Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Ros
Die Komödiantin Magdalene (R.),
1911.

*Rosegger, P. K.

(d. i. Petri
Kettenfeier), wurde am 31. Juli 1843
zu Alpl, drei Stunden von Krieglach
in Obersteiermark geboren. Er war
der Sohn armer Bauersleute und
verlebte seine Kindheit und Jugend
in den Alpenwäldern seiner Heimat.
Als der Erstgeborene zum dereinsti-
gen Besitzer der elterlichen Wirtschaft
bestimmt, wurde er schon frühe zu
ländlichen Arbeiten herangezogen.
Er bebaute mit seinem Vater das
spärliche Haferfeld und hütete die
Schafe und Rinder. An Schulunter-
richt war nicht zu denken, da in Alpl
keine Schule vorhanden u. der Weg
nach Krieglach viel zu weit war. Und
dennoch lernte Peter die Kunst des
Lesens und Schreibens von einem
alten, seines Dienstes entlassenen
Dorfschulmeister. Als er, 17 Jahre
alt, noch immer nicht die für einen
Alpenbauer nötige Körperstärke be-
saß, gab ihn sein Vater zu einem
Schneider in die Lehre, mit dem er
vier Jahre lang eine Art Nomaden-
leben führte u. von Gehöfte zu Ge-
höfte, von Hütte zu Hütte wanderte,
um den Leuten in ihren eigenen Woh-
nungen die Kleider anzufertigen.
Daneben verfaßte Peter -- meist zur
Nachtzeit bei Kienspanbeleuchtung --
Gedichte, Erzählungen, Dramen, reli-
giöse Aufsätze, die er dann in Form
von Volkskalendern, Zeitungsblät-
tern, Monatsschriften etc. unter sei-
nen wenigen Freunden kursieren ließ.
Jm Jahre 1864 wagte er es, einige
seiner Arbeiten an den Redakteur der
"Grazer Tagespost", Dr. Svoboda,
einzusenden. Dieser erkannte sofort
das poetische Talent R.s und wußte
durch einen Aufruf mehrere Wohl-
täter zu bestimmen, dem "Naturdich-
ter" die Ausbildung seines Talents
zu ermöglichen. So trat R. im Früh-
jahr 1865 in die Grazer Handels-
akademie, an der er bis 1869 studierte.
[Spaltenumbruch]

Ros
Jn demselben Jahre veröffentlichte er
unter dem Protektorate Rob. Hamer-
lings sein erstes Werk "Zither und
Hackbrett", das von Kritik u. Publi-
kum freundlich aufgenommen wurde.
Der steiermärkische Landes-Ausschuß
bewilligte dem Dichter ein Stipen-
dium auf drei Jahre, damit er seinen
weiteren Studien obliegen könne.
Der Gedanke, sich dem Handelsstande
zu widmen, ward nun aufgegeben,
u. R. benutzte die ihm gebotene Ge-
legenheit, sich auf privatem Wege den
humanitären Studien zu widmen.
Eine größere Reise durch Norddeutsch-
land, Holland, die Schweiz (1870)
und eine zweite (1872) nach Jta-
lien, sowie die näheren Beziehungen
zu hervorragenden österreichischen
Schriftstellern gaben seinem dichte-
rischen Schaffen einen mächtigen Jm-
puls. Seit dem 1. Juli 1876 gibt
R. die Monatsschrift "Der Heim-
garten" heraus. Er bringt den Win-
ter in Graz, den Sommer gewöhnlich
auf seiner Besitzung in Krieglach zu.
Jm Jahre 1903 verlieh ihm die Uni-
versität Heidelberg aus Anlaß ihrer
Zentenarfeier die Würde eines Ehren-
doktors der Philosophie.

S:

Zither
und Hackbrett (Ge. in obersteirischer
Mundart), 1870. 5. A. 1907. - Tan-
nenharz und Fichtennadeln (Gesch.,
Schw., Sk., Lr. in oberösterr. Mund-
art), 1870. - Sittenbilder a. d. stei-
rischen Oberlande, 1870. - Geschich-
ten aus Steiermark, 1871. - Wan-
derleben (Sk.), 1871. - Gestalten a.
dem Volke der österreich. Alpenwelt,
1872. - Jn der Einöde (E.), 1872. -
Volkslieder aus Steiermark (ges. u.
hrsg., mit R. Heuberger), 1872. -
Aus dem Walde, 1873. - Geschichten
a. d. Alpen; II, 1873. - Die Schriften
des Waldschulmeisters, 1875. 65. A.
1905. - Aus Wäldern und Bergen
(En.), 1875. - Das Volksleben in
Steiermark (Bilder); II, 1875. 10. A.
1905. - Sonderlinge a. d. Volk der
Alpen; III, 1875. 12. A. 1905. - Das

*


[Spaltenumbruch]

Roſ
Die Komödiantin Magdalene (R.),
1911.

*Roſegger, P. K.

(d. i. Petri
Kettenfeier), wurde am 31. Juli 1843
zu Alpl, drei Stunden von Krieglach
in Oberſteiermark geboren. Er war
der Sohn armer Bauersleute und
verlebte ſeine Kindheit und Jugend
in den Alpenwäldern ſeiner Heimat.
Als der Erſtgeborene zum dereinſti-
gen Beſitzer der elterlichen Wirtſchaft
beſtimmt, wurde er ſchon frühe zu
ländlichen Arbeiten herangezogen.
Er bebaute mit ſeinem Vater das
ſpärliche Haferfeld und hütete die
Schafe und Rinder. An Schulunter-
richt war nicht zu denken, da in Alpl
keine Schule vorhanden u. der Weg
nach Krieglach viel zu weit war. Und
dennoch lernte Peter die Kunſt des
Leſens und Schreibens von einem
alten, ſeines Dienſtes entlaſſenen
Dorfſchulmeiſter. Als er, 17 Jahre
alt, noch immer nicht die für einen
Alpenbauer nötige Körperſtärke be-
ſaß, gab ihn ſein Vater zu einem
Schneider in die Lehre, mit dem er
vier Jahre lang eine Art Nomaden-
leben führte u. von Gehöfte zu Ge-
höfte, von Hütte zu Hütte wanderte,
um den Leuten in ihren eigenen Woh-
nungen die Kleider anzufertigen.
Daneben verfaßte Peter — meiſt zur
Nachtzeit bei Kienſpanbeleuchtung —
Gedichte, Erzählungen, Dramen, reli-
giöſe Aufſätze, die er dann in Form
von Volkskalendern, Zeitungsblät-
tern, Monatsſchriften ꝛc. unter ſei-
nen wenigen Freunden kurſieren ließ.
Jm Jahre 1864 wagte er es, einige
ſeiner Arbeiten an den Redakteur der
„Grazer Tagespoſt“, Dr. Svoboda,
einzuſenden. Dieſer erkannte ſofort
das poetiſche Talent R.s und wußte
durch einen Aufruf mehrere Wohl-
täter zu beſtimmen, dem „Naturdich-
ter“ die Ausbildung ſeines Talents
zu ermöglichen. So trat R. im Früh-
jahr 1865 in die Grazer Handels-
akademie, an der er bis 1869 ſtudierte.
[Spaltenumbruch]

Roſ
Jn demſelben Jahre veröffentlichte er
unter dem Protektorate Rob. Hamer-
lings ſein erſtes Werk „Zither und
Hackbrett“, das von Kritik u. Publi-
kum freundlich aufgenommen wurde.
Der ſteiermärkiſche Landes-Ausſchuß
bewilligte dem Dichter ein Stipen-
dium auf drei Jahre, damit er ſeinen
weiteren Studien obliegen könne.
Der Gedanke, ſich dem Handelsſtande
zu widmen, ward nun aufgegeben,
u. R. benutzte die ihm gebotene Ge-
legenheit, ſich auf privatem Wege den
humanitären Studien zu widmen.
Eine größere Reiſe durch Norddeutſch-
land, Holland, die Schweiz (1870)
und eine zweite (1872) nach Jta-
lien, ſowie die näheren Beziehungen
zu hervorragenden öſterreichiſchen
Schriftſtellern gaben ſeinem dichte-
riſchen Schaffen einen mächtigen Jm-
puls. Seit dem 1. Juli 1876 gibt
R. die Monatsſchrift „Der Heim-
garten“ heraus. Er bringt den Win-
ter in Graz, den Sommer gewöhnlich
auf ſeiner Beſitzung in Krieglach zu.
Jm Jahre 1903 verlieh ihm die Uni-
verſität Heidelberg aus Anlaß ihrer
Zentenarfeier die Würde eines Ehren-
doktors der Philoſophie.

S:

Zither
und Hackbrett (Ge. in oberſteiriſcher
Mundart), 1870. 5. A. 1907. – Tan-
nenharz und Fichtennadeln (Geſch.,
Schw., Sk., Lr. in oberöſterr. Mund-
art), 1870. – Sittenbilder a. d. ſtei-
riſchen Oberlande, 1870. – Geſchich-
ten aus Steiermark, 1871. – Wan-
derleben (Sk.), 1871. – Geſtalten a.
dem Volke der öſterreich. Alpenwelt,
1872. – Jn der Einöde (E.), 1872. –
Volkslieder aus Steiermark (geſ. u.
hrsg., mit R. Heuberger), 1872. –
Aus dem Walde, 1873. – Geſchichten
a. d. Alpen; II, 1873. – Die Schriften
des Waldſchulmeiſters, 1875. 65. A.
1905. – Aus Wäldern und Bergen
(En.), 1875. – Das Volksleben in
Steiermark (Bilder); II, 1875. 10. A.
1905. – Sonderlinge a. d. Volk der
Alpen; III, 1875. 12. A. 1905. – Das

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="46"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Ro&#x017F;</hi></fw><lb/>
Die Komödiantin Magdalene (R.),<lb/>
1911.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Ro&#x017F;egger,</hi> P. K.</persName>
        </head>
        <p> (d. i. Petri<lb/>
Kettenfeier), wurde am 31. Juli 1843<lb/>
zu Alpl, drei Stunden von Krieglach<lb/>
in Ober&#x017F;teiermark geboren. Er war<lb/>
der Sohn armer Bauersleute und<lb/>
verlebte &#x017F;eine Kindheit und Jugend<lb/>
in den Alpenwäldern &#x017F;einer Heimat.<lb/>
Als der Er&#x017F;tgeborene zum derein&#x017F;ti-<lb/>
gen Be&#x017F;itzer der elterlichen Wirt&#x017F;chaft<lb/>
be&#x017F;timmt, wurde er &#x017F;chon frühe zu<lb/>
ländlichen Arbeiten herangezogen.<lb/>
Er bebaute mit &#x017F;einem Vater das<lb/>
&#x017F;pärliche Haferfeld und hütete die<lb/>
Schafe und Rinder. An Schulunter-<lb/>
richt war nicht zu denken, da in Alpl<lb/>
keine Schule vorhanden u. der Weg<lb/>
nach Krieglach viel zu weit war. Und<lb/>
dennoch lernte Peter die Kun&#x017F;t des<lb/>
Le&#x017F;ens und Schreibens von einem<lb/>
alten, &#x017F;eines Dien&#x017F;tes entla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Dorf&#x017F;chulmei&#x017F;ter. Als er, 17 Jahre<lb/>
alt, noch immer nicht die für einen<lb/>
Alpenbauer nötige Körper&#x017F;tärke be-<lb/>
&#x017F;aß, gab ihn &#x017F;ein Vater zu einem<lb/>
Schneider in die Lehre, mit dem er<lb/>
vier Jahre lang eine Art Nomaden-<lb/>
leben führte u. von Gehöfte zu Ge-<lb/>
höfte, von Hütte zu Hütte wanderte,<lb/>
um den Leuten in ihren eigenen Woh-<lb/>
nungen die Kleider anzufertigen.<lb/>
Daneben verfaßte Peter &#x2014; mei&#x017F;t zur<lb/>
Nachtzeit bei Kien&#x017F;panbeleuchtung &#x2014;<lb/>
Gedichte, Erzählungen, Dramen, reli-<lb/>
giö&#x017F;e Auf&#x017F;ätze, die er dann in Form<lb/>
von Volkskalendern, Zeitungsblät-<lb/>
tern, Monats&#x017F;chriften &#xA75B;c. unter &#x017F;ei-<lb/>
nen wenigen Freunden kur&#x017F;ieren ließ.<lb/>
Jm Jahre 1864 wagte er es, einige<lb/>
&#x017F;einer Arbeiten an den Redakteur der<lb/>
&#x201E;Grazer Tagespo&#x017F;t&#x201C;, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Svoboda,<lb/>
einzu&#x017F;enden. Die&#x017F;er erkannte &#x017F;ofort<lb/>
das poeti&#x017F;che Talent R.s und wußte<lb/>
durch einen Aufruf mehrere Wohl-<lb/>
täter zu be&#x017F;timmen, dem &#x201E;Naturdich-<lb/>
ter&#x201C; die Ausbildung &#x017F;eines Talents<lb/>
zu ermöglichen. So trat R. im Früh-<lb/>
jahr 1865 in die Grazer Handels-<lb/>
akademie, an der er bis 1869 &#x017F;tudierte.<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Ro&#x017F;</hi></fw><lb/>
Jn dem&#x017F;elben Jahre veröffentlichte er<lb/>
unter dem Protektorate Rob. Hamer-<lb/>
lings &#x017F;ein er&#x017F;tes Werk &#x201E;Zither und<lb/>
Hackbrett&#x201C;, das von Kritik u. Publi-<lb/>
kum freundlich aufgenommen wurde.<lb/>
Der &#x017F;teiermärki&#x017F;che Landes-Aus&#x017F;chuß<lb/>
bewilligte dem Dichter ein Stipen-<lb/>
dium auf drei Jahre, damit er &#x017F;einen<lb/>
weiteren Studien obliegen könne.<lb/>
Der Gedanke, &#x017F;ich dem Handels&#x017F;tande<lb/>
zu widmen, ward nun aufgegeben,<lb/>
u. R. benutzte die ihm gebotene Ge-<lb/>
legenheit, &#x017F;ich auf privatem Wege den<lb/>
humanitären Studien zu widmen.<lb/>
Eine größere Rei&#x017F;e durch Norddeut&#x017F;ch-<lb/>
land, Holland, die Schweiz (1870)<lb/>
und eine zweite (1872) nach Jta-<lb/>
lien, &#x017F;owie die näheren Beziehungen<lb/>
zu hervorragenden ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen<lb/>
Schrift&#x017F;tellern gaben &#x017F;einem dichte-<lb/>
ri&#x017F;chen Schaffen einen mächtigen Jm-<lb/>
puls. Seit dem 1. Juli 1876 gibt<lb/>
R. die Monats&#x017F;chrift &#x201E;Der Heim-<lb/>
garten&#x201C; heraus. Er bringt den Win-<lb/>
ter in Graz, den Sommer gewöhnlich<lb/>
auf &#x017F;einer Be&#x017F;itzung in Krieglach zu.<lb/>
Jm Jahre 1903 verlieh ihm die Uni-<lb/>
ver&#x017F;ität Heidelberg aus Anlaß ihrer<lb/>
Zentenarfeier die Würde eines Ehren-<lb/>
doktors der Philo&#x017F;ophie. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Zither<lb/>
und Hackbrett (Ge. in ober&#x017F;teiri&#x017F;cher<lb/>
Mundart), 1870. 5. A. 1907. &#x2013; Tan-<lb/>
nenharz und Fichtennadeln (Ge&#x017F;ch.,<lb/>
Schw., Sk., Lr. in oberö&#x017F;terr. Mund-<lb/>
art), 1870. &#x2013; Sittenbilder a. d. &#x017F;tei-<lb/>
ri&#x017F;chen Oberlande, 1870. &#x2013; Ge&#x017F;chich-<lb/>
ten aus Steiermark, 1871. &#x2013; Wan-<lb/>
derleben (Sk.), 1871. &#x2013; Ge&#x017F;talten a.<lb/>
dem Volke der ö&#x017F;terreich. Alpenwelt,<lb/>
1872. &#x2013; Jn der Einöde (E.), 1872. &#x2013;<lb/>
Volkslieder aus Steiermark (ge&#x017F;. u.<lb/>
hrsg., mit R. Heuberger), 1872. &#x2013;<lb/>
Aus dem Walde, 1873. &#x2013; Ge&#x017F;chichten<lb/>
a. d. Alpen; <hi rendition="#aq">II,</hi> 1873. &#x2013; Die Schriften<lb/>
des Wald&#x017F;chulmei&#x017F;ters, 1875. 65. A.<lb/>
1905. &#x2013; Aus Wäldern und Bergen<lb/>
(En.), 1875. &#x2013; Das Volksleben in<lb/>
Steiermark (Bilder); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1875. 10. A.<lb/>
1905. &#x2013; Sonderlinge a. d. Volk der<lb/>
Alpen; <hi rendition="#aq">III,</hi> 1875. 12. A. 1905. &#x2013; Das<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0050] Roſ Roſ Die Komödiantin Magdalene (R.), 1911. *Roſegger, P. K. (d. i. Petri Kettenfeier), wurde am 31. Juli 1843 zu Alpl, drei Stunden von Krieglach in Oberſteiermark geboren. Er war der Sohn armer Bauersleute und verlebte ſeine Kindheit und Jugend in den Alpenwäldern ſeiner Heimat. Als der Erſtgeborene zum dereinſti- gen Beſitzer der elterlichen Wirtſchaft beſtimmt, wurde er ſchon frühe zu ländlichen Arbeiten herangezogen. Er bebaute mit ſeinem Vater das ſpärliche Haferfeld und hütete die Schafe und Rinder. An Schulunter- richt war nicht zu denken, da in Alpl keine Schule vorhanden u. der Weg nach Krieglach viel zu weit war. Und dennoch lernte Peter die Kunſt des Leſens und Schreibens von einem alten, ſeines Dienſtes entlaſſenen Dorfſchulmeiſter. Als er, 17 Jahre alt, noch immer nicht die für einen Alpenbauer nötige Körperſtärke be- ſaß, gab ihn ſein Vater zu einem Schneider in die Lehre, mit dem er vier Jahre lang eine Art Nomaden- leben führte u. von Gehöfte zu Ge- höfte, von Hütte zu Hütte wanderte, um den Leuten in ihren eigenen Woh- nungen die Kleider anzufertigen. Daneben verfaßte Peter — meiſt zur Nachtzeit bei Kienſpanbeleuchtung — Gedichte, Erzählungen, Dramen, reli- giöſe Aufſätze, die er dann in Form von Volkskalendern, Zeitungsblät- tern, Monatsſchriften ꝛc. unter ſei- nen wenigen Freunden kurſieren ließ. Jm Jahre 1864 wagte er es, einige ſeiner Arbeiten an den Redakteur der „Grazer Tagespoſt“, Dr. Svoboda, einzuſenden. Dieſer erkannte ſofort das poetiſche Talent R.s und wußte durch einen Aufruf mehrere Wohl- täter zu beſtimmen, dem „Naturdich- ter“ die Ausbildung ſeines Talents zu ermöglichen. So trat R. im Früh- jahr 1865 in die Grazer Handels- akademie, an der er bis 1869 ſtudierte. Jn demſelben Jahre veröffentlichte er unter dem Protektorate Rob. Hamer- lings ſein erſtes Werk „Zither und Hackbrett“, das von Kritik u. Publi- kum freundlich aufgenommen wurde. Der ſteiermärkiſche Landes-Ausſchuß bewilligte dem Dichter ein Stipen- dium auf drei Jahre, damit er ſeinen weiteren Studien obliegen könne. Der Gedanke, ſich dem Handelsſtande zu widmen, ward nun aufgegeben, u. R. benutzte die ihm gebotene Ge- legenheit, ſich auf privatem Wege den humanitären Studien zu widmen. Eine größere Reiſe durch Norddeutſch- land, Holland, die Schweiz (1870) und eine zweite (1872) nach Jta- lien, ſowie die näheren Beziehungen zu hervorragenden öſterreichiſchen Schriftſtellern gaben ſeinem dichte- riſchen Schaffen einen mächtigen Jm- puls. Seit dem 1. Juli 1876 gibt R. die Monatsſchrift „Der Heim- garten“ heraus. Er bringt den Win- ter in Graz, den Sommer gewöhnlich auf ſeiner Beſitzung in Krieglach zu. Jm Jahre 1903 verlieh ihm die Uni- verſität Heidelberg aus Anlaß ihrer Zentenarfeier die Würde eines Ehren- doktors der Philoſophie. S: Zither und Hackbrett (Ge. in oberſteiriſcher Mundart), 1870. 5. A. 1907. – Tan- nenharz und Fichtennadeln (Geſch., Schw., Sk., Lr. in oberöſterr. Mund- art), 1870. – Sittenbilder a. d. ſtei- riſchen Oberlande, 1870. – Geſchich- ten aus Steiermark, 1871. – Wan- derleben (Sk.), 1871. – Geſtalten a. dem Volke der öſterreich. Alpenwelt, 1872. – Jn der Einöde (E.), 1872. – Volkslieder aus Steiermark (geſ. u. hrsg., mit R. Heuberger), 1872. – Aus dem Walde, 1873. – Geſchichten a. d. Alpen; II, 1873. – Die Schriften des Waldſchulmeiſters, 1875. 65. A. 1905. – Aus Wäldern und Bergen (En.), 1875. – Das Volksleben in Steiermark (Bilder); II, 1875. 10. A. 1905. – Sonderlinge a. d. Volk der Alpen; III, 1875. 12. A. 1905. – Das *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/50
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/50>, abgerufen am 27.11.2024.