Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Lau
nehmlich an dem "Petersb. Herold"
tätig war.

S:

Der Tugendbund
(Schsp.), 1854. - Kein Geld (Lsp.),
1858.

Laurin, Wilhelm,

Pseudon. für
Curt Schmidt; s. d.!

Lauris,

Phm., Pseud. f. Joseph
Wratisch;
s. d.!

Lauschner, Hermann,

Pseud. für
Hermann Hesse; s. d.!

Lauser, Wilhelm,

wurde am 15.
Juni 1836 in Stuttgart als ältester
Sohn einer geachteten Handwerker-
familie geboren. Die poetischen Ein-
drücke Schwabens wirkten früh auf
ihn ein, u. als Knabe kannte er keine
höhere Lust, als zu Fuß nach Mar-
bach zu laufen, um dort die Liebe zu
Schiller recht lebendig zu empfinden.
Er besuchte das Gymnasium seiner
Vaterstadt, das niedere theologische
Seminar zu Urach u. bezog dann die
Universität Tübingen, wo er sich an-
fänglich dem Studium der Theologie
widmete, aber bald zu dem der Philo-
logie und Geschichte überging. Das
letztere setzte er dann in Heidelberg
unter Häusser fort. Nachdem er sich
1859 die Würde eines Dr. phil. er-
worben, war er eine Zeitlang Hilfs-
lehrer am Stuttgarter Gymnasium,
ging aber bald zum Journalismus
über und wandte sich nach Paris, wo
er zunächst bei der Herausgabe einer
deutschen Korrespondenz beschäftigt
war, sich dann aber als Berichterstat-
ter für angesehene deutsche Blätter
auf eigene Füße stellte. Hier brachte
er auch seine erste wissenschaftliche
Arbeit "Die Matinees royales und
Friedrich der Große" (1865) zustande,
zu der er von Häusser angeregt wor-
den war. Jm Herbst 1868 ging L. als
Zeitungskorrespondent nach Madrid.
Die politischen Zustände Spaniens
und die Kenntnis des Landes und
Volkes boten ihm reichlichen Stoff
auch für fachwissenschaftliche Werke
und für Abhandlungen meist histo-
rischen u. kulturhistorischen Jnhalts,
[Spaltenumbruch]

Lau
wie "Aus Spaniens Gegenwart"
(1872), "Geschichte Spaniens von
dem Sturze Jsabellas bis zur Thron-
besteigung Alfonsos" (II, 1877) und
"Von der Maladetta bis Malaga.
Zeit- und Sittenbilder aus Spanien"
(1881). Von Spanien ging L. nach
Jtalien u. zur Eröffnung des Suez-
kanals nach Ägypten, verschaffte sich
1871 Einlaß in das von der Kommune
beherrschte Paris und sammelte hier
als Augenzeuge Material zu seinem
noch heute als Quellenwerk dienenden
Buche "Unter der Pariser Kommune"
(1878). Jm Herbst 1871 ließ er sich
in Wien nieder. Er gehörte hier
längere Zeit dem Redaktionsverbande
der "Presse" an, war ferner Redak-
teur des "Neuen Wiener Tageblatt"
(für Feuilleton u. auswärtige Politik)
und seit 1880 Herausgeber der "All-
gemeine Kunstchronik" und des Jahr-
buchs derselben, "Die Kunst in Öster-
reich-Ungarn". Seit 1890 redigierte
er auch die österreichische Ausgabe der
"Gartenlaube". Jm Jahre 1892 folgte
er einem Rufe nach Stuttgart als
Redakteur der von der Deutschen Ver-
lagsanstalt herausgegebenen Zeit-
schriften. Jm Jahre 1895 ernannte
ihn der König zum Geh. Hofrat. Noch
in demselben Jahre löste L. sein Ver-
hältnis zur Deutschen Verlagsanstalt
und kehrte als Vertreter der (Mün-
chener) Allgemeinen Zeitung nach
Wien zurück; aber schon im Herbst
1896 übernahm er die Chefredaktion
der "Norddeutschen Allgemeinen Zei-
tung" in Berlin, die er bis zum Herbst
1902 führte. Ein Magenleiden zwang
ihn zum Rücktritt. Schon am 11. No-
vember 1902 starb er in Charlotten-
burg. Außer den schon genannten
Schriften veröffentlichte er

S:

Ein
Herbstausflug nach Siebenbürgen,
1885. - Kreuz und quer (En. a. mei-
nem Wanderleben), 1889. - Der erste
Schelmenroman: Lazarillo von Tor-
nes; übers. und hrsg., 1889. Neue
Ausg. 1902.

*


[Spaltenumbruch]

Lau
nehmlich an dem „Petersb. Herold‟
tätig war.

S:

Der Tugendbund
(Schſp.), 1854. ‒ Kein Geld (Lſp.),
1858.

Laurin, Wilhelm,

Pſeudon. für
Curt Schmidt; ſ. d.!

Lauris,

Phm., Pſeud. f. Joſeph
Wratiſch;
ſ. d.!

Lauſchner, Hermann,

Pſeud. für
Hermann Heſſe; ſ. d.!

Lauſer, Wilhelm,

wurde am 15.
Juni 1836 in Stuttgart als älteſter
Sohn einer geachteten Handwerker-
familie geboren. Die poetiſchen Ein-
drücke Schwabens wirkten früh auf
ihn ein, u. als Knabe kannte er keine
höhere Luſt, als zu Fuß nach Mar-
bach zu laufen, um dort die Liebe zu
Schiller recht lebendig zu empfinden.
Er beſuchte das Gymnaſium ſeiner
Vaterſtadt, das niedere theologiſche
Seminar zu Urach u. bezog dann die
Univerſität Tübingen, wo er ſich an-
fänglich dem Studium der Theologie
widmete, aber bald zu dem der Philo-
logie und Geſchichte überging. Das
letztere ſetzte er dann in Heidelberg
unter Häuſſer fort. Nachdem er ſich
1859 die Würde eines Dr. phil. er-
worben, war er eine Zeitlang Hilfs-
lehrer am Stuttgarter Gymnaſium,
ging aber bald zum Journalismus
über und wandte ſich nach Paris, wo
er zunächſt bei der Herausgabe einer
deutſchen Korreſpondenz beſchäftigt
war, ſich dann aber als Berichterſtat-
ter für angeſehene deutſche Blätter
auf eigene Füße ſtellte. Hier brachte
er auch ſeine erſte wiſſenſchaftliche
Arbeit „Die Matinées royales und
Friedrich der Große‟ (1865) zuſtande,
zu der er von Häuſſer angeregt wor-
den war. Jm Herbſt 1868 ging L. als
Zeitungskorreſpondent nach Madrid.
Die politiſchen Zuſtände Spaniens
und die Kenntnis des Landes und
Volkes boten ihm reichlichen Stoff
auch für fachwiſſenſchaftliche Werke
und für Abhandlungen meiſt hiſto-
riſchen u. kulturhiſtoriſchen Jnhalts,
[Spaltenumbruch]

Lau
wie „Aus Spaniens Gegenwart‟
(1872), „Geſchichte Spaniens von
dem Sturze Jſabellas bis zur Thron-
beſteigung Alfonſos‟ (II, 1877) und
„Von der Maladetta bis Malaga.
Zeit- und Sittenbilder aus Spanien‟
(1881). Von Spanien ging L. nach
Jtalien u. zur Eröffnung des Suez-
kanals nach Ägypten, verſchaffte ſich
1871 Einlaß in das von der Kommune
beherrſchte Paris und ſammelte hier
als Augenzeuge Material zu ſeinem
noch heute als Quellenwerk dienenden
Buche „Unter der Pariſer Kommune‟
(1878). Jm Herbſt 1871 ließ er ſich
in Wien nieder. Er gehörte hier
längere Zeit dem Redaktionsverbande
der „Preſſe‟ an, war ferner Redak-
teur des „Neuen Wiener Tageblatt‟
(für Feuilleton u. auswärtige Politik)
und ſeit 1880 Herausgeber der „All-
gemeine Kunſtchronik‟ und des Jahr-
buchs derſelben, „Die Kunſt in Öſter-
reich-Ungarn‟. Seit 1890 redigierte
er auch die öſterreichiſche Ausgabe der
„Gartenlaube‟. Jm Jahre 1892 folgte
er einem Rufe nach Stuttgart als
Redakteur der von der Deutſchen Ver-
lagsanſtalt herausgegebenen Zeit-
ſchriften. Jm Jahre 1895 ernannte
ihn der König zum Geh. Hofrat. Noch
in demſelben Jahre löſte L. ſein Ver-
hältnis zur Deutſchen Verlagsanſtalt
und kehrte als Vertreter der (Mün-
chener) Allgemeinen Zeitung nach
Wien zurück; aber ſchon im Herbſt
1896 übernahm er die Chefredaktion
der „Norddeutſchen Allgemeinen Zei-
tung‟ in Berlin, die er bis zum Herbſt
1902 führte. Ein Magenleiden zwang
ihn zum Rücktritt. Schon am 11. No-
vember 1902 ſtarb er in Charlotten-
burg. Außer den ſchon genannten
Schriften veröffentlichte er

S:

Ein
Herbſtausflug nach Siebenbürgen,
1885. ‒ Kreuz und quer (En. a. mei-
nem Wanderleben), 1889. ‒ Der erſte
Schelmenroman: Lazarillo von Tor-
nes; überſ. und hrsg., 1889. Neue
Ausg. 1902.

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="200"/><lb/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Lau</hi></fw><lb/>
nehmlich an dem &#x201E;Petersb. Herold&#x201F;<lb/>
tätig war. </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Der Tugendbund<lb/>
(Sch&#x017F;p.), 1854. &#x2012; Kein Geld (L&#x017F;p.),<lb/>
1858.</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Laurin,</hi> Wilhelm,</head>
        <p> P&#x017F;eudon. für<lb/><hi rendition="#g">Curt Schmidt;</hi> &#x017F;. d.!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Lauris,</hi> </head>
        <p> Phm., P&#x017F;eud. f. <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph<lb/>
Wrati&#x017F;ch;</hi> &#x017F;. d.!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Lau&#x017F;chner,</hi> Hermann,</head>
        <p> P&#x017F;eud. für<lb/><hi rendition="#g">Hermann He&#x017F;&#x017F;e;</hi> &#x017F;. d.!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Lau&#x017F;er,</hi> Wilhelm,</head>
        <p> wurde am 15.<lb/>
Juni 1836 in Stuttgart als älte&#x017F;ter<lb/>
Sohn einer geachteten Handwerker-<lb/>
familie geboren. Die poeti&#x017F;chen Ein-<lb/>
drücke Schwabens wirkten früh auf<lb/>
ihn ein, u. als Knabe kannte er keine<lb/>
höhere Lu&#x017F;t, als zu Fuß nach Mar-<lb/>
bach zu laufen, um dort die Liebe zu<lb/>
Schiller recht lebendig zu empfinden.<lb/>
Er be&#x017F;uchte das Gymna&#x017F;ium &#x017F;einer<lb/>
Vater&#x017F;tadt, das niedere theologi&#x017F;che<lb/>
Seminar zu Urach u. bezog dann die<lb/>
Univer&#x017F;ität Tübingen, wo er &#x017F;ich an-<lb/>
fänglich dem Studium der Theologie<lb/>
widmete, aber bald zu dem der Philo-<lb/>
logie und Ge&#x017F;chichte überging. Das<lb/>
letztere &#x017F;etzte er dann in Heidelberg<lb/>
unter Häu&#x017F;&#x017F;er fort. Nachdem er &#x017F;ich<lb/>
1859 die Würde eines <hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi> er-<lb/>
worben, war er eine Zeitlang Hilfs-<lb/>
lehrer am Stuttgarter Gymna&#x017F;ium,<lb/>
ging aber bald zum Journalismus<lb/>
über und wandte &#x017F;ich nach Paris, wo<lb/>
er zunäch&#x017F;t bei der Herausgabe einer<lb/>
deut&#x017F;chen Korre&#x017F;pondenz be&#x017F;chäftigt<lb/>
war, &#x017F;ich dann aber als Berichter&#x017F;tat-<lb/>
ter für ange&#x017F;ehene deut&#x017F;che Blätter<lb/>
auf eigene Füße &#x017F;tellte. Hier brachte<lb/>
er auch &#x017F;eine er&#x017F;te wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche<lb/>
Arbeit &#x201E;Die <hi rendition="#aq">Matinées royales</hi> und<lb/>
Friedrich der Große&#x201F; (1865) zu&#x017F;tande,<lb/>
zu der er von Häu&#x017F;&#x017F;er angeregt wor-<lb/>
den war. Jm Herb&#x017F;t 1868 ging L. als<lb/>
Zeitungskorre&#x017F;pondent nach Madrid.<lb/>
Die politi&#x017F;chen Zu&#x017F;tände Spaniens<lb/>
und die Kenntnis des Landes und<lb/>
Volkes boten ihm reichlichen Stoff<lb/>
auch für fachwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Werke<lb/>
und für Abhandlungen mei&#x017F;t hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;chen u. kulturhi&#x017F;tori&#x017F;chen Jnhalts,<lb/><cb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Lau</hi></fw><lb/>
wie &#x201E;Aus Spaniens Gegenwart&#x201F;<lb/>
(1872), &#x201E;Ge&#x017F;chichte Spaniens von<lb/>
dem Sturze J&#x017F;abellas bis zur Thron-<lb/>
be&#x017F;teigung Alfon&#x017F;os&#x201F; (<hi rendition="#aq">II</hi>, 1877) und<lb/>
&#x201E;Von der Maladetta bis Malaga.<lb/>
Zeit- und Sittenbilder aus Spanien&#x201F;<lb/>
(1881). Von Spanien ging L. nach<lb/>
Jtalien u. zur Eröffnung des Suez-<lb/>
kanals nach Ägypten, ver&#x017F;chaffte &#x017F;ich<lb/>
1871 Einlaß in das von der Kommune<lb/>
beherr&#x017F;chte Paris und &#x017F;ammelte hier<lb/>
als Augenzeuge Material zu &#x017F;einem<lb/>
noch heute als Quellenwerk dienenden<lb/>
Buche &#x201E;Unter der Pari&#x017F;er Kommune&#x201F;<lb/>
(1878). Jm Herb&#x017F;t 1871 ließ er &#x017F;ich<lb/>
in Wien nieder. Er gehörte hier<lb/>
längere Zeit dem Redaktionsverbande<lb/>
der &#x201E;Pre&#x017F;&#x017F;e&#x201F; an, war ferner Redak-<lb/>
teur des &#x201E;Neuen Wiener Tageblatt&#x201F;<lb/>
(für Feuilleton u. auswärtige Politik)<lb/>
und &#x017F;eit 1880 Herausgeber der &#x201E;All-<lb/>
gemeine Kun&#x017F;tchronik&#x201F; und des Jahr-<lb/>
buchs der&#x017F;elben, &#x201E;Die Kun&#x017F;t in Ö&#x017F;ter-<lb/>
reich-Ungarn&#x201F;. Seit 1890 redigierte<lb/>
er auch die ö&#x017F;terreichi&#x017F;che Ausgabe der<lb/>
&#x201E;Gartenlaube&#x201F;. Jm Jahre 1892 folgte<lb/>
er einem Rufe nach Stuttgart als<lb/>
Redakteur der von der Deut&#x017F;chen Ver-<lb/>
lagsan&#x017F;talt herausgegebenen Zeit-<lb/>
&#x017F;chriften. Jm Jahre 1895 ernannte<lb/>
ihn der König zum Geh. Hofrat. Noch<lb/>
in dem&#x017F;elben Jahre lö&#x017F;te L. &#x017F;ein Ver-<lb/>
hältnis zur Deut&#x017F;chen Verlagsan&#x017F;talt<lb/>
und kehrte als Vertreter der (Mün-<lb/>
chener) Allgemeinen Zeitung nach<lb/>
Wien zurück; aber &#x017F;chon im Herb&#x017F;t<lb/>
1896 übernahm er die Chefredaktion<lb/>
der &#x201E;Norddeut&#x017F;chen Allgemeinen Zei-<lb/>
tung&#x201F; in Berlin, die er bis zum Herb&#x017F;t<lb/>
1902 führte. Ein Magenleiden zwang<lb/>
ihn zum Rücktritt. Schon am 11. No-<lb/>
vember 1902 &#x017F;tarb er in Charlotten-<lb/>
burg. Außer den &#x017F;chon genannten<lb/>
Schriften veröffentlichte er </p>
      </div><lb/>
      <div type="bibliography" n="1">
        <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
        <p> Ein<lb/>
Herb&#x017F;tausflug nach Siebenbürgen,<lb/>
1885. &#x2012; Kreuz und quer (En. a. mei-<lb/>
nem Wanderleben), 1889. &#x2012; Der er&#x017F;te<lb/>
Schelmenroman: Lazarillo von Tor-<lb/>
nes; über&#x017F;. und hrsg., 1889. Neue<lb/>
Ausg. 1902.</p><lb/>
        <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0204] Lau Lau nehmlich an dem „Petersb. Herold‟ tätig war. S: Der Tugendbund (Schſp.), 1854. ‒ Kein Geld (Lſp.), 1858. Laurin, Wilhelm, Pſeudon. für Curt Schmidt; ſ. d.! Lauris, Phm., Pſeud. f. Joſeph Wratiſch; ſ. d.! Lauſchner, Hermann, Pſeud. für Hermann Heſſe; ſ. d.! Lauſer, Wilhelm, wurde am 15. Juni 1836 in Stuttgart als älteſter Sohn einer geachteten Handwerker- familie geboren. Die poetiſchen Ein- drücke Schwabens wirkten früh auf ihn ein, u. als Knabe kannte er keine höhere Luſt, als zu Fuß nach Mar- bach zu laufen, um dort die Liebe zu Schiller recht lebendig zu empfinden. Er beſuchte das Gymnaſium ſeiner Vaterſtadt, das niedere theologiſche Seminar zu Urach u. bezog dann die Univerſität Tübingen, wo er ſich an- fänglich dem Studium der Theologie widmete, aber bald zu dem der Philo- logie und Geſchichte überging. Das letztere ſetzte er dann in Heidelberg unter Häuſſer fort. Nachdem er ſich 1859 die Würde eines Dr. phil. er- worben, war er eine Zeitlang Hilfs- lehrer am Stuttgarter Gymnaſium, ging aber bald zum Journalismus über und wandte ſich nach Paris, wo er zunächſt bei der Herausgabe einer deutſchen Korreſpondenz beſchäftigt war, ſich dann aber als Berichterſtat- ter für angeſehene deutſche Blätter auf eigene Füße ſtellte. Hier brachte er auch ſeine erſte wiſſenſchaftliche Arbeit „Die Matinées royales und Friedrich der Große‟ (1865) zuſtande, zu der er von Häuſſer angeregt wor- den war. Jm Herbſt 1868 ging L. als Zeitungskorreſpondent nach Madrid. Die politiſchen Zuſtände Spaniens und die Kenntnis des Landes und Volkes boten ihm reichlichen Stoff auch für fachwiſſenſchaftliche Werke und für Abhandlungen meiſt hiſto- riſchen u. kulturhiſtoriſchen Jnhalts, wie „Aus Spaniens Gegenwart‟ (1872), „Geſchichte Spaniens von dem Sturze Jſabellas bis zur Thron- beſteigung Alfonſos‟ (II, 1877) und „Von der Maladetta bis Malaga. Zeit- und Sittenbilder aus Spanien‟ (1881). Von Spanien ging L. nach Jtalien u. zur Eröffnung des Suez- kanals nach Ägypten, verſchaffte ſich 1871 Einlaß in das von der Kommune beherrſchte Paris und ſammelte hier als Augenzeuge Material zu ſeinem noch heute als Quellenwerk dienenden Buche „Unter der Pariſer Kommune‟ (1878). Jm Herbſt 1871 ließ er ſich in Wien nieder. Er gehörte hier längere Zeit dem Redaktionsverbande der „Preſſe‟ an, war ferner Redak- teur des „Neuen Wiener Tageblatt‟ (für Feuilleton u. auswärtige Politik) und ſeit 1880 Herausgeber der „All- gemeine Kunſtchronik‟ und des Jahr- buchs derſelben, „Die Kunſt in Öſter- reich-Ungarn‟. Seit 1890 redigierte er auch die öſterreichiſche Ausgabe der „Gartenlaube‟. Jm Jahre 1892 folgte er einem Rufe nach Stuttgart als Redakteur der von der Deutſchen Ver- lagsanſtalt herausgegebenen Zeit- ſchriften. Jm Jahre 1895 ernannte ihn der König zum Geh. Hofrat. Noch in demſelben Jahre löſte L. ſein Ver- hältnis zur Deutſchen Verlagsanſtalt und kehrte als Vertreter der (Mün- chener) Allgemeinen Zeitung nach Wien zurück; aber ſchon im Herbſt 1896 übernahm er die Chefredaktion der „Norddeutſchen Allgemeinen Zei- tung‟ in Berlin, die er bis zum Herbſt 1902 führte. Ein Magenleiden zwang ihn zum Rücktritt. Schon am 11. No- vember 1902 ſtarb er in Charlotten- burg. Außer den ſchon genannten Schriften veröffentlichte er S: Ein Herbſtausflug nach Siebenbürgen, 1885. ‒ Kreuz und quer (En. a. mei- nem Wanderleben), 1889. ‒ Der erſte Schelmenroman: Lazarillo von Tor- nes; überſ. und hrsg., 1889. Neue Ausg. 1902. *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/204
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon04_1913/204>, abgerufen am 22.11.2024.