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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Hauff (Bühnensp.), 1905 (Manu-
skript).

Kapper, Siegfried,

wurde am 21.
März 1821 zu Smichow in der un-
mittelbaren Nähe Prags von jüdischen
Eltern geboren. Während der Knabe
seinen ersten Unterricht in der tschechi-
schen Volksschule erhielt, bereitete ihn
sein Vater, der von 1795-1816 in ver-
schiedenen Jnstituten der Schweiz, des
Elsaß und Süddeutschlands als Lehrer
gewirkt hatte, durch den Unterricht im
Deutschen vor, worauf er von 1830
bis 1836 das Gymnasium auf der
Kleinseite in Prag besuchte und dann
an der Hochschule bis 1839 Philoso-
phie studierte. Nachdem er ein Jahr
lang als Nachfolger Moritz Hartmanns
in einem Prager Hause eine Hofmeister-
stelle bekleidet, ging er nach Wien, wo
er von 1841-46 sich dem Studium der
Medizin widmete und 1847 zum Dok-
tor promovierte. Schon in Prag als
Dichter und besonders als Übersetzer
slawisch. Dichtungen produktiv, folgte
er unmittelbar nach Abschluß seiner
Studien um so bereitwilliger einem
Rufe als Arzt nach Karlsstadt an der
türkisch-kroatischen Grenze, als ihm
hiermit die Aussicht geboten ward,
sein Studium des Südslawentums
durch eigene Anschauung zu erweitern
und zu ergänzen. Jn diesem Bestreben
durch slawische Dichter und Gelehrte
wie Vuk Stefanowitsch Karadschitsch,
Jwan Mazuranitsch u. Emmerich von
Tkalac gefördert, bereiste er Bosnien,
die Herzegowina, Dalmatien, die
Jnseln des Quarnero und kehrte im
Februar 1848 nach Wien zurück, ur-
sprünglich in der Absicht, sein Studium
auch über die unteren Donauländer
auszubreiten. Jndes bestimmte ihn
der Ausbruch der Märzrevolution u.
seine persönliche Teilnahme an der-
selben, vorerst noch in der Kaiserstadt
zu verbleiben und für die Versöhnung
der sich damals schon bekämpfenden
deutschen und tscheschischen Nationali-
tät zu wirken, ein Bestreben, das ihm
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Kap
sowohl von deutscher als auch von
tschechischer Seite nur bittere Ent-
täuschung eintrug. Dann war er in
gleichem Sinne für das "Konstitutio-
nelle Blatt" tätig als Berichterstatter,
zuerst über den Verlauf der Revolu-
tion in Wien, später über die Ver-
handlungen in den Reichstagen zu
Wien und Kremsier und über die Er-
eignisse auf dem ungarischen Kriegs-
schauplatze. Nach Wiederherstellung
der Ruhe nahm K. den früher aufge-
gebenen Plan wieder auf und bereiste
in den Jahren 1850 und 1851 wieder-
holt Slavonien, die Wojwodina, Ser-
bien, Bulgarien, die Moldau und
Walachei. Daran schlossen sich 1852
bis 1853 Reisen durch Deutschland u.
Jtalien. Nachdem er sich mit einer
Schwester Moritz Hartmanns verhei-
ratet hatte, ließ er sich 1854 als prak-
tischer Arzt zu Dobris bei Prag nieder,
von wo aus er 1859 als freiwilliger
Arzt und zugleich als Berichterstatter
für die "Kölnische Zeitung" den Feld-
zug nach Piemont und der Lombardei
mitmachte. Jm Herbst 1860 siedelte
er nach Jungbunzlau in Böhmen über.
Er starb am 7. Juni 1879 in Pisa.

S:

Slawische Melodien (Ge.), 1844. -
Ceske listy, d. i. Böhmische Blätter
(Ge. in tschechisch. Sprache), 1846. -
Befreite Lieder, 1848. - Lazar, der
Serbenczar. Nach serbischen Sagen
und Heldengesängen, 1851. 2. A. u. d.
T.: Fürst Lazar (Ep. D.), 1851. - Süd-
slawische Wanderungen; II, 1851. -
Die Gesänge der Serben (Übersetzgn.);
II, 1852. - Herzel und seine Freunde
(Bilder a. d. Böhmischen Schulleben),
1853. - Falk (E.), 1853. - Christen u.
Türken (Reisebilder von der Save bis
zum eisernen Tor); II, 1854. - Das
Vorleben eines Künstlers (R.), 1855. -
Die Handschriften von Königinhof u.
Grünberg (Altböhmische Poesien a. d.
10.-12. Jahrh.), 1859. - Das Böhmer-
land (Wanderungen), 1863.-Märchen
a. d. Küstenlande, 1865. - Serbische
Nationalpoesie; II, 1871. - Gusle

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Kap
Hauff (Bühnenſp.), 1905 (Manu-
ſkript).

Kapper, Siegfried,

wurde am 21.
März 1821 zu Smichow in der un-
mittelbaren Nähe Prags von jüdiſchen
Eltern geboren. Während der Knabe
ſeinen erſten Unterricht in der tſchechi-
ſchen Volksſchule erhielt, bereitete ihn
ſein Vater, der von 1795–1816 in ver-
ſchiedenen Jnſtituten der Schweiz, des
Elſaß und Süddeutſchlands als Lehrer
gewirkt hatte, durch den Unterricht im
Deutſchen vor, worauf er von 1830
bis 1836 das Gymnaſium auf der
Kleinſeite in Prag beſuchte und dann
an der Hochſchule bis 1839 Philoſo-
phie ſtudierte. Nachdem er ein Jahr
lang als Nachfolger Moritz Hartmanns
in einem Prager Hauſe eine Hofmeiſter-
ſtelle bekleidet, ging er nach Wien, wo
er von 1841–46 ſich dem Studium der
Medizin widmete und 1847 zum Dok-
tor promovierte. Schon in Prag als
Dichter und beſonders als Überſetzer
ſlawiſch. Dichtungen produktiv, folgte
er unmittelbar nach Abſchluß ſeiner
Studien um ſo bereitwilliger einem
Rufe als Arzt nach Karlsſtadt an der
türkiſch-kroatiſchen Grenze, als ihm
hiermit die Ausſicht geboten ward,
ſein Studium des Südſlawentums
durch eigene Anſchauung zu erweitern
und zu ergänzen. Jn dieſem Beſtreben
durch ſlawiſche Dichter und Gelehrte
wie Vuk Stefanowitſch Karadſchitſch,
Jwan Mazuranitſch u. Emmerich von
Tkalac gefördert, bereiſte er Bosnien,
die Herzegowina, Dalmatien, die
Jnſeln des Quarnero und kehrte im
Februar 1848 nach Wien zurück, ur-
ſprünglich in der Abſicht, ſein Studium
auch über die unteren Donauländer
auszubreiten. Jndes beſtimmte ihn
der Ausbruch der Märzrevolution u.
ſeine perſönliche Teilnahme an der-
ſelben, vorerſt noch in der Kaiſerſtadt
zu verbleiben und für die Verſöhnung
der ſich damals ſchon bekämpfenden
deutſchen und tſcheſchiſchen Nationali-
tät zu wirken, ein Beſtreben, das ihm
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Kap
ſowohl von deutſcher als auch von
tſchechiſcher Seite nur bittere Ent-
täuſchung eintrug. Dann war er in
gleichem Sinne für das „Konſtitutio-
nelle Blatt“ tätig als Berichterſtatter,
zuerſt über den Verlauf der Revolu-
tion in Wien, ſpäter über die Ver-
handlungen in den Reichstagen zu
Wien und Kremſier und über die Er-
eigniſſe auf dem ungariſchen Kriegs-
ſchauplatze. Nach Wiederherſtellung
der Ruhe nahm K. den früher aufge-
gebenen Plan wieder auf und bereiſte
in den Jahren 1850 und 1851 wieder-
holt Slavonien, die Wojwodina, Ser-
bien, Bulgarien, die Moldau und
Walachei. Daran ſchloſſen ſich 1852
bis 1853 Reiſen durch Deutſchland u.
Jtalien. Nachdem er ſich mit einer
Schweſter Moritz Hartmanns verhei-
ratet hatte, ließ er ſich 1854 als prak-
tiſcher Arzt zu Dobris bei Prag nieder,
von wo aus er 1859 als freiwilliger
Arzt und zugleich als Berichterſtatter
für die „Kölniſche Zeitung“ den Feld-
zug nach Piemont und der Lombardei
mitmachte. Jm Herbſt 1860 ſiedelte
er nach Jungbunzlau in Böhmen über.
Er ſtarb am 7. Juni 1879 in Piſa.

S:

Slawiſche Melodien (Ge.), 1844. –
Ceské listy, d. i. Böhmiſche Blätter
(Ge. in tſchechiſch. Sprache), 1846. –
Befreite Lieder, 1848. – Lazar, der
Serbenczar. Nach ſerbiſchen Sagen
und Heldengeſängen, 1851. 2. A. u. d.
T.: Fürſt Lazar (Ep. D.), 1851. – Süd-
ſlawiſche Wanderungen; II, 1851. –
Die Geſänge der Serben (Überſetzgn.);
II, 1852. – Herzel und ſeine Freunde
(Bilder a. d. Böhmiſchen Schulleben),
1853. – Falk (E.), 1853. – Chriſten u.
Türken (Reiſebilder von der Save bis
zum eiſernen Tor); II, 1854. – Das
Vorleben eines Künſtlers (R.), 1855. –
Die Handſchriften von Königinhof u.
Grünberg (Altböhmiſche Poeſien a. d.
10.–12. Jahrh.), 1859. – Das Böhmer-
land (Wanderungen), 1863.–Märchen
a. d. Küſtenlande, 1865. – Serbiſche
Nationalpoeſie; II, 1871. – Gusle

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[408/0412] Kap Kap Hauff (Bühnenſp.), 1905 (Manu- ſkript). Kapper, Siegfried, wurde am 21. März 1821 zu Smichow in der un- mittelbaren Nähe Prags von jüdiſchen Eltern geboren. Während der Knabe ſeinen erſten Unterricht in der tſchechi- ſchen Volksſchule erhielt, bereitete ihn ſein Vater, der von 1795–1816 in ver- ſchiedenen Jnſtituten der Schweiz, des Elſaß und Süddeutſchlands als Lehrer gewirkt hatte, durch den Unterricht im Deutſchen vor, worauf er von 1830 bis 1836 das Gymnaſium auf der Kleinſeite in Prag beſuchte und dann an der Hochſchule bis 1839 Philoſo- phie ſtudierte. Nachdem er ein Jahr lang als Nachfolger Moritz Hartmanns in einem Prager Hauſe eine Hofmeiſter- ſtelle bekleidet, ging er nach Wien, wo er von 1841–46 ſich dem Studium der Medizin widmete und 1847 zum Dok- tor promovierte. Schon in Prag als Dichter und beſonders als Überſetzer ſlawiſch. Dichtungen produktiv, folgte er unmittelbar nach Abſchluß ſeiner Studien um ſo bereitwilliger einem Rufe als Arzt nach Karlsſtadt an der türkiſch-kroatiſchen Grenze, als ihm hiermit die Ausſicht geboten ward, ſein Studium des Südſlawentums durch eigene Anſchauung zu erweitern und zu ergänzen. Jn dieſem Beſtreben durch ſlawiſche Dichter und Gelehrte wie Vuk Stefanowitſch Karadſchitſch, Jwan Mazuranitſch u. Emmerich von Tkalac gefördert, bereiſte er Bosnien, die Herzegowina, Dalmatien, die Jnſeln des Quarnero und kehrte im Februar 1848 nach Wien zurück, ur- ſprünglich in der Abſicht, ſein Studium auch über die unteren Donauländer auszubreiten. Jndes beſtimmte ihn der Ausbruch der Märzrevolution u. ſeine perſönliche Teilnahme an der- ſelben, vorerſt noch in der Kaiſerſtadt zu verbleiben und für die Verſöhnung der ſich damals ſchon bekämpfenden deutſchen und tſcheſchiſchen Nationali- tät zu wirken, ein Beſtreben, das ihm ſowohl von deutſcher als auch von tſchechiſcher Seite nur bittere Ent- täuſchung eintrug. Dann war er in gleichem Sinne für das „Konſtitutio- nelle Blatt“ tätig als Berichterſtatter, zuerſt über den Verlauf der Revolu- tion in Wien, ſpäter über die Ver- handlungen in den Reichstagen zu Wien und Kremſier und über die Er- eigniſſe auf dem ungariſchen Kriegs- ſchauplatze. Nach Wiederherſtellung der Ruhe nahm K. den früher aufge- gebenen Plan wieder auf und bereiſte in den Jahren 1850 und 1851 wieder- holt Slavonien, die Wojwodina, Ser- bien, Bulgarien, die Moldau und Walachei. Daran ſchloſſen ſich 1852 bis 1853 Reiſen durch Deutſchland u. Jtalien. Nachdem er ſich mit einer Schweſter Moritz Hartmanns verhei- ratet hatte, ließ er ſich 1854 als prak- tiſcher Arzt zu Dobris bei Prag nieder, von wo aus er 1859 als freiwilliger Arzt und zugleich als Berichterſtatter für die „Kölniſche Zeitung“ den Feld- zug nach Piemont und der Lombardei mitmachte. Jm Herbſt 1860 ſiedelte er nach Jungbunzlau in Böhmen über. Er ſtarb am 7. Juni 1879 in Piſa. S: Slawiſche Melodien (Ge.), 1844. – Ceské listy, d. i. Böhmiſche Blätter (Ge. in tſchechiſch. Sprache), 1846. – Befreite Lieder, 1848. – Lazar, der Serbenczar. Nach ſerbiſchen Sagen und Heldengeſängen, 1851. 2. A. u. d. T.: Fürſt Lazar (Ep. D.), 1851. – Süd- ſlawiſche Wanderungen; II, 1851. – Die Geſänge der Serben (Überſetzgn.); II, 1852. – Herzel und ſeine Freunde (Bilder a. d. Böhmiſchen Schulleben), 1853. – Falk (E.), 1853. – Chriſten u. Türken (Reiſebilder von der Save bis zum eiſernen Tor); II, 1854. – Das Vorleben eines Künſtlers (R.), 1855. – Die Handſchriften von Königinhof u. Grünberg (Altböhmiſche Poeſien a. d. 10.–12. Jahrh.), 1859. – Das Böhmer- land (Wanderungen), 1863.–Märchen a. d. Küſtenlande, 1865. – Serbiſche Nationalpoeſie; II, 1871. – Gusle *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/412>, abgerufen am 21.11.2024.