Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Böh lag, und das er durch die erforder-lichen Prüfungen 1869 zum Abschluß brachte. Nun begab er sich nach Neut- lingen, um Gustav Werners Anstal- ten näher kennen zu lernen, darauf als Oberhelfer an das Johannis- stift in Berlin, war seit 1870 Pfarr- helfer an der Luisenbühlkirche in St. Gallen, später im oberen Thurgau, hierauf Pfarrverweser in Schwamen- dingen-Oberlikon bei Zürich, Pastor adjunktus an der reformierten Kirche in Mitau (Livland), Pfarrer in den toggenburgischen Bergen und endlich Pfarrer der Kirchgemeinde Kirchberg in Alttoggenburg. Diese Stelle legte er aus Unzufriedenheit mit den Schul- verhältnissen 1876 nieder, wanderte zu Fuß abermals nach Reutlingen, von hier zum Missionsdirektor Dr. Fabri in Barmen, wurde nach erfolgter Prüfung in Koblenz mit allen Rech- ten eines preußischen Geistlichen be- traut und zum Synodalhilfsprediger für Elberfeld-Barmen ernannt. Jn die Schweiz zurückgekehrt, wirkte er als Pfarrverweser in Schwellbrunn, Walzenhausen (Appenzell), nach einem in London Studien halber verbrach- ten halben Jahre als Pfarrverweser in Pfyn und wurde im Oktober 1882 Pfarrer der Kirchgemeinde Nußbau- men (Thurgau). Gegenwärtig ist er Archivar in St. Gallen. S: Wanda *Böhlau, Helene, * am 22. Novbr. Böh Anknüpfungspunkte. Jhrem frühzei-tig hervortretenden, fast leidenschaft- lichen Hange zur Schriftstellerei wurde von ihren Eltern manches Hemmnis gelegt, doch söhnten sich letztere damit um so lieber aus, als die Erfolge, welche Helene B. in kurzer Zeit er- rang, wirklich überraschend waren. Auf einer Reise durch den Orient lernte sie in Konstantinopel ihren Gatten kennen, Omaral Raschid Bey, mit dem sie sich 1886 verheira- tete. Sie fand in ihm einen verständ- nisvollen Freund und Berater und verdankt ihm die Entwicklung ihrer künstlerischen Lebensauffassung. Seit 1900 leben die Ehegatten in München. S: Novellen (Jm Banne des Todes. Böhler, Marie, geb. am 22. Juni *
Böh lag, und das er durch die erforder-lichen Prüfungen 1869 zum Abſchluß brachte. Nun begab er ſich nach Neut- lingen, um Guſtav Werners Anſtal- ten näher kennen zu lernen, darauf als Oberhelfer an das Johannis- ſtift in Berlin, war ſeit 1870 Pfarr- helfer an der Luiſenbühlkirche in St. Gallen, ſpäter im oberen Thurgau, hierauf Pfarrverweſer in Schwamen- dingen-Oberlikon bei Zürich, Paſtor adjunktus an der reformierten Kirche in Mitau (Livland), Pfarrer in den toggenburgiſchen Bergen und endlich Pfarrer der Kirchgemeinde Kirchberg in Alttoggenburg. Dieſe Stelle legte er aus Unzufriedenheit mit den Schul- verhältniſſen 1876 nieder, wanderte zu Fuß abermals nach Reutlingen, von hier zum Miſſionsdirektor Dr. Fabri in Barmen, wurde nach erfolgter Prüfung in Koblenz mit allen Rech- ten eines preußiſchen Geiſtlichen be- traut und zum Synodalhilfsprediger für Elberfeld-Barmen ernannt. Jn die Schweiz zurückgekehrt, wirkte er als Pfarrverweſer in Schwellbrunn, Walzenhauſen (Appenzell), nach einem in London Studien halber verbrach- ten halben Jahre als Pfarrverweſer in Pfyn und wurde im Oktober 1882 Pfarrer der Kirchgemeinde Nußbau- men (Thurgau). Gegenwärtig iſt er Archivar in St. Gallen. S: Wanda *Böhlau, Helene, * am 22. Novbr. Böh Anknüpfungspunkte. Jhrem frühzei-tig hervortretenden, faſt leidenſchaft- lichen Hange zur Schriftſtellerei wurde von ihren Eltern manches Hemmnis gelegt, doch ſöhnten ſich letztere damit um ſo lieber aus, als die Erfolge, welche Helene B. in kurzer Zeit er- rang, wirklich überraſchend waren. Auf einer Reiſe durch den Orient lernte ſie in Konſtantinopel ihren Gatten kennen, Omaral Raſchid Bey, mit dem ſie ſich 1886 verheira- tete. Sie fand in ihm einen verſtänd- nisvollen Freund und Berater und verdankt ihm die Entwicklung ihrer künſtleriſchen Lebensauffaſſung. Seit 1900 leben die Ehegatten in München. S: Novellen (Jm Banne des Todes. Böhler, Marie, geb. am 22. Juni *
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Böh
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lag, und das er durch die erforder-
lichen Prüfungen 1869 zum Abſchluß
brachte. Nun begab er ſich nach Neut-
lingen, um Guſtav Werners Anſtal-
ten näher kennen zu lernen, darauf
als Oberhelfer an das Johannis-
ſtift in Berlin, war ſeit 1870 Pfarr-
helfer an der Luiſenbühlkirche in St.
Gallen, ſpäter im oberen Thurgau,
hierauf Pfarrverweſer in Schwamen-
dingen-Oberlikon bei Zürich, Paſtor
adjunktus an der reformierten Kirche
in Mitau (Livland), Pfarrer in den
toggenburgiſchen Bergen und endlich
Pfarrer der Kirchgemeinde Kirchberg
in Alttoggenburg. Dieſe Stelle legte
er aus Unzufriedenheit mit den Schul-
verhältniſſen 1876 nieder, wanderte
zu Fuß abermals nach Reutlingen, von
hier zum Miſſionsdirektor Dr. Fabri
in Barmen, wurde nach erfolgter
Prüfung in Koblenz mit allen Rech-
ten eines preußiſchen Geiſtlichen be-
traut und zum Synodalhilfsprediger
für Elberfeld-Barmen ernannt. Jn
die Schweiz zurückgekehrt, wirkte er
als Pfarrverweſer in Schwellbrunn,
Walzenhauſen (Appenzell), nach einem
in London Studien halber verbrach-
ten halben Jahre als Pfarrverweſer
in Pfyn und wurde im Oktober 1882
Pfarrer der Kirchgemeinde Nußbau-
men (Thurgau). Gegenwärtig iſt er
Archivar in St. Gallen.
S: Wanda
(Romant. D.), 1896.
*Böhlau, Helene, * am 22. Novbr.
1859 zu Weimar, erhielt im Hauſe
ihrer gebildeten und wohlhabenden
Eltern eine äußerſt ſorgfältige Er-
ziehung und Bildung, die durch wie-
derholte Reiſen und im Verkehr mit
gebildeten Familien nur noch mehr
vertieft wurde. So bereiſte ſie mehr-
mals Deutſchland nach verſchiedenen
Richtungen, beſuchte Jtalien, wo ſie
zu Venedig bald das Opfer einer ge-
fährlichen Krankheit geworden wäre,
weilte längere Zeit in der Familie
des Malers von Suchodolski in Dres-
den und fand auch in Berlin viele
Anknüpfungspunkte. Jhrem frühzei-
tig hervortretenden, faſt leidenſchaft-
lichen Hange zur Schriftſtellerei wurde
von ihren Eltern manches Hemmnis
gelegt, doch ſöhnten ſich letztere damit
um ſo lieber aus, als die Erfolge,
welche Helene B. in kurzer Zeit er-
rang, wirklich überraſchend waren.
Auf einer Reiſe durch den Orient
lernte ſie in Konſtantinopel ihren
Gatten kennen, Omaral Raſchid
Bey, mit dem ſie ſich 1886 verheira-
tete. Sie fand in ihm einen verſtänd-
nisvollen Freund und Berater und
verdankt ihm die Entwicklung ihrer
künſtleriſchen Lebensauffaſſung. Seit
1900 leben die Ehegatten in München.
S: Novellen (Jm Banne des Todes.
– Salin Kaliſke. – Maleen), 1882.
2. A. u. d. T.: Salin Kaliſke (Nn.),
1902. – Der ſchöne Valentin. Die
alten Leutchen (2 Nn.), 1886. 2. A.
u. d. T.: Der ſchöne Valentin (Nn.),
1903. – Reines Herzens ſchuldig (R.),
1888. – Herzenswahn (R.), 1888. –
Ratsmädelgeſchichten, 1888. 10. A.
1908. Jns Engliſche überſ. von Mar-
garet Kemp, 1901. – Jm Troſſe der
Kunſt und andere Novellen, 1889. –
Jm friſchen Waſſer (R.); II, 1891. –
Der Rangierbahnhof (R.), 1895. 10.
A. 1909. – Das Recht der Mutter (R.),
1896. 9. A. 1909. – Neue Ratsmädel-
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– Altweimariſche Liebes- und Ehege-
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1898. – Schlimme Flitterwochen (Nn.),
1898. 3. A. 1907. – Halbtier! (R.),
1899. 6. A. 1907. – Philiſter über
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(Altweimariſche Geſchn.), 1903. – Die
Kriſtallkugel (Altweimariſche Geſch.),
1903. – Sommerſeele. Mutterſehn-
ſucht (2 Nn.), 1904. – Das Haus zur
Flamm’ (R.), 1907.
Böhler, Marie, geb. am 22. Juni
1881 in Frankfurt a. M. als die Toch-
ter eines Fabrikbeſitzers, erhielt ihre
Schulbildung in einer höheren Töch-
terſchule daſelbſt und danach durch
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