Winter einen Lazarettzug nach Frank-
reich und ging Oſtern 1871 zum wei-
teren Studium nach München, im
Herbſt nach Halle und beſtand hier
im Frühling 1872 ſein mediziniſches
Staatsexamen. Jm Auguſt d. J.
promovierte er in Kiel und ließ ſich
im September als praktiſcher Arzt in
Jhlienworth (Kreis Hadeln) nieder,
wo er bis zum Herbſt 1903 verblieb.
Dann verlegte er ſeine Praxis nach
Stade. Jm Jahre 1904 wurde er
zum Sanitätsrat ernannt. Außer
mehreren ſozialpolitiſchen und anti-
ſemitiſchen Schriften veröffentlichte
er

S:

Ut’n Sietlann’. Landdoktors
Belewniſſe (Sk. u. En.), 1906. – Ut
Landdoktors Leben (Fortſetzung d.
vor.), 1907. – Marie (R.), 1908. –
Nachberskinner (R.), 1910. – Störm-
flot (Niederdeutſches Dr.), 1911. –
De Minſchenfeend (E.), 1911.

Stillfried, Felix,

Pſd. für Adolf
Brandt;
ſ. d.!

*Stinde, Julius Ernſt Wilhelm,


pſd. Alfred de Valmy, J. Stein-
mann, Wilhelmine Buchholz

und Richard E. Wald, Sohn des
Propſtes Konrad S., wurde am 28.
Aug. 1841 zu Kirch-Nüchel bei Eutin
in Holſtein geb., beſuchte nach vor-
bereitendem Unterricht im elterlichen
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Hauſe das Gymnaſium zu Eutin und
trat 1858 bei einem Apotheker zu
Lübeck in die Lehre. Nach zweijähri-
ger Lehrzeit hing er die Pharmazie
an den Nagel u. bezog nacheinander
die Univerſitäten zu Kiel, Gießen u.
Jena, an denen er ſich dem Studium
der Chemie widmete. Nach der im
Oktober 1863 erfolgten Promotion
ſiedelte S. nach Hamburg über, wo-
ſelbſt er als Werkführer in chemiſchen
Fabriken drei Jahre lang tätig war,
dann aber durch Übernahme der Re-
daktion des „Hamburger Gewerbe-
blattes“ (1864–68) und Mitarbeiter-
ſchaft an der Hamburger „Reform“
(ſeit 1865) zur Journaliſtik überging.
Seine Tätigkeit als ſelbſtändiger
Schriftſteller begann er mit einigen
Schriften aus dem Gebiete der Na-
turwiſſenſchaften, der er auch ſpäter,
wenn auch nur als Mitarbeiter an
Zeitſchriften, treu geblieben iſt. Er
ſtellt ſich in dieſen Arbeiten die Auf-
gabe, die Fortſchritte der Naturwiſ-
ſenſchaften, die er ſtets mit großem
Ernſt verfolgte, weiteren Kreiſen zu-
gänglich zu machen. Zweierlei brachte
er vor allem dafür mit: gründliches,
gediegenes Wiſſen und eine ganz be-
ſondere, ſehr ſeltene Gabe, auch die
ſchwierigſten Stoffe wirklich allge-
mein verſtändlich zu behandeln, ſie
dem Laienverſtändnis zu erſchließen.
Aber bald machte ſich bei ihm der
Satiriker geltend, der in ehrlichem
Zorn über die Verſchrobenheiten der
Zeit ſich luſtig macht. So ironiſierte
er die Eitelkeit der Modernen im
„Dekamerone der Verkannten“, die
blütenloſe Einöde der verbitterten
Jbſenianer in „Torfmoor“. Wirk-
ſamer wurde ſeine Tätigkeit, als er
dem Hamburger Karl Schultze-Thea-
ter näher trat und er dem Hambur-
ger Volksſtück neues Leben einblies.
Seine dramatiſchen Schilderungen
des Lebens waren der erſte Anſatz zu
einer norddeutſchen Heimatskunſt auf
der Bühne. Jm Jahre 1876 ſiedelte

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[80/0084] Sti Sti *Stille, Wilh. Bernhard Guſtav, geb. am 21. Novbr. 1845 in Steinau (Kreis Hadeln, Hannover) als der Sohn des dortigen Paſtors, wurde zuerſt vom Vater unterrichtet und kam nach ſeiner Konfirmation im Herbſt 1860 in die Real-Abteilung des Gymnaſiums in Stade, da zu- nächſt beabſichtigt war, ihn Kauf- mann werden zu laſſen. Später ent- ſchloß er ſich zu ſtudieren, ging nun in die Humanklaſſen über und erhielt Oſtern 1867 das Reifezeugnis. Er ſtudierte Medizin bis zum Herbſt 1868 in Tübingen, dann in Kiel, trat im Sommer 1870 als aſſiſtieren- der Arzt in das Reſervelazarett in Hamburg-Altona ein, begleitete im Winter einen Lazarettzug nach Frank- reich und ging Oſtern 1871 zum wei- teren Studium nach München, im Herbſt nach Halle und beſtand hier im Frühling 1872 ſein mediziniſches Staatsexamen. Jm Auguſt d. J. promovierte er in Kiel und ließ ſich im September als praktiſcher Arzt in Jhlienworth (Kreis Hadeln) nieder, wo er bis zum Herbſt 1903 verblieb. Dann verlegte er ſeine Praxis nach Stade. Jm Jahre 1904 wurde er zum Sanitätsrat ernannt. Außer mehreren ſozialpolitiſchen und anti- ſemitiſchen Schriften veröffentlichte er S: Ut’n Sietlann’. Landdoktors Belewniſſe (Sk. u. En.), 1906. – Ut Landdoktors Leben (Fortſetzung d. vor.), 1907. – Marie (R.), 1908. – Nachberskinner (R.), 1910. – Störm- flot (Niederdeutſches Dr.), 1911. – De Minſchenfeend (E.), 1911. Stillfried, Felix, Pſd. für Adolf Brandt; ſ. d.! *Stinde, Julius Ernſt Wilhelm, pſd. Alfred de Valmy, J. Stein- mann, Wilhelmine Buchholz und Richard E. Wald, Sohn des Propſtes Konrad S., wurde am 28. Aug. 1841 zu Kirch-Nüchel bei Eutin in Holſtein geb., beſuchte nach vor- bereitendem Unterricht im elterlichen Hauſe das Gymnaſium zu Eutin und trat 1858 bei einem Apotheker zu Lübeck in die Lehre. Nach zweijähri- ger Lehrzeit hing er die Pharmazie an den Nagel u. bezog nacheinander die Univerſitäten zu Kiel, Gießen u. Jena, an denen er ſich dem Studium der Chemie widmete. Nach der im Oktober 1863 erfolgten Promotion ſiedelte S. nach Hamburg über, wo- ſelbſt er als Werkführer in chemiſchen Fabriken drei Jahre lang tätig war, dann aber durch Übernahme der Re- daktion des „Hamburger Gewerbe- blattes“ (1864–68) und Mitarbeiter- ſchaft an der Hamburger „Reform“ (ſeit 1865) zur Journaliſtik überging. Seine Tätigkeit als ſelbſtändiger Schriftſteller begann er mit einigen Schriften aus dem Gebiete der Na- turwiſſenſchaften, der er auch ſpäter, wenn auch nur als Mitarbeiter an Zeitſchriften, treu geblieben iſt. Er ſtellt ſich in dieſen Arbeiten die Auf- gabe, die Fortſchritte der Naturwiſ- ſenſchaften, die er ſtets mit großem Ernſt verfolgte, weiteren Kreiſen zu- gänglich zu machen. Zweierlei brachte er vor allem dafür mit: gründliches, gediegenes Wiſſen und eine ganz be- ſondere, ſehr ſeltene Gabe, auch die ſchwierigſten Stoffe wirklich allge- mein verſtändlich zu behandeln, ſie dem Laienverſtändnis zu erſchließen. Aber bald machte ſich bei ihm der Satiriker geltend, der in ehrlichem Zorn über die Verſchrobenheiten der Zeit ſich luſtig macht. So ironiſierte er die Eitelkeit der Modernen im „Dekamerone der Verkannten“, die blütenloſe Einöde der verbitterten Jbſenianer in „Torfmoor“. Wirk- ſamer wurde ſeine Tätigkeit, als er dem Hamburger Karl Schultze-Thea- ter näher trat und er dem Hambur- ger Volksſtück neues Leben einblies. Seine dramatiſchen Schilderungen des Lebens waren der erſte Anſatz zu einer norddeutſchen Heimatskunſt auf der Bühne. Jm Jahre 1876 ſiedelte *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/84>, abgerufen am 25.11.2024.