Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]
Dev
Devrient, Philipp Eduard,

be-
deutender Schauspieler und drama-
tischer Dichter, Neffe des berühmten
Ludwig Devrient und Sohn eines
Berliner Kaufmanns, wurde am 11.
August 1801 in Berlin geboren und
wie seine beiden noch berühmteren
Brüder Karl August u. Gustav Emil
vom Vater für den Kaufmannsstand
bestimmt; aber wie diese widmete
auch er sich der Künstlerlaufbahn, die
er 1819 zuerst als Sänger betrat, da
ihm seine schöne Baritonstimme und
seine gründliche unter Zelter erwor-
bene musikalische Bildung eine Stelle
bei der königlichen Oper verschafft
hatten. Später wandte er sich wegen
eingetretener Heiserkeit dem rezitie-
renden Fache zu, worin er wegen
seines tief eingehenden Studiums
Bedeutendes leistete. Jm Jahre 1839
ging er nach Paris u. übergab seine
dort gemachten Beobachtungen in sei-
nen "Briefen aus Paris" der Öffent-
lichkeit. An der Berliner Hofbühne
blieb er bis 1841; im Jahre 1844 er-
hielt er einen Ruf als Schauspieler
und Oberregisseur nach Dresden; doch
gab er, durch verschiedene Mißver-
hältnisse bewogen, das Amt des Ober-
regisseurs bereits 1846 wieder auf.
Jm Jahre 1852 wurde er zum Direk-
tor des Karlsruher Hoftheaters er-
nannt, in welcher Stellung er bis
zum Jahre 1870 mit entschiedenem
Erfolge wirkte. Bei Gelegenheit sei-
nes Künstlerjubiläums (1869) wur-
den ihm aus allen Gauen Deutsch-
lands ehrende Beweise der Anerken-
nung zuteil, und breits 1858 hatte
die philosophische Fakultät in Jena
ihn zum Doktor ernannt. Er starb
in Karlsruhe am 4. Oktbr. 1877.

S:


Briefe aus Paris, 1840. - Das Na-
tional-Theater des neuen Deutsch-
land, 1848. - Deutscher Bühnen- u.
Familien-Shakespeare (Auswahl der
bedeutendsten Dr. Shakespeares; mit
seinem Sohne Otto D. hrsg.); IV,
1873 ff. - Dramatische und drama-
[Spaltenumbruch]

Dev
turgische Schriften; X, 1846-74 [Jn-
halt: Das graue Männlein (Schsp.).
- Die Gunst des Augenblicks (Lsp.). -
Hans Heiling (O.) - Verirrungen
(Schsp.) - Die Kirmes (O.). - Treue
Liebe (Schsp.). - Wer bin ich? (P.).
- Der Zigeuner (O.). - Briefe aus
Paris. - Über Theaterschulen. - Ge-
schichte der deutschen Schauspielkunst.
- Meine Erinnerungen an Felix Men-
delssohn-Bartholdy und seine Briefe
an mich]. - Eduard und Therese
Devrient: Briefwechsel; hrsg. von
Hans Devrient, 1909.

Devrient, Otto,

jüngster Sohn
des Vorigen, wurde am 3. Oktober
1838 in Berlin geboren, erhielt seine
Schulbildung seit 1844 in Dresden
und seit 1852 in Karlsruhe, betrat
1856 in Karlsruhe die Bühne, ver-
suchte sich dann seit 1859 in Stutt-
gart, Berlin und Leipzig und kehrte
1863 nach Karlsruhe zurück, wo er
als Künstler die Richtung seines Va-
ters verfolgte. Mit dem 1. April
1873 trat er als Schauspielregisseur
u. Charakterspieler an die Hofbühne
zu Weimar über und machte sich hier
besonders durch die Jnßenierung
beider Teile von Goethes "Faust"
verdient. Seit 1876 artistischer Büh-
nenleiter des National-Theaters in
Mannheim, ging er 1878 als Jnten-
dant des Stadttheaters nach Frank-
furt a M., gab aber schon im Febr.
1879 seine Entlassung. Er lebte seit
1880 meist in Jena, wurde hier zum
Ehrenbürger und von der Universi-
tät 1883 zum Dr. phil. h. c. ernannt
und übernahm am 1. Januar 1884
die Leitung der Hofbühne in Olden-
burg. Jm Juni 1889 zum Direktor
des königl. Schauspielhauses nach
Berlin berufen, trat er am 1. Sept.
1889 seine neue Stellung an, aber
schon im Dezbr. 1890 von derselben
zurück. Zu Anfang des folgenden
Jahres siedelte er wieder nach Jena
über und beschäftigte sich in der Folge
vielfach mit der Aufführung seiner

*

[Spaltenumbruch]
Dev
Devrient, Philipp Eduard,

be-
deutender Schauſpieler und drama-
tiſcher Dichter, Neffe des berühmten
Ludwig Devrient und Sohn eines
Berliner Kaufmanns, wurde am 11.
Auguſt 1801 in Berlin geboren und
wie ſeine beiden noch berühmteren
Brüder Karl Auguſt u. Guſtav Emil
vom Vater für den Kaufmannsſtand
beſtimmt; aber wie dieſe widmete
auch er ſich der Künſtlerlaufbahn, die
er 1819 zuerſt als Sänger betrat, da
ihm ſeine ſchöne Baritonſtimme und
ſeine gründliche unter Zelter erwor-
bene muſikaliſche Bildung eine Stelle
bei der königlichen Oper verſchafft
hatten. Später wandte er ſich wegen
eingetretener Heiſerkeit dem rezitie-
renden Fache zu, worin er wegen
ſeines tief eingehenden Studiums
Bedeutendes leiſtete. Jm Jahre 1839
ging er nach Paris u. übergab ſeine
dort gemachten Beobachtungen in ſei-
nen „Briefen aus Paris“ der Öffent-
lichkeit. An der Berliner Hofbühne
blieb er bis 1841; im Jahre 1844 er-
hielt er einen Ruf als Schauſpieler
und Oberregiſſeur nach Dresden; doch
gab er, durch verſchiedene Mißver-
hältniſſe bewogen, das Amt des Ober-
regiſſeurs bereits 1846 wieder auf.
Jm Jahre 1852 wurde er zum Direk-
tor des Karlsruher Hoftheaters er-
nannt, in welcher Stellung er bis
zum Jahre 1870 mit entſchiedenem
Erfolge wirkte. Bei Gelegenheit ſei-
nes Künſtlerjubiläums (1869) wur-
den ihm aus allen Gauen Deutſch-
lands ehrende Beweiſe der Anerken-
nung zuteil, und breits 1858 hatte
die philoſophiſche Fakultät in Jena
ihn zum Doktor ernannt. Er ſtarb
in Karlsruhe am 4. Oktbr. 1877.

S:


Briefe aus Paris, 1840. – Das Na-
tional-Theater des neuen Deutſch-
land, 1848. – Deutſcher Bühnen- u.
Familien-Shakeſpeare (Auswahl der
bedeutendſten Dr. Shakeſpeares; mit
ſeinem Sohne Otto D. hrsg.); IV,
1873 ff. – Dramatiſche und drama-
[Spaltenumbruch]

Dev
turgiſche Schriften; X, 1846–74 [Jn-
halt: Das graue Männlein (Schſp.).
– Die Gunſt des Augenblicks (Lſp.). –
Hans Heiling (O.) – Verirrungen
(Schſp.) – Die Kirmes (O.). – Treue
Liebe (Schſp.). – Wer bin ich? (P.).
– Der Zigeuner (O.). – Briefe aus
Paris. – Über Theaterſchulen. – Ge-
ſchichte der deutſchen Schauſpielkunſt.
– Meine Erinnerungen an Felix Men-
delsſohn-Bartholdy und ſeine Briefe
an mich]. – Eduard und Thereſe
Devrient: Briefwechſel; hrsg. von
Hans Devrient, 1909.

Devrient, Otto,

jüngſter Sohn
des Vorigen, wurde am 3. Oktober
1838 in Berlin geboren, erhielt ſeine
Schulbildung ſeit 1844 in Dresden
und ſeit 1852 in Karlsruhe, betrat
1856 in Karlsruhe die Bühne, ver-
ſuchte ſich dann ſeit 1859 in Stutt-
gart, Berlin und Leipzig und kehrte
1863 nach Karlsruhe zurück, wo er
als Künſtler die Richtung ſeines Va-
ters verfolgte. Mit dem 1. April
1873 trat er als Schauſpielregiſſeur
u. Charakterſpieler an die Hofbühne
zu Weimar über und machte ſich hier
beſonders durch die Jnſzenierung
beider Teile von Goethes „Fauſt“
verdient. Seit 1876 artiſtiſcher Büh-
nenleiter des National-Theaters in
Mannheim, ging er 1878 als Jnten-
dant des Stadttheaters nach Frank-
furt a M., gab aber ſchon im Febr.
1879 ſeine Entlaſſung. Er lebte ſeit
1880 meiſt in Jena, wurde hier zum
Ehrenbürger und von der Univerſi-
tät 1883 zum Dr. phil. h. c. ernannt
und übernahm am 1. Januar 1884
die Leitung der Hofbühne in Olden-
burg. Jm Juni 1889 zum Direktor
des königl. Schauſpielhauſes nach
Berlin berufen, trat er am 1. Sept.
1889 ſeine neue Stellung an, aber
ſchon im Dezbr. 1890 von derſelben
zurück. Zu Anfang des folgenden
Jahres ſiedelte er wieder nach Jena
über und beſchäftigte ſich in der Folge
vielfach mit der Aufführung ſeiner

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <pb facs="#f0016" n="12"/><lb/>
        <cb/><lb/>
        <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Dev</hi> </fw><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Devrient,</hi> Philipp <hi rendition="#g">Eduard,</hi></head>
        <p> be-<lb/>
deutender Schau&#x017F;pieler und drama-<lb/>
ti&#x017F;cher Dichter, Neffe des berühmten<lb/>
Ludwig Devrient und Sohn eines<lb/>
Berliner Kaufmanns, wurde am 11.<lb/>
Augu&#x017F;t 1801 in Berlin geboren und<lb/>
wie &#x017F;eine beiden noch berühmteren<lb/>
Brüder Karl Augu&#x017F;t u. Gu&#x017F;tav Emil<lb/>
vom Vater für den Kaufmanns&#x017F;tand<lb/>
be&#x017F;timmt; aber wie die&#x017F;e widmete<lb/>
auch er &#x017F;ich der Kün&#x017F;tlerlaufbahn, die<lb/>
er 1819 zuer&#x017F;t als Sänger betrat, da<lb/>
ihm &#x017F;eine &#x017F;chöne Bariton&#x017F;timme und<lb/>
&#x017F;eine gründliche unter Zelter erwor-<lb/>
bene mu&#x017F;ikali&#x017F;che Bildung eine Stelle<lb/>
bei der königlichen Oper ver&#x017F;chafft<lb/>
hatten. Später wandte er &#x017F;ich wegen<lb/>
eingetretener Hei&#x017F;erkeit dem rezitie-<lb/>
renden Fache zu, worin er wegen<lb/>
&#x017F;eines tief eingehenden Studiums<lb/>
Bedeutendes lei&#x017F;tete. Jm Jahre 1839<lb/>
ging er nach Paris u. übergab &#x017F;eine<lb/>
dort gemachten Beobachtungen in &#x017F;ei-<lb/>
nen &#x201E;Briefen aus Paris&#x201C; der Öffent-<lb/>
lichkeit. An der Berliner Hofbühne<lb/>
blieb er bis 1841; im Jahre 1844 er-<lb/>
hielt er einen Ruf als Schau&#x017F;pieler<lb/>
und Oberregi&#x017F;&#x017F;eur nach Dresden; doch<lb/>
gab er, durch ver&#x017F;chiedene Mißver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;e bewogen, das Amt des Ober-<lb/>
regi&#x017F;&#x017F;eurs bereits 1846 wieder auf.<lb/>
Jm Jahre 1852 wurde er zum Direk-<lb/>
tor des Karlsruher Hoftheaters er-<lb/>
nannt, in welcher Stellung er bis<lb/>
zum Jahre 1870 mit ent&#x017F;chiedenem<lb/>
Erfolge wirkte. Bei Gelegenheit &#x017F;ei-<lb/>
nes Kün&#x017F;tlerjubiläums (1869) wur-<lb/>
den ihm aus allen Gauen Deut&#x017F;ch-<lb/>
lands ehrende Bewei&#x017F;e der Anerken-<lb/>
nung zuteil, und breits 1858 hatte<lb/>
die philo&#x017F;ophi&#x017F;che Fakultät in Jena<lb/>
ihn zum Doktor ernannt. Er &#x017F;tarb<lb/>
in Karlsruhe am 4. Oktbr. 1877. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p><lb/>
Briefe aus Paris, 1840. &#x2013; Das Na-<lb/>
tional-Theater des neuen Deut&#x017F;ch-<lb/>
land, 1848. &#x2013; Deut&#x017F;cher Bühnen- u.<lb/>
Familien-Shake&#x017F;peare (Auswahl der<lb/>
bedeutend&#x017F;ten Dr. Shake&#x017F;peares; mit<lb/>
&#x017F;einem Sohne Otto D. hrsg.); <hi rendition="#aq">IV,</hi><lb/>
1873 ff. &#x2013; Dramati&#x017F;che und drama-<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Dev</hi></fw><lb/>
turgi&#x017F;che Schriften; <hi rendition="#aq">X,</hi> 1846&#x2013;74 [Jn-<lb/>
halt: Das graue Männlein (Sch&#x017F;p.).<lb/>
&#x2013; Die Gun&#x017F;t des Augenblicks (L&#x017F;p.). &#x2013;<lb/>
Hans Heiling (O.) &#x2013; Verirrungen<lb/>
(Sch&#x017F;p.) &#x2013; Die Kirmes (O.). &#x2013; Treue<lb/>
Liebe (Sch&#x017F;p.). &#x2013; Wer bin ich? (P.).<lb/>
&#x2013; Der Zigeuner (O.). &#x2013; Briefe aus<lb/>
Paris. &#x2013; Über Theater&#x017F;chulen. &#x2013; Ge-<lb/>
&#x017F;chichte der deut&#x017F;chen Schau&#x017F;pielkun&#x017F;t.<lb/>
&#x2013; Meine Erinnerungen an Felix Men-<lb/>
dels&#x017F;ohn-Bartholdy und &#x017F;eine Briefe<lb/>
an mich]. &#x2013; Eduard und There&#x017F;e<lb/>
Devrient: Briefwech&#x017F;el; hrsg. von<lb/>
Hans Devrient, 1909.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Devrient,</hi> Otto,</head>
        <p> jüng&#x017F;ter Sohn<lb/>
des Vorigen, wurde am 3. Oktober<lb/>
1838 in Berlin geboren, erhielt &#x017F;eine<lb/>
Schulbildung &#x017F;eit 1844 in Dresden<lb/>
und &#x017F;eit 1852 in Karlsruhe, betrat<lb/>
1856 in Karlsruhe die Bühne, ver-<lb/>
&#x017F;uchte &#x017F;ich dann &#x017F;eit 1859 in Stutt-<lb/>
gart, Berlin und Leipzig und kehrte<lb/>
1863 nach Karlsruhe zurück, wo er<lb/>
als Kün&#x017F;tler die Richtung &#x017F;eines Va-<lb/>
ters verfolgte. Mit dem 1. April<lb/>
1873 trat er als Schau&#x017F;pielregi&#x017F;&#x017F;eur<lb/>
u. Charakter&#x017F;pieler an die Hofbühne<lb/>
zu Weimar über und machte &#x017F;ich hier<lb/>
be&#x017F;onders durch die Jn&#x017F;zenierung<lb/>
beider Teile von Goethes &#x201E;Fau&#x017F;t&#x201C;<lb/>
verdient. Seit 1876 arti&#x017F;ti&#x017F;cher Büh-<lb/>
nenleiter des National-Theaters in<lb/>
Mannheim, ging er 1878 als Jnten-<lb/>
dant des Stadttheaters nach Frank-<lb/>
furt a M., gab aber &#x017F;chon im Febr.<lb/>
1879 &#x017F;eine Entla&#x017F;&#x017F;ung. Er lebte &#x017F;eit<lb/>
1880 mei&#x017F;t in Jena, wurde hier zum<lb/>
Ehrenbürger und von der Univer&#x017F;i-<lb/>
tät 1883 zum <hi rendition="#aq">Dr. phil. h. c.</hi> ernannt<lb/>
und übernahm am 1. Januar 1884<lb/>
die Leitung der Hofbühne in Olden-<lb/>
burg. Jm Juni 1889 zum Direktor<lb/>
des königl. Schau&#x017F;pielhau&#x017F;es nach<lb/>
Berlin berufen, trat er am 1. Sept.<lb/>
1889 &#x017F;eine neue Stellung an, aber<lb/>
&#x017F;chon im Dezbr. 1890 von der&#x017F;elben<lb/>
zurück. Zu Anfang des folgenden<lb/>
Jahres &#x017F;iedelte er wieder nach Jena<lb/>
über und be&#x017F;chäftigte &#x017F;ich in der Folge<lb/>
vielfach mit der Aufführung &#x017F;einer<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0016] Dev Dev Devrient, Philipp Eduard, be- deutender Schauſpieler und drama- tiſcher Dichter, Neffe des berühmten Ludwig Devrient und Sohn eines Berliner Kaufmanns, wurde am 11. Auguſt 1801 in Berlin geboren und wie ſeine beiden noch berühmteren Brüder Karl Auguſt u. Guſtav Emil vom Vater für den Kaufmannsſtand beſtimmt; aber wie dieſe widmete auch er ſich der Künſtlerlaufbahn, die er 1819 zuerſt als Sänger betrat, da ihm ſeine ſchöne Baritonſtimme und ſeine gründliche unter Zelter erwor- bene muſikaliſche Bildung eine Stelle bei der königlichen Oper verſchafft hatten. Später wandte er ſich wegen eingetretener Heiſerkeit dem rezitie- renden Fache zu, worin er wegen ſeines tief eingehenden Studiums Bedeutendes leiſtete. Jm Jahre 1839 ging er nach Paris u. übergab ſeine dort gemachten Beobachtungen in ſei- nen „Briefen aus Paris“ der Öffent- lichkeit. An der Berliner Hofbühne blieb er bis 1841; im Jahre 1844 er- hielt er einen Ruf als Schauſpieler und Oberregiſſeur nach Dresden; doch gab er, durch verſchiedene Mißver- hältniſſe bewogen, das Amt des Ober- regiſſeurs bereits 1846 wieder auf. Jm Jahre 1852 wurde er zum Direk- tor des Karlsruher Hoftheaters er- nannt, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1870 mit entſchiedenem Erfolge wirkte. Bei Gelegenheit ſei- nes Künſtlerjubiläums (1869) wur- den ihm aus allen Gauen Deutſch- lands ehrende Beweiſe der Anerken- nung zuteil, und breits 1858 hatte die philoſophiſche Fakultät in Jena ihn zum Doktor ernannt. Er ſtarb in Karlsruhe am 4. Oktbr. 1877. S: Briefe aus Paris, 1840. – Das Na- tional-Theater des neuen Deutſch- land, 1848. – Deutſcher Bühnen- u. Familien-Shakeſpeare (Auswahl der bedeutendſten Dr. Shakeſpeares; mit ſeinem Sohne Otto D. hrsg.); IV, 1873 ff. – Dramatiſche und drama- turgiſche Schriften; X, 1846–74 [Jn- halt: Das graue Männlein (Schſp.). – Die Gunſt des Augenblicks (Lſp.). – Hans Heiling (O.) – Verirrungen (Schſp.) – Die Kirmes (O.). – Treue Liebe (Schſp.). – Wer bin ich? (P.). – Der Zigeuner (O.). – Briefe aus Paris. – Über Theaterſchulen. – Ge- ſchichte der deutſchen Schauſpielkunſt. – Meine Erinnerungen an Felix Men- delsſohn-Bartholdy und ſeine Briefe an mich]. – Eduard und Thereſe Devrient: Briefwechſel; hrsg. von Hans Devrient, 1909. Devrient, Otto, jüngſter Sohn des Vorigen, wurde am 3. Oktober 1838 in Berlin geboren, erhielt ſeine Schulbildung ſeit 1844 in Dresden und ſeit 1852 in Karlsruhe, betrat 1856 in Karlsruhe die Bühne, ver- ſuchte ſich dann ſeit 1859 in Stutt- gart, Berlin und Leipzig und kehrte 1863 nach Karlsruhe zurück, wo er als Künſtler die Richtung ſeines Va- ters verfolgte. Mit dem 1. April 1873 trat er als Schauſpielregiſſeur u. Charakterſpieler an die Hofbühne zu Weimar über und machte ſich hier beſonders durch die Jnſzenierung beider Teile von Goethes „Fauſt“ verdient. Seit 1876 artiſtiſcher Büh- nenleiter des National-Theaters in Mannheim, ging er 1878 als Jnten- dant des Stadttheaters nach Frank- furt a M., gab aber ſchon im Febr. 1879 ſeine Entlaſſung. Er lebte ſeit 1880 meiſt in Jena, wurde hier zum Ehrenbürger und von der Univerſi- tät 1883 zum Dr. phil. h. c. ernannt und übernahm am 1. Januar 1884 die Leitung der Hofbühne in Olden- burg. Jm Juni 1889 zum Direktor des königl. Schauſpielhauſes nach Berlin berufen, trat er am 1. Sept. 1889 ſeine neue Stellung an, aber ſchon im Dezbr. 1890 von derſelben zurück. Zu Anfang des folgenden Jahres ſiedelte er wieder nach Jena über und beſchäftigte ſich in der Folge vielfach mit der Aufführung ſeiner *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/16
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/16>, abgerufen am 22.12.2024.