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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Tiroler Freiwilligen nach Jtalien,
nahm nach Beendigung des Feldzu-
ges seine Studien wieder auf und
widmete sich an der Wiener Univer-
sität den Rechtswissenschaften. Jm
Jahre 1863 wurde er Professor an
der Oberrealschule in St. Pölten und
blieb in dieser Stellung bis 1876,
um dann nach Wien überzusiedeln
und sich hier vorwiegend schriftstel-
lerischen Arbeiten zu widmen. Die
Stellung seines Vaters hatte es W.
schon in frühester Jugend ermöglicht,
der Jagd nachgehen u. sich dem Stu-
dium der Tierwelt hingeben zu kön-
nen. Zahlreiche Reisen in verschie-
denen Ländern haben seine diesbe-
züglichen Kenntnisse u. Erfahrungen
bereichert, die er dann später zu
Feuilletons in verschiedenen Zeitun-
gen und Journalen verwertete, und
so ist er heute vorwiegend Spezialist
für humoristische Schilderungen aus
dem Wald- und Jägerleben.

S:


Gedichte aus dem Wald- und Jäger-
leben, 1884.

Waiblinger, Wilhelm Fried-
rich,

wurde als der Sohn eines Land-
vogteibeamten am 21. Novbr. 1804
zu Heilbronn in Württemberg geb.;
amtliche Versetzungen seines Vaters
führten den Knaben 1806 nach Stutt-
gart, wo er das Untergymnasium be-
suchte, und 1817 nach Reutlingen.
Nach seiner Konfirmation wurde W.,
der sich selbst zum Juristen bestimmt
hatte, 1819 zur Erlernung des prak-
tischen Dienstes der Oberamtsge-
richtskanzlei in Urach überwiesen;
aber die Schreiberarbeiten bereiteten
ihm, der sich nebenher emsig mit klas-
sischer Philologie und deutscher Lite-
ratur beschäftigte, so wenig Freude,
daß er froh war, als ihm 1820 ge-
stattet wurde, das Obergymnasium
in Stuttgart besuchen zu dürfen. Der
Verkehr mit Männern wie Schwab,
Matthisson, Haug, Dannecker, Wag-
ner u. a., der fleißige Besuch des
Theaters boten die reichsten An-
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Wai
regungen; sein Drang, sich in genia-
len Schöpfungen auszutoben, stieg
frühzeitig auf eine ungesunde Höhe
und wurde mühsam durch Schwab
zurückgehalten. Jm Juni 1822 be-
suchte er den wahnsinnigen Hölderlin
in Tübingen und unter dem Einfluß
dieses Besuchs entwarf er den Plan
zu seinem Romane "Phaeton". Jm
Herbst 1822 bezog er die Universität
Tübingen, wo er als Angehöriger
des Stifts zwar Theologie studierte
aber sein Jnteresse doch mehr und
ausschließlich ganz der Philologie
und Literatur zuwendete. Eine feste
Freundschaft verband ihn hier mit
Ed. Mörike und Ludwig Bauer, und
erst die tragischen Ereignisse des
Jahres 1824, welche mit einem Lie-
besverhältnis W.s zusammenhingen,
führten zum völligen Bruch mit
Bauer, während Mörike sich nie ganz
von ihm zurückzog. Bereits in den
Jahren 1823 und 1824 hatte W. eine
Ferienreise nach Oberitalien unter-
nommen; als er nun infolge mancher
Vorkommnisse im September 1826
aus dem Stift ausgeschlossen wurde,
reiste er im Oktober zum dritten Male
nach Jtalien, dessen Land, Volk und
Kunst ihn mit Schaffenslust erfüllten,
allein die großen Strapazen der im
Hochsommer unternommenen Fuß-
reisen untergruben schließlich seine
Gesundheit. Von seiner letzten und
größten Reise nach Neapel Ende Ok-
tober 1829 nach Rom zurückgekehrt
erkrankte er bald darauf und starb
am 17. Jan. 1830 nach schmerzhaften
Leiden.

S:

Vier Erzählungen aus
der Geschichte des jetzigen Griechen-
lands (Ep. Dn.), 1821. - Phaeton (R.);
II, 1823. - Lieder der Griechen, 1823.
- Drei Tage in der Unterwelt, 1826.
- Taschenbuch aus Jtalien und Grie-
chenland a. d. J. 1829-30 (Poesie u.
Prosa); II, 1828-29. - Anna Bul-
len, Königin v. England (Tr.), 1829.
- Blüten der Muse aus Rom (Ge.),
1829. - Gesammelte Werke; hersg.

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Wai
Tiroler Freiwilligen nach Jtalien,
nahm nach Beendigung des Feldzu-
ges ſeine Studien wieder auf und
widmete ſich an der Wiener Univer-
ſität den Rechtswiſſenſchaften. Jm
Jahre 1863 wurde er Profeſſor an
der Oberrealſchule in St. Pölten und
blieb in dieſer Stellung bis 1876,
um dann nach Wien überzuſiedeln
und ſich hier vorwiegend ſchriftſtel-
leriſchen Arbeiten zu widmen. Die
Stellung ſeines Vaters hatte es W.
ſchon in früheſter Jugend ermöglicht,
der Jagd nachgehen u. ſich dem Stu-
dium der Tierwelt hingeben zu kön-
nen. Zahlreiche Reiſen in verſchie-
denen Ländern haben ſeine diesbe-
züglichen Kenntniſſe u. Erfahrungen
bereichert, die er dann ſpäter zu
Feuilletons in verſchiedenen Zeitun-
gen und Journalen verwertete, und
ſo iſt er heute vorwiegend Spezialiſt
für humoriſtiſche Schilderungen aus
dem Wald- und Jägerleben.

S:


Gedichte aus dem Wald- und Jäger-
leben, 1884.

Waiblinger, Wilhelm Fried-
rich,

wurde als der Sohn eines Land-
vogteibeamten am 21. Novbr. 1804
zu Heilbronn in Württemberg geb.;
amtliche Verſetzungen ſeines Vaters
führten den Knaben 1806 nach Stutt-
gart, wo er das Untergymnaſium be-
ſuchte, und 1817 nach Reutlingen.
Nach ſeiner Konfirmation wurde W.,
der ſich ſelbſt zum Juriſten beſtimmt
hatte, 1819 zur Erlernung des prak-
tiſchen Dienſtes der Oberamtsge-
richtskanzlei in Urach überwieſen;
aber die Schreiberarbeiten bereiteten
ihm, der ſich nebenher emſig mit klaſ-
ſiſcher Philologie und deutſcher Lite-
ratur beſchäftigte, ſo wenig Freude,
daß er froh war, als ihm 1820 ge-
ſtattet wurde, das Obergymnaſium
in Stuttgart beſuchen zu dürfen. Der
Verkehr mit Männern wie Schwab,
Matthiſſon, Haug, Dannecker, Wag-
ner u. a., der fleißige Beſuch des
Theaters boten die reichſten An-
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Wai
regungen; ſein Drang, ſich in genia-
len Schöpfungen auszutoben, ſtieg
frühzeitig auf eine ungeſunde Höhe
und wurde mühſam durch Schwab
zurückgehalten. Jm Juni 1822 be-
ſuchte er den wahnſinnigen Hölderlin
in Tübingen und unter dem Einfluß
dieſes Beſuchs entwarf er den Plan
zu ſeinem Romane „Phaeton“. Jm
Herbſt 1822 bezog er die Univerſität
Tübingen, wo er als Angehöriger
des Stifts zwar Theologie ſtudierte
aber ſein Jntereſſe doch mehr und
ausſchließlich ganz der Philologie
und Literatur zuwendete. Eine feſte
Freundſchaft verband ihn hier mit
Ed. Mörike und Ludwig Bauer, und
erſt die tragiſchen Ereigniſſe des
Jahres 1824, welche mit einem Lie-
besverhältnis W.s zuſammenhingen,
führten zum völligen Bruch mit
Bauer, während Mörike ſich nie ganz
von ihm zurückzog. Bereits in den
Jahren 1823 und 1824 hatte W. eine
Ferienreiſe nach Oberitalien unter-
nommen; als er nun infolge mancher
Vorkommniſſe im September 1826
aus dem Stift ausgeſchloſſen wurde,
reiſte er im Oktober zum dritten Male
nach Jtalien, deſſen Land, Volk und
Kunſt ihn mit Schaffensluſt erfüllten,
allein die großen Strapazen der im
Hochſommer unternommenen Fuß-
reiſen untergruben ſchließlich ſeine
Geſundheit. Von ſeiner letzten und
größten Reiſe nach Neapel Ende Ok-
tober 1829 nach Rom zurückgekehrt
erkrankte er bald darauf und ſtarb
am 17. Jan. 1830 nach ſchmerzhaften
Leiden.

S:

Vier Erzählungen aus
der Geſchichte des jetzigen Griechen-
lands (Ep. Dn.), 1821. – Phaeton (R.);
II, 1823. – Lieder der Griechen, 1823.
– Drei Tage in der Unterwelt, 1826.
– Taſchenbuch aus Jtalien und Grie-
chenland a. d. J. 1829–30 (Poeſie u.
Proſa); II, 1828–29. – Anna Bul-
len, Königin v. England (Tr.), 1829.
– Blüten der Muſe aus Rom (Ge.),
1829. – Geſammelte Werke; hersg.

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[308/0312] Wai Wai Tiroler Freiwilligen nach Jtalien, nahm nach Beendigung des Feldzu- ges ſeine Studien wieder auf und widmete ſich an der Wiener Univer- ſität den Rechtswiſſenſchaften. Jm Jahre 1863 wurde er Profeſſor an der Oberrealſchule in St. Pölten und blieb in dieſer Stellung bis 1876, um dann nach Wien überzuſiedeln und ſich hier vorwiegend ſchriftſtel- leriſchen Arbeiten zu widmen. Die Stellung ſeines Vaters hatte es W. ſchon in früheſter Jugend ermöglicht, der Jagd nachgehen u. ſich dem Stu- dium der Tierwelt hingeben zu kön- nen. Zahlreiche Reiſen in verſchie- denen Ländern haben ſeine diesbe- züglichen Kenntniſſe u. Erfahrungen bereichert, die er dann ſpäter zu Feuilletons in verſchiedenen Zeitun- gen und Journalen verwertete, und ſo iſt er heute vorwiegend Spezialiſt für humoriſtiſche Schilderungen aus dem Wald- und Jägerleben. S: Gedichte aus dem Wald- und Jäger- leben, 1884. Waiblinger, Wilhelm Fried- rich, wurde als der Sohn eines Land- vogteibeamten am 21. Novbr. 1804 zu Heilbronn in Württemberg geb.; amtliche Verſetzungen ſeines Vaters führten den Knaben 1806 nach Stutt- gart, wo er das Untergymnaſium be- ſuchte, und 1817 nach Reutlingen. Nach ſeiner Konfirmation wurde W., der ſich ſelbſt zum Juriſten beſtimmt hatte, 1819 zur Erlernung des prak- tiſchen Dienſtes der Oberamtsge- richtskanzlei in Urach überwieſen; aber die Schreiberarbeiten bereiteten ihm, der ſich nebenher emſig mit klaſ- ſiſcher Philologie und deutſcher Lite- ratur beſchäftigte, ſo wenig Freude, daß er froh war, als ihm 1820 ge- ſtattet wurde, das Obergymnaſium in Stuttgart beſuchen zu dürfen. Der Verkehr mit Männern wie Schwab, Matthiſſon, Haug, Dannecker, Wag- ner u. a., der fleißige Beſuch des Theaters boten die reichſten An- regungen; ſein Drang, ſich in genia- len Schöpfungen auszutoben, ſtieg frühzeitig auf eine ungeſunde Höhe und wurde mühſam durch Schwab zurückgehalten. Jm Juni 1822 be- ſuchte er den wahnſinnigen Hölderlin in Tübingen und unter dem Einfluß dieſes Beſuchs entwarf er den Plan zu ſeinem Romane „Phaeton“. Jm Herbſt 1822 bezog er die Univerſität Tübingen, wo er als Angehöriger des Stifts zwar Theologie ſtudierte aber ſein Jntereſſe doch mehr und ausſchließlich ganz der Philologie und Literatur zuwendete. Eine feſte Freundſchaft verband ihn hier mit Ed. Mörike und Ludwig Bauer, und erſt die tragiſchen Ereigniſſe des Jahres 1824, welche mit einem Lie- besverhältnis W.s zuſammenhingen, führten zum völligen Bruch mit Bauer, während Mörike ſich nie ganz von ihm zurückzog. Bereits in den Jahren 1823 und 1824 hatte W. eine Ferienreiſe nach Oberitalien unter- nommen; als er nun infolge mancher Vorkommniſſe im September 1826 aus dem Stift ausgeſchloſſen wurde, reiſte er im Oktober zum dritten Male nach Jtalien, deſſen Land, Volk und Kunſt ihn mit Schaffensluſt erfüllten, allein die großen Strapazen der im Hochſommer unternommenen Fuß- reiſen untergruben ſchließlich ſeine Geſundheit. Von ſeiner letzten und größten Reiſe nach Neapel Ende Ok- tober 1829 nach Rom zurückgekehrt erkrankte er bald darauf und ſtarb am 17. Jan. 1830 nach ſchmerzhaften Leiden. S: Vier Erzählungen aus der Geſchichte des jetzigen Griechen- lands (Ep. Dn.), 1821. – Phaeton (R.); II, 1823. – Lieder der Griechen, 1823. – Drei Tage in der Unterwelt, 1826. – Taſchenbuch aus Jtalien und Grie- chenland a. d. J. 1829–30 (Poeſie u. Proſa); II, 1828–29. – Anna Bul- len, Königin v. England (Tr.), 1829. – Blüten der Muſe aus Rom (Ge.), 1829. – Geſammelte Werke; hersg. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/312>, abgerufen am 25.11.2024.