Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Wil
den Weg auf die Bühne des Berliner
Theaters und feierte in Weimar
Triumphe, schwand aber bald infolge
der Gleichgültigkeit des Publikums
gegen alles, was nicht dem Zeitge-
schmack huldigt, vom Repertoire.
Enttäuscht wandte sich die Schrift-
stellerin dem Studium der Philoso-
phie zu, teils im Besuch der Berliner
Universität, teils in fleißigster Lek-
türe und im Verkehr mit Geistesver-
wandten; aus allem Fremden ver-
stand sie das Eigene herauszukristal-
lisieren, und das Resultat wurde eine
tiefethische, auf dem Prinzip der Ver-
söhnung des Gegensätzlichen be-
ruhende Weltanschauung. Der Drang,
auch den Mitmenschen aus ihrem
inneren Schatzvorrat mitzuteilen,
führte sie dann zur Vortragstätig-
keit, die ihr eine große Verehrerschar
sicherte. Helene W. lebt als Gattin
eines bekannten Porträtmalers in
Berlin.

S:

Savonarola (Trag.),
1902.

*Willenbücher, Elisabeth Karo-
line,

psd. E. Karl, wurde am 2. Ok-
tober 1844 in Schönefeld bei Norden-
burg (Ostpreußen) als die Tochter des
Gutsbesitzers Thie geboren, verlebte
ihre Kindheit und erste Jugend auf
dem Lande, wo sich eine tiefe Liebe
zur Natur zum Grundzuge ihres We-
sens ausbildete. Jhre Verheiratung
mit dem Kreisrichter Heinrich W. in
Preuß. Holland führte sie in mehrere
kleine Städte und lehrte sie die ganze
Enge aber auch den gemütlichen Reiz
der kleinstädtischen Beamtenexistenz
kennen. Seit 1880 hat sie ihren Wohn-
sitz in Königsberg i. Pr.

S:

Hedwig
(R.), 1894. - Ohne Gott (R.), 1896.

*Willfort, Ferdinand,

pseud. J.
Hafner, wurde am 2. (n. and. 3.)
Januar 1835 in Wien geboren, ab-
solvierte die Mittelschule, betrieb phi-
lologische und linguistische Studien,
hörte am polytechnischen Jnstitut all-
gemeine und spezielle Chemie, trat
aber schon 1854 in die Redaktion des
[Spaltenumbruch]

Wil
"Wanderer" ein, den er teils als stän-
diges Mitglied, teils als externer
Mitarbeiter oder Korrespondent im
Auslande bis zum Eingehen des Blat-
tes (1870) angehörte. Jm Jahre 1860
begab er sich Studien halber auf Rei-
sen, weilte in der Schweiz, in Deutsch-
land, Frankreich, Jtalien, Belgien u.
Holland, hielt sich längere Zeit in
Berlin auf und kehrte erst bei Aus-
bruch des Krieges von 1866 nach Wien
zurück, wo er als Redakteur und Mit-
arbeiter vieler Zeitschriften politisch
für die autonomistische Richtung in
Österreich in hervorragender Weise
eintrat, zugleich aber auch eine um-
fassende kritische und feuilletonistische
Tätigkeit entfaltete. So war er Re-
dakteur des "Telegraph", der "Volks-
zeitung" und der "Sonn- und Mon-
tagszeitung". Unter dem Einfluß der
hochgehenden politischen Bewegung
wandte sich W. immer mehr u. mehr
der politischen Schriftstellerei zu und
fand mit Beginn des Jahres 1893
als Redakteur des Organs der kon-
servativen Partei "Das Vaterland"
einen einflußreichen Wirkungskreis.
Von seinen zahlreichen, in Zeitschrif-
ten zerstreuten Novellen ist erst ein
kleiner Teil gesammelt. Er starb am
22. Januar 1905.

S:

Gesammelte
Novellen u. Humoresken. 1. Bd., 1870.

Willfried, H.,

Pseud. für Her-
mine Villinger;
s. d.!

*Willgeroth, Gustav,

geb. am
11. Novbr. 1865 zu Wismar in Meck-
lenburg als der Sohn eines Kauf-
manns, absolvierte das dortige Gym-
nasium und studierte von Michaelis
1886-89 in Rostock und Erlangen
Theologie. Er war darauf eine Zeit-
lang Hauslehrer, wandte sich dann
aber der journalistischen Laufbahn zu,
studierte noch ein Jahr lang in Ber-
lin Nationalökonomie, Geschichte und
verwandte Wissenschaften u. begrün-
dete, nachdem er kurze Zeit in der
Redaktion des "Rostocker Anzeiger"
tätig gewesen, 1893 mit einem Fach-

*


[Spaltenumbruch]

Wil
den Weg auf die Bühne des Berliner
Theaters und feierte in Weimar
Triumphe, ſchwand aber bald infolge
der Gleichgültigkeit des Publikums
gegen alles, was nicht dem Zeitge-
ſchmack huldigt, vom Repertoire.
Enttäuſcht wandte ſich die Schrift-
ſtellerin dem Studium der Philoſo-
phie zu, teils im Beſuch der Berliner
Univerſität, teils in fleißigſter Lek-
türe und im Verkehr mit Geiſtesver-
wandten; aus allem Fremden ver-
ſtand ſie das Eigene herauszukriſtal-
liſieren, und das Reſultat wurde eine
tiefethiſche, auf dem Prinzip der Ver-
ſöhnung des Gegenſätzlichen be-
ruhende Weltanſchauung. Der Drang,
auch den Mitmenſchen aus ihrem
inneren Schatzvorrat mitzuteilen,
führte ſie dann zur Vortragstätig-
keit, die ihr eine große Verehrerſchar
ſicherte. Helene W. lebt als Gattin
eines bekannten Porträtmalers in
Berlin.

S:

Savonarola (Trag.),
1902.

*Willenbücher, Eliſabeth Karo-
line,

pſd. E. Karl, wurde am 2. Ok-
tober 1844 in Schönefeld bei Norden-
burg (Oſtpreußen) als die Tochter des
Gutsbeſitzers Thie geboren, verlebte
ihre Kindheit und erſte Jugend auf
dem Lande, wo ſich eine tiefe Liebe
zur Natur zum Grundzuge ihres We-
ſens ausbildete. Jhre Verheiratung
mit dem Kreisrichter Heinrich W. in
Preuß. Holland führte ſie in mehrere
kleine Städte und lehrte ſie die ganze
Enge aber auch den gemütlichen Reiz
der kleinſtädtiſchen Beamtenexiſtenz
kennen. Seit 1880 hat ſie ihren Wohn-
ſitz in Königsberg i. Pr.

S:

Hedwig
(R.), 1894. – Ohne Gott (R.), 1896.

*Willfort, Ferdinand,

pſeud. J.
Hafner, wurde am 2. (n. and. 3.)
Januar 1835 in Wien geboren, ab-
ſolvierte die Mittelſchule, betrieb phi-
lologiſche und linguiſtiſche Studien,
hörte am polytechniſchen Jnſtitut all-
gemeine und ſpezielle Chemie, trat
aber ſchon 1854 in die Redaktion des
[Spaltenumbruch]

Wil
„Wanderer“ ein, den er teils als ſtän-
diges Mitglied, teils als externer
Mitarbeiter oder Korreſpondent im
Auslande bis zum Eingehen des Blat-
tes (1870) angehörte. Jm Jahre 1860
begab er ſich Studien halber auf Rei-
ſen, weilte in der Schweiz, in Deutſch-
land, Frankreich, Jtalien, Belgien u.
Holland, hielt ſich längere Zeit in
Berlin auf und kehrte erſt bei Aus-
bruch des Krieges von 1866 nach Wien
zurück, wo er als Redakteur und Mit-
arbeiter vieler Zeitſchriften politiſch
für die autonomiſtiſche Richtung in
Öſterreich in hervorragender Weiſe
eintrat, zugleich aber auch eine um-
faſſende kritiſche und feuilletoniſtiſche
Tätigkeit entfaltete. So war er Re-
dakteur des „Telegraph“, der „Volks-
zeitung“ und der „Sonn- und Mon-
tagszeitung“. Unter dem Einfluß der
hochgehenden politiſchen Bewegung
wandte ſich W. immer mehr u. mehr
der politiſchen Schriftſtellerei zu und
fand mit Beginn des Jahres 1893
als Redakteur des Organs der kon-
ſervativen Partei „Das Vaterland“
einen einflußreichen Wirkungskreis.
Von ſeinen zahlreichen, in Zeitſchrif-
ten zerſtreuten Novellen iſt erſt ein
kleiner Teil geſammelt. Er ſtarb am
22. Januar 1905.

S:

Geſammelte
Novellen u. Humoresken. 1. Bd., 1870.

Willfried, H.,

Pſeud. für Her-
mine Villinger;
ſ. d.!

*Willgeroth, Guſtav,

geb. am
11. Novbr. 1865 zu Wismar in Meck-
lenburg als der Sohn eines Kauf-
manns, abſolvierte das dortige Gym-
naſium und ſtudierte von Michaelis
1886–89 in Roſtock und Erlangen
Theologie. Er war darauf eine Zeit-
lang Hauslehrer, wandte ſich dann
aber der journaliſtiſchen Laufbahn zu,
ſtudierte noch ein Jahr lang in Ber-
lin Nationalökonomie, Geſchichte und
verwandte Wiſſenſchaften u. begrün-
dete, nachdem er kurze Zeit in der
Redaktion des „Roſtocker Anzeiger“
tätig geweſen, 1893 mit einem Fach-

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0461" n="457"/><lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wil</hi></fw><lb/>
den Weg auf die Bühne des Berliner<lb/>
Theaters und feierte in Weimar<lb/>
Triumphe, &#x017F;chwand aber bald infolge<lb/>
der Gleichgültigkeit des Publikums<lb/>
gegen alles, was nicht dem Zeitge-<lb/>
&#x017F;chmack huldigt, vom Repertoire.<lb/>
Enttäu&#x017F;cht wandte &#x017F;ich die Schrift-<lb/>
&#x017F;tellerin dem Studium der Philo&#x017F;o-<lb/>
phie zu, teils im Be&#x017F;uch der Berliner<lb/>
Univer&#x017F;ität, teils in fleißig&#x017F;ter Lek-<lb/>
türe und im Verkehr mit Gei&#x017F;tesver-<lb/>
wandten; aus allem Fremden ver-<lb/>
&#x017F;tand &#x017F;ie das Eigene herauszukri&#x017F;tal-<lb/>
li&#x017F;ieren, und das Re&#x017F;ultat wurde eine<lb/>
tiefethi&#x017F;che, auf dem Prinzip der Ver-<lb/>
&#x017F;öhnung des Gegen&#x017F;ätzlichen be-<lb/>
ruhende Weltan&#x017F;chauung. Der Drang,<lb/>
auch den Mitmen&#x017F;chen aus ihrem<lb/>
inneren Schatzvorrat mitzuteilen,<lb/>
führte &#x017F;ie dann zur Vortragstätig-<lb/>
keit, die ihr eine große Verehrer&#x017F;char<lb/>
&#x017F;icherte. Helene W. lebt als Gattin<lb/>
eines bekannten Porträtmalers in<lb/>
Berlin. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Savonarola (Trag.),<lb/>
1902.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Willenbücher,</hi> Eli&#x017F;abeth Karo-<lb/>
line,</persName>
        </head>
        <p> p&#x017F;d. E. <hi rendition="#g">Karl,</hi> wurde am 2. Ok-<lb/>
tober 1844 in Schönefeld bei Norden-<lb/>
burg (O&#x017F;tpreußen) als die Tochter des<lb/>
Gutsbe&#x017F;itzers <hi rendition="#g">Thie</hi> geboren, verlebte<lb/>
ihre Kindheit und er&#x017F;te Jugend auf<lb/>
dem Lande, wo &#x017F;ich eine tiefe Liebe<lb/>
zur Natur zum Grundzuge ihres We-<lb/>
&#x017F;ens ausbildete. Jhre Verheiratung<lb/>
mit dem Kreisrichter Heinrich W. in<lb/>
Preuß. Holland führte &#x017F;ie in mehrere<lb/>
kleine Städte und lehrte &#x017F;ie die ganze<lb/>
Enge aber auch den gemütlichen Reiz<lb/>
der klein&#x017F;tädti&#x017F;chen Beamtenexi&#x017F;tenz<lb/>
kennen. Seit 1880 hat &#x017F;ie ihren Wohn-<lb/>
&#x017F;itz in Königsberg i. Pr. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Hedwig<lb/>
(R.), 1894. &#x2013; Ohne Gott (R.), 1896.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Willfort,</hi> Ferdinand,</persName>
        </head>
        <p> p&#x017F;eud. J.<lb/><hi rendition="#g">Hafner,</hi> wurde am 2. (n. and. 3.)<lb/>
Januar 1835 in Wien geboren, ab-<lb/>
&#x017F;olvierte die Mittel&#x017F;chule, betrieb phi-<lb/>
lologi&#x017F;che und lingui&#x017F;ti&#x017F;che Studien,<lb/>
hörte am polytechni&#x017F;chen Jn&#x017F;titut all-<lb/>
gemeine und &#x017F;pezielle Chemie, trat<lb/>
aber &#x017F;chon 1854 in die Redaktion des<lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wil</hi></fw><lb/>
&#x201E;Wanderer&#x201C; ein, den er teils als &#x017F;tän-<lb/>
diges Mitglied, teils als externer<lb/>
Mitarbeiter oder Korre&#x017F;pondent im<lb/>
Auslande bis zum Eingehen des Blat-<lb/>
tes (1870) angehörte. Jm Jahre 1860<lb/>
begab er &#x017F;ich Studien halber auf Rei-<lb/>
&#x017F;en, weilte in der Schweiz, in Deut&#x017F;ch-<lb/>
land, Frankreich, Jtalien, Belgien u.<lb/>
Holland, hielt &#x017F;ich längere Zeit in<lb/>
Berlin auf und kehrte er&#x017F;t bei Aus-<lb/>
bruch des Krieges von 1866 nach Wien<lb/>
zurück, wo er als Redakteur und Mit-<lb/>
arbeiter vieler Zeit&#x017F;chriften politi&#x017F;ch<lb/>
für die autonomi&#x017F;ti&#x017F;che Richtung in<lb/>
Ö&#x017F;terreich in hervorragender Wei&#x017F;e<lb/>
eintrat, zugleich aber auch eine um-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ende kriti&#x017F;che und feuilletoni&#x017F;ti&#x017F;che<lb/>
Tätigkeit entfaltete. So war er Re-<lb/>
dakteur des &#x201E;Telegraph&#x201C;, der &#x201E;Volks-<lb/>
zeitung&#x201C; und der &#x201E;Sonn- und Mon-<lb/>
tagszeitung&#x201C;. Unter dem Einfluß der<lb/>
hochgehenden politi&#x017F;chen Bewegung<lb/>
wandte &#x017F;ich W. immer mehr u. mehr<lb/>
der politi&#x017F;chen Schrift&#x017F;tellerei zu und<lb/>
fand mit Beginn des Jahres 1893<lb/>
als Redakteur des Organs der kon-<lb/>
&#x017F;ervativen Partei &#x201E;Das Vaterland&#x201C;<lb/>
einen einflußreichen Wirkungskreis.<lb/>
Von &#x017F;einen zahlreichen, in Zeit&#x017F;chrif-<lb/>
ten zer&#x017F;treuten Novellen i&#x017F;t er&#x017F;t ein<lb/>
kleiner Teil ge&#x017F;ammelt. Er &#x017F;tarb am<lb/>
22. Januar 1905. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Ge&#x017F;ammelte<lb/>
Novellen u. Humoresken. 1. Bd., 1870.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Willfried,</hi> H.,</persName>
        </head>
        <p> P&#x017F;eud. für <hi rendition="#g">Her-<lb/>
mine Villinger;</hi> &#x017F;. d.!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Willgeroth,</hi> Gu&#x017F;tav,</persName>
        </head>
        <p> geb. am<lb/>
11. Novbr. 1865 zu Wismar in Meck-<lb/>
lenburg als der Sohn eines Kauf-<lb/>
manns, ab&#x017F;olvierte das dortige Gym-<lb/>
na&#x017F;ium und &#x017F;tudierte von Michaelis<lb/>
1886&#x2013;89 in Ro&#x017F;tock und Erlangen<lb/>
Theologie. Er war darauf eine Zeit-<lb/>
lang Hauslehrer, wandte &#x017F;ich dann<lb/>
aber der journali&#x017F;ti&#x017F;chen Laufbahn zu,<lb/>
&#x017F;tudierte noch ein Jahr lang in Ber-<lb/>
lin Nationalökonomie, Ge&#x017F;chichte und<lb/>
verwandte Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften u. begrün-<lb/>
dete, nachdem er kurze Zeit in der<lb/>
Redaktion des &#x201E;Ro&#x017F;tocker Anzeiger&#x201C;<lb/>
tätig gewe&#x017F;en, 1893 mit einem Fach-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[457/0461] Wil Wil den Weg auf die Bühne des Berliner Theaters und feierte in Weimar Triumphe, ſchwand aber bald infolge der Gleichgültigkeit des Publikums gegen alles, was nicht dem Zeitge- ſchmack huldigt, vom Repertoire. Enttäuſcht wandte ſich die Schrift- ſtellerin dem Studium der Philoſo- phie zu, teils im Beſuch der Berliner Univerſität, teils in fleißigſter Lek- türe und im Verkehr mit Geiſtesver- wandten; aus allem Fremden ver- ſtand ſie das Eigene herauszukriſtal- liſieren, und das Reſultat wurde eine tiefethiſche, auf dem Prinzip der Ver- ſöhnung des Gegenſätzlichen be- ruhende Weltanſchauung. Der Drang, auch den Mitmenſchen aus ihrem inneren Schatzvorrat mitzuteilen, führte ſie dann zur Vortragstätig- keit, die ihr eine große Verehrerſchar ſicherte. Helene W. lebt als Gattin eines bekannten Porträtmalers in Berlin. S: Savonarola (Trag.), 1902. *Willenbücher, Eliſabeth Karo- line, pſd. E. Karl, wurde am 2. Ok- tober 1844 in Schönefeld bei Norden- burg (Oſtpreußen) als die Tochter des Gutsbeſitzers Thie geboren, verlebte ihre Kindheit und erſte Jugend auf dem Lande, wo ſich eine tiefe Liebe zur Natur zum Grundzuge ihres We- ſens ausbildete. Jhre Verheiratung mit dem Kreisrichter Heinrich W. in Preuß. Holland führte ſie in mehrere kleine Städte und lehrte ſie die ganze Enge aber auch den gemütlichen Reiz der kleinſtädtiſchen Beamtenexiſtenz kennen. Seit 1880 hat ſie ihren Wohn- ſitz in Königsberg i. Pr. S: Hedwig (R.), 1894. – Ohne Gott (R.), 1896. *Willfort, Ferdinand, pſeud. J. Hafner, wurde am 2. (n. and. 3.) Januar 1835 in Wien geboren, ab- ſolvierte die Mittelſchule, betrieb phi- lologiſche und linguiſtiſche Studien, hörte am polytechniſchen Jnſtitut all- gemeine und ſpezielle Chemie, trat aber ſchon 1854 in die Redaktion des „Wanderer“ ein, den er teils als ſtän- diges Mitglied, teils als externer Mitarbeiter oder Korreſpondent im Auslande bis zum Eingehen des Blat- tes (1870) angehörte. Jm Jahre 1860 begab er ſich Studien halber auf Rei- ſen, weilte in der Schweiz, in Deutſch- land, Frankreich, Jtalien, Belgien u. Holland, hielt ſich längere Zeit in Berlin auf und kehrte erſt bei Aus- bruch des Krieges von 1866 nach Wien zurück, wo er als Redakteur und Mit- arbeiter vieler Zeitſchriften politiſch für die autonomiſtiſche Richtung in Öſterreich in hervorragender Weiſe eintrat, zugleich aber auch eine um- faſſende kritiſche und feuilletoniſtiſche Tätigkeit entfaltete. So war er Re- dakteur des „Telegraph“, der „Volks- zeitung“ und der „Sonn- und Mon- tagszeitung“. Unter dem Einfluß der hochgehenden politiſchen Bewegung wandte ſich W. immer mehr u. mehr der politiſchen Schriftſtellerei zu und fand mit Beginn des Jahres 1893 als Redakteur des Organs der kon- ſervativen Partei „Das Vaterland“ einen einflußreichen Wirkungskreis. Von ſeinen zahlreichen, in Zeitſchrif- ten zerſtreuten Novellen iſt erſt ein kleiner Teil geſammelt. Er ſtarb am 22. Januar 1905. S: Geſammelte Novellen u. Humoresken. 1. Bd., 1870. Willfried, H., Pſeud. für Her- mine Villinger; ſ. d.! *Willgeroth, Guſtav, geb. am 11. Novbr. 1865 zu Wismar in Meck- lenburg als der Sohn eines Kauf- manns, abſolvierte das dortige Gym- naſium und ſtudierte von Michaelis 1886–89 in Roſtock und Erlangen Theologie. Er war darauf eine Zeit- lang Hauslehrer, wandte ſich dann aber der journaliſtiſchen Laufbahn zu, ſtudierte noch ein Jahr lang in Ber- lin Nationalökonomie, Geſchichte und verwandte Wiſſenſchaften u. begrün- dete, nachdem er kurze Zeit in der Redaktion des „Roſtocker Anzeiger“ tätig geweſen, 1893 mit einem Fach- *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/461
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/461>, abgerufen am 22.12.2024.