gen zu helfen, was ihm zu nehmen beliebt; denn es ist unter der Würde eines Türken, etwas selbst zu thun. Sie trinken nie über dem Essen, ob sie sich gleich hinlängliche Zeit dazu nehmen; allein, so bald der Tisch weggeschaffet ist, bringt ein Sclave einen Becher mit Sorbet, und hernach Kaffee und Tobak, womit sein Herr den Ueberrest des Tages zubringt. Jhre Gefäße sind insgesammt irden oder von Porzellan. Jhr Schlaf.Gegen die Nacht werden eine Matte, Betttücher und eine Decke gebracht, und sie schlafen an eben demsel- ben Orte, wo sie essen, trinken, rauchen, spielen und den Tag in Müssiggang zubringen.
Uebungen in der Jugend.
Dieß ist ihre beständige Lebensart, so bald sie die Jugendjahre verlassen haben; denn von dem funfzehn- ten Jahre an bis zum zwanzigsten üben sie sich in den Waffen, im Reiten, den Bogen und den Wurfspieß zu gebrauchen, in andern ähnlichen Fertigkeiten. Sie sind auch, ihrer hohen Sättel und kurzen Steig- bügel ungeachtet, vortreffliche Reiter, indem sie ihre Pferde ohne Gerte und Spornen sehr geschickt zu re- gieren wissen, wobey sie sich eines Stabes 3 Fuß lang bedienen, welchen sie in die Mitte fassen, und mit den beyden Enden die Bewegung des Pferdes, so wie es nöthig ist, leiten. Jhre Pferde sind sehr schnell, und strecken sich im Laufen so lang, daß sie mit den Bäuchen die Erde zu berühren scheinen. Die Türken werfen den Spieß zu Pferde so geschickt, daß sie in vollem Jagen selten das Ziel verfehlen; und was noch mehr zu bewundern ist, so werfen sie ihren Spieß so weit vor sich her als sie können, folgen in vollem Gallop, und heben ihn im Vorbeysprengen von
der
gen zu helfen, was ihm zu nehmen beliebt; denn es iſt unter der Wuͤrde eines Tuͤrken, etwas ſelbſt zu thun. Sie trinken nie uͤber dem Eſſen, ob ſie ſich gleich hinlaͤngliche Zeit dazu nehmen; allein, ſo bald der Tiſch weggeſchaffet iſt, bringt ein Sclave einen Becher mit Sorbet, und hernach Kaffee und Tobak, womit ſein Herr den Ueberreſt des Tages zubringt. Jhre Gefaͤße ſind insgeſammt irden oder von Porzellan. Jhr Schlaf.Gegen die Nacht werden eine Matte, Betttuͤcher und eine Decke gebracht, und ſie ſchlafen an eben demſel- ben Orte, wo ſie eſſen, trinken, rauchen, ſpielen und den Tag in Muͤſſiggang zubringen.
Uebungen in der Jugend.
Dieß iſt ihre beſtaͤndige Lebensart, ſo bald ſie die Jugendjahre verlaſſen haben; denn von dem funfzehn- ten Jahre an bis zum zwanzigſten uͤben ſie ſich in den Waffen, im Reiten, den Bogen und den Wurfſpieß zu gebrauchen, in andern aͤhnlichen Fertigkeiten. Sie ſind auch, ihrer hohen Saͤttel und kurzen Steig- buͤgel ungeachtet, vortreffliche Reiter, indem ſie ihre Pferde ohne Gerte und Spornen ſehr geſchickt zu re- gieren wiſſen, wobey ſie ſich eines Stabes 3 Fuß lang bedienen, welchen ſie in die Mitte faſſen, und mit den beyden Enden die Bewegung des Pferdes, ſo wie es noͤthig iſt, leiten. Jhre Pferde ſind ſehr ſchnell, und ſtrecken ſich im Laufen ſo lang, daß ſie mit den Baͤuchen die Erde zu beruͤhren ſcheinen. Die Tuͤrken werfen den Spieß zu Pferde ſo geſchickt, daß ſie in vollem Jagen ſelten das Ziel verfehlen; und was noch mehr zu bewundern iſt, ſo werfen ſie ihren Spieß ſo weit vor ſich her als ſie koͤnnen, folgen in vollem Gallop, und heben ihn im Vorbeyſprengen von
der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0078"n="68"/>
gen zu helfen, was ihm zu nehmen beliebt; denn es<lb/>
iſt unter der Wuͤrde eines Tuͤrken, etwas ſelbſt zu<lb/>
thun. Sie trinken nie uͤber dem Eſſen, ob ſie ſich<lb/>
gleich hinlaͤngliche Zeit dazu nehmen; allein, ſo bald<lb/>
der Tiſch weggeſchaffet iſt, bringt ein Sclave einen<lb/>
Becher mit Sorbet, und hernach Kaffee und Tobak,<lb/>
womit ſein Herr den Ueberreſt des Tages zubringt.<lb/>
Jhre Gefaͤße ſind insgeſammt irden oder von Porzellan.<lb/><noteplace="left">Jhr Schlaf.</note>Gegen die Nacht werden eine Matte, Betttuͤcher und<lb/>
eine Decke gebracht, und ſie ſchlafen an eben demſel-<lb/>
ben Orte, wo ſie eſſen, trinken, rauchen, ſpielen und<lb/>
den Tag in Muͤſſiggang zubringen.</p><lb/><noteplace="left">Uebungen in<lb/>
der Jugend.</note><p>Dieß iſt ihre beſtaͤndige Lebensart, ſo bald ſie die<lb/>
Jugendjahre verlaſſen haben; denn von dem funfzehn-<lb/>
ten Jahre an bis zum zwanzigſten uͤben ſie ſich in den<lb/>
Waffen, im Reiten, den Bogen und den Wurfſpieß<lb/>
zu gebrauchen, in andern aͤhnlichen Fertigkeiten.<lb/>
Sie ſind auch, ihrer hohen Saͤttel und kurzen Steig-<lb/>
buͤgel ungeachtet, vortreffliche Reiter, indem ſie ihre<lb/>
Pferde ohne Gerte und Spornen ſehr geſchickt zu re-<lb/>
gieren wiſſen, wobey ſie ſich eines Stabes 3 Fuß<lb/>
lang bedienen, welchen ſie in die Mitte faſſen, und<lb/>
mit den beyden Enden die Bewegung des Pferdes, ſo<lb/>
wie es noͤthig iſt, leiten. Jhre Pferde ſind ſehr<lb/>ſchnell, und ſtrecken ſich im Laufen ſo lang, daß ſie<lb/>
mit den Baͤuchen die Erde zu beruͤhren ſcheinen. Die<lb/>
Tuͤrken werfen den Spieß zu Pferde ſo geſchickt, daß<lb/>ſie in vollem Jagen ſelten das Ziel verfehlen; und<lb/>
was noch mehr zu bewundern iſt, ſo werfen ſie ihren<lb/>
Spieß ſo weit vor ſich her als ſie koͤnnen, folgen in<lb/>
vollem Gallop, und heben ihn im Vorbeyſprengen von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[68/0078]
gen zu helfen, was ihm zu nehmen beliebt; denn es
iſt unter der Wuͤrde eines Tuͤrken, etwas ſelbſt zu
thun. Sie trinken nie uͤber dem Eſſen, ob ſie ſich
gleich hinlaͤngliche Zeit dazu nehmen; allein, ſo bald
der Tiſch weggeſchaffet iſt, bringt ein Sclave einen
Becher mit Sorbet, und hernach Kaffee und Tobak,
womit ſein Herr den Ueberreſt des Tages zubringt.
Jhre Gefaͤße ſind insgeſammt irden oder von Porzellan.
Gegen die Nacht werden eine Matte, Betttuͤcher und
eine Decke gebracht, und ſie ſchlafen an eben demſel-
ben Orte, wo ſie eſſen, trinken, rauchen, ſpielen und
den Tag in Muͤſſiggang zubringen.
Jhr Schlaf.
Dieß iſt ihre beſtaͤndige Lebensart, ſo bald ſie die
Jugendjahre verlaſſen haben; denn von dem funfzehn-
ten Jahre an bis zum zwanzigſten uͤben ſie ſich in den
Waffen, im Reiten, den Bogen und den Wurfſpieß
zu gebrauchen, in andern aͤhnlichen Fertigkeiten.
Sie ſind auch, ihrer hohen Saͤttel und kurzen Steig-
buͤgel ungeachtet, vortreffliche Reiter, indem ſie ihre
Pferde ohne Gerte und Spornen ſehr geſchickt zu re-
gieren wiſſen, wobey ſie ſich eines Stabes 3 Fuß
lang bedienen, welchen ſie in die Mitte faſſen, und
mit den beyden Enden die Bewegung des Pferdes, ſo
wie es noͤthig iſt, leiten. Jhre Pferde ſind ſehr
ſchnell, und ſtrecken ſich im Laufen ſo lang, daß ſie
mit den Baͤuchen die Erde zu beruͤhren ſcheinen. Die
Tuͤrken werfen den Spieß zu Pferde ſo geſchickt, daß
ſie in vollem Jagen ſelten das Ziel verfehlen; und
was noch mehr zu bewundern iſt, ſo werfen ſie ihren
Spieß ſo weit vor ſich her als ſie koͤnnen, folgen in
vollem Gallop, und heben ihn im Vorbeyſprengen von
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/78>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.