Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Wed Weditz, Annette von, Pseud. für Weeningh, W., Pseud. für Wil- *Weerth, Georg, geb. am 17. Fe- S: Leben Weerth, Peter, Pseud. für J. T. Wegener, Friedrich, geboren am S: Jungdeutsche *Wegener, Gertrud, wurde in Weg Bürgerliche, der dort ein Gut besitzendurfte, u. auf demselben verlebte die Tochter die ersten glücklichen Jahre ihrer Kindheit. Dann kam sie nach Dorpat zu einer Zeit, wo diese Stadt noch eine deutsche Universität hatte, u. wo sie das Glück genoß, von Pro- fessoren wie Engelhardt, Gettingen und Mühlau unterrichtet zu werden, da diese Männer auch an der von ihr besuchten höheren Mädchenschule Un- terricht erteilten. Obwohl sie tief im Deutschtum wurzelte, hat sie sich doch eine bleibende Liebe und Bewunde- rung für die russische Literatur und Sprache u. eine tiefe Sympathie für russisches Volkstum bewahrt, wenn- gleich die bald darauf erfolgende rück- sichtslose Russifizierung der baltischen Lande sie in den härtesten Zwiespalt zwischen deutsches u. russisches Volks- tum warf, der noch verschärft wurde, nachdem sie längere Zeit in Deutsch- land und dann in Saratow auf Be- such geweilt hatte. Erst als sie ein Jahr lang in einer englischen Familie an der Küste des Atlantischen Ozeans in Jrland Erzieherin war, kam ihr ihr Deutschtum voll zum Bewußtsein, so daß es ihr zum unentreißbaren Be- sitz geworden ist. Nach einigen Jah- ren harten Ringens um schriftstelle- rischen Erfolg kehrte sie in die Heimat zurück, wo ein schweres Siechtum sie jahrelang gefesselt hielt. Kaum wie- derhergestellt, eilte sie abermals nach Deutschland, wo sie drei Jahre in Berlin weilte und als Schriftstellerin festen Fuß zu fassen versuchte. Aus dieser Zeit stammen ihre Beobach- tungen, die sie dann in ihrem Roman verwertete. Jnzwischen hatten wegen der schweren Zeitläufte ihre Eltern ihr Landgut verkaufen müssen und waren in einen Vorort von Riga ge- zogen. Hier lebt Gertrud noch jetzt und betätigt sich als Privatlehrerin und Schriftstellerin. S: Jm steiner- *
[Spaltenumbruch] Wed Weditz, Annette von, Pſeud. für Weeningh, W., Pſeud. für Wil- *Weerth, Georg, geb. am 17. Fe- S: Leben Weerth, Peter, Pſeud. für J. T. Wegener, Friedrich, geboren am S: Jungdeutſche *Wegener, Gertrud, wurde in Weg Bürgerliche, der dort ein Gut beſitzendurfte, u. auf demſelben verlebte die Tochter die erſten glücklichen Jahre ihrer Kindheit. Dann kam ſie nach Dorpat zu einer Zeit, wo dieſe Stadt noch eine deutſche Univerſität hatte, u. wo ſie das Glück genoß, von Pro- feſſoren wie Engelhardt, Gettingen und Mühlau unterrichtet zu werden, da dieſe Männer auch an der von ihr beſuchten höheren Mädchenſchule Un- terricht erteilten. Obwohl ſie tief im Deutſchtum wurzelte, hat ſie ſich doch eine bleibende Liebe und Bewunde- rung für die ruſſiſche Literatur und Sprache u. eine tiefe Sympathie für ruſſiſches Volkstum bewahrt, wenn- gleich die bald darauf erfolgende rück- ſichtsloſe Ruſſifizierung der baltiſchen Lande ſie in den härteſten Zwieſpalt zwiſchen deutſches u. ruſſiſches Volks- tum warf, der noch verſchärft wurde, nachdem ſie längere Zeit in Deutſch- land und dann in Saratow auf Be- ſuch geweilt hatte. Erſt als ſie ein Jahr lang in einer engliſchen Familie an der Küſte des Atlantiſchen Ozeans in Jrland Erzieherin war, kam ihr ihr Deutſchtum voll zum Bewußtſein, ſo daß es ihr zum unentreißbaren Be- ſitz geworden iſt. Nach einigen Jah- ren harten Ringens um ſchriftſtelle- riſchen Erfolg kehrte ſie in die Heimat zurück, wo ein ſchweres Siechtum ſie jahrelang gefeſſelt hielt. Kaum wie- derhergeſtellt, eilte ſie abermals nach Deutſchland, wo ſie drei Jahre in Berlin weilte und als Schriftſtellerin feſten Fuß zu faſſen verſuchte. Aus dieſer Zeit ſtammen ihre Beobach- tungen, die ſie dann in ihrem Roman verwertete. Jnzwiſchen hatten wegen der ſchweren Zeitläufte ihre Eltern ihr Landgut verkaufen müſſen und waren in einen Vorort von Riga ge- zogen. Hier lebt Gertrud noch jetzt und betätigt ſich als Privatlehrerin und Schriftſtellerin. S: Jm ſteiner- *
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Wed
Weg
Weditz, Annette von, Pſeud. für
Annette von Dewitz; ſ. d.!
Weeningh, W., Pſeud. für Wil-
helm Brands; ſ. d.!
*Weerth, Georg, geb. am 17. Fe-
bruar 1821 zu Detmold als der Sohn
des dortigen Generalſuperintenden-
ten, beſuchte das Gymnaſium daſelbſt
u. trat Michaelis 1836 als Lehrling
in ein kaufmänniſches Geſchäft zu
Elberfeld ein. Von Oſtern 1840 bis
Februar 1842 war er in einem Ge-
ſchäfte des Grafen Lippe-Bieſterfeld
in Köln und dann bei einem Ver-
wandten, dem Kommerzienrat aus’m
Weerth in Bonn tätig. Hier beſuchte
er die Vorleſungen eines Löbell,
Düntzer, Schlegel u. a. und verkehrte
viel bei Kinkel u. Simrock. Jm Sep-
tember 1843 machte er eine Reiſe nach
London u. ſchrieb, nach Köln zurück-
gekehrt, Berichte über engliſche Zu-
ſtände für die Kölniſche Zeitung, als
deren Mitarbeiter er dann kurze Zeit
tätig war, worauf er eine Stelle in
Bradford in England annahm. 1848
gehörte W. neben Marx, Bürgers,
Dronke u. anderen der Redaktion der
„Neuen Rheiniſchen Zeitung“ an, die
im Mai 1849 unterdrückt wurde.
Später war er wieder als Kaufmann
in England tätig, machte als ſolcher
Reiſen in Spanien, 1853–55 in Süd-
amerika und ſtarb auf einer zweiten
Reiſe dorthin in Havanna am gelben
Fieber am 24. Juli 1856.
S: Leben
und Taten des Ritters Schnapp-
hanski (R.), 1849.
Weerth, Peter, Pſeud. für J. T.
Stülcken; ſ. d.!
Wegener, Friedrich, geboren am
9. Juli 1866 in Arnoldsdorf, Kreis
Brieſen, lebt (1899) als Chefredak-
teur der „Oſtpreußiſchen Zeitung“ in
Königsberg i. Pr.
S: Jungdeutſche
Lieder, 1895.
*Wegener, Gertrud, wurde in
Livland als Tochter eines deutſchen
Gutsbeſitzers geb. Jhr Vater war
nach Freigabe der Güter der erſte
Bürgerliche, der dort ein Gut beſitzen
durfte, u. auf demſelben verlebte die
Tochter die erſten glücklichen Jahre
ihrer Kindheit. Dann kam ſie nach
Dorpat zu einer Zeit, wo dieſe Stadt
noch eine deutſche Univerſität hatte,
u. wo ſie das Glück genoß, von Pro-
feſſoren wie Engelhardt, Gettingen
und Mühlau unterrichtet zu werden,
da dieſe Männer auch an der von ihr
beſuchten höheren Mädchenſchule Un-
terricht erteilten. Obwohl ſie tief im
Deutſchtum wurzelte, hat ſie ſich doch
eine bleibende Liebe und Bewunde-
rung für die ruſſiſche Literatur und
Sprache u. eine tiefe Sympathie für
ruſſiſches Volkstum bewahrt, wenn-
gleich die bald darauf erfolgende rück-
ſichtsloſe Ruſſifizierung der baltiſchen
Lande ſie in den härteſten Zwieſpalt
zwiſchen deutſches u. ruſſiſches Volks-
tum warf, der noch verſchärft wurde,
nachdem ſie längere Zeit in Deutſch-
land und dann in Saratow auf Be-
ſuch geweilt hatte. Erſt als ſie ein
Jahr lang in einer engliſchen Familie
an der Küſte des Atlantiſchen Ozeans
in Jrland Erzieherin war, kam ihr
ihr Deutſchtum voll zum Bewußtſein,
ſo daß es ihr zum unentreißbaren Be-
ſitz geworden iſt. Nach einigen Jah-
ren harten Ringens um ſchriftſtelle-
riſchen Erfolg kehrte ſie in die Heimat
zurück, wo ein ſchweres Siechtum ſie
jahrelang gefeſſelt hielt. Kaum wie-
derhergeſtellt, eilte ſie abermals nach
Deutſchland, wo ſie drei Jahre in
Berlin weilte und als Schriftſtellerin
feſten Fuß zu faſſen verſuchte. Aus
dieſer Zeit ſtammen ihre Beobach-
tungen, die ſie dann in ihrem Roman
verwertete. Jnzwiſchen hatten wegen
der ſchweren Zeitläufte ihre Eltern
ihr Landgut verkaufen müſſen und
waren in einen Vorort von Riga ge-
zogen. Hier lebt Gertrud noch jetzt
und betätigt ſich als Privatlehrerin
und Schriftſtellerin.
S: Jm ſteiner-
nen Meer (R. a. d. Berliner Leben),
1906.
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