Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Sut
- Abdolonymus, oder: Der Tugend
Lohn (Schsp.), 1901. - Die heilige
Barbara (Dr.), 1901. - Der Wider-
spruchsgeist, oder: Sie will und muß
Recht haben (Schw.), 1902. - Der
Triumph des Kreuzes, oder: Kaiser
Julians Ende (Dr. nach dem Franz.),
1903. - Heut ist Pankrazitag, oder:
O weh, meine Ohren! (P. nach dem
Franz.), 1904. - Verschiedene Über-
setzungen von Werken Molieres, Rey-
nards.

*Suttner, Arthur Gundaccar
Freiherr von,

und Bertha Baro-
nin von, ein Schriftstellerpaar. Der
erstere ist ein Sohn des 1866 in den
Freiherrnstand erhobenen Abgeord-
neten des niederösterreich. Landtags
Karl Gundaccar von S., wurde am
21. Februar 1850 zu Wien geboren,
absolvierte das Gymnasium und stu-
dierte zwei Jahre lang die Rechte in
Wien. Jm Jahre 1876 vermählte er
sich mit Bertha, gebornen Gräfin
Kinsky. Diese wurde am 9. Juli
1843 zu Prag geboren. Jhr Vater
war der k. k. Feldmarschallleutnant
u. Kämmerer Franz Graf Kinsky,
der schon fünf Monate vor der Ge-
burt der Tochter starb. Die Mutter
Sophie, geb. Körner (aus der Fa-
milie des Dichters Körner) hat ihre
poetischen Neigungen durch Heraus-
gabe einer Sammlung von Gedich-
ten (Graz 1879) dokumentiert, und
so mag sich wohl das Talent und die
Lust zu fabulieren auch auf die Toch-
ter vererbt haben. Mutter und Bru-
der sorgten serner dafür, daß der
Gesichtskreis der geistig begabten
jungen Dame sich durch Heraustre-
ten aus beengenden Verhältnissen
erweitere, machten mit ihr viele Rei-
sen und hielten sich längere Zeit in
Paris u. Jtalien auf. Jhrer Ehe mit
dem Frhrn. Arthur G. v. S. setzten
sich allerhand Schwierigkeiten entge-
gen, da die Zustimmung allseitig ver-
weigert ward. Die Liebenden heira-
teten indes dennoch u. verschwanden
[Spaltenumbruch]

Sut
dann von der europäischen Bild-
fläche. Fast neun Jahre lebten sie in
der Fremde (zu Kodjori und Tiflis
im Kaukasus) u. haben sich dort um
ihr täglich Brot redlich geplagt: er
als Jngenieur, Bauzeichner u. Kriegs-
korrespondent, sie als Lehrerin in
Musik und Sprachen. Jn den Muße-
stunden wurde fabuliert, und die Er-
folge ihrer Feder stellten sich sehr bald
ein. Ohne alle Protektion und ganz
ohne fremde Hilfe haben sie sich als
Schriftsteller zu behaupten und zur
vollen Geltung zu bringen gewußt.
Seit 1885 lebten die Gatten, wenn sie
nicht auf Reisen waren, auf Schloß
Harmannsdorf in Niederösterreich.
Jn neuerer Zeit hat sich Bertha von
S. als Gründerin einer internatio-
nalen Friedensliga bekannt gemacht,
welche eine Beseitigung aller Völker-
kriege und damit eine Verminderung
der ungeheuren Militärlasten er-
strebt. Zu diesem Zwecke hat sie ein
eigenes Organ "Die Waffen nieder!"
gegründet, das sie 1894-1900 redi-
gierte. Für alle ihre Bemühungen
auf diesem Gebiete wurde ihr Ende
1905 der Friedenspreis aus der
schwedischen Nobelstiftung zugespro-
chen. Bertha S. ist übrigens auch
die Verf. des Buches "Das Maschi-
nenalter. Zukunftsvorlesungen über
unsere Zeit. von Jemand", das die
Kritiker den bedeutendsten Gelehr-
ten der Zeit zuschrieben. Jhr Gatte
Arthur von S., der seit 1897 den
"Wiener Kalender für Stadt und
Land" herausgab, war am 10. De-
zember 1902 auf Schloß Harmanns-
dorf gestorben, und die Witwe nahm
nun 1903 ihren dauernden Wohnsitz
in Wien.

S:

von Arthur v. Sutt-
ner:
Daredjan (Mingrelisches Sit-
tenbild), 1885. - Der Battono (R.),
1886. - Aznaour (Kaukas. R.), 1886.
- Die Adjaren (R.), 1890. - Erzäh-
lungen und Betrachtungen (mit seiner
Gattin), 1890. - Schamyl (R.), 1890.
- Kinder des Kaukasus. Neue Folge,

*


[Spaltenumbruch]

Sut
– Abdolonymus, oder: Der Tugend
Lohn (Schſp.), 1901. – Die heilige
Barbara (Dr.), 1901. – Der Wider-
ſpruchsgeiſt, oder: Sie will und muß
Recht haben (Schw.), 1902. – Der
Triumph des Kreuzes, oder: Kaiſer
Julians Ende (Dr. nach dem Franz.),
1903. – Heut iſt Pankrazitag, oder:
O weh, meine Ohren! (P. nach dem
Franz.), 1904. – Verſchiedene Über-
ſetzungen von Werken Molières, Rey-
nards.

*Suttner, Arthur Gundaccar
Freiherr von,

und Bertha Baro-
nin von, ein Schriftſtellerpaar. Der
erſtere iſt ein Sohn des 1866 in den
Freiherrnſtand erhobenen Abgeord-
neten des niederöſterreich. Landtags
Karl Gundaccar von S., wurde am
21. Februar 1850 zu Wien geboren,
abſolvierte das Gymnaſium und ſtu-
dierte zwei Jahre lang die Rechte in
Wien. Jm Jahre 1876 vermählte er
ſich mit Bertha, gebornen Gräfin
Kinsky. Dieſe wurde am 9. Juli
1843 zu Prag geboren. Jhr Vater
war der k. k. Feldmarſchallleutnant
u. Kämmerer Franz Graf Kinsky,
der ſchon fünf Monate vor der Ge-
burt der Tochter ſtarb. Die Mutter
Sophie, geb. Körner (aus der Fa-
milie des Dichters Körner) hat ihre
poetiſchen Neigungen durch Heraus-
gabe einer Sammlung von Gedich-
ten (Graz 1879) dokumentiert, und
ſo mag ſich wohl das Talent und die
Luſt zu fabulieren auch auf die Toch-
ter vererbt haben. Mutter und Bru-
der ſorgten ſerner dafür, daß der
Geſichtskreis der geiſtig begabten
jungen Dame ſich durch Heraustre-
ten aus beengenden Verhältniſſen
erweitere, machten mit ihr viele Rei-
ſen und hielten ſich längere Zeit in
Paris u. Jtalien auf. Jhrer Ehe mit
dem Frhrn. Arthur G. v. S. ſetzten
ſich allerhand Schwierigkeiten entge-
gen, da die Zuſtimmung allſeitig ver-
weigert ward. Die Liebenden heira-
teten indes dennoch u. verſchwanden
[Spaltenumbruch]

Sut
dann von der europäiſchen Bild-
fläche. Faſt neun Jahre lebten ſie in
der Fremde (zu Kodjori und Tiflis
im Kaukaſus) u. haben ſich dort um
ihr täglich Brot redlich geplagt: er
als Jngenieur, Bauzeichner u. Kriegs-
korreſpondent, ſie als Lehrerin in
Muſik und Sprachen. Jn den Muße-
ſtunden wurde fabuliert, und die Er-
folge ihrer Feder ſtellten ſich ſehr bald
ein. Ohne alle Protektion und ganz
ohne fremde Hilfe haben ſie ſich als
Schriftſteller zu behaupten und zur
vollen Geltung zu bringen gewußt.
Seit 1885 lebten die Gatten, wenn ſie
nicht auf Reiſen waren, auf Schloß
Harmannsdorf in Niederöſterreich.
Jn neuerer Zeit hat ſich Bertha von
S. als Gründerin einer internatio-
nalen Friedensliga bekannt gemacht,
welche eine Beſeitigung aller Völker-
kriege und damit eine Verminderung
der ungeheuren Militärlaſten er-
ſtrebt. Zu dieſem Zwecke hat ſie ein
eigenes Organ „Die Waffen nieder!“
gegründet, das ſie 1894–1900 redi-
gierte. Für alle ihre Bemühungen
auf dieſem Gebiete wurde ihr Ende
1905 der Friedenspreis aus der
ſchwediſchen Nobelſtiftung zugeſpro-
chen. Bertha S. iſt übrigens auch
die Verf. des Buches „Das Maſchi-
nenalter. Zukunftsvorleſungen über
unſere Zeit. von Jemand“, das die
Kritiker den bedeutendſten Gelehr-
ten der Zeit zuſchrieben. Jhr Gatte
Arthur von S., der ſeit 1897 den
„Wiener Kalender für Stadt und
Land“ herausgab, war am 10. De-
zember 1902 auf Schloß Harmanns-
dorf geſtorben, und die Witwe nahm
nun 1903 ihren dauernden Wohnſitz
in Wien.

S:

von Arthur v. Sutt-
ner:
Daredjan (Mingreliſches Sit-
tenbild), 1885. – Der Battono (R.),
1886. – Aznaour (Kaukaſ. R.), 1886.
– Die Adjaren (R.), 1890. – Erzäh-
lungen und Betrachtungen (mit ſeiner
Gattin), 1890. – Schamyl (R.), 1890.
– Kinder des Kaukaſus. Neue Folge,

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <p><pb facs="#f0148" n="144"/><lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sut</hi></fw><lb/>
&#x2013; Abdolonymus, oder: Der Tugend<lb/>
Lohn (Sch&#x017F;p.), 1901. &#x2013; Die heilige<lb/>
Barbara (Dr.), 1901. &#x2013; Der Wider-<lb/>
&#x017F;pruchsgei&#x017F;t, oder: Sie will und muß<lb/>
Recht haben (Schw.), 1902. &#x2013; Der<lb/>
Triumph des Kreuzes, oder: Kai&#x017F;er<lb/>
Julians Ende (Dr. nach dem Franz.),<lb/>
1903. &#x2013; Heut i&#x017F;t Pankrazitag, oder:<lb/>
O weh, meine Ohren! (P. nach dem<lb/>
Franz.), 1904. &#x2013; Ver&#x017F;chiedene Über-<lb/>
&#x017F;etzungen von Werken Molières, Rey-<lb/>
nards.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Suttner,</hi> <hi rendition="#g">Arthur</hi> Gundaccar<lb/>
Freiherr von,</persName>
        </head>
        <p> und <hi rendition="#g">Bertha</hi> Baro-<lb/>
nin von, ein Schrift&#x017F;tellerpaar. Der<lb/>
er&#x017F;tere i&#x017F;t ein Sohn des 1866 in den<lb/>
Freiherrn&#x017F;tand erhobenen Abgeord-<lb/>
neten des niederö&#x017F;terreich. Landtags<lb/>
Karl Gundaccar von S., wurde am<lb/>
21. Februar 1850 zu Wien geboren,<lb/>
ab&#x017F;olvierte das Gymna&#x017F;ium und &#x017F;tu-<lb/>
dierte zwei Jahre lang die Rechte in<lb/>
Wien. Jm Jahre 1876 vermählte er<lb/>
&#x017F;ich mit Bertha, gebornen Gräfin<lb/>
Kinsky. Die&#x017F;e wurde am 9. Juli<lb/>
1843 zu Prag geboren. Jhr Vater<lb/>
war der k. k. Feldmar&#x017F;challleutnant<lb/>
u. Kämmerer Franz Graf <hi rendition="#g">Kinsky,</hi><lb/>
der &#x017F;chon fünf Monate vor der Ge-<lb/>
burt der Tochter &#x017F;tarb. Die Mutter<lb/>
Sophie, geb. Körner (aus der Fa-<lb/>
milie des Dichters Körner) hat ihre<lb/>
poeti&#x017F;chen Neigungen durch Heraus-<lb/>
gabe einer Sammlung von Gedich-<lb/>
ten (Graz 1879) dokumentiert, und<lb/>
&#x017F;o mag &#x017F;ich wohl das Talent und die<lb/>
Lu&#x017F;t zu fabulieren auch auf die Toch-<lb/>
ter vererbt haben. Mutter und Bru-<lb/>
der &#x017F;orgten &#x017F;erner dafür, daß der<lb/>
Ge&#x017F;ichtskreis der gei&#x017F;tig begabten<lb/>
jungen Dame &#x017F;ich durch Heraustre-<lb/>
ten aus beengenden Verhältni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
erweitere, machten mit ihr viele Rei-<lb/>
&#x017F;en und hielten &#x017F;ich längere Zeit in<lb/>
Paris u. Jtalien auf. Jhrer Ehe mit<lb/>
dem Frhrn. Arthur G. v. S. &#x017F;etzten<lb/>
&#x017F;ich allerhand Schwierigkeiten entge-<lb/>
gen, da die Zu&#x017F;timmung all&#x017F;eitig ver-<lb/>
weigert ward. Die Liebenden heira-<lb/>
teten indes dennoch u. ver&#x017F;chwanden<lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sut</hi></fw><lb/>
dann von der europäi&#x017F;chen Bild-<lb/>
fläche. Fa&#x017F;t neun Jahre lebten &#x017F;ie in<lb/>
der Fremde (zu Kodjori und Tiflis<lb/>
im Kauka&#x017F;us) u. haben &#x017F;ich dort um<lb/>
ihr täglich Brot redlich geplagt: er<lb/>
als Jngenieur, Bauzeichner u. Kriegs-<lb/>
korre&#x017F;pondent, &#x017F;ie als Lehrerin in<lb/>
Mu&#x017F;ik und Sprachen. Jn den Muße-<lb/>
&#x017F;tunden wurde fabuliert, und die Er-<lb/>
folge ihrer Feder &#x017F;tellten &#x017F;ich &#x017F;ehr bald<lb/>
ein. Ohne alle Protektion und ganz<lb/>
ohne fremde Hilfe haben &#x017F;ie &#x017F;ich als<lb/>
Schrift&#x017F;teller zu behaupten und zur<lb/>
vollen Geltung zu bringen gewußt.<lb/>
Seit 1885 lebten die Gatten, wenn &#x017F;ie<lb/>
nicht auf Rei&#x017F;en waren, auf Schloß<lb/>
Harmannsdorf in Niederö&#x017F;terreich.<lb/>
Jn neuerer Zeit hat &#x017F;ich Bertha von<lb/>
S. als Gründerin einer internatio-<lb/>
nalen Friedensliga bekannt gemacht,<lb/>
welche eine Be&#x017F;eitigung aller Völker-<lb/>
kriege und damit eine Verminderung<lb/>
der ungeheuren Militärla&#x017F;ten er-<lb/>
&#x017F;trebt. Zu die&#x017F;em Zwecke hat &#x017F;ie ein<lb/>
eigenes Organ &#x201E;Die Waffen nieder!&#x201C;<lb/>
gegründet, das &#x017F;ie 1894&#x2013;1900 redi-<lb/>
gierte. Für alle ihre Bemühungen<lb/>
auf die&#x017F;em Gebiete wurde ihr Ende<lb/>
1905 der Friedenspreis aus der<lb/>
&#x017F;chwedi&#x017F;chen Nobel&#x017F;tiftung zuge&#x017F;pro-<lb/>
chen. Bertha S. i&#x017F;t übrigens auch<lb/>
die Verf. des Buches &#x201E;Das Ma&#x017F;chi-<lb/>
nenalter. Zukunftsvorle&#x017F;ungen über<lb/>
un&#x017F;ere Zeit. von <hi rendition="#g">Jemand</hi>&#x201C;, das die<lb/>
Kritiker den bedeutend&#x017F;ten Gelehr-<lb/>
ten der Zeit zu&#x017F;chrieben. Jhr Gatte<lb/>
Arthur von S., der &#x017F;eit 1897 den<lb/>
&#x201E;Wiener Kalender für Stadt und<lb/>
Land&#x201C; herausgab, war am 10. De-<lb/>
zember 1902 auf Schloß Harmanns-<lb/>
dorf ge&#x017F;torben, und die Witwe nahm<lb/>
nun 1903 ihren dauernden Wohn&#x017F;itz<lb/>
in Wien. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> von <hi rendition="#g">Arthur v. Sutt-<lb/>
ner:</hi> Daredjan (Mingreli&#x017F;ches Sit-<lb/>
tenbild), 1885. &#x2013; Der Battono (R.),<lb/>
1886. &#x2013; Aznaour (Kauka&#x017F;. R.), 1886.<lb/>
&#x2013; Die Adjaren (R.), 1890. &#x2013; Erzäh-<lb/>
lungen und Betrachtungen (mit &#x017F;einer<lb/>
Gattin), 1890. &#x2013; Schamyl (R.), 1890.<lb/>
&#x2013; Kinder des Kauka&#x017F;us. Neue Folge,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0148] Sut Sut – Abdolonymus, oder: Der Tugend Lohn (Schſp.), 1901. – Die heilige Barbara (Dr.), 1901. – Der Wider- ſpruchsgeiſt, oder: Sie will und muß Recht haben (Schw.), 1902. – Der Triumph des Kreuzes, oder: Kaiſer Julians Ende (Dr. nach dem Franz.), 1903. – Heut iſt Pankrazitag, oder: O weh, meine Ohren! (P. nach dem Franz.), 1904. – Verſchiedene Über- ſetzungen von Werken Molières, Rey- nards. *Suttner, Arthur Gundaccar Freiherr von, und Bertha Baro- nin von, ein Schriftſtellerpaar. Der erſtere iſt ein Sohn des 1866 in den Freiherrnſtand erhobenen Abgeord- neten des niederöſterreich. Landtags Karl Gundaccar von S., wurde am 21. Februar 1850 zu Wien geboren, abſolvierte das Gymnaſium und ſtu- dierte zwei Jahre lang die Rechte in Wien. Jm Jahre 1876 vermählte er ſich mit Bertha, gebornen Gräfin Kinsky. Dieſe wurde am 9. Juli 1843 zu Prag geboren. Jhr Vater war der k. k. Feldmarſchallleutnant u. Kämmerer Franz Graf Kinsky, der ſchon fünf Monate vor der Ge- burt der Tochter ſtarb. Die Mutter Sophie, geb. Körner (aus der Fa- milie des Dichters Körner) hat ihre poetiſchen Neigungen durch Heraus- gabe einer Sammlung von Gedich- ten (Graz 1879) dokumentiert, und ſo mag ſich wohl das Talent und die Luſt zu fabulieren auch auf die Toch- ter vererbt haben. Mutter und Bru- der ſorgten ſerner dafür, daß der Geſichtskreis der geiſtig begabten jungen Dame ſich durch Heraustre- ten aus beengenden Verhältniſſen erweitere, machten mit ihr viele Rei- ſen und hielten ſich längere Zeit in Paris u. Jtalien auf. Jhrer Ehe mit dem Frhrn. Arthur G. v. S. ſetzten ſich allerhand Schwierigkeiten entge- gen, da die Zuſtimmung allſeitig ver- weigert ward. Die Liebenden heira- teten indes dennoch u. verſchwanden dann von der europäiſchen Bild- fläche. Faſt neun Jahre lebten ſie in der Fremde (zu Kodjori und Tiflis im Kaukaſus) u. haben ſich dort um ihr täglich Brot redlich geplagt: er als Jngenieur, Bauzeichner u. Kriegs- korreſpondent, ſie als Lehrerin in Muſik und Sprachen. Jn den Muße- ſtunden wurde fabuliert, und die Er- folge ihrer Feder ſtellten ſich ſehr bald ein. Ohne alle Protektion und ganz ohne fremde Hilfe haben ſie ſich als Schriftſteller zu behaupten und zur vollen Geltung zu bringen gewußt. Seit 1885 lebten die Gatten, wenn ſie nicht auf Reiſen waren, auf Schloß Harmannsdorf in Niederöſterreich. Jn neuerer Zeit hat ſich Bertha von S. als Gründerin einer internatio- nalen Friedensliga bekannt gemacht, welche eine Beſeitigung aller Völker- kriege und damit eine Verminderung der ungeheuren Militärlaſten er- ſtrebt. Zu dieſem Zwecke hat ſie ein eigenes Organ „Die Waffen nieder!“ gegründet, das ſie 1894–1900 redi- gierte. Für alle ihre Bemühungen auf dieſem Gebiete wurde ihr Ende 1905 der Friedenspreis aus der ſchwediſchen Nobelſtiftung zugeſpro- chen. Bertha S. iſt übrigens auch die Verf. des Buches „Das Maſchi- nenalter. Zukunftsvorleſungen über unſere Zeit. von Jemand“, das die Kritiker den bedeutendſten Gelehr- ten der Zeit zuſchrieben. Jhr Gatte Arthur von S., der ſeit 1897 den „Wiener Kalender für Stadt und Land“ herausgab, war am 10. De- zember 1902 auf Schloß Harmanns- dorf geſtorben, und die Witwe nahm nun 1903 ihren dauernden Wohnſitz in Wien. S: von Arthur v. Sutt- ner: Daredjan (Mingreliſches Sit- tenbild), 1885. – Der Battono (R.), 1886. – Aznaour (Kaukaſ. R.), 1886. – Die Adjaren (R.), 1890. – Erzäh- lungen und Betrachtungen (mit ſeiner Gattin), 1890. – Schamyl (R.), 1890. – Kinder des Kaukaſus. Neue Folge, *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/148
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/148>, abgerufen am 22.11.2024.