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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Rug
Ruge, Thies,

Pseud. für Hein-
rich Krüger;
s. d. im Nachtrag!

Rügen, Ernst,

Pseud. für Ernst
Perl;
s. d.!

*Rühl, Karl Heinrich Gustav,


wurde am 7. Juli 1822 zu Berlin
als der Sohn eines Kaufmanns ge-
boren und, nachdem er bis 1838 die
königl. Realschule besucht hatte, den
Traditionen seiner Familie gemäß
und auf besonderen Wunsch seines
Vaters dem Kaufmannsstande zuge-
führt. Da er indessen in diesem Be-
rufe keine Befriedigung fand, so be-
nutzte er alle ihm zu Gebote stehende
freie Zeit zu seiner Fortbildung be-
sonders in den klassischen Sprachen,
um so zur Erfüllung seines Lieb-
lingswunsches, zum Studium der
Theologie, zu gelangen. Nachdem er
sich privatim vorbereitet, bestand er
Ostern 1843 die Maturitätsprüfung
am Friedrichs-Werderschen Gymna-
sium und studierte dann bis 1847 in
Berlin Theologie. Danach war er
eine Zeitlang Hauslehrer in Pom-
mern, trat 1854 in das Berliner
Domkandidatenstift ein und wurde
1855 Pfarrer in Landsberger Hol-
länder im Warthebruch. Hier schrieb
er aus Anlaß der sektiererischen Be-
strebungen der Baptisten im Warthe-
bruch seine weit verbreitete Schrift
"Wiedertaufe oder Taufe" (1859).
Ende 1860 wurde R. zum Pfarrer in
Garlitz bei Brandenburg berufen und
zu Anfang d. J. 1868 nach dem be-
nachbarten Zachow versetzt, wo er am
4. Dezember 1875 starb.

S:

Gülden
Massow (E.), 1862. - Heinrich Trep-
lin, oder: Wie Gotteswort zu Kahne
kam (E.), 1864. - Die Bardelebens
(Dorf- und Weltgeschichtliches); II,
1873. - Nach dem 1. Oktober (Eine
Hochzeitsgeschichte), 1876.

*Rühl, Joseph,

geb. am 26. Mai
1810 zu Schlagmühle, einem Gehöft
am Eingange des Kerkertals in Nas-
sau, verlor schon im vierten Jahre
seinen Vater, besuchte erst seit dem
[Spaltenumbruch]

Ruh
zehnten Jahre die Schule des benach-
barten Dorfes und mußte vom 13.
Jahre ab seine Kräfte in den Dienst
seiner Familie stellen. Nachdem er
fünf Jahre lang Fuhrmann u. Kalk-
brenner gewesen, kam ihm plötzlich
der Gedanke, Lehrer zu werden. Er
besuchte das Seminar zu Jdstein,
wirkte seit 1831 fünf Jahre als Leh-
rer auf einem größeren Dorfe, kam
dann nach Weildorf, später nach Lim-
burg, absolvierte hier 1841 sein Real-
lehrerexamen, wurde aber von der
reaktionären Regierungspartei nicht
in eine Reallehrerstelle, sondern in
einen einsamen Ort des Taunus ver-
setzt. Wegen seiner Beteiligung an
der Volksbewegung im Jahre 1848
wurde er dann aus dem Amte ent-
fernt; auch bereitete man ihm in der
Folge bei allen Versuchen, sich eine
redliche Existenz zu gründen, die
größten Schwierigkeiten. Endlich
gelang es ihm, in seiner Heimat-
gemeinde eine kleine Bauernwirtschaft
zu erwerben, und später gründete er
im Dorfe Lahr ein kleines kaufmän-
nisches Geschäft. Krankheit und
schwere Schicksalsschläge suchten ihn
in seinem Leben vielfach heim; der
herbste traf ihn, als er im Jahre
1870 zwei erwachsene Söhne verlor.
Jhn seinem Schmerze und der Ein-
samkeit zu entreißen, verschaffte ihm
ein edler Freund die Stelle eines
Sekretärs der Handelskammer in
Limburg an der Lahn (1871), die er
bis zum Jahre 1888 bekleidete. Dann
siedelte er zu einer in Amerika in
guten Verhältnissen lebenden Tochter
über, und dort ist er 1890 gestorben.

S:

Gedichte; II, 1876-77 (Jnhalt:
I. Patriotische Gesänge, Freiheits-
lieder, Lehr- und Sinngedichte. -
II. Sg., M., Bn. u. Lr.)

Ruhland, Christine,

Pseud. für
Marie Ritter; s. d.!

Ruhland, H.,

wurde am 28. Okt.
1833 zu Grohnde a. d. Weser (Han-
nover) als zweitältestes Kind des

*

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Rug
Ruge, Thies,

Pſeud. für Hein-
rich Krüger;
ſ. d. im Nachtrag!

Rügen, Ernſt,

Pſeud. für Ernſt
Perl;
ſ. d.!

*Rühl, Karl Heinrich Guſtav,


wurde am 7. Juli 1822 zu Berlin
als der Sohn eines Kaufmanns ge-
boren und, nachdem er bis 1838 die
königl. Realſchule beſucht hatte, den
Traditionen ſeiner Familie gemäß
und auf beſonderen Wunſch ſeines
Vaters dem Kaufmannsſtande zuge-
führt. Da er indeſſen in dieſem Be-
rufe keine Befriedigung fand, ſo be-
nutzte er alle ihm zu Gebote ſtehende
freie Zeit zu ſeiner Fortbildung be-
ſonders in den klaſſiſchen Sprachen,
um ſo zur Erfüllung ſeines Lieb-
lingswunſches, zum Studium der
Theologie, zu gelangen. Nachdem er
ſich privatim vorbereitet, beſtand er
Oſtern 1843 die Maturitätsprüfung
am Friedrichs-Werderſchen Gymna-
ſium und ſtudierte dann bis 1847 in
Berlin Theologie. Danach war er
eine Zeitlang Hauslehrer in Pom-
mern, trat 1854 in das Berliner
Domkandidatenſtift ein und wurde
1855 Pfarrer in Landsberger Hol-
länder im Warthebruch. Hier ſchrieb
er aus Anlaß der ſektiereriſchen Be-
ſtrebungen der Baptiſten im Warthe-
bruch ſeine weit verbreitete Schrift
„Wiedertaufe oder Taufe“ (1859).
Ende 1860 wurde R. zum Pfarrer in
Garlitz bei Brandenburg berufen und
zu Anfang d. J. 1868 nach dem be-
nachbarten Zachow verſetzt, wo er am
4. Dezember 1875 ſtarb.

S:

Gülden
Maſſow (E.), 1862. – Heinrich Trep-
lin, oder: Wie Gotteswort zu Kahne
kam (E.), 1864. – Die Bardelebens
(Dorf- und Weltgeſchichtliches); II,
1873. – Nach dem 1. Oktober (Eine
Hochzeitsgeſchichte), 1876.

*Rühl, Joſeph,

geb. am 26. Mai
1810 zu Schlagmühle, einem Gehöft
am Eingange des Kerkertals in Naſ-
ſau, verlor ſchon im vierten Jahre
ſeinen Vater, beſuchte erſt ſeit dem
[Spaltenumbruch]

Ruh
zehnten Jahre die Schule des benach-
barten Dorfes und mußte vom 13.
Jahre ab ſeine Kräfte in den Dienſt
ſeiner Familie ſtellen. Nachdem er
fünf Jahre lang Fuhrmann u. Kalk-
brenner geweſen, kam ihm plötzlich
der Gedanke, Lehrer zu werden. Er
beſuchte das Seminar zu Jdſtein,
wirkte ſeit 1831 fünf Jahre als Leh-
rer auf einem größeren Dorfe, kam
dann nach Weildorf, ſpäter nach Lim-
burg, abſolvierte hier 1841 ſein Real-
lehrerexamen, wurde aber von der
reaktionären Regierungspartei nicht
in eine Reallehrerſtelle, ſondern in
einen einſamen Ort des Taunus ver-
ſetzt. Wegen ſeiner Beteiligung an
der Volksbewegung im Jahre 1848
wurde er dann aus dem Amte ent-
fernt; auch bereitete man ihm in der
Folge bei allen Verſuchen, ſich eine
redliche Exiſtenz zu gründen, die
größten Schwierigkeiten. Endlich
gelang es ihm, in ſeiner Heimat-
gemeinde eine kleine Bauernwirtſchaft
zu erwerben, und ſpäter gründete er
im Dorfe Lahr ein kleines kaufmän-
niſches Geſchäft. Krankheit und
ſchwere Schickſalsſchläge ſuchten ihn
in ſeinem Leben vielfach heim; der
herbſte traf ihn, als er im Jahre
1870 zwei erwachſene Söhne verlor.
Jhn ſeinem Schmerze und der Ein-
ſamkeit zu entreißen, verſchaffte ihm
ein edler Freund die Stelle eines
Sekretärs der Handelskammer in
Limburg an der Lahn (1871), die er
bis zum Jahre 1888 bekleidete. Dann
ſiedelte er zu einer in Amerika in
guten Verhältniſſen lebenden Tochter
über, und dort iſt er 1890 geſtorben.

S:

Gedichte; II, 1876–77 (Jnhalt:
I. Patriotiſche Geſänge, Freiheits-
lieder, Lehr- und Sinngedichte. –
II. Sg., M., Bn. u. Lr.)

Ruhland, Chriſtine,

Pſeud. für
Marie Ritter; ſ. d.!

Ruhland, H.,

wurde am 28. Okt.
1833 zu Grohnde a. d. Weſer (Han-
nover) als zweitälteſtes Kind des

*
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[80/0084] Rug Ruh Ruge, Thies, Pſeud. für Hein- rich Krüger; ſ. d. im Nachtrag! Rügen, Ernſt, Pſeud. für Ernſt Perl; ſ. d.! *Rühl, Karl Heinrich Guſtav, wurde am 7. Juli 1822 zu Berlin als der Sohn eines Kaufmanns ge- boren und, nachdem er bis 1838 die königl. Realſchule beſucht hatte, den Traditionen ſeiner Familie gemäß und auf beſonderen Wunſch ſeines Vaters dem Kaufmannsſtande zuge- führt. Da er indeſſen in dieſem Be- rufe keine Befriedigung fand, ſo be- nutzte er alle ihm zu Gebote ſtehende freie Zeit zu ſeiner Fortbildung be- ſonders in den klaſſiſchen Sprachen, um ſo zur Erfüllung ſeines Lieb- lingswunſches, zum Studium der Theologie, zu gelangen. Nachdem er ſich privatim vorbereitet, beſtand er Oſtern 1843 die Maturitätsprüfung am Friedrichs-Werderſchen Gymna- ſium und ſtudierte dann bis 1847 in Berlin Theologie. Danach war er eine Zeitlang Hauslehrer in Pom- mern, trat 1854 in das Berliner Domkandidatenſtift ein und wurde 1855 Pfarrer in Landsberger Hol- länder im Warthebruch. Hier ſchrieb er aus Anlaß der ſektiereriſchen Be- ſtrebungen der Baptiſten im Warthe- bruch ſeine weit verbreitete Schrift „Wiedertaufe oder Taufe“ (1859). Ende 1860 wurde R. zum Pfarrer in Garlitz bei Brandenburg berufen und zu Anfang d. J. 1868 nach dem be- nachbarten Zachow verſetzt, wo er am 4. Dezember 1875 ſtarb. S: Gülden Maſſow (E.), 1862. – Heinrich Trep- lin, oder: Wie Gotteswort zu Kahne kam (E.), 1864. – Die Bardelebens (Dorf- und Weltgeſchichtliches); II, 1873. – Nach dem 1. Oktober (Eine Hochzeitsgeſchichte), 1876. *Rühl, Joſeph, geb. am 26. Mai 1810 zu Schlagmühle, einem Gehöft am Eingange des Kerkertals in Naſ- ſau, verlor ſchon im vierten Jahre ſeinen Vater, beſuchte erſt ſeit dem zehnten Jahre die Schule des benach- barten Dorfes und mußte vom 13. Jahre ab ſeine Kräfte in den Dienſt ſeiner Familie ſtellen. Nachdem er fünf Jahre lang Fuhrmann u. Kalk- brenner geweſen, kam ihm plötzlich der Gedanke, Lehrer zu werden. Er beſuchte das Seminar zu Jdſtein, wirkte ſeit 1831 fünf Jahre als Leh- rer auf einem größeren Dorfe, kam dann nach Weildorf, ſpäter nach Lim- burg, abſolvierte hier 1841 ſein Real- lehrerexamen, wurde aber von der reaktionären Regierungspartei nicht in eine Reallehrerſtelle, ſondern in einen einſamen Ort des Taunus ver- ſetzt. Wegen ſeiner Beteiligung an der Volksbewegung im Jahre 1848 wurde er dann aus dem Amte ent- fernt; auch bereitete man ihm in der Folge bei allen Verſuchen, ſich eine redliche Exiſtenz zu gründen, die größten Schwierigkeiten. Endlich gelang es ihm, in ſeiner Heimat- gemeinde eine kleine Bauernwirtſchaft zu erwerben, und ſpäter gründete er im Dorfe Lahr ein kleines kaufmän- niſches Geſchäft. Krankheit und ſchwere Schickſalsſchläge ſuchten ihn in ſeinem Leben vielfach heim; der herbſte traf ihn, als er im Jahre 1870 zwei erwachſene Söhne verlor. Jhn ſeinem Schmerze und der Ein- ſamkeit zu entreißen, verſchaffte ihm ein edler Freund die Stelle eines Sekretärs der Handelskammer in Limburg an der Lahn (1871), die er bis zum Jahre 1888 bekleidete. Dann ſiedelte er zu einer in Amerika in guten Verhältniſſen lebenden Tochter über, und dort iſt er 1890 geſtorben. S: Gedichte; II, 1876–77 (Jnhalt: I. Patriotiſche Geſänge, Freiheits- lieder, Lehr- und Sinngedichte. – II. Sg., M., Bn. u. Lr.) Ruhland, Chriſtine, Pſeud. für Marie Ritter; ſ. d.! Ruhland, H., wurde am 28. Okt. 1833 zu Grohnde a. d. Weſer (Han- nover) als zweitälteſtes Kind des *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/84>, abgerufen am 23.11.2024.