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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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esse für das Neugriechische, das er in
weiteren Schriften ("Das Volksleben
der Neugriechen", 1848 - "Die Hoch-
zeit des Kutrulis. Ein aristophani-
sches Lustspiel des Al. Rh. Rhanga-
wis, übersetzt," 1848. - "Neugriechische
Grammatik nebst Sprachproben pp.,"
1881. - "Geschichte der neugriechischen
Literatur", mit A. R. Rhangabe ge-
meinschaftl. verfaßt, 1884) zum Aus-
druck brachte. Nachdem S. seine Stu-
dien in Halle abgeschlossen und sich
außer der Doktorwürde auch ein preu-
ßisches Oberlehrerzeugnis erworben
hatte, kehrte er in seine Vaterstadt
Strelitz zurück, wo ihm im folgenden
Jahre die Leitung der öffentlichen
und Freischule der jüdischen Gemeinde
ubertragen wurde. Fast ein Jahr-
zehnt lang wirkte S. in dieser Stel-
lung und brachte die Schule zu hoher
Blüte. Als er jedoch mit seinem
Freunde Adolf Glaßbrenner ein Heft-
chen "Xenien der Gegenwart" ver-
öffentlichte, worin beide ihren Un-
willen über das elende Scheitern des
liberalen Gedankens unverhüllt Aus-
druck gaben, schloß die Regierung die
Sandersche Schule und drängte ihren
Leiter in das Privatleben eines
Schriftstellers zurück. Angeregt durch
das deutsche Wörterbuch der Gebrü-
der Grimm wandte sich S. gleichfalls
der Germanistik zu und verfaßte, als
ein Gegenstück zu dem Grimmschen
Werke sein "Wörterbuch der deutschen
Sprache" (III, 1859-65), dem er spä-
ter ein "Ergänzungswörterbuch der
deutschen Sprache" (1879-85) folgen
ließ. Jm Jahre 1876 war er Mit-
glied der Berliner Konferenz für Fest-
stellung einer einheitlichen Orthogra-
phie, auf der er den konservativen
Standpunkt vertrat. Jm Jahre 1877
wurde er zum Professor ernannt, und
gelegentlich seines 70. Geburtstages
überreichte ihm seine Vaterstadt das
Diplom eines Ehrenbürgers. S. starb
in seiner Vaterstadt am 11. März 1897.

S:

Xenien der Gegenwart (mit Ad.
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Glaßbrenner), 1850. - Das Hohelied
Salomonis (metrisch übersetzt), 1845.
Neue Aufl. 1866. - Heitere Kinder-
welt (Ge.), 1868. Neue Aufl. u. d.
T.: Für die fröhliche Jugend, 1889.
- Die beiden Apostel (Schw. v. Hans
Sachs dem jüngeren
[pseud.],
1861. - Aus den besten Lebensstun-
den. Eigenes und Angeeignetes (Ge.)
1878. - Geschichte d. deutschen Sprache
und Literatur bis zu Goethes Tode,
1879. - 366 Sprüche, 1892. - Zitaten-
lexikon (Sammlg. v. Zitaten, Sprich-
wörtern, sprichwörtl. Redensarten u.
Sentenzen), 1898. 3. A. 1910.

*Sandhage, Josepha,

psd. J. von
Dirkink,
wurde am 29. März 1839
zu Mettingen in Westfalen geboren
und verlebte ihre erste Jugendzeit
meist auf den Gütern ihrer mütter-
lichen Verwandten, wo sie das Land-
volk in seiner Eigenart kennen zu
lernen vielfach Gelegenheit hatte.
Sehr jung heiratete sie den Guts-
besitzer und Kaufmann A. Sandhage,
mit dem sie dann 8 Jahre den soge-
nannten "Jesuitenhof" bei Coesfeld
bewohnte. Auch hier fand sie für ihre
Volksstudien reiche Nahrung, und
viele ihrer novellistischen Persönlich-
keiten sind Gestalten, getreu nach dem
Leben gezeichnet. Jhre erste, eigent-
lich durch Zufall entstandene Novelle
fand den Beifall Levin Schückings,
der die Schriftstellerin ermunterte,
ihr Talent auszubilden; indessen ließen
die Pflichten der Hausfrau -- sie
wohnte damals in Lippstadt -- sie
nicht zum Schreiben kommen. Später
zogen die Gatten nach Köln, nach
Freiburg und Wiesbaden, und hier
erst, durch den Verkehr mit Bodenstedt,
Freytag, Amely Bölte u. a. angeregt,
konnte Josepha S. ihrer Neigung
zum Fabulieren ungehindert folgen.
Als Witwe wohnte sie in dem Pfarr-
hause ihres Sohnes erst zu Herstelle
a. d. Weser, später in Hamm in West-
falen, wo sie am 13. Nov. 1905 starb.

S:

Herms Vermächtnis (N.), 1886. -

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eſſe für das Neugriechiſche, das er in
weiteren Schriften („Das Volksleben
der Neugriechen“, 1848 – „Die Hoch-
zeit des Kutrulis. Ein ariſtophani-
ſches Luſtſpiel des Al. Rh. Rhanga-
wis, überſetzt,“ 1848. – „Neugriechiſche
Grammatik nebſt Sprachproben pp.,“
1881. – „Geſchichte der neugriechiſchen
Literatur“, mit A. R. Rhangabé ge-
meinſchaftl. verfaßt, 1884) zum Aus-
druck brachte. Nachdem S. ſeine Stu-
dien in Halle abgeſchloſſen und ſich
außer der Doktorwürde auch ein preu-
ßiſches Oberlehrerzeugnis erworben
hatte, kehrte er in ſeine Vaterſtadt
Strelitz zurück, wo ihm im folgenden
Jahre die Leitung der öffentlichen
und Freiſchule der jüdiſchen Gemeinde
ubertragen wurde. Faſt ein Jahr-
zehnt lang wirkte S. in dieſer Stel-
lung und brachte die Schule zu hoher
Blüte. Als er jedoch mit ſeinem
Freunde Adolf Glaßbrenner ein Heft-
chen „Xenien der Gegenwart“ ver-
öffentlichte, worin beide ihren Un-
willen über das elende Scheitern des
liberalen Gedankens unverhüllt Aus-
druck gaben, ſchloß die Regierung die
Sanderſche Schule und drängte ihren
Leiter in das Privatleben eines
Schriftſtellers zurück. Angeregt durch
das deutſche Wörterbuch der Gebrü-
der Grimm wandte ſich S. gleichfalls
der Germaniſtik zu und verfaßte, als
ein Gegenſtück zu dem Grimmſchen
Werke ſein „Wörterbuch der deutſchen
Sprache“ (III, 1859–65), dem er ſpä-
ter ein „Ergänzungswörterbuch der
deutſchen Sprache“ (1879–85) folgen
ließ. Jm Jahre 1876 war er Mit-
glied der Berliner Konferenz für Feſt-
ſtellung einer einheitlichen Orthogra-
phie, auf der er den konſervativen
Standpunkt vertrat. Jm Jahre 1877
wurde er zum Profeſſor ernannt, und
gelegentlich ſeines 70. Geburtstages
überreichte ihm ſeine Vaterſtadt das
Diplom eines Ehrenbürgers. S. ſtarb
in ſeiner Vaterſtadt am 11. März 1897.

S:

Xenien der Gegenwart (mit Ad.
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San
Glaßbrenner), 1850. – Das Hohelied
Salomonis (metriſch überſetzt), 1845.
Neue Aufl. 1866. – Heitere Kinder-
welt (Ge.), 1868. Neue Aufl. u. d.
T.: Für die fröhliche Jugend, 1889.
– Die beiden Apoſtel (Schw. v. Hans
Sachs dem jüngeren
[pſeud.],
1861. – Aus den beſten Lebensſtun-
den. Eigenes und Angeeignetes (Ge.)
1878. – Geſchichte d. deutſchen Sprache
und Literatur bis zu Goethes Tode,
1879. – 366 Sprüche, 1892. – Zitaten-
lexikon (Sammlg. v. Zitaten, Sprich-
wörtern, ſprichwörtl. Redensarten u.
Sentenzen), 1898. 3. A. 1910.

*Sandhage, Joſepha,

pſd. J. von
Dirkink,
wurde am 29. März 1839
zu Mettingen in Weſtfalen geboren
und verlebte ihre erſte Jugendzeit
meiſt auf den Gütern ihrer mütter-
lichen Verwandten, wo ſie das Land-
volk in ſeiner Eigenart kennen zu
lernen vielfach Gelegenheit hatte.
Sehr jung heiratete ſie den Guts-
beſitzer und Kaufmann A. Sandhage,
mit dem ſie dann 8 Jahre den ſoge-
nannten „Jeſuitenhof“ bei Coesfeld
bewohnte. Auch hier fand ſie für ihre
Volksſtudien reiche Nahrung, und
viele ihrer novelliſtiſchen Perſönlich-
keiten ſind Geſtalten, getreu nach dem
Leben gezeichnet. Jhre erſte, eigent-
lich durch Zufall entſtandene Novelle
fand den Beifall Levin Schückings,
der die Schriftſtellerin ermunterte,
ihr Talent auszubilden; indeſſen ließen
die Pflichten der Hausfrau — ſie
wohnte damals in Lippſtadt — ſie
nicht zum Schreiben kommen. Später
zogen die Gatten nach Köln, nach
Freiburg und Wiesbaden, und hier
erſt, durch den Verkehr mit Bodenſtedt,
Freytag, Amely Bölte u. a. angeregt,
konnte Joſepha S. ihrer Neigung
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Als Witwe wohnte ſie in dem Pfarr-
hauſe ihres Sohnes erſt zu Herſtelle
a. d. Weſer, ſpäter in Hamm in Weſt-
falen, wo ſie am 13. Nov. 1905 ſtarb.

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Herms Vermächtnis (N.), 1886. –

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[115/0119] San San eſſe für das Neugriechiſche, das er in weiteren Schriften („Das Volksleben der Neugriechen“, 1848 – „Die Hoch- zeit des Kutrulis. Ein ariſtophani- ſches Luſtſpiel des Al. Rh. Rhanga- wis, überſetzt,“ 1848. – „Neugriechiſche Grammatik nebſt Sprachproben pp.,“ 1881. – „Geſchichte der neugriechiſchen Literatur“, mit A. R. Rhangabé ge- meinſchaftl. verfaßt, 1884) zum Aus- druck brachte. Nachdem S. ſeine Stu- dien in Halle abgeſchloſſen und ſich außer der Doktorwürde auch ein preu- ßiſches Oberlehrerzeugnis erworben hatte, kehrte er in ſeine Vaterſtadt Strelitz zurück, wo ihm im folgenden Jahre die Leitung der öffentlichen und Freiſchule der jüdiſchen Gemeinde ubertragen wurde. Faſt ein Jahr- zehnt lang wirkte S. in dieſer Stel- lung und brachte die Schule zu hoher Blüte. Als er jedoch mit ſeinem Freunde Adolf Glaßbrenner ein Heft- chen „Xenien der Gegenwart“ ver- öffentlichte, worin beide ihren Un- willen über das elende Scheitern des liberalen Gedankens unverhüllt Aus- druck gaben, ſchloß die Regierung die Sanderſche Schule und drängte ihren Leiter in das Privatleben eines Schriftſtellers zurück. Angeregt durch das deutſche Wörterbuch der Gebrü- der Grimm wandte ſich S. gleichfalls der Germaniſtik zu und verfaßte, als ein Gegenſtück zu dem Grimmſchen Werke ſein „Wörterbuch der deutſchen Sprache“ (III, 1859–65), dem er ſpä- ter ein „Ergänzungswörterbuch der deutſchen Sprache“ (1879–85) folgen ließ. Jm Jahre 1876 war er Mit- glied der Berliner Konferenz für Feſt- ſtellung einer einheitlichen Orthogra- phie, auf der er den konſervativen Standpunkt vertrat. Jm Jahre 1877 wurde er zum Profeſſor ernannt, und gelegentlich ſeines 70. Geburtstages überreichte ihm ſeine Vaterſtadt das Diplom eines Ehrenbürgers. S. ſtarb in ſeiner Vaterſtadt am 11. März 1897. S: Xenien der Gegenwart (mit Ad. Glaßbrenner), 1850. – Das Hohelied Salomonis (metriſch überſetzt), 1845. Neue Aufl. 1866. – Heitere Kinder- welt (Ge.), 1868. Neue Aufl. u. d. T.: Für die fröhliche Jugend, 1889. – Die beiden Apoſtel (Schw. v. Hans Sachs dem jüngeren [pſeud.], 1861. – Aus den beſten Lebensſtun- den. Eigenes und Angeeignetes (Ge.) 1878. – Geſchichte d. deutſchen Sprache und Literatur bis zu Goethes Tode, 1879. – 366 Sprüche, 1892. – Zitaten- lexikon (Sammlg. v. Zitaten, Sprich- wörtern, ſprichwörtl. Redensarten u. Sentenzen), 1898. 3. A. 1910. *Sandhage, Joſepha, pſd. J. von Dirkink, wurde am 29. März 1839 zu Mettingen in Weſtfalen geboren und verlebte ihre erſte Jugendzeit meiſt auf den Gütern ihrer mütter- lichen Verwandten, wo ſie das Land- volk in ſeiner Eigenart kennen zu lernen vielfach Gelegenheit hatte. Sehr jung heiratete ſie den Guts- beſitzer und Kaufmann A. Sandhage, mit dem ſie dann 8 Jahre den ſoge- nannten „Jeſuitenhof“ bei Coesfeld bewohnte. Auch hier fand ſie für ihre Volksſtudien reiche Nahrung, und viele ihrer novelliſtiſchen Perſönlich- keiten ſind Geſtalten, getreu nach dem Leben gezeichnet. Jhre erſte, eigent- lich durch Zufall entſtandene Novelle fand den Beifall Levin Schückings, der die Schriftſtellerin ermunterte, ihr Talent auszubilden; indeſſen ließen die Pflichten der Hausfrau — ſie wohnte damals in Lippſtadt — ſie nicht zum Schreiben kommen. Später zogen die Gatten nach Köln, nach Freiburg und Wiesbaden, und hier erſt, durch den Verkehr mit Bodenſtedt, Freytag, Amely Bölte u. a. angeregt, konnte Joſepha S. ihrer Neigung zum Fabulieren ungehindert folgen. Als Witwe wohnte ſie in dem Pfarr- hauſe ihres Sohnes erſt zu Herſtelle a. d. Weſer, ſpäter in Hamm in Weſt- falen, wo ſie am 13. Nov. 1905 ſtarb. S: Herms Vermächtnis (N.), 1886. – * 8*

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/119>, abgerufen am 22.11.2024.