Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Hau Mathematik und Naturwissenschaftenzu studieren, erlangte hier nach vier Semestern die Würde eines Dr. phil. und nahm dann eine Stelle an einer theoretisch-praktisch. Landwirtschafts- schule an. Jndessen befriedigte ihn auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und so beschloß er, den Staats- und Ge- meindedienst ganz aufzugeben u. sich als freier Pädagog zu entwickeln. Er lebte und arbeitete in Jtalien, in der Schweiz, in Paris, Süddeutschland, Tirol, und seine fortgesetzten prak- tischen Erziehungsstudien führten ihn dann zu der pädagogischen Schrift- stellerei, die vorwiegend der indivi- duellen Entwicklung des Kindes und der Jdee der natürlichen Erziehung gewidmet war. Auf diesem Gebiet hat er eine große Fruchtbarkeit ent- faltet. Seit einigen Jahren hat er seinen Wohnsitz in Waidbruck in Tirol. Von seinen Schriften sind hier zu er- wähnen S: Aus dem Leben eines Hauff, Karl Georg Fr. Gustav,
S: Liederstrauß (Ge.), 1861. - Schil- Hauff, Wilhelm, wurde am 29. No- Hau wo sein Vater Regierungssekretärwar. Vier Jahre alt kam H. nach Tübingen, wohin der Vater als Se- kretär beim Oberappellationstribu- nal versetzt worden war; doch siedelte die Familie 1808 wieder nach Stutt- gart über, weil der Vater zum Geh. Sekretär beim Auswärtigen Ministe- rium befördert worden. Nach dem frühen Tode des letzteren (1809) blieb Wilhelm im Hause seines Großvaters, des Obertribunalrats Elsäßer zu Tü- bingen, besuchte die dortige Schule und kam 1818 auf die Klosterschule zu Blaubeuren. Zwei Jahre später fand er Aufnahme im Seminar zu Tübingen, wo er sich dem Studium der Theologie und Philosophie wid- mete. Nach Beendigung desselben wurde H. Hauslehrer bei den Kindern des württembergischen Kriegsrats- präsidenten, Frhrn. von Hügel in Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre lang blieb. Hier schrieb er seine Mär- chen, den 1. Band seiner "Memoiren des Satans" u. in Claurens Manier und unter Claurens Namen seinen "Mann im Monde". Die Absicht war, Clauren zu verspotten u. das Publi- kum von der Lektüre dieses entnerv- ten Schriftstellers abzuziehen; aber H. hatte sich unvermerkt so in diese Manier hineingeschrieben, daß aus der Satire eine entschiedene Nach- ahmung wurde. Der nun folgende Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau- ren) gegen H.s Verleger anstrengte, veranlaßte den Dichter zur Abfassung seiner "Kontroverspredigt", die in Wahrheit das leistete, was er mit dem untergeschobenen Namen bezweckt haben wollte, eine vernichtende Kritik des vielgelesenen Erzählers. Jm Jahre 1826 machte H. eine Reise durch Frankreich, die Niederlande u. Nord- deutschland u. übernahm vom Januar 1827 an die Redaktion des Morgen- blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn leider schon am 18. Novbr. 1827 da- hin. S: Sämtliche Werke; hrsg. von * 7
Hau Mathematik und Naturwiſſenſchaftenzu ſtudieren, erlangte hier nach vier Semeſtern die Würde eines Dr. phil. und nahm dann eine Stelle an einer theoretiſch-praktiſch. Landwirtſchafts- ſchule an. Jndeſſen befriedigte ihn auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und ſo beſchloß er, den Staats- und Ge- meindedienſt ganz aufzugeben u. ſich als freier Pädagog zu entwickeln. Er lebte und arbeitete in Jtalien, in der Schweiz, in Paris, Süddeutſchland, Tirol, und ſeine fortgeſetzten prak- tiſchen Erziehungsſtudien führten ihn dann zu der pädagogiſchen Schrift- ſtellerei, die vorwiegend der indivi- duellen Entwicklung des Kindes und der Jdee der natürlichen Erziehung gewidmet war. Auf dieſem Gebiet hat er eine große Fruchtbarkeit ent- faltet. Seit einigen Jahren hat er ſeinen Wohnſitz in Waidbruck in Tirol. Von ſeinen Schriften ſind hier zu er- wähnen S: Aus dem Leben eines Hauff, Karl Georg Fr. Guſtav,
S: Liederſtrauß (Ge.), 1861. – Schil- Hauff, Wilhelm, wurde am 29. No- Hau wo ſein Vater Regierungsſekretärwar. Vier Jahre alt kam H. nach Tübingen, wohin der Vater als Se- kretär beim Oberappellationstribu- nal verſetzt worden war; doch ſiedelte die Familie 1808 wieder nach Stutt- gart über, weil der Vater zum Geh. Sekretär beim Auswärtigen Miniſte- rium befördert worden. Nach dem frühen Tode des letzteren (1809) blieb Wilhelm im Hauſe ſeines Großvaters, des Obertribunalrats Elſäßer zu Tü- bingen, beſuchte die dortige Schule und kam 1818 auf die Kloſterſchule zu Blaubeuren. Zwei Jahre ſpäter fand er Aufnahme im Seminar zu Tübingen, wo er ſich dem Studium der Theologie und Philoſophie wid- mete. Nach Beendigung desſelben wurde H. Hauslehrer bei den Kindern des württembergiſchen Kriegsrats- präſidenten, Frhrn. von Hügel in Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre lang blieb. Hier ſchrieb er ſeine Mär- chen, den 1. Band ſeiner „Memoiren des Satans“ u. in Claurens Manier und unter Claurens Namen ſeinen „Mann im Monde“. Die Abſicht war, Clauren zu verſpotten u. das Publi- kum von der Lektüre dieſes entnerv- ten Schriftſtellers abzuziehen; aber H. hatte ſich unvermerkt ſo in dieſe Manier hineingeſchrieben, daß aus der Satire eine entſchiedene Nach- ahmung wurde. Der nun folgende Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau- ren) gegen H.s Verleger anſtrengte, veranlaßte den Dichter zur Abfaſſung ſeiner „Kontroverspredigt“, die in Wahrheit das leiſtete, was er mit dem untergeſchobenen Namen bezweckt haben wollte, eine vernichtende Kritik des vielgeleſenen Erzählers. Jm Jahre 1826 machte H. eine Reiſe durch Frankreich, die Niederlande u. Nord- deutſchland u. übernahm vom Januar 1827 an die Redaktion des Morgen- blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn leider ſchon am 18. Novbr. 1827 da- hin. S: Sämtliche Werke; hrsg. von * 7
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Hau
Hau
Mathematik und Naturwiſſenſchaften
zu ſtudieren, erlangte hier nach vier
Semeſtern die Würde eines Dr. phil.
und nahm dann eine Stelle an einer
theoretiſch-praktiſch. Landwirtſchafts-
ſchule an. Jndeſſen befriedigte ihn
auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und
ſo beſchloß er, den Staats- und Ge-
meindedienſt ganz aufzugeben u. ſich
als freier Pädagog zu entwickeln. Er
lebte und arbeitete in Jtalien, in der
Schweiz, in Paris, Süddeutſchland,
Tirol, und ſeine fortgeſetzten prak-
tiſchen Erziehungsſtudien führten ihn
dann zu der pädagogiſchen Schrift-
ſtellerei, die vorwiegend der indivi-
duellen Entwicklung des Kindes und
der Jdee der natürlichen Erziehung
gewidmet war. Auf dieſem Gebiet
hat er eine große Fruchtbarkeit ent-
faltet. Seit einigen Jahren hat er
ſeinen Wohnſitz in Waidbruck in Tirol.
Von ſeinen Schriften ſind hier zu er-
wähnen
S: Aus dem Leben eines
freien Pädagogen, 1894. 5. A. 1904
(auch ins Engliſche überſetzt). – Am
Gardaſee (Sk. und Charakterbilder),
1900. 2. A. 1902.
Hauff, Karl Georg Fr. Guſtav,
wurde am 23. April 1821 in Auen-
ſtein bei Marbach in Württemberg
geboren, verweilte, um ſich dem Stu-
dium der Theologie zu widmen, vier
Jahre im niederen Seminar zu Maul-
bronn und vier Jahre im Stifte zu
Tübingen. Jm Jahre 1846 ging er
nach Livland, wo er bis 1851 als Jn-
ſtitutslehrer in Lasdohn und Fellin
wirkte, wurde 1856 Pfarrer in Lan-
genbeutingen bei Öhringen, 1872 in
Ohmden bei Kirchheim u. T. u. 1880
in Beimbach bei Gerabronn, wo er am
10. Novbr. (nicht: Sept.) 1890 ſtarb.
S: Liederſtrauß (Ge.), 1861. – Schil-
lerſtudien, 1880. – D. Schubarts Ge-
dichte, hrsg. 1884. – D. Schubart in
ſeinem Leben und ſeinen Werken, 1885.
– Shakeſpeares Hamlet, 1891.
Hauff, Wilhelm, wurde am 29. No-
vember 1802 zu Stuttgart geboren,
wo ſein Vater Regierungsſekretär
war. Vier Jahre alt kam H. nach
Tübingen, wohin der Vater als Se-
kretär beim Oberappellationstribu-
nal verſetzt worden war; doch ſiedelte
die Familie 1808 wieder nach Stutt-
gart über, weil der Vater zum Geh.
Sekretär beim Auswärtigen Miniſte-
rium befördert worden. Nach dem
frühen Tode des letzteren (1809) blieb
Wilhelm im Hauſe ſeines Großvaters,
des Obertribunalrats Elſäßer zu Tü-
bingen, beſuchte die dortige Schule
und kam 1818 auf die Kloſterſchule
zu Blaubeuren. Zwei Jahre ſpäter
fand er Aufnahme im Seminar zu
Tübingen, wo er ſich dem Studium
der Theologie und Philoſophie wid-
mete. Nach Beendigung desſelben
wurde H. Hauslehrer bei den Kindern
des württembergiſchen Kriegsrats-
präſidenten, Frhrn. von Hügel in
Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre
lang blieb. Hier ſchrieb er ſeine Mär-
chen, den 1. Band ſeiner „Memoiren
des Satans“ u. in Claurens Manier
und unter Claurens Namen ſeinen
„Mann im Monde“. Die Abſicht war,
Clauren zu verſpotten u. das Publi-
kum von der Lektüre dieſes entnerv-
ten Schriftſtellers abzuziehen; aber
H. hatte ſich unvermerkt ſo in dieſe
Manier hineingeſchrieben, daß aus
der Satire eine entſchiedene Nach-
ahmung wurde. Der nun folgende
Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau-
ren) gegen H.s Verleger anſtrengte,
veranlaßte den Dichter zur Abfaſſung
ſeiner „Kontroverspredigt“, die in
Wahrheit das leiſtete, was er mit
dem untergeſchobenen Namen bezweckt
haben wollte, eine vernichtende Kritik
des vielgeleſenen Erzählers. Jm
Jahre 1826 machte H. eine Reiſe durch
Frankreich, die Niederlande u. Nord-
deutſchland u. übernahm vom Januar
1827 an die Redaktion des Morgen-
blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn
leider ſchon am 18. Novbr. 1827 da-
hin.
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