Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Pud Konservatoriums. Da ihm indessenim Laufe der Zeit die Überzeugung geworden war, daß er als Musiker nicht volle Befriedigung finden könne, überließ er sein Jnstitut einem ge- eigneten Vertreter und ging zum Studium nach Heidelberg, wo er Philosophie (unter Kuno Fischer), Kunstgeschichte u. Archäologie hörte und am 26. Juli 1888 die Doktor- würde erlangte. Mit dem Jahre 1889 begann er sein Wander- und Reise- leben. Durch die Schweiz ging er nach Paris, wo er ein Vierteljahr blieb und Literatur, Musik, Theater u. bildende Kunst der Franzosen stu- dierte; den Winter 1890-91 brachte er in Jtalien (Florenz und Rom) zu; im Sommer 1891 bereiste er ganz Deutschland, um die bedeutendsten Städte kennen zu lernen; im Febr. 1893 begab er sich zum Studium der Malerei nach London und im Sep- tember, um die Plastik zu studieren, nach Brüssel. Jm November 1893 verlegte Sch., der bis dahin teils in Dresden, teils in Loschwitz ansässig gewesen war, seinen ständigen Wohn- sitz nach München, wo er im Früh- ling 1894 seine sogenannte erste Einer- Ausstellung (Malerei, Zeichnung, Plastik) eröffnete. Ein Rückgang in seinen Vermögensverhältnissen ver- anlaßte ihn danach, sich wieder als praktischer Musiker zu betätigen. Er ging nach England, wirkte 1898 als 1. Solocellist im schottischen Orchester zu Glasgow, 1899 als solcher in Pe- tersburg und Finnland und ließ sich nach seiner Heimkehr im August 1900 in Berlin nieder. Sch. ist nicht nur als Maler und Komponist, sondern auch als Schriftsteller auf den ver- schiedensten Gebieten tätig gewesen (Musik, Kunstästhetik, Religion, Re- generation) und gab in Berlin, wo er bis 1907 seinen Wohnsitz hatte, die "Dokumente des modernen Kunst- gewerbes" und die illustrierte Mo- natsschrift "Kultur der Familie" [Spaltenumbruch] Puff heraus. Seitdem lebt er als Schrift-steller und Redakteur in Leipzig- Stötteritz. Hier interessieren uns nur seine schönwissenschaftlichen S: Das Puff, Rudolf Gustav, wurde am *
Pud Konſervatoriums. Da ihm indeſſenim Laufe der Zeit die Überzeugung geworden war, daß er als Muſiker nicht volle Befriedigung finden könne, überließ er ſein Jnſtitut einem ge- eigneten Vertreter und ging zum Studium nach Heidelberg, wo er Philoſophie (unter Kuno Fiſcher), Kunſtgeſchichte u. Archäologie hörte und am 26. Juli 1888 die Doktor- würde erlangte. Mit dem Jahre 1889 begann er ſein Wander- und Reiſe- leben. Durch die Schweiz ging er nach Paris, wo er ein Vierteljahr blieb und Literatur, Muſik, Theater u. bildende Kunſt der Franzoſen ſtu- dierte; den Winter 1890‒91 brachte er in Jtalien (Florenz und Rom) zu; im Sommer 1891 bereiſte er ganz Deutſchland, um die bedeutendſten Städte kennen zu lernen; im Febr. 1893 begab er ſich zum Studium der Malerei nach London und im Sep- tember, um die Plaſtik zu ſtudieren, nach Brüſſel. Jm November 1893 verlegte Sch., der bis dahin teils in Dresden, teils in Loſchwitz anſäſſig geweſen war, ſeinen ſtändigen Wohn- ſitz nach München, wo er im Früh- ling 1894 ſeine ſogenannte erſte Einer- Ausſtellung (Malerei, Zeichnung, Plaſtik) eröffnete. Ein Rückgang in ſeinen Vermögensverhältniſſen ver- anlaßte ihn danach, ſich wieder als praktiſcher Muſiker zu betätigen. Er ging nach England, wirkte 1898 als 1. Solocelliſt im ſchottiſchen Orcheſter zu Glasgow, 1899 als ſolcher in Pe- tersburg und Finnland und ließ ſich nach ſeiner Heimkehr im Auguſt 1900 in Berlin nieder. Sch. iſt nicht nur als Maler und Komponiſt, ſondern auch als Schriftſteller auf den ver- ſchiedenſten Gebieten tätig geweſen (Muſik, Kunſtäſthetik, Religion, Re- generation) und gab in Berlin, wo er bis 1907 ſeinen Wohnſitz hatte, die „Dokumente des modernen Kunſt- gewerbes“ und die illuſtrierte Mo- natsſchrift „Kultur der Familie“ [Spaltenumbruch] Puff heraus. Seitdem lebt er als Schrift-ſteller und Redakteur in Leipzig- Stötteritz. Hier intereſſieren uns nur ſeine ſchönwiſſenſchaftlichen S: Das Puff, Rudolf Guſtav, wurde am *
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Pud
Puff
Konſervatoriums. Da ihm indeſſen
im Laufe der Zeit die Überzeugung
geworden war, daß er als Muſiker
nicht volle Befriedigung finden könne,
überließ er ſein Jnſtitut einem ge-
eigneten Vertreter und ging zum
Studium nach Heidelberg, wo er
Philoſophie (unter Kuno Fiſcher),
Kunſtgeſchichte u. Archäologie hörte
und am 26. Juli 1888 die Doktor-
würde erlangte. Mit dem Jahre 1889
begann er ſein Wander- und Reiſe-
leben. Durch die Schweiz ging er
nach Paris, wo er ein Vierteljahr
blieb und Literatur, Muſik, Theater
u. bildende Kunſt der Franzoſen ſtu-
dierte; den Winter 1890‒91 brachte
er in Jtalien (Florenz und Rom) zu;
im Sommer 1891 bereiſte er ganz
Deutſchland, um die bedeutendſten
Städte kennen zu lernen; im Febr.
1893 begab er ſich zum Studium der
Malerei nach London und im Sep-
tember, um die Plaſtik zu ſtudieren,
nach Brüſſel. Jm November 1893
verlegte Sch., der bis dahin teils in
Dresden, teils in Loſchwitz anſäſſig
geweſen war, ſeinen ſtändigen Wohn-
ſitz nach München, wo er im Früh-
ling 1894 ſeine ſogenannte erſte Einer-
Ausſtellung (Malerei, Zeichnung,
Plaſtik) eröffnete. Ein Rückgang in
ſeinen Vermögensverhältniſſen ver-
anlaßte ihn danach, ſich wieder als
praktiſcher Muſiker zu betätigen. Er
ging nach England, wirkte 1898 als
1. Solocelliſt im ſchottiſchen Orcheſter
zu Glasgow, 1899 als ſolcher in Pe-
tersburg und Finnland und ließ ſich
nach ſeiner Heimkehr im Auguſt 1900
in Berlin nieder. Sch. iſt nicht nur
als Maler und Komponiſt, ſondern
auch als Schriftſteller auf den ver-
ſchiedenſten Gebieten tätig geweſen
(Muſik, Kunſtäſthetik, Religion, Re-
generation) und gab in Berlin, wo
er bis 1907 ſeinen Wohnſitz hatte, die
„Dokumente des modernen Kunſt-
gewerbes“ und die illuſtrierte Mo-
natsſchrift „Kultur der Familie“
heraus. Seitdem lebt er als Schrift-
ſteller und Redakteur in Leipzig-
Stötteritz. Hier intereſſieren uns nur
ſeine ſchönwiſſenſchaftlichen
S: Das
deutſche Herz, 1890. ‒ Liebe u. Leben
(Dn.), 1891. ‒ Lieder aus Lug ins
Land, 1892. ‒ Engliſche Reiſeſkizzen,
1893. ‒ Guten Appetit! (Modernes
Erbauungsbüchlein), 1893. ‒ Tragö-
die (Ge. nebſt d. Dr.: Lady Tryon),
1894. ‒ Franzöſiſche Reiſeſkizzen,
1895. ‒ Geſchlechtsliebe? Paradie-
ſesſtimmen, 1895. ‒ Neues Leben
(Eſſays), 1902. ‒ Jhr jungen Mäd-
chen! 1907.
Puff, Rudolf Guſtav, wurde am
10. Juli 1808 zu Holzbaueregg nächſt
Großflorian im Marburger Kreiſe
Steiermarks geboren. Sein Vater
lebte als ſtändiſcher Beamter in
Graz, u. hier beſuchte der Sohn das
Gymnaſium. Zwei Jahre nach dem
1823 erfolgten Tode des Vaters ſie-
delte die Mutter nach Wien über,
wo P. ſeine Studien fortſetzte und
durch die Bekanntſchaft mit Schleifer,
Schubert, Karoline Pichler u. a. die
erſte Anregung zu geiſtigem Schaffen
erhielt. Kleine Reiſen erweiterten
ſeinen Geſichtskreis und weckten ſeine
Beobachtungsgabe. Jn Graz ſtudierte
er die Rechte, Pädagogik u. Äſthetik,
und da um dieſe Zeit ſeine Mutter
ſtarb, ſo war er nun ganz auf ſeine
eigene Kraft angewieſen. Bei ſeiner
vollkommenen Kenntnis der italieni-
ſchen Sprache gelang es ihm bald,
eine Korrepetitorsſtelle der Mathe-
matik und Phyſik für die damals in
Graz in größerer Anzahl die Hoch-
ſchule beſuchenden Jtaliener zu er-
langen. Nach Beendigung ſeiner
Studien erwarb er ſich 1830 die Dok-
torwürde und trat im Juli d. J. als
Supplent der Humanitätsklaſſen zu
Marburg ins Lehramt. Jm Mai 1831
kam er als Profeſſor nach Capo
d’Jſtria, kehrte aber ſchon nach kur-
zer Zeit in gleicher Eigenſchaft nach
Marburg zurück. Jm Jahre 1834
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