Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Ste [d]enn die unumschränkte Freiheit sein,welche ihr schon als Kind in der Wahl [d]er Lektüre gewährt ward. Die ersten Jugendjahre blieben fast ausschließ- lich dem Erlernen des Französischen gewidmet; später schaffte der deutsche Unterricht tüchtiger Lehrer Ordnung [i]n dem Chaos des Gelesenen, ohne [d]er Phantasie Abbruch zu tun, die [s]chon damals Freude fand am Ge- stalten und Erfinden von Geschichten, die den jüngeren Geschwistern er- zählt wurden. Freundschafts- und Verwandtschaftsverbindungen führ- ten sie 1865 fast auf ein ganzes Jahr nach Paris u. London; dann folgten öftere Reisen in die Schweiz; alles dies war von wesentlichem Einfluß auf die geistige Entwicklung der an- gehenden Schriftstellerin. Der Tod des Vaters führte sie an den Rhein, wo sie seitdem bei Freunden lebt (zur Zeit in Östrich im nassauischen Rhein- gau). S: Der Pflicht geopfert (R.), Stengele, Alfons, pseud. A. vom Ste dent zahlreicher angesehener deutscherund österreichischer Zeitungen. End- lich zwang ihn zunehmende Krank- beit, dem aufreibenden journalisti- schen Beruf zu entsagen und sich der Novellistik zuzuwenden. Jm Jahre 1887 griff er einen alten Jugend- wunsch auf, bezog die Universität, an der er Staatswissenschaften stu- dierte und erwarb sich die Würde eines Dr. phil. Besser ausgerüstet als zuvor, trat er in das praktische Leben zurück mit dem Gedanken, bei einer Handelskammer oder einem statistischen Bureau seine Kenntnisse zu verwerten; doch hat sich diese Hoff- nung leider nicht erfüllt. St. lebte seit Jahren in Schwäbisch-Gmünd, wo er seit 1895 die "Rems-Zeitung" redigierte, bis er 1898 seinen Wohn- sitz nach Detmold verlegte, wo er Redakteur und Jnhaber der "Lippe- schen Landeszeitung" u. Besitzer der Meyerschen Hofbuchdruckerei wurde. Doch siedelte er schon 1899 nach Tü- bingen über, und dort ist er am 3. Februar 1902 gestorben. S: Maria. *Stenglin, Felix Freiherr von,
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Ste [d]enn die unumſchränkte Freiheit ſein,welche ihr ſchon als Kind in der Wahl [d]er Lektüre gewährt ward. Die erſten Jugendjahre blieben faſt ausſchließ- lich dem Erlernen des Franzöſiſchen gewidmet; ſpäter ſchaffte der deutſche Unterricht tüchtiger Lehrer Ordnung [i]n dem Chaos des Geleſenen, ohne [d]er Phantaſie Abbruch zu tun, die [ſ]chon damals Freude fand am Ge- ſtalten und Erfinden von Geſchichten, die den jüngeren Geſchwiſtern er- zählt wurden. Freundſchafts- und Verwandtſchaftsverbindungen führ- ten ſie 1865 faſt auf ein ganzes Jahr nach Paris u. London; dann folgten öftere Reiſen in die Schweiz; alles dies war von weſentlichem Einfluß auf die geiſtige Entwicklung der an- gehenden Schriftſtellerin. Der Tod des Vaters führte ſie an den Rhein, wo ſie ſeitdem bei Freunden lebt (zur Zeit in Öſtrich im naſſauiſchen Rhein- gau). S: Der Pflicht geopfert (R.), Stengele, Alfons, pſeud. A. vom Ste dent zahlreicher angeſehener deutſcherund öſterreichiſcher Zeitungen. End- lich zwang ihn zunehmende Krank- beit, dem aufreibenden journaliſti- ſchen Beruf zu entſagen und ſich der Novelliſtik zuzuwenden. Jm Jahre 1887 griff er einen alten Jugend- wunſch auf, bezog die Univerſität, an der er Staatswiſſenſchaften ſtu- dierte und erwarb ſich die Würde eines Dr. phil. Beſſer ausgerüſtet als zuvor, trat er in das praktiſche Leben zurück mit dem Gedanken, bei einer Handelskammer oder einem ſtatiſtiſchen Bureau ſeine Kenntniſſe zu verwerten; doch hat ſich dieſe Hoff- nung leider nicht erfüllt. St. lebte ſeit Jahren in Schwäbiſch-Gmünd, wo er ſeit 1895 die „Rems-Zeitung“ redigierte, bis er 1898 ſeinen Wohn- ſitz nach Detmold verlegte, wo er Redakteur und Jnhaber der „Lippe- ſchen Landeszeitung“ u. Beſitzer der Meyerſchen Hofbuchdruckerei wurde. Doch ſiedelte er ſchon 1899 nach Tü- bingen über, und dort iſt er am 3. Februar 1902 geſtorben. S: Maria. *Stenglin, Felix Freiherr von,
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Ste
Ste
denn die unumſchränkte Freiheit ſein,
welche ihr ſchon als Kind in der Wahl
der Lektüre gewährt ward. Die erſten
Jugendjahre blieben faſt ausſchließ-
lich dem Erlernen des Franzöſiſchen
gewidmet; ſpäter ſchaffte der deutſche
Unterricht tüchtiger Lehrer Ordnung
in dem Chaos des Geleſenen, ohne
der Phantaſie Abbruch zu tun, die
ſchon damals Freude fand am Ge-
ſtalten und Erfinden von Geſchichten,
die den jüngeren Geſchwiſtern er-
zählt wurden. Freundſchafts- und
Verwandtſchaftsverbindungen führ-
ten ſie 1865 faſt auf ein ganzes Jahr
nach Paris u. London; dann folgten
öftere Reiſen in die Schweiz; alles
dies war von weſentlichem Einfluß
auf die geiſtige Entwicklung der an-
gehenden Schriftſtellerin. Der Tod
des Vaters führte ſie an den Rhein,
wo ſie ſeitdem bei Freunden lebt (zur
Zeit in Öſtrich im naſſauiſchen Rhein-
gau).
S: Der Pflicht geopfert (R.),
1873. – Ariſtokraten (R.); II, 1874.
– Novellenbuch; II, 1875 (Jnhalt:
Erika. – Zu ſtolz. – Schwere Tage. –
Die Schwedin. – Am Fluſſe). – Peſ-
ſimiſten (R.); III, 1879. – Was die
Meereswellen ſagen (Strandgeſch.),
1882.
Stengele, Alfons, pſeud. A. vom
Rhein, wurde am 25. Dezbr. 1856
zu Münſterbuſch im Reg.-Bez. Aachen
geboren, beſuchte zuerſt die Volks-
ſchule, dann eine Privatſchule und
darauf ein Realgymnaſium, nach
deſſen Abſolvierung er auf Wunſch
des Vaters Techniker werden ſollte.
Aber weder dieſer Beruf noch der
eines Kaufmanns zog ihn an, und
ſo ſtellte er ſich nach mancherlei Diffe-
renzen mit den Eltern auf eigene
Füße und wählte ſich ſeine eigene
Bahn. Die Wogen des Schickſals
trieben ihn in das journaliſtiſch-
literariſche Fahrwaſſer; ſchon nach
Jahresfriſt war er Redakteur einer
kleinen Zeitung, dann Mitarbeiter
größerer Blätter, ſpäter Korreſpon-
dent zahlreicher angeſehener deutſcher
und öſterreichiſcher Zeitungen. End-
lich zwang ihn zunehmende Krank-
beit, dem aufreibenden journaliſti-
ſchen Beruf zu entſagen und ſich der
Novelliſtik zuzuwenden. Jm Jahre
1887 griff er einen alten Jugend-
wunſch auf, bezog die Univerſität,
an der er Staatswiſſenſchaften ſtu-
dierte und erwarb ſich die Würde
eines Dr. phil. Beſſer ausgerüſtet
als zuvor, trat er in das praktiſche
Leben zurück mit dem Gedanken, bei
einer Handelskammer oder einem
ſtatiſtiſchen Bureau ſeine Kenntniſſe
zu verwerten; doch hat ſich dieſe Hoff-
nung leider nicht erfüllt. St. lebte
ſeit Jahren in Schwäbiſch-Gmünd,
wo er ſeit 1895 die „Rems-Zeitung“
redigierte, bis er 1898 ſeinen Wohn-
ſitz nach Detmold verlegte, wo er
Redakteur und Jnhaber der „Lippe-
ſchen Landeszeitung“ u. Beſitzer der
Meyerſchen Hofbuchdruckerei wurde.
Doch ſiedelte er ſchon 1899 nach Tü-
bingen über, und dort iſt er am 3.
Februar 1902 geſtorben.
S: Maria.
Ein Frauenbild aus dem wirklichen
Leben, 1896. – Wahrheit und Dich-
tung (6 En. aus dem Leben), 1896.
*Stenglin, Felix Freiherr von,
geb. am 18. Novbr. 1860 zu Schwerin
in Mecklenburg als der Sohn eines
großherzogl. Oberhofmarſchalls, er-
hielt ſeine Erziehung bis zum elften
Jahre im elterlichen Hauſe, danach
in den Kadettenkorps zu Plön und
Berlin und wurde im April 1878
Leutnant im zweiten Garderegiment
zu Fuß, aus welchem er 1882 in das
großherzoglich mecklenb. Grenadier-
regiment Nr. 89 verſetzt ward. Jm
Herbſt desſelben Jahres à la suite
des Regiments geſtellt, widmete er
ſich ein Jahr lang in Magdeburg,
Hannover und Berlin den Studien,
nahm dann ſeinen Abſchied u. ſiedelte
1885 nach Berlin über, um dort hin-
fort ſchriftſtelleriſch zu wirken und
gleichzeitig an der Univerſität Vor-
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