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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Seitdem lebte er als Schriftsteller u.
ständiger Mitarbeiter der "Neuen
Freien Presse" in Wien, von wo er
1908 nach London übersiedelte.

S:


Baby's Liebesgeschichte (En.), 1904.
- Pierrots Drama (3 Einakter), 1905.
- Blick vom Kahlenberg (Wiener En.),
1907. - Goldene Jugend (Schsp.),
1907.

*Silbermann, Peter Adalbert,


geb. am 8. Dezbr. 1878 in Görlitz
von jüdischen Eltern, besuchte das
Französische Gymnasium in Berlin,
das er 1897 absolvierte und studierte
dann in Berlin und Leipzig Philo-
sophie und besonders deutsche Litera-
tur. Nachdem er im Sommer 1902
in Berlin zum Dr. phil. promoviert
worden, wirkte er zwei Jahre als
Professor an der k. k. Handelsakade-
mie in Brünn (Mähren) und kehrte
darauf nach Berlin zurück, wo er nach
Ablauf seiner lehramtlichen Vorbe-
reitung, am 1. Oktbr. 1907 als Ober-
lehrer an der 14. Realschule Anstel-
lung fand. Seit 1911 gibt er die
Monatsschrift "Wissen ist Macht"
heraus.

S:

Zwischen 12 und 14 Uhr
(R.), 1903. - Der schwarze Fleck (R.),
1905. N. A. 1911. - Die tote Ratte
(Schausp.), 1909. - Miß Hamiltons
Zweifel (Lsp.), 1910. - Die Unmora-
lischen (Schsp.), 1911. - Ein Jrrweg
der Liebe (Kom., mit Heinrich Lauten-
sack), 1911.

Silberstein, August,

wurde am
5. (nicht 1.) Juli 1827 in Alt-Ofen
geboren und sollte nach dem Wunsche
seines Vaters, eines wohlhabenden
jüdischen Kaufmanns, die wissen-
schaftliche Laufbahn betreten. Als in-
des im Jahre 1839 bei einer großen
Überschwemmung das väterliche Haus
einstürzte, Hab und Gut dabei verlo-
ren ging, u. der Vater selbst bei den
Rettungsversuchen sich eine Krank-
heit zuzog und bald darauf starb, so
waren die Hinterbliebenen auf die
Unterstützung ihrer reichen Ver-
wandten angewiesen, und diese be-
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Sil
stimmten den Sohn zum Kaufmann.
S. trat nun zwar in ein Handlungs-
haus zu Wien ein, allein anstatt sein
Augenmerk auf das Komptoir zu
richten, widmete er sich mit Eifer
dem Studium der Literatur und
wohnte in seinen Freistunden den
Vorlesungen an der Universität bei.
Als die Verwandten Kunde von sei-
nem Tun und Treiben erhielten,
entzogen sie ihm ihre Unterstützung;
allein S. verlor den Mut nicht.
Durch Erteilung von Privatunter-
richt u. schriftstellerische Arbeiten für
verschiedene Zeitungen erwarb er
sich seinen Unterhalt. Bei Ausbruch
der Revolution 1848 finden wir ihn
als Herausgeber eines der vielen ephe-
meren witzarmen Witzblätter jener Pe-
riode, des "Satan", als Schriftfüh-
rer des Studentenausschusses u. als
Mitglied der akademischen Legion,
deren Geschichte er noch in demselben
Jahre in dem Buche "Geschichte der
Aula. Die Wiener Universität und
die akademische Legion vom März bis
Ende Oktober 1848" veröffentlichte.
Die Folge war, daß er in der Zeit
der Reaktion verurteilt und dadurch
gezwungen wurde, Österreich zu ver-
lassen. Er lebte längere Zeit in ver-
schieden. Universitätsstädten Deutsch-
lands, als Journalist tätig, und
erwarb sich in Freiburg die philoso-
phische Doktorwürde. Die Sehnsucht
nach der Heimat führte ihn zu An-
fang d. J. 1854 nach Österreich zu-
rück; aber kaum hatte man Kunde von
seiner Ankunft, so wurde er verhaf-
tet, vor ein Kriegsgericht gestellt u.
zu fünf Jahren Kerkerhaft verur-
teilt, welche er auf dem Spielberg bei
Brünn verbüßen sollte. Jedoch schon
im Jahre 1855 erhielt er infolge der
nach der Geburt der Erzherzogin er-
lassenen allgemeinen Amnestie seine
Freiheit wieder und kehrte nun nach
Wien zurück, wo er seitdem still und
zurückgezogen als Schriftsteller und
als Mitarbeiter der gelesensten Zeit-

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Sil
Seitdem lebte er als Schriftſteller u.
ſtändiger Mitarbeiter der „Neuen
Freien Preſſe“ in Wien, von wo er
1908 nach London überſiedelte.

S:


Baby’s Liebesgeſchichte (En.), 1904.
– Pierrots Drama (3 Einakter), 1905.
– Blick vom Kahlenberg (Wiener En.),
1907. – Goldene Jugend (Schſp.),
1907.

*Silbermann, Peter Adalbert,


geb. am 8. Dezbr. 1878 in Görlitz
von jüdiſchen Eltern, beſuchte das
Franzöſiſche Gymnaſium in Berlin,
das er 1897 abſolvierte und ſtudierte
dann in Berlin und Leipzig Philo-
ſophie und beſonders deutſche Litera-
tur. Nachdem er im Sommer 1902
in Berlin zum Dr. phil. promoviert
worden, wirkte er zwei Jahre als
Profeſſor an der k. k. Handelsakade-
mie in Brünn (Mähren) und kehrte
darauf nach Berlin zurück, wo er nach
Ablauf ſeiner lehramtlichen Vorbe-
reitung, am 1. Oktbr. 1907 als Ober-
lehrer an der 14. Realſchule Anſtel-
lung fand. Seit 1911 gibt er die
Monatsſchrift „Wiſſen iſt Macht“
heraus.

S:

Zwiſchen 12 und 14 Uhr
(R.), 1903. – Der ſchwarze Fleck (R.),
1905. N. A. 1911. – Die tote Ratte
(Schauſp.), 1909. – Miß Hamiltons
Zweifel (Lſp.), 1910. – Die Unmora-
liſchen (Schſp.), 1911. – Ein Jrrweg
der Liebe (Kom., mit Heinrich Lauten-
ſack), 1911.

Silberſtein, Auguſt,

wurde am
5. (nicht 1.) Juli 1827 in Alt-Ofen
geboren und ſollte nach dem Wunſche
ſeines Vaters, eines wohlhabenden
jüdiſchen Kaufmanns, die wiſſen-
ſchaftliche Laufbahn betreten. Als in-
des im Jahre 1839 bei einer großen
Überſchwemmung das väterliche Haus
einſtürzte, Hab und Gut dabei verlo-
ren ging, u. der Vater ſelbſt bei den
Rettungsverſuchen ſich eine Krank-
heit zuzog und bald darauf ſtarb, ſo
waren die Hinterbliebenen auf die
Unterſtützung ihrer reichen Ver-
wandten angewieſen, und dieſe be-
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Sil
ſtimmten den Sohn zum Kaufmann.
S. trat nun zwar in ein Handlungs-
haus zu Wien ein, allein anſtatt ſein
Augenmerk auf das Komptoir zu
richten, widmete er ſich mit Eifer
dem Studium der Literatur und
wohnte in ſeinen Freiſtunden den
Vorleſungen an der Univerſität bei.
Als die Verwandten Kunde von ſei-
nem Tun und Treiben erhielten,
entzogen ſie ihm ihre Unterſtützung;
allein S. verlor den Mut nicht.
Durch Erteilung von Privatunter-
richt u. ſchriftſtelleriſche Arbeiten für
verſchiedene Zeitungen erwarb er
ſich ſeinen Unterhalt. Bei Ausbruch
der Revolution 1848 finden wir ihn
als Herausgeber eines der vielen ephe-
meren witzarmen Witzblätter jener Pe-
riode, des „Satan“, als Schriftfüh-
rer des Studentenausſchuſſes u. als
Mitglied der akademiſchen Legion,
deren Geſchichte er noch in demſelben
Jahre in dem Buche „Geſchichte der
Aula. Die Wiener Univerſität und
die akademiſche Legion vom März bis
Ende Oktober 1848“ veröffentlichte.
Die Folge war, daß er in der Zeit
der Reaktion verurteilt und dadurch
gezwungen wurde, Öſterreich zu ver-
laſſen. Er lebte längere Zeit in ver-
ſchieden. Univerſitätsſtädten Deutſch-
lands, als Journaliſt tätig, und
erwarb ſich in Freiburg die philoſo-
phiſche Doktorwürde. Die Sehnſucht
nach der Heimat führte ihn zu An-
fang d. J. 1854 nach Öſterreich zu-
rück; aber kaum hatte man Kunde von
ſeiner Ankunft, ſo wurde er verhaf-
tet, vor ein Kriegsgericht geſtellt u.
zu fünf Jahren Kerkerhaft verur-
teilt, welche er auf dem Spielberg bei
Brünn verbüßen ſollte. Jedoch ſchon
im Jahre 1855 erhielt er infolge der
nach der Geburt der Erzherzogin er-
laſſenen allgemeinen Amneſtie ſeine
Freiheit wieder und kehrte nun nach
Wien zurück, wo er ſeitdem ſtill und
zurückgezogen als Schriftſteller und
als Mitarbeiter der geleſenſten Zeit-

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[435/0439] Sil Sil Seitdem lebte er als Schriftſteller u. ſtändiger Mitarbeiter der „Neuen Freien Preſſe“ in Wien, von wo er 1908 nach London überſiedelte. S: Baby’s Liebesgeſchichte (En.), 1904. – Pierrots Drama (3 Einakter), 1905. – Blick vom Kahlenberg (Wiener En.), 1907. – Goldene Jugend (Schſp.), 1907. *Silbermann, Peter Adalbert, geb. am 8. Dezbr. 1878 in Görlitz von jüdiſchen Eltern, beſuchte das Franzöſiſche Gymnaſium in Berlin, das er 1897 abſolvierte und ſtudierte dann in Berlin und Leipzig Philo- ſophie und beſonders deutſche Litera- tur. Nachdem er im Sommer 1902 in Berlin zum Dr. phil. promoviert worden, wirkte er zwei Jahre als Profeſſor an der k. k. Handelsakade- mie in Brünn (Mähren) und kehrte darauf nach Berlin zurück, wo er nach Ablauf ſeiner lehramtlichen Vorbe- reitung, am 1. Oktbr. 1907 als Ober- lehrer an der 14. Realſchule Anſtel- lung fand. Seit 1911 gibt er die Monatsſchrift „Wiſſen iſt Macht“ heraus. S: Zwiſchen 12 und 14 Uhr (R.), 1903. – Der ſchwarze Fleck (R.), 1905. N. A. 1911. – Die tote Ratte (Schauſp.), 1909. – Miß Hamiltons Zweifel (Lſp.), 1910. – Die Unmora- liſchen (Schſp.), 1911. – Ein Jrrweg der Liebe (Kom., mit Heinrich Lauten- ſack), 1911. Silberſtein, Auguſt, wurde am 5. (nicht 1.) Juli 1827 in Alt-Ofen geboren und ſollte nach dem Wunſche ſeines Vaters, eines wohlhabenden jüdiſchen Kaufmanns, die wiſſen- ſchaftliche Laufbahn betreten. Als in- des im Jahre 1839 bei einer großen Überſchwemmung das väterliche Haus einſtürzte, Hab und Gut dabei verlo- ren ging, u. der Vater ſelbſt bei den Rettungsverſuchen ſich eine Krank- heit zuzog und bald darauf ſtarb, ſo waren die Hinterbliebenen auf die Unterſtützung ihrer reichen Ver- wandten angewieſen, und dieſe be- ſtimmten den Sohn zum Kaufmann. S. trat nun zwar in ein Handlungs- haus zu Wien ein, allein anſtatt ſein Augenmerk auf das Komptoir zu richten, widmete er ſich mit Eifer dem Studium der Literatur und wohnte in ſeinen Freiſtunden den Vorleſungen an der Univerſität bei. Als die Verwandten Kunde von ſei- nem Tun und Treiben erhielten, entzogen ſie ihm ihre Unterſtützung; allein S. verlor den Mut nicht. Durch Erteilung von Privatunter- richt u. ſchriftſtelleriſche Arbeiten für verſchiedene Zeitungen erwarb er ſich ſeinen Unterhalt. Bei Ausbruch der Revolution 1848 finden wir ihn als Herausgeber eines der vielen ephe- meren witzarmen Witzblätter jener Pe- riode, des „Satan“, als Schriftfüh- rer des Studentenausſchuſſes u. als Mitglied der akademiſchen Legion, deren Geſchichte er noch in demſelben Jahre in dem Buche „Geſchichte der Aula. Die Wiener Univerſität und die akademiſche Legion vom März bis Ende Oktober 1848“ veröffentlichte. Die Folge war, daß er in der Zeit der Reaktion verurteilt und dadurch gezwungen wurde, Öſterreich zu ver- laſſen. Er lebte längere Zeit in ver- ſchieden. Univerſitätsſtädten Deutſch- lands, als Journaliſt tätig, und erwarb ſich in Freiburg die philoſo- phiſche Doktorwürde. Die Sehnſucht nach der Heimat führte ihn zu An- fang d. J. 1854 nach Öſterreich zu- rück; aber kaum hatte man Kunde von ſeiner Ankunft, ſo wurde er verhaf- tet, vor ein Kriegsgericht geſtellt u. zu fünf Jahren Kerkerhaft verur- teilt, welche er auf dem Spielberg bei Brünn verbüßen ſollte. Jedoch ſchon im Jahre 1855 erhielt er infolge der nach der Geburt der Erzherzogin er- laſſenen allgemeinen Amneſtie ſeine Freiheit wieder und kehrte nun nach Wien zurück, wo er ſeitdem ſtill und zurückgezogen als Schriftſteller und als Mitarbeiter der geleſenſten Zeit- * 28*

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/439>, abgerufen am 25.11.2024.