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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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vierte das Lehrerseminar in Eichstätt
u. wirkte dann sechs Jahre als Leh-
rer in dieser Stadt. Seit 1865 in
einer abgelegenen Gegend Bayerns
wirkend, studierte er fünf Jahre lang
das Volksleben u. begann nun seine
Arbeit an der zeitgemäßen Hebung
der katholischen Volksbildung durch
Gründung eines Erziehungsvereins
und durch Herausgabe einer Reihe
von pädagog. Zeitschriften, Volks-
schriften und Kalendern. Die Be-
liebtheit seiner Publikationen ermög-
lichte es ihm, in Donauwörth 1875
eine große Anstalt, das Cassianeum,
zu gründen, das ein Pädagogium,
ein Knabeninstitut, eine technisch-
literarische Fachschule, eine umfang-
reiche pädagogische Bibliothek ent-
hält und mit einer Buchdruckerei,
Buchhandlung und Chromolithogra-
phie verbunden ist. Auer leitet diese
Anstalt noch heute. Unter seinen Ka-
lendern ist besonders der "Monika-
Kalender" für Eltern hervorzuheben,
den A. mit eigenen Beiträgen füllt.

S:

Klaus der Knecht (Volkserzäh-
lung), 2. A. 1886. - Franzi die Hau-
serin (desgl.), 2. A. 1886. - Der
Besentoni (desgl.), 1890. - Schwä-
bische Volksmärchen, 2. A. 1886. -
Maria von Brabant (Tr. Dramat.
Versuch), 1897. 3. A. 1906. - Haus-
brot (M., Sg., Lr., Spr., Geschn., mit
Rich. von Kralik hrsg.), 1907; 1.-7.
Heft 1907-08.

*Auerbach, Alfred,

von mütter-
licher Seite dem berühmten Berthold
Auerbach verwandt, wurde am 9.
Juni 1873 in Stuttgart geboren, wo
er auch das Realgymnasium besuchte,
kam mit seinen Eltern in den acht-
ziger Jahren nach Frankfurt a. M.
und wurde hier gegen seine innere
Neigung dem Kaufmannsstande zu-
geführt. Sieben Jahre hielt er darin
aus; dann besuchte er seit 1895 das
Dr. Hochsche Konservatorium in
Frankfurt, angeblich, um Gesang u.
Deklamation zu studieren, in Wirk-
[Spaltenumbruch]

Aue
lichkeit aber, um aus den ihn anwi-
dernden Verhältnissen herauszukom-
men. Nach erfolgreicher dramatischer
Prüfung wurde er 1898 direkt durch
Emil Claar für das Frankfurter
Schauspielhaus gewonnen, an wel-
chem er dann nach Grüns Tode das
charakteristische Fach übernahm und
bald eine große Popularität errang.
Diese bestimmte ihn dann auch, seine
früheren literarischen Versuche zu ver-
öffentlichen, zunächst auf dem ihm so
vertrauten Gebiete schwäbischer Dia-
lektdichtung. Seit 1906 ist er auch
dramat. Lehrer am Dr. Hochschen Kon-
servatorium.

S:

Schwobeköpf (Länd-
liches Bild), 1904. 2. A. 1908. - Aus
Schillers Jugendzeit (2 dram. Sze-
nen: D'r Herr Regimentsfeldscher. -
Schiller auf der Solitude), 1905. -
Schwobastreich (2 ländliche Kom.:
D'Erbschaft. - D'r Weltontergang),
1905. - Die letscht' Sau (Burleske),
1906.

Auerbach, Berthold,

geb. am
28. Februar 1812 zu Nordstetten im
Schwarzwalde, stammte v. jüdischen
Eltern ab und verlebte, umgeben von
10 Geschwistern, seine Jugend bis
z. 12. Jahre in seinem Heimatdorfe.
Zum jüdischen Gelehrten bestimmt,
kam er dann auf die Talmudschule in
Hechingen und nach zwei Jahren zur
Fortsetzung seiner theologischen Stu-
dien nach Karlsruhe, wo er weitere
drei Jahre blieb. Aber in diesen drei
Jahren vollzog sich in ihm der erste
wichtige Prozeß -- er erkannte, daß
der theologische Beruf seinen inner-
sten Neigungen nicht entspreche, und
daß er demselben eine Befriedigung
abzugewinnen nie imstande sein
würde. So entschied er sich denn für
eine weltliche Tätigkeit und ging im
Frühjahr 1830 von Karlsruhe nach
Stuttgart, wo er die oberen Klassen
des Gymnasiums absolvierte und sich
mit großer Vorliebe dem Studium
des Lateinischen u. Griechischen wid-
mete. Entschlossen, sich "zur Rechts-

*


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Aue
vierte das Lehrerſeminar in Eichſtätt
u. wirkte dann ſechs Jahre als Leh-
rer in dieſer Stadt. Seit 1865 in
einer abgelegenen Gegend Bayerns
wirkend, ſtudierte er fünf Jahre lang
das Volksleben u. begann nun ſeine
Arbeit an der zeitgemäßen Hebung
der katholiſchen Volksbildung durch
Gründung eines Erziehungsvereins
und durch Herausgabe einer Reihe
von pädagog. Zeitſchriften, Volks-
ſchriften und Kalendern. Die Be-
liebtheit ſeiner Publikationen ermög-
lichte es ihm, in Donauwörth 1875
eine große Anſtalt, das Caſſianeum,
zu gründen, das ein Pädagogium,
ein Knabeninſtitut, eine techniſch-
literariſche Fachſchule, eine umfang-
reiche pädagogiſche Bibliothek ent-
hält und mit einer Buchdruckerei,
Buchhandlung und Chromolithogra-
phie verbunden iſt. Auer leitet dieſe
Anſtalt noch heute. Unter ſeinen Ka-
lendern iſt beſonders der „Monika-
Kalender“ für Eltern hervorzuheben,
den A. mit eigenen Beiträgen füllt.

S:

Klaus der Knecht (Volkserzäh-
lung), 2. A. 1886. – Franzi die Hau-
ſerin (desgl.), 2. A. 1886. – Der
Beſentoni (desgl.), 1890. – Schwä-
biſche Volksmärchen, 2. A. 1886. –
Maria von Brabant (Tr. Dramat.
Verſuch), 1897. 3. A. 1906. – Haus-
brot (M., Sg., Lr., Spr., Geſchn., mit
Rich. von Kralik hrsg.), 1907; 1.–7.
Heft 1907–08.

*Auerbach, Alfred,

von mütter-
licher Seite dem berühmten Berthold
Auerbach verwandt, wurde am 9.
Juni 1873 in Stuttgart geboren, wo
er auch das Realgymnaſium beſuchte,
kam mit ſeinen Eltern in den acht-
ziger Jahren nach Frankfurt a. M.
und wurde hier gegen ſeine innere
Neigung dem Kaufmannsſtande zu-
geführt. Sieben Jahre hielt er darin
aus; dann beſuchte er ſeit 1895 das
Dr. Hochſche Konſervatorium in
Frankfurt, angeblich, um Geſang u.
Deklamation zu ſtudieren, in Wirk-
[Spaltenumbruch]

Aue
lichkeit aber, um aus den ihn anwi-
dernden Verhältniſſen herauszukom-
men. Nach erfolgreicher dramatiſcher
Prüfung wurde er 1898 direkt durch
Emil Claar für das Frankfurter
Schauſpielhaus gewonnen, an wel-
chem er dann nach Grüns Tode das
charakteriſtiſche Fach übernahm und
bald eine große Popularität errang.
Dieſe beſtimmte ihn dann auch, ſeine
früheren literariſchen Verſuche zu ver-
öffentlichen, zunächſt auf dem ihm ſo
vertrauten Gebiete ſchwäbiſcher Dia-
lektdichtung. Seit 1906 iſt er auch
dramat. Lehrer am Dr. Hochſchen Kon-
ſervatorium.

S:

Schwobeköpf (Länd-
liches Bild), 1904. 2. A. 1908. – Aus
Schillers Jugendzeit (2 dram. Sze-
nen: D’r Herr Regimentsfeldſcher. –
Schiller auf der Solitude), 1905. –
Schwobaſtreich (2 ländliche Kom.:
D’Erbſchaft. – D’r Weltontergang),
1905. – Die letſcht’ Sau (Burleske),
1906.

Auerbach, Berthold,

geb. am
28. Februar 1812 zu Nordſtetten im
Schwarzwalde, ſtammte v. jüdiſchen
Eltern ab und verlebte, umgeben von
10 Geſchwiſtern, ſeine Jugend bis
z. 12. Jahre in ſeinem Heimatdorfe.
Zum jüdiſchen Gelehrten beſtimmt,
kam er dann auf die Talmudſchule in
Hechingen und nach zwei Jahren zur
Fortſetzung ſeiner theologiſchen Stu-
dien nach Karlsruhe, wo er weitere
drei Jahre blieb. Aber in dieſen drei
Jahren vollzog ſich in ihm der erſte
wichtige Prozeß — er erkannte, daß
der theologiſche Beruf ſeinen inner-
ſten Neigungen nicht entſpreche, und
daß er demſelben eine Befriedigung
abzugewinnen nie imſtande ſein
würde. So entſchied er ſich denn für
eine weltliche Tätigkeit und ging im
Frühjahr 1830 von Karlsruhe nach
Stuttgart, wo er die oberen Klaſſen
des Gymnaſiums abſolvierte und ſich
mit großer Vorliebe dem Studium
des Lateiniſchen u. Griechiſchen wid-
mete. Entſchloſſen, ſich „zur Rechts-

*
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[86/0090] Aue Aue vierte das Lehrerſeminar in Eichſtätt u. wirkte dann ſechs Jahre als Leh- rer in dieſer Stadt. Seit 1865 in einer abgelegenen Gegend Bayerns wirkend, ſtudierte er fünf Jahre lang das Volksleben u. begann nun ſeine Arbeit an der zeitgemäßen Hebung der katholiſchen Volksbildung durch Gründung eines Erziehungsvereins und durch Herausgabe einer Reihe von pädagog. Zeitſchriften, Volks- ſchriften und Kalendern. Die Be- liebtheit ſeiner Publikationen ermög- lichte es ihm, in Donauwörth 1875 eine große Anſtalt, das Caſſianeum, zu gründen, das ein Pädagogium, ein Knabeninſtitut, eine techniſch- literariſche Fachſchule, eine umfang- reiche pädagogiſche Bibliothek ent- hält und mit einer Buchdruckerei, Buchhandlung und Chromolithogra- phie verbunden iſt. Auer leitet dieſe Anſtalt noch heute. Unter ſeinen Ka- lendern iſt beſonders der „Monika- Kalender“ für Eltern hervorzuheben, den A. mit eigenen Beiträgen füllt. S: Klaus der Knecht (Volkserzäh- lung), 2. A. 1886. – Franzi die Hau- ſerin (desgl.), 2. A. 1886. – Der Beſentoni (desgl.), 1890. – Schwä- biſche Volksmärchen, 2. A. 1886. – Maria von Brabant (Tr. Dramat. Verſuch), 1897. 3. A. 1906. – Haus- brot (M., Sg., Lr., Spr., Geſchn., mit Rich. von Kralik hrsg.), 1907; 1.–7. Heft 1907–08. *Auerbach, Alfred, von mütter- licher Seite dem berühmten Berthold Auerbach verwandt, wurde am 9. Juni 1873 in Stuttgart geboren, wo er auch das Realgymnaſium beſuchte, kam mit ſeinen Eltern in den acht- ziger Jahren nach Frankfurt a. M. und wurde hier gegen ſeine innere Neigung dem Kaufmannsſtande zu- geführt. Sieben Jahre hielt er darin aus; dann beſuchte er ſeit 1895 das Dr. Hochſche Konſervatorium in Frankfurt, angeblich, um Geſang u. Deklamation zu ſtudieren, in Wirk- lichkeit aber, um aus den ihn anwi- dernden Verhältniſſen herauszukom- men. Nach erfolgreicher dramatiſcher Prüfung wurde er 1898 direkt durch Emil Claar für das Frankfurter Schauſpielhaus gewonnen, an wel- chem er dann nach Grüns Tode das charakteriſtiſche Fach übernahm und bald eine große Popularität errang. Dieſe beſtimmte ihn dann auch, ſeine früheren literariſchen Verſuche zu ver- öffentlichen, zunächſt auf dem ihm ſo vertrauten Gebiete ſchwäbiſcher Dia- lektdichtung. Seit 1906 iſt er auch dramat. Lehrer am Dr. Hochſchen Kon- ſervatorium. S: Schwobeköpf (Länd- liches Bild), 1904. 2. A. 1908. – Aus Schillers Jugendzeit (2 dram. Sze- nen: D’r Herr Regimentsfeldſcher. – Schiller auf der Solitude), 1905. – Schwobaſtreich (2 ländliche Kom.: D’Erbſchaft. – D’r Weltontergang), 1905. – Die letſcht’ Sau (Burleske), 1906. Auerbach, Berthold, geb. am 28. Februar 1812 zu Nordſtetten im Schwarzwalde, ſtammte v. jüdiſchen Eltern ab und verlebte, umgeben von 10 Geſchwiſtern, ſeine Jugend bis z. 12. Jahre in ſeinem Heimatdorfe. Zum jüdiſchen Gelehrten beſtimmt, kam er dann auf die Talmudſchule in Hechingen und nach zwei Jahren zur Fortſetzung ſeiner theologiſchen Stu- dien nach Karlsruhe, wo er weitere drei Jahre blieb. Aber in dieſen drei Jahren vollzog ſich in ihm der erſte wichtige Prozeß — er erkannte, daß der theologiſche Beruf ſeinen inner- ſten Neigungen nicht entſpreche, und daß er demſelben eine Befriedigung abzugewinnen nie imſtande ſein würde. So entſchied er ſich denn für eine weltliche Tätigkeit und ging im Frühjahr 1830 von Karlsruhe nach Stuttgart, wo er die oberen Klaſſen des Gymnaſiums abſolvierte und ſich mit großer Vorliebe dem Studium des Lateiniſchen u. Griechiſchen wid- mete. Entſchloſſen, ſich „zur Rechts- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/90>, abgerufen am 18.12.2024.