Der Hafen und die Bay haben ihre eigenenDer Hafen. Schönheiten. Die Bay ist 3 Englische Meilen lang und eine breit, durchaus rein und tief, und hat ein so steiles Ufer, daß auch die größten Schiffe so nahe an das Land kommen können, daß man von dem Ufer darein steigen kann, und kein Both nöthig hat. An der Mündung des Hafens stehet Leanders Thurm, ein hohes viereckiges Gebäude, wo sich eine Quelle in dem Felsen befindet. Es ist mit einigen Kanonen besetzt, die Stadt im Nothfalle von dieser Seite zu vertheidigen.
Dem Hafen gegen über befinden sich vier beträcht-Vorstädte. liche Städte, welche aber als Vorstädte betrachtet werden, indem ihre Entfernung von der Stadt über dem Hafen so geringe ist, daß man leicht jemanden zurufen kann. Sie heißen Pacha, Galata, Pera und Tophana, und halten 8 Englische Meilen im Umfange. Pera ist der Ort, wo die fremden Ge- sandten und alle Franken wohnen, indem sie sich in der Stadt nicht aufhalten dürfen. Galata ist eigent- lich eine eigene Stadt, ist ganz artig gebauet und mit Mauern und großen Vorstädten umgeben. Es ist überaus volkreich, und wird größten Theils von Fran- ken und Christen bewohnt, und treibt große Hand- lung. Alle fremde Christen werden hier Franken ge- nannt. Am Ende des Hafens stehet das große Zeug-Arsenal. haus, welches einen beträchtlichen Raum einnimmt, und für 60000 Mann Gewehr enthält. Hier wer- den auch die Galeren in 120 Bögen verwahret.
Die Luft ist hier außerordentlich rein und so ge-Luft und Clim[a]. sund, daß die Einwohner keiner epidemischen Krank- heit ausgesetzt sind, außer der Pest, welche sie alle
Jahr
Der Hafen und die Bay haben ihre eigenenDer Hafen. Schoͤnheiten. Die Bay iſt 3 Engliſche Meilen lang und eine breit, durchaus rein und tief, und hat ein ſo ſteiles Ufer, daß auch die groͤßten Schiffe ſo nahe an das Land kommen koͤnnen, daß man von dem Ufer darein ſteigen kann, und kein Both noͤthig hat. An der Muͤndung des Hafens ſtehet Leanders Thurm, ein hohes viereckiges Gebaͤude, wo ſich eine Quelle in dem Felſen befindet. Es iſt mit einigen Kanonen beſetzt, die Stadt im Nothfalle von dieſer Seite zu vertheidigen.
Dem Hafen gegen uͤber befinden ſich vier betraͤcht-Vorſtaͤdte. liche Staͤdte, welche aber als Vorſtaͤdte betrachtet werden, indem ihre Entfernung von der Stadt uͤber dem Hafen ſo geringe iſt, daß man leicht jemanden zurufen kann. Sie heißen Pacha, Galata, Pera und Tophana, und halten 8 Engliſche Meilen im Umfange. Pera iſt der Ort, wo die fremden Ge- ſandten und alle Franken wohnen, indem ſie ſich in der Stadt nicht aufhalten duͤrfen. Galata iſt eigent- lich eine eigene Stadt, iſt ganz artig gebauet und mit Mauern und großen Vorſtaͤdten umgeben. Es iſt uͤberaus volkreich, und wird groͤßten Theils von Fran- ken und Chriſten bewohnt, und treibt große Hand- lung. Alle fremde Chriſten werden hier Franken ge- nannt. Am Ende des Hafens ſtehet das große Zeug-Arſenal. haus, welches einen betraͤchtlichen Raum einnimmt, und fuͤr 60000 Mann Gewehr enthaͤlt. Hier wer- den auch die Galeren in 120 Boͤgen verwahret.
Die Luft iſt hier außerordentlich rein und ſo ge-Luft und Clim[a]. ſund, daß die Einwohner keiner epidemiſchen Krank- heit ausgeſetzt ſind, außer der Peſt, welche ſie alle
Jahr
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0071"n="61"/><p>Der Hafen und die Bay haben ihre eigenen<noteplace="right">Der Hafen.</note><lb/>
Schoͤnheiten. Die Bay iſt 3 Engliſche Meilen<lb/>
lang und eine breit, durchaus rein und tief, und hat<lb/>
ein ſo ſteiles Ufer, daß auch die groͤßten Schiffe ſo<lb/>
nahe an das Land kommen koͤnnen, daß man von dem<lb/>
Ufer darein ſteigen kann, und kein Both noͤthig hat.<lb/>
An der Muͤndung des Hafens ſtehet Leanders Thurm,<lb/>
ein hohes viereckiges Gebaͤude, wo ſich eine Quelle in<lb/>
dem Felſen befindet. Es iſt mit einigen Kanonen<lb/>
beſetzt, die Stadt im Nothfalle von dieſer Seite zu<lb/>
vertheidigen.</p><lb/><p>Dem Hafen gegen uͤber befinden ſich vier betraͤcht-<noteplace="right">Vorſtaͤdte.</note><lb/>
liche Staͤdte, welche aber als Vorſtaͤdte betrachtet<lb/>
werden, indem ihre Entfernung von der Stadt uͤber<lb/>
dem Hafen ſo geringe iſt, daß man leicht jemanden<lb/>
zurufen kann. Sie heißen Pacha, Galata, Pera<lb/>
und Tophana, und halten 8 Engliſche Meilen im<lb/>
Umfange. Pera iſt der Ort, wo die fremden Ge-<lb/>ſandten und alle Franken wohnen, indem ſie ſich in<lb/>
der Stadt nicht aufhalten duͤrfen. Galata iſt eigent-<lb/>
lich eine eigene Stadt, iſt ganz artig gebauet und mit<lb/>
Mauern und großen Vorſtaͤdten umgeben. Es iſt<lb/>
uͤberaus volkreich, und wird groͤßten Theils von Fran-<lb/>
ken und Chriſten bewohnt, und treibt große Hand-<lb/>
lung. Alle fremde Chriſten werden hier Franken ge-<lb/>
nannt. Am Ende des Hafens ſtehet das große Zeug-<noteplace="right">Arſenal.</note><lb/>
haus, welches einen betraͤchtlichen Raum einnimmt,<lb/>
und fuͤr 60000 Mann Gewehr enthaͤlt. Hier wer-<lb/>
den auch die Galeren in 120 Boͤgen verwahret.</p><lb/><p>Die Luft iſt hier außerordentlich rein und ſo ge-<noteplace="right">Luft und<lb/>
Clim<supplied>a</supplied>.</note><lb/>ſund, daß die Einwohner keiner epidemiſchen Krank-<lb/>
heit ausgeſetzt ſind, außer der Peſt, welche ſie alle<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jahr</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[61/0071]
Der Hafen und die Bay haben ihre eigenen
Schoͤnheiten. Die Bay iſt 3 Engliſche Meilen
lang und eine breit, durchaus rein und tief, und hat
ein ſo ſteiles Ufer, daß auch die groͤßten Schiffe ſo
nahe an das Land kommen koͤnnen, daß man von dem
Ufer darein ſteigen kann, und kein Both noͤthig hat.
An der Muͤndung des Hafens ſtehet Leanders Thurm,
ein hohes viereckiges Gebaͤude, wo ſich eine Quelle in
dem Felſen befindet. Es iſt mit einigen Kanonen
beſetzt, die Stadt im Nothfalle von dieſer Seite zu
vertheidigen.
Der Hafen.
Dem Hafen gegen uͤber befinden ſich vier betraͤcht-
liche Staͤdte, welche aber als Vorſtaͤdte betrachtet
werden, indem ihre Entfernung von der Stadt uͤber
dem Hafen ſo geringe iſt, daß man leicht jemanden
zurufen kann. Sie heißen Pacha, Galata, Pera
und Tophana, und halten 8 Engliſche Meilen im
Umfange. Pera iſt der Ort, wo die fremden Ge-
ſandten und alle Franken wohnen, indem ſie ſich in
der Stadt nicht aufhalten duͤrfen. Galata iſt eigent-
lich eine eigene Stadt, iſt ganz artig gebauet und mit
Mauern und großen Vorſtaͤdten umgeben. Es iſt
uͤberaus volkreich, und wird groͤßten Theils von Fran-
ken und Chriſten bewohnt, und treibt große Hand-
lung. Alle fremde Chriſten werden hier Franken ge-
nannt. Am Ende des Hafens ſtehet das große Zeug-
haus, welches einen betraͤchtlichen Raum einnimmt,
und fuͤr 60000 Mann Gewehr enthaͤlt. Hier wer-
den auch die Galeren in 120 Boͤgen verwahret.
Vorſtaͤdte.
Arſenal.
Die Luft iſt hier außerordentlich rein und ſo ge-
ſund, daß die Einwohner keiner epidemiſchen Krank-
heit ausgeſetzt ſind, außer der Peſt, welche ſie alle
Jahr
Luft und
Clima.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/71>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.