Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Har Schwert". Da er dieselben unter sei-nem wahren Namen herausgegeben, es in Österreich aber streng verboten war, außerhalb dieses Staates etwas drucken zu lassen, ohne es vorher der österreichischen Zensur zu unterwer- fen, so zog sich der Dichter mancherlei Verfolgungen zu, so daß er schließlich Deutschland verließ u. über Brüssel, wo er längere Zeit weilte, nach Pa- ris ging. Hier verkehrte er viel mit Beranger, Alfred de Musset, Venedey, Heinrich Heine und besuchte die Vor- lesungen im College de France. Sei- nen Rückweg nahm er, nach kurzem Aufenthalte am Rhein, über Hanno- ver und Leipzig, blieb den Winter 1846-47 in Berlin u. begab sich gegen Ende des Jahres 1847 nach Prag, fest entschlossen, sich allen Strafkonse- quenzen zu unterwerfen, die seine Regierung über ihn verhängen würde. Es wurde auch sofort ein Preßprozeß gegen ihn anhängig gemacht, der schließlich zu seiner Verhaftung führte. Die im März 1848 ausbrechende Re- volution gab ihm die Freiheit wie- der, ja jetzt stand er als gefeierter Patriot an der Spitze des deutschen Komitees, das gegen das überwie- gende Tschechentum mit seinen separa- tistischen Bestrebungen Front machte. Jm April wurde er nach Wien an den Kaiser deputiert, um das Ausschrei- ben der deutschen Wahlen für das Frankfurter Parlament zu befürwor- ten und zu betreiben. Von der Stadt Leitmeritz als Vertreter für die Natio- nalversammlung in Frankfurt ge- wählt, gehörte er dort zur äußersten Linken. Jm Oktober wurde er mit Robert Blum u. Julius Fröbel von seiner Partei nach Wien abgeordnet, das sich gegen ein mächtiges Belage- rungsheer zu verteidigen suchte. Er nahm an den Kämpfen tätigen Anteil und dankte es nach Eroberung der Stadt nur dem Zufalle, daß er nicht, wie seine Genossen, verhaftet u. vor ein Militärstandgericht gestellt wurde. [Spaltenumbruch] Har Er entkam glücklich nach Frankfurt,wanderte von dort mit dem sogen. Rumpfparlament nach Stuttgart u. beteiligte sich nach dessen Auflösung an dem Aufstande in Baden. Nach der Niederwerfung desselben floh er in die Schweiz, wo er erst in Mon- treux, nachher in Genf lebte, machte 1850 eine Rundreise durch Frank- reich, England, Jrland, Schottland, Holland, Belgien, welcher sich 1852 ein Ausflug in die Bretagne u. 1853 ein zweiter Besuch Englands anschloß, und ging hierauf als Korrespondent für die "Kölnische Zeitung" nach der Türkei und auf alle Schauplätze des orientalischen Krieges. Schon vor dieser Reise hatte er sich durch einen Sturz vom Wagen ein Beinleiden zu- gezogen, das er anfänglich nicht be- achtete, das ihn aber im Oriente empfindlich quälte und nach seiner Rückkehr 1855 zwei Jahre auf das Krankenlager warf. Jm Sommer 1858 durch den Arzt Dr. Greby in Paris wiederhergestellt, besuchte er Deutschland, Jtalien u. die Schweiz und ließ sich dann in Genf nieder, wo er bald danach an der dortigen Aka- demie als Professor d. deutschen Lite- ratur angestellt wurde. Mit der Ver- lagshandlung Hallberger in Stutt- gart in stetem Verkehr, wurde Moritz H. von dieser Firma 1862 für die Redaktion der "Freya" gewonnen u. nach Stuttgart berufen; hier redi- gierte er seit 1867 auch die Wochen- ausgabe der "Allgemeinen Zeitung". Jm Herbst 1868 endlich kehrte er nach Österreich zurück und ließ sich in Wien nieder, wo er die Redaktion des Feuilletons der "Neuen freien Presse" übernahm. Aber bald stellte sich ein schleichendes Nierenleiden ein, u. am 13. Mai 1872 starb er nach dreijäh- riger Krankheit zu Oberdöbling bei Wien. S: Gesammelte Werke; X, *
Har Schwert“. Da er dieſelben unter ſei-nem wahren Namen herausgegeben, es in Öſterreich aber ſtreng verboten war, außerhalb dieſes Staates etwas drucken zu laſſen, ohne es vorher der öſterreichiſchen Zenſur zu unterwer- fen, ſo zog ſich der Dichter mancherlei Verfolgungen zu, ſo daß er ſchließlich Deutſchland verließ u. über Brüſſel, wo er längere Zeit weilte, nach Pa- ris ging. Hier verkehrte er viel mit Béranger, Alfred de Muſſet, Venedey, Heinrich Heine und beſuchte die Vor- leſungen im Collége de France. Sei- nen Rückweg nahm er, nach kurzem Aufenthalte am Rhein, über Hanno- ver und Leipzig, blieb den Winter 1846–47 in Berlin u. begab ſich gegen Ende des Jahres 1847 nach Prag, feſt entſchloſſen, ſich allen Strafkonſe- quenzen zu unterwerfen, die ſeine Regierung über ihn verhängen würde. Es wurde auch ſofort ein Preßprozeß gegen ihn anhängig gemacht, der ſchließlich zu ſeiner Verhaftung führte. Die im März 1848 ausbrechende Re- volution gab ihm die Freiheit wie- der, ja jetzt ſtand er als gefeierter Patriot an der Spitze des deutſchen Komitees, das gegen das überwie- gende Tſchechentum mit ſeinen ſepara- tiſtiſchen Beſtrebungen Front machte. Jm April wurde er nach Wien an den Kaiſer deputiert, um das Ausſchrei- ben der deutſchen Wahlen für das Frankfurter Parlament zu befürwor- ten und zu betreiben. Von der Stadt Leitmeritz als Vertreter für die Natio- nalverſammlung in Frankfurt ge- wählt, gehörte er dort zur äußerſten Linken. Jm Oktober wurde er mit Robert Blum u. Julius Fröbel von ſeiner Partei nach Wien abgeordnet, das ſich gegen ein mächtiges Belage- rungsheer zu verteidigen ſuchte. Er nahm an den Kämpfen tätigen Anteil und dankte es nach Eroberung der Stadt nur dem Zufalle, daß er nicht, wie ſeine Genoſſen, verhaftet u. vor ein Militärſtandgericht geſtellt wurde. [Spaltenumbruch] Har Er entkam glücklich nach Frankfurt,wanderte von dort mit dem ſogen. Rumpfparlament nach Stuttgart u. beteiligte ſich nach deſſen Auflöſung an dem Aufſtande in Baden. Nach der Niederwerfung desſelben floh er in die Schweiz, wo er erſt in Mon- treux, nachher in Genf lebte, machte 1850 eine Rundreiſe durch Frank- reich, England, Jrland, Schottland, Holland, Belgien, welcher ſich 1852 ein Ausflug in die Bretagne u. 1853 ein zweiter Beſuch Englands anſchloß, und ging hierauf als Korreſpondent für die „Kölniſche Zeitung“ nach der Türkei und auf alle Schauplätze des orientaliſchen Krieges. Schon vor dieſer Reiſe hatte er ſich durch einen Sturz vom Wagen ein Beinleiden zu- gezogen, das er anfänglich nicht be- achtete, das ihn aber im Oriente empfindlich quälte und nach ſeiner Rückkehr 1855 zwei Jahre auf das Krankenlager warf. Jm Sommer 1858 durch den Arzt Dr. Greby in Paris wiederhergeſtellt, beſuchte er Deutſchland, Jtalien u. die Schweiz und ließ ſich dann in Genf nieder, wo er bald danach an der dortigen Aka- demie als Profeſſor d. deutſchen Lite- ratur angeſtellt wurde. Mit der Ver- lagshandlung Hallberger in Stutt- gart in ſtetem Verkehr, wurde Moritz H. von dieſer Firma 1862 für die Redaktion der „Freya“ gewonnen u. nach Stuttgart berufen; hier redi- gierte er ſeit 1867 auch die Wochen- ausgabe der „Allgemeinen Zeitung“. Jm Herbſt 1868 endlich kehrte er nach Öſterreich zurück und ließ ſich in Wien nieder, wo er die Redaktion des Feuilletons der „Neuen freien Preſſe“ übernahm. Aber bald ſtellte ſich ein ſchleichendes Nierenleiden ein, u. am 13. Mai 1872 ſtarb er nach dreijäh- riger Krankheit zu Oberdöbling bei Wien. S: Geſammelte Werke; X, *
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Har
Har
Schwert“. Da er dieſelben unter ſei-
nem wahren Namen herausgegeben,
es in Öſterreich aber ſtreng verboten
war, außerhalb dieſes Staates etwas
drucken zu laſſen, ohne es vorher der
öſterreichiſchen Zenſur zu unterwer-
fen, ſo zog ſich der Dichter mancherlei
Verfolgungen zu, ſo daß er ſchließlich
Deutſchland verließ u. über Brüſſel,
wo er längere Zeit weilte, nach Pa-
ris ging. Hier verkehrte er viel mit
Béranger, Alfred de Muſſet, Venedey,
Heinrich Heine und beſuchte die Vor-
leſungen im Collége de France. Sei-
nen Rückweg nahm er, nach kurzem
Aufenthalte am Rhein, über Hanno-
ver und Leipzig, blieb den Winter
1846–47 in Berlin u. begab ſich gegen
Ende des Jahres 1847 nach Prag,
feſt entſchloſſen, ſich allen Strafkonſe-
quenzen zu unterwerfen, die ſeine
Regierung über ihn verhängen würde.
Es wurde auch ſofort ein Preßprozeß
gegen ihn anhängig gemacht, der
ſchließlich zu ſeiner Verhaftung führte.
Die im März 1848 ausbrechende Re-
volution gab ihm die Freiheit wie-
der, ja jetzt ſtand er als gefeierter
Patriot an der Spitze des deutſchen
Komitees, das gegen das überwie-
gende Tſchechentum mit ſeinen ſepara-
tiſtiſchen Beſtrebungen Front machte.
Jm April wurde er nach Wien an den
Kaiſer deputiert, um das Ausſchrei-
ben der deutſchen Wahlen für das
Frankfurter Parlament zu befürwor-
ten und zu betreiben. Von der Stadt
Leitmeritz als Vertreter für die Natio-
nalverſammlung in Frankfurt ge-
wählt, gehörte er dort zur äußerſten
Linken. Jm Oktober wurde er mit
Robert Blum u. Julius Fröbel von
ſeiner Partei nach Wien abgeordnet,
das ſich gegen ein mächtiges Belage-
rungsheer zu verteidigen ſuchte. Er
nahm an den Kämpfen tätigen Anteil
und dankte es nach Eroberung der
Stadt nur dem Zufalle, daß er nicht,
wie ſeine Genoſſen, verhaftet u. vor
ein Militärſtandgericht geſtellt wurde.
Er entkam glücklich nach Frankfurt,
wanderte von dort mit dem ſogen.
Rumpfparlament nach Stuttgart u.
beteiligte ſich nach deſſen Auflöſung
an dem Aufſtande in Baden. Nach
der Niederwerfung desſelben floh er
in die Schweiz, wo er erſt in Mon-
treux, nachher in Genf lebte, machte
1850 eine Rundreiſe durch Frank-
reich, England, Jrland, Schottland,
Holland, Belgien, welcher ſich 1852
ein Ausflug in die Bretagne u. 1853
ein zweiter Beſuch Englands anſchloß,
und ging hierauf als Korreſpondent
für die „Kölniſche Zeitung“ nach der
Türkei und auf alle Schauplätze des
orientaliſchen Krieges. Schon vor
dieſer Reiſe hatte er ſich durch einen
Sturz vom Wagen ein Beinleiden zu-
gezogen, das er anfänglich nicht be-
achtete, das ihn aber im Oriente
empfindlich quälte und nach ſeiner
Rückkehr 1855 zwei Jahre auf das
Krankenlager warf. Jm Sommer
1858 durch den Arzt Dr. Greby in
Paris wiederhergeſtellt, beſuchte er
Deutſchland, Jtalien u. die Schweiz
und ließ ſich dann in Genf nieder, wo
er bald danach an der dortigen Aka-
demie als Profeſſor d. deutſchen Lite-
ratur angeſtellt wurde. Mit der Ver-
lagshandlung Hallberger in Stutt-
gart in ſtetem Verkehr, wurde Moritz
H. von dieſer Firma 1862 für die
Redaktion der „Freya“ gewonnen u.
nach Stuttgart berufen; hier redi-
gierte er ſeit 1867 auch die Wochen-
ausgabe der „Allgemeinen Zeitung“.
Jm Herbſt 1868 endlich kehrte er nach
Öſterreich zurück und ließ ſich in Wien
nieder, wo er die Redaktion des
Feuilletons der „Neuen freien Preſſe“
übernahm. Aber bald ſtellte ſich ein
ſchleichendes Nierenleiden ein, u. am
13. Mai 1872 ſtarb er nach dreijäh-
riger Krankheit zu Oberdöbling bei
Wien.
S: Geſammelte Werke; X,
1873–74 [Jnhalt: Kelch und Schwert
(Dn., 1845). – Neuere Gedichte (1847).
– Jntermezzo (Ge.). – Zeitloſen (Ge.,
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