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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Lüt
1869 zum Theater, dem er 18 Jahre
angehörte und zwar an den Stadt-
theatern in Nürnberg, Hamburg,
Düsseldorf und die letzten 10 Jahre
in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde
er Rezitator seiner eigenen humoristi-
schen und ernsten Dichtungen und be-
reiste als solcher die Provinzen Ost-
und Westpreußen, später Rußland,
die Krim bis Kertsch am Asowschen
Meer. Der Umstand, daß er in Ber-
lin vor dem Kaiser sprechen durfte,
trug ihm Einladungen nach Halle,
Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg
usw. ein. L. hat seinen Wohnsitz wäh-
rend der Wintermonate in Königs-
berg in Pr., während des Sommers
im Ostseebad Rauschen, wo er sich ein
reizendes Heim erworben hat.

S:


Robert Johannes-Deklamatorium,
bis jetzt 7 Hefte, 1902-10 (Sv.). - Hu-
moristische Reiseerinnerungen, 1910.

Lüttgendorf-Leinburg, Otto
Gottfried Frhr. von,

psd. Gott-
fried von Leinburg,
wurde am
30. Septbr. 1825 zu Preßburg in Un-
garn als der Sohn des rühmlichst
bekannten Porträt- und Historien-
malers Ferdinand Freiherrn von L.
geboren, studierte in Bonn, wo Kin-
kel, E. M. Arndt, Simrock u. m. a.
den jungen Poeten in der auszeich-
nendsten Weise aufmunterten, dann
in Würzburg und München Philoso-
phie und Philologie, und lebte, nach-
dem er sich mit der bekannten Volks-
und Jugendschriftstellerin Maria
von Andechs
(+ 1867) verheiratet
hatte, abwechselnd in Preßburg und
München, hauptsächlich aber in Wien
u. später in Döbling bei Wien. Mit
besonderem Eifer verlegte er sich auf
das Studium und die Erforschung
der skandinavischen Sprachen u. Li-
teraturen und bemühte sich, deren
Meisterwerke durch musterhafte Über-
setzungen in Deutschland bekannt zu
machen. Auf diesem Gebiet hat er
sich denn zur ersten (als solche selbst
vom skandinavischen Norden aner-
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kannten) Autorität in Europa empor-
geschwungen, und er ist auch der erste
und einzige Ausländer, den die schwe-
dische Akademie mit der großen gol-
denen Medaille ausgezeichnet, u. der
erste Deutsche, dem die Universität
Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil.
(1880) verliehen hat. Kurze Zeit
fand L. Verwendung in der ad-
ministrativen Bibliothek des Staats-
ministeriums und wurde dann be-
eideter Dolmetsch für die schwedische
Sprache. Er starb in Wien am 8.
April 1893.

S:

Die Nachtmahlskin-
der von Esaias Tegner; übers., 1845.
- Die Frithjofssage; übertragen in
Prosa, 1846; übertragen in metrischer
Form, 1857. - E. Tegners kleinere
Dichtungen; übers., 1847. - Haus-
schatz der schwedischen Poesie; VI,
1860-63. - Pandora (Anthol.; mit
seiner Gattin), 1860. - Helge (G. v.
Oehlenschläger); übers., 1865. - An-
dersens Märchen und Geschichten;
übers., o. J. - Kleiner Hausschatz der
deutschen Poesie (Anthol., mit seiner
Gattin), 1861. - Esaias Tegners poe-
tische u. prosaische Werke (Auswahl);
VII, 1884 ff. - Der Abt von Heister-
bach (Ep. G.), 1909.

*Lüttgendorf-Leinburg, W.
Freiherr von,

pseudon. Willi-
bald Leo,
Sohn des Vorigen,
wurde am 8. Juli 1856 in Preß-
burg geboren und erhielt unter den
Augen seines Vaters eine vorzügliche,
besonders auch auf fremde Sprachen
gerichtete Bildung und studierte des-
halb auch in München und Wien
klassische, moderne und orientalische
Sprachen und Literaturen; später
wandte er sich privatim altisländi-
schen Sprachstudien zu. Daneben bil-
dete sich L. zu einem tüchtigen Maler
aus, so daß er schon 1885 bei der Kon-
kurrenz um die für das neue Stadt-
theater in Preßburg bestimmten
Wandgemälde den ersten Preis er-
hielt, und ihm der Senat der freien
Stadt Lübeck die Ausmalung des

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Lüt
1869 zum Theater, dem er 18 Jahre
angehörte und zwar an den Stadt-
theatern in Nürnberg, Hamburg,
Düſſeldorf und die letzten 10 Jahre
in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde
er Rezitator ſeiner eigenen humoriſti-
ſchen und ernſten Dichtungen und be-
reiſte als ſolcher die Provinzen Oſt-
und Weſtpreußen, ſpäter Rußland,
die Krim bis Kertſch am Aſowſchen
Meer. Der Umſtand, daß er in Ber-
lin vor dem Kaiſer ſprechen durfte,
trug ihm Einladungen nach Halle,
Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg
uſw. ein. L. hat ſeinen Wohnſitz wäh-
rend der Wintermonate in Königs-
berg in Pr., während des Sommers
im Oſtſeebad Rauſchen, wo er ſich ein
reizendes Heim erworben hat.

S:


Robert Johannes-Deklamatorium,
bis jetzt 7 Hefte, 1902‒10 (Sv.). ‒ Hu-
moriſtiſche Reiſeerinnerungen, 1910.

Lüttgendorf-Leinburg, Otto
Gottfried Frhr. von,

pſd. Gott-
fried von Leinburg,
wurde am
30. Septbr. 1825 zu Preßburg in Un-
garn als der Sohn des rühmlichſt
bekannten Porträt- und Hiſtorien-
malers Ferdinand Freiherrn von L.
geboren, ſtudierte in Bonn, wo Kin-
kel, E. M. Arndt, Simrock u. m. a.
den jungen Poeten in der auszeich-
nendſten Weiſe aufmunterten, dann
in Würzburg und München Philoſo-
phie und Philologie, und lebte, nach-
dem er ſich mit der bekannten Volks-
und Jugendſchriftſtellerin Maria
von Andechs
(† 1867) verheiratet
hatte, abwechſelnd in Preßburg und
München, hauptſächlich aber in Wien
u. ſpäter in Döbling bei Wien. Mit
beſonderem Eifer verlegte er ſich auf
das Studium und die Erforſchung
der ſkandinaviſchen Sprachen u. Li-
teraturen und bemühte ſich, deren
Meiſterwerke durch muſterhafte Über-
ſetzungen in Deutſchland bekannt zu
machen. Auf dieſem Gebiet hat er
ſich denn zur erſten (als ſolche ſelbſt
vom ſkandinaviſchen Norden aner-
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kannten) Autorität in Europa empor-
geſchwungen, und er iſt auch der erſte
und einzige Ausländer, den die ſchwe-
diſche Akademie mit der großen gol-
denen Medaille ausgezeichnet, u. der
erſte Deutſche, dem die Univerſität
Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil.
(1880) verliehen hat. Kurze Zeit
fand L. Verwendung in der ad-
miniſtrativen Bibliothek des Staats-
miniſteriums und wurde dann be-
eideter Dolmetſch für die ſchwediſche
Sprache. Er ſtarb in Wien am 8.
April 1893.

S:

Die Nachtmahlskin-
der von Eſaias Tegnér; überſ., 1845.
‒ Die Frithjofsſage; übertragen in
Proſa, 1846; übertragen in metriſcher
Form, 1857. ‒ E. Tegnérs kleinere
Dichtungen; überſ., 1847. ‒ Haus-
ſchatz der ſchwediſchen Poeſie; VI,
1860‒63. ‒ Pandora (Anthol.; mit
ſeiner Gattin), 1860. ‒ Helge (G. v.
Oehlenſchläger); überſ., 1865. ‒ An-
derſens Märchen und Geſchichten;
überſ., o. J. ‒ Kleiner Hausſchatz der
deutſchen Poeſie (Anthol., mit ſeiner
Gattin), 1861. ‒ Eſaias Tegnérs poe-
tiſche u. proſaiſche Werke (Auswahl);
VII, 1884 ff. ‒ Der Abt von Heiſter-
bach (Ep. G.), 1909.

*Lüttgendorf-Leinburg, W.
Freiherr von,

pſeudon. Willi-
bald Leo,
Sohn des Vorigen,
wurde am 8. Juli 1856 in Preß-
burg geboren und erhielt unter den
Augen ſeines Vaters eine vorzügliche,
beſonders auch auf fremde Sprachen
gerichtete Bildung und ſtudierte des-
halb auch in München und Wien
klaſſiſche, moderne und orientaliſche
Sprachen und Literaturen; ſpäter
wandte er ſich privatim altisländi-
ſchen Sprachſtudien zu. Daneben bil-
dete ſich L. zu einem tüchtigen Maler
aus, ſo daß er ſchon 1885 bei der Kon-
kurrenz um die für das neue Stadt-
theater in Preßburg beſtimmten
Wandgemälde den erſten Preis er-
hielt, und ihm der Senat der freien
Stadt Lübeck die Ausmalung des

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[330/0334] Lüt Lüt 1869 zum Theater, dem er 18 Jahre angehörte und zwar an den Stadt- theatern in Nürnberg, Hamburg, Düſſeldorf und die letzten 10 Jahre in Königsberg. Jm Jahre 1887 wurde er Rezitator ſeiner eigenen humoriſti- ſchen und ernſten Dichtungen und be- reiſte als ſolcher die Provinzen Oſt- und Weſtpreußen, ſpäter Rußland, die Krim bis Kertſch am Aſowſchen Meer. Der Umſtand, daß er in Ber- lin vor dem Kaiſer ſprechen durfte, trug ihm Einladungen nach Halle, Dresden, Leipzig, Breslau, Hamburg uſw. ein. L. hat ſeinen Wohnſitz wäh- rend der Wintermonate in Königs- berg in Pr., während des Sommers im Oſtſeebad Rauſchen, wo er ſich ein reizendes Heim erworben hat. S: Robert Johannes-Deklamatorium, bis jetzt 7 Hefte, 1902‒10 (Sv.). ‒ Hu- moriſtiſche Reiſeerinnerungen, 1910. Lüttgendorf-Leinburg, Otto Gottfried Frhr. von, pſd. Gott- fried von Leinburg, wurde am 30. Septbr. 1825 zu Preßburg in Un- garn als der Sohn des rühmlichſt bekannten Porträt- und Hiſtorien- malers Ferdinand Freiherrn von L. geboren, ſtudierte in Bonn, wo Kin- kel, E. M. Arndt, Simrock u. m. a. den jungen Poeten in der auszeich- nendſten Weiſe aufmunterten, dann in Würzburg und München Philoſo- phie und Philologie, und lebte, nach- dem er ſich mit der bekannten Volks- und Jugendſchriftſtellerin Maria von Andechs († 1867) verheiratet hatte, abwechſelnd in Preßburg und München, hauptſächlich aber in Wien u. ſpäter in Döbling bei Wien. Mit beſonderem Eifer verlegte er ſich auf das Studium und die Erforſchung der ſkandinaviſchen Sprachen u. Li- teraturen und bemühte ſich, deren Meiſterwerke durch muſterhafte Über- ſetzungen in Deutſchland bekannt zu machen. Auf dieſem Gebiet hat er ſich denn zur erſten (als ſolche ſelbſt vom ſkandinaviſchen Norden aner- kannten) Autorität in Europa empor- geſchwungen, und er iſt auch der erſte und einzige Ausländer, den die ſchwe- diſche Akademie mit der großen gol- denen Medaille ausgezeichnet, u. der erſte Deutſche, dem die Univerſität Lund das Ehrendiplom eines Dr. phil. (1880) verliehen hat. Kurze Zeit fand L. Verwendung in der ad- miniſtrativen Bibliothek des Staats- miniſteriums und wurde dann be- eideter Dolmetſch für die ſchwediſche Sprache. Er ſtarb in Wien am 8. April 1893. S: Die Nachtmahlskin- der von Eſaias Tegnér; überſ., 1845. ‒ Die Frithjofsſage; übertragen in Proſa, 1846; übertragen in metriſcher Form, 1857. ‒ E. Tegnérs kleinere Dichtungen; überſ., 1847. ‒ Haus- ſchatz der ſchwediſchen Poeſie; VI, 1860‒63. ‒ Pandora (Anthol.; mit ſeiner Gattin), 1860. ‒ Helge (G. v. Oehlenſchläger); überſ., 1865. ‒ An- derſens Märchen und Geſchichten; überſ., o. J. ‒ Kleiner Hausſchatz der deutſchen Poeſie (Anthol., mit ſeiner Gattin), 1861. ‒ Eſaias Tegnérs poe- tiſche u. proſaiſche Werke (Auswahl); VII, 1884 ff. ‒ Der Abt von Heiſter- bach (Ep. G.), 1909. *Lüttgendorf-Leinburg, W. Freiherr von, pſeudon. Willi- bald Leo, Sohn des Vorigen, wurde am 8. Juli 1856 in Preß- burg geboren und erhielt unter den Augen ſeines Vaters eine vorzügliche, beſonders auch auf fremde Sprachen gerichtete Bildung und ſtudierte des- halb auch in München und Wien klaſſiſche, moderne und orientaliſche Sprachen und Literaturen; ſpäter wandte er ſich privatim altisländi- ſchen Sprachſtudien zu. Daneben bil- dete ſich L. zu einem tüchtigen Maler aus, ſo daß er ſchon 1885 bei der Kon- kurrenz um die für das neue Stadt- theater in Preßburg beſtimmten Wandgemälde den erſten Preis er- hielt, und ihm der Senat der freien Stadt Lübeck die Ausmalung des *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/334>, abgerufen am 22.11.2024.