Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Hau
Mathematik und Naturwissenschaften
zu studieren, erlangte hier nach vier
Semestern die Würde eines Dr. phil.
und nahm dann eine Stelle an einer
theoretisch-praktisch. Landwirtschafts-
schule an. Jndessen befriedigte ihn
auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und
so beschloß er, den Staats- und Ge-
meindedienst ganz aufzugeben u. sich
als freier Pädagog zu entwickeln. Er
lebte und arbeitete in Jtalien, in der
Schweiz, in Paris, Süddeutschland,
Tirol, und seine fortgesetzten prak-
tischen Erziehungsstudien führten ihn
dann zu der pädagogischen Schrift-
stellerei, die vorwiegend der indivi-
duellen Entwicklung des Kindes und
der Jdee der natürlichen Erziehung
gewidmet war. Auf diesem Gebiet
hat er eine große Fruchtbarkeit ent-
faltet. Seit einigen Jahren hat er
seinen Wohnsitz in Waidbruck in Tirol.
Von seinen Schriften sind hier zu er-
wähnen

S:

Aus dem Leben eines
freien Pädagogen, 1894. 5. A. 1904
(auch ins Englische übersetzt). - Am
Gardasee (Sk. und Charakterbilder),
1900. 2. A. 1902.

Hauff, Karl Georg Fr. Gustav,


wurde am 23. April 1821 in Auen-
stein bei Marbach in Württemberg
geboren, verweilte, um sich dem Stu-
dium der Theologie zu widmen, vier
Jahre im niederen Seminar zu Maul-
bronn und vier Jahre im Stifte zu
Tübingen. Jm Jahre 1846 ging er
nach Livland, wo er bis 1851 als Jn-
stitutslehrer in Lasdohn und Fellin
wirkte, wurde 1856 Pfarrer in Lan-
genbeutingen bei Öhringen, 1872 in
Ohmden bei Kirchheim u. T. u. 1880
in Beimbach bei Gerabronn, wo er am
10. Novbr. (nicht: Sept.) 1890 starb.

S:

Liederstrauß (Ge.), 1861. - Schil-
lerstudien, 1880. - D. Schubarts Ge-
dichte, hrsg. 1884. - D. Schubart in
seinem Leben und seinen Werken, 1885.
- Shakespeares Hamlet, 1891.

Hauff, Wilhelm,

wurde am 29. No-
vember 1802 zu Stuttgart geboren,
[Spaltenumbruch]

Hau
wo sein Vater Regierungssekretär
war. Vier Jahre alt kam H. nach
Tübingen, wohin der Vater als Se-
kretär beim Oberappellationstribu-
nal versetzt worden war; doch siedelte
die Familie 1808 wieder nach Stutt-
gart über, weil der Vater zum Geh.
Sekretär beim Auswärtigen Ministe-
rium befördert worden. Nach dem
frühen Tode des letzteren (1809) blieb
Wilhelm im Hause seines Großvaters,
des Obertribunalrats Elsäßer zu Tü-
bingen, besuchte die dortige Schule
und kam 1818 auf die Klosterschule
zu Blaubeuren. Zwei Jahre später
fand er Aufnahme im Seminar zu
Tübingen, wo er sich dem Studium
der Theologie und Philosophie wid-
mete. Nach Beendigung desselben
wurde H. Hauslehrer bei den Kindern
des württembergischen Kriegsrats-
präsidenten, Frhrn. von Hügel in
Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre
lang blieb. Hier schrieb er seine Mär-
chen, den 1. Band seiner "Memoiren
des Satans" u. in Claurens Manier
und unter Claurens Namen seinen
"Mann im Monde". Die Absicht war,
Clauren zu verspotten u. das Publi-
kum von der Lektüre dieses entnerv-
ten Schriftstellers abzuziehen; aber
H. hatte sich unvermerkt so in diese
Manier hineingeschrieben, daß aus
der Satire eine entschiedene Nach-
ahmung wurde. Der nun folgende
Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau-
ren) gegen H.s Verleger anstrengte,
veranlaßte den Dichter zur Abfassung
seiner "Kontroverspredigt", die in
Wahrheit das leistete, was er mit
dem untergeschobenen Namen bezweckt
haben wollte, eine vernichtende Kritik
des vielgelesenen Erzählers. Jm
Jahre 1826 machte H. eine Reise durch
Frankreich, die Niederlande u. Nord-
deutschland u. übernahm vom Januar
1827 an die Redaktion des Morgen-
blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn
leider schon am 18. Novbr. 1827 da-
hin.

S:

Sämtliche Werke; hrsg. von

* 7


[Spaltenumbruch]

Hau
Mathematik und Naturwiſſenſchaften
zu ſtudieren, erlangte hier nach vier
Semeſtern die Würde eines Dr. phil.
und nahm dann eine Stelle an einer
theoretiſch-praktiſch. Landwirtſchafts-
ſchule an. Jndeſſen befriedigte ihn
auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und
ſo beſchloß er, den Staats- und Ge-
meindedienſt ganz aufzugeben u. ſich
als freier Pädagog zu entwickeln. Er
lebte und arbeitete in Jtalien, in der
Schweiz, in Paris, Süddeutſchland,
Tirol, und ſeine fortgeſetzten prak-
tiſchen Erziehungsſtudien führten ihn
dann zu der pädagogiſchen Schrift-
ſtellerei, die vorwiegend der indivi-
duellen Entwicklung des Kindes und
der Jdee der natürlichen Erziehung
gewidmet war. Auf dieſem Gebiet
hat er eine große Fruchtbarkeit ent-
faltet. Seit einigen Jahren hat er
ſeinen Wohnſitz in Waidbruck in Tirol.
Von ſeinen Schriften ſind hier zu er-
wähnen

S:

Aus dem Leben eines
freien Pädagogen, 1894. 5. A. 1904
(auch ins Engliſche überſetzt). – Am
Gardaſee (Sk. und Charakterbilder),
1900. 2. A. 1902.

Hauff, Karl Georg Fr. Guſtav,


wurde am 23. April 1821 in Auen-
ſtein bei Marbach in Württemberg
geboren, verweilte, um ſich dem Stu-
dium der Theologie zu widmen, vier
Jahre im niederen Seminar zu Maul-
bronn und vier Jahre im Stifte zu
Tübingen. Jm Jahre 1846 ging er
nach Livland, wo er bis 1851 als Jn-
ſtitutslehrer in Lasdohn und Fellin
wirkte, wurde 1856 Pfarrer in Lan-
genbeutingen bei Öhringen, 1872 in
Ohmden bei Kirchheim u. T. u. 1880
in Beimbach bei Gerabronn, wo er am
10. Novbr. (nicht: Sept.) 1890 ſtarb.

S:

Liederſtrauß (Ge.), 1861. – Schil-
lerſtudien, 1880. – D. Schubarts Ge-
dichte, hrsg. 1884. – D. Schubart in
ſeinem Leben und ſeinen Werken, 1885.
– Shakeſpeares Hamlet, 1891.

Hauff, Wilhelm,

wurde am 29. No-
vember 1802 zu Stuttgart geboren,
[Spaltenumbruch]

Hau
wo ſein Vater Regierungsſekretär
war. Vier Jahre alt kam H. nach
Tübingen, wohin der Vater als Se-
kretär beim Oberappellationstribu-
nal verſetzt worden war; doch ſiedelte
die Familie 1808 wieder nach Stutt-
gart über, weil der Vater zum Geh.
Sekretär beim Auswärtigen Miniſte-
rium befördert worden. Nach dem
frühen Tode des letzteren (1809) blieb
Wilhelm im Hauſe ſeines Großvaters,
des Obertribunalrats Elſäßer zu Tü-
bingen, beſuchte die dortige Schule
und kam 1818 auf die Kloſterſchule
zu Blaubeuren. Zwei Jahre ſpäter
fand er Aufnahme im Seminar zu
Tübingen, wo er ſich dem Studium
der Theologie und Philoſophie wid-
mete. Nach Beendigung desſelben
wurde H. Hauslehrer bei den Kindern
des württembergiſchen Kriegsrats-
präſidenten, Frhrn. von Hügel in
Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre
lang blieb. Hier ſchrieb er ſeine Mär-
chen, den 1. Band ſeiner „Memoiren
des Satans“ u. in Claurens Manier
und unter Claurens Namen ſeinen
„Mann im Monde“. Die Abſicht war,
Clauren zu verſpotten u. das Publi-
kum von der Lektüre dieſes entnerv-
ten Schriftſtellers abzuziehen; aber
H. hatte ſich unvermerkt ſo in dieſe
Manier hineingeſchrieben, daß aus
der Satire eine entſchiedene Nach-
ahmung wurde. Der nun folgende
Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau-
ren) gegen H.s Verleger anſtrengte,
veranlaßte den Dichter zur Abfaſſung
ſeiner „Kontroverspredigt“, die in
Wahrheit das leiſtete, was er mit
dem untergeſchobenen Namen bezweckt
haben wollte, eine vernichtende Kritik
des vielgeleſenen Erzählers. Jm
Jahre 1826 machte H. eine Reiſe durch
Frankreich, die Niederlande u. Nord-
deutſchland u. übernahm vom Januar
1827 an die Redaktion des Morgen-
blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn
leider ſchon am 18. Novbr. 1827 da-
hin.

S:

Sämtliche Werke; hrsg. von

* 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0101" n="97"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Hau</hi></fw><lb/>
Mathematik und Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften<lb/>
zu &#x017F;tudieren, erlangte hier nach vier<lb/>
Seme&#x017F;tern die Würde eines <hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi><lb/>
und nahm dann eine Stelle an einer<lb/>
theoreti&#x017F;ch-prakti&#x017F;ch. Landwirt&#x017F;chafts-<lb/>
&#x017F;chule an. Jnde&#x017F;&#x017F;en befriedigte ihn<lb/>
auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;chloß er, den Staats- und Ge-<lb/>
meindedien&#x017F;t ganz aufzugeben u. &#x017F;ich<lb/>
als freier Pädagog zu entwickeln. Er<lb/>
lebte und arbeitete in Jtalien, in der<lb/>
Schweiz, in Paris, Süddeut&#x017F;chland,<lb/>
Tirol, und &#x017F;eine fortge&#x017F;etzten prak-<lb/>
ti&#x017F;chen Erziehungs&#x017F;tudien führten ihn<lb/>
dann zu der pädagogi&#x017F;chen Schrift-<lb/>
&#x017F;tellerei, die vorwiegend der indivi-<lb/>
duellen Entwicklung des Kindes und<lb/>
der Jdee der natürlichen Erziehung<lb/>
gewidmet war. Auf die&#x017F;em Gebiet<lb/>
hat er eine große Fruchtbarkeit ent-<lb/>
faltet. Seit einigen Jahren hat er<lb/>
&#x017F;einen Wohn&#x017F;itz in Waidbruck in Tirol.<lb/>
Von &#x017F;einen Schriften &#x017F;ind hier zu er-<lb/>
wähnen </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Aus dem Leben eines<lb/>
freien Pädagogen, 1894. 5. A. 1904<lb/>
(auch ins Engli&#x017F;che über&#x017F;etzt). &#x2013; Am<lb/>
Garda&#x017F;ee (Sk. und Charakterbilder),<lb/>
1900. 2. A. 1902.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Hauff,</hi> Karl Georg Fr. <hi rendition="#g">Gu&#x017F;tav,</hi></head>
        <p><lb/>
wurde am 23. April 1821 in Auen-<lb/>
&#x017F;tein bei Marbach in Württemberg<lb/>
geboren, verweilte, um &#x017F;ich dem Stu-<lb/>
dium der Theologie zu widmen, vier<lb/>
Jahre im niederen Seminar zu Maul-<lb/>
bronn und vier Jahre im Stifte zu<lb/>
Tübingen. Jm Jahre 1846 ging er<lb/>
nach Livland, wo er bis 1851 als Jn-<lb/>
&#x017F;titutslehrer in Lasdohn und Fellin<lb/>
wirkte, wurde 1856 Pfarrer in Lan-<lb/>
genbeutingen bei Öhringen, 1872 in<lb/>
Ohmden bei Kirchheim u. T. u. 1880<lb/>
in Beimbach bei Gerabronn, wo er am<lb/>
10. Novbr. (nicht: Sept.) 1890 &#x017F;tarb.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Lieder&#x017F;trauß (Ge.), 1861. &#x2013; Schil-<lb/>
ler&#x017F;tudien, 1880. &#x2013; D. Schubarts Ge-<lb/>
dichte, hrsg. 1884. &#x2013; D. Schubart in<lb/>
&#x017F;einem Leben und &#x017F;einen Werken, 1885.<lb/>
&#x2013; Shake&#x017F;peares Hamlet, 1891.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Hauff,</hi> Wilhelm,</head>
        <p> wurde am 29. No-<lb/>
vember 1802 zu Stuttgart geboren,<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Hau</hi></fw><lb/>
wo &#x017F;ein Vater Regierungs&#x017F;ekretär<lb/>
war. Vier Jahre alt kam H. nach<lb/>
Tübingen, wohin der Vater als Se-<lb/>
kretär beim Oberappellationstribu-<lb/>
nal ver&#x017F;etzt worden war; doch &#x017F;iedelte<lb/>
die Familie 1808 wieder nach Stutt-<lb/>
gart über, weil der Vater zum Geh.<lb/>
Sekretär beim Auswärtigen Mini&#x017F;te-<lb/>
rium befördert worden. Nach dem<lb/>
frühen Tode des letzteren (1809) blieb<lb/>
Wilhelm im Hau&#x017F;e &#x017F;eines Großvaters,<lb/>
des Obertribunalrats El&#x017F;äßer zu Tü-<lb/>
bingen, be&#x017F;uchte die dortige Schule<lb/>
und kam 1818 auf die Klo&#x017F;ter&#x017F;chule<lb/>
zu Blaubeuren. Zwei Jahre &#x017F;päter<lb/>
fand er Aufnahme im Seminar zu<lb/>
Tübingen, wo er &#x017F;ich dem Studium<lb/>
der Theologie und Philo&#x017F;ophie wid-<lb/>
mete. Nach Beendigung des&#x017F;elben<lb/>
wurde H. Hauslehrer bei den Kindern<lb/>
des württembergi&#x017F;chen Kriegsrats-<lb/>
prä&#x017F;identen, Frhrn. von Hügel in<lb/>
Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre<lb/>
lang blieb. Hier &#x017F;chrieb er &#x017F;eine Mär-<lb/>
chen, den 1. Band &#x017F;einer &#x201E;Memoiren<lb/>
des Satans&#x201C; u. in Claurens Manier<lb/>
und unter Claurens Namen &#x017F;einen<lb/>
&#x201E;Mann im Monde&#x201C;. Die Ab&#x017F;icht war,<lb/>
Clauren zu ver&#x017F;potten u. das Publi-<lb/>
kum von der Lektüre die&#x017F;es entnerv-<lb/>
ten Schrift&#x017F;tellers abzuziehen; aber<lb/>
H. hatte &#x017F;ich unvermerkt &#x017F;o in die&#x017F;e<lb/>
Manier hineinge&#x017F;chrieben, daß aus<lb/>
der Satire eine ent&#x017F;chiedene Nach-<lb/>
ahmung wurde. Der nun folgende<lb/>
Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau-<lb/>
ren) gegen H.s Verleger an&#x017F;trengte,<lb/>
veranlaßte den Dichter zur Abfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;einer &#x201E;Kontroverspredigt&#x201C;, die in<lb/>
Wahrheit das lei&#x017F;tete, was er mit<lb/>
dem unterge&#x017F;chobenen Namen bezweckt<lb/>
haben wollte, eine vernichtende Kritik<lb/>
des vielgele&#x017F;enen Erzählers. Jm<lb/>
Jahre 1826 machte H. eine Rei&#x017F;e durch<lb/>
Frankreich, die Niederlande u. Nord-<lb/>
deut&#x017F;chland u. übernahm vom Januar<lb/>
1827 an die Redaktion des Morgen-<lb/>
blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn<lb/>
leider &#x017F;chon am 18. Novbr. 1827 da-<lb/>
hin. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Sämtliche Werke; hrsg. von<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">* 7</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0101] Hau Hau Mathematik und Naturwiſſenſchaften zu ſtudieren, erlangte hier nach vier Semeſtern die Würde eines Dr. phil. und nahm dann eine Stelle an einer theoretiſch-praktiſch. Landwirtſchafts- ſchule an. Jndeſſen befriedigte ihn auch hier die Lehrtätigkeit nicht, und ſo beſchloß er, den Staats- und Ge- meindedienſt ganz aufzugeben u. ſich als freier Pädagog zu entwickeln. Er lebte und arbeitete in Jtalien, in der Schweiz, in Paris, Süddeutſchland, Tirol, und ſeine fortgeſetzten prak- tiſchen Erziehungsſtudien führten ihn dann zu der pädagogiſchen Schrift- ſtellerei, die vorwiegend der indivi- duellen Entwicklung des Kindes und der Jdee der natürlichen Erziehung gewidmet war. Auf dieſem Gebiet hat er eine große Fruchtbarkeit ent- faltet. Seit einigen Jahren hat er ſeinen Wohnſitz in Waidbruck in Tirol. Von ſeinen Schriften ſind hier zu er- wähnen S: Aus dem Leben eines freien Pädagogen, 1894. 5. A. 1904 (auch ins Engliſche überſetzt). – Am Gardaſee (Sk. und Charakterbilder), 1900. 2. A. 1902. Hauff, Karl Georg Fr. Guſtav, wurde am 23. April 1821 in Auen- ſtein bei Marbach in Württemberg geboren, verweilte, um ſich dem Stu- dium der Theologie zu widmen, vier Jahre im niederen Seminar zu Maul- bronn und vier Jahre im Stifte zu Tübingen. Jm Jahre 1846 ging er nach Livland, wo er bis 1851 als Jn- ſtitutslehrer in Lasdohn und Fellin wirkte, wurde 1856 Pfarrer in Lan- genbeutingen bei Öhringen, 1872 in Ohmden bei Kirchheim u. T. u. 1880 in Beimbach bei Gerabronn, wo er am 10. Novbr. (nicht: Sept.) 1890 ſtarb. S: Liederſtrauß (Ge.), 1861. – Schil- lerſtudien, 1880. – D. Schubarts Ge- dichte, hrsg. 1884. – D. Schubart in ſeinem Leben und ſeinen Werken, 1885. – Shakeſpeares Hamlet, 1891. Hauff, Wilhelm, wurde am 29. No- vember 1802 zu Stuttgart geboren, wo ſein Vater Regierungsſekretär war. Vier Jahre alt kam H. nach Tübingen, wohin der Vater als Se- kretär beim Oberappellationstribu- nal verſetzt worden war; doch ſiedelte die Familie 1808 wieder nach Stutt- gart über, weil der Vater zum Geh. Sekretär beim Auswärtigen Miniſte- rium befördert worden. Nach dem frühen Tode des letzteren (1809) blieb Wilhelm im Hauſe ſeines Großvaters, des Obertribunalrats Elſäßer zu Tü- bingen, beſuchte die dortige Schule und kam 1818 auf die Kloſterſchule zu Blaubeuren. Zwei Jahre ſpäter fand er Aufnahme im Seminar zu Tübingen, wo er ſich dem Studium der Theologie und Philoſophie wid- mete. Nach Beendigung desſelben wurde H. Hauslehrer bei den Kindern des württembergiſchen Kriegsrats- präſidenten, Frhrn. von Hügel in Stuttgart (1824), wo er zwei Jahre lang blieb. Hier ſchrieb er ſeine Mär- chen, den 1. Band ſeiner „Memoiren des Satans“ u. in Claurens Manier und unter Claurens Namen ſeinen „Mann im Monde“. Die Abſicht war, Clauren zu verſpotten u. das Publi- kum von der Lektüre dieſes entnerv- ten Schriftſtellers abzuziehen; aber H. hatte ſich unvermerkt ſo in dieſe Manier hineingeſchrieben, daß aus der Satire eine entſchiedene Nach- ahmung wurde. Der nun folgende Prozeß, den Hofrat Heun (d. i. Clau- ren) gegen H.s Verleger anſtrengte, veranlaßte den Dichter zur Abfaſſung ſeiner „Kontroverspredigt“, die in Wahrheit das leiſtete, was er mit dem untergeſchobenen Namen bezweckt haben wollte, eine vernichtende Kritik des vielgeleſenen Erzählers. Jm Jahre 1826 machte H. eine Reiſe durch Frankreich, die Niederlande u. Nord- deutſchland u. übernahm vom Januar 1827 an die Redaktion des Morgen- blattes. Ein Nervenfieber raffte ihn leider ſchon am 18. Novbr. 1827 da- hin. S: Sämtliche Werke; hrsg. von * 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/101
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/101>, abgerufen am 22.12.2024.