noch Aufschrift hat. Nahe dabey stehet die Schlan- gensäule von Metall und von beträchtlicher Höhe, welche aus drey verschlungenen Schlangen bestehet, die mit ihren Schwänzen auf dem Boden stehen, und oben drey Köpfe mit aufgesperrten Rachen und ausgestreckter Zunge zeigen. Jn einiger Entfernung davon befinden sich zwey andere Säulen, und zwar in einem großen Hofe, der zur Uebung mit Pfeilen und Bogen bestimmt ist, wo die Schützen sehr oft nach einem Ziele, welches nicht größer als ein Englischer Schilling ist, aus einer Entfernung von 100 Schrit- ten schießen. Der Maidan, oder Paradeplatz ist sehr groß und geräumig, und dienet allen Ständen zur Erfrischung.
Die vornehmste Moschee ist die Moschee St.Jhre Mo- scheen. Sophia, welche ehedem eine christliche Kirche-war. Sie ist 120 Schritt lang und 80 breit. An jeder Seite befindet sich eine Halle oder ein Vorgebäude, welches auf 30 Säulen, jede 16 Fuß hoch, und mit schönen Capitälen geziert, getragen wird. Sie hat eine Kuppel, welche schön vergoldet und mit vortreffli- cher Musiv-Arbeit gezieret ist. Der Fußboden ist von Marmor und mit Decken belegt. Das Grab Constantins des Großen ist noch vorhanden, und wird von den Türken sehr verehret, ob sie gleich sonst weder Gemählde noch Bildsäulen in ihren Moscheen dulden. Dieß ist aber auch das einige alte Gebäude dieser Art, welches hier vorhanden ist. Denn alle übrige Moscheen sind von Groß-Sultans oder Groß- Sultaninnen gebauet, deren Nahmen sie auch führen. Sie sind nach eben dem Muster gebauet, und nur in der Größe verschieden, und haben dabey eine Menge
Spring-
D 5
noch Aufſchrift hat. Nahe dabey ſtehet die Schlan- genſaͤule von Metall und von betraͤchtlicher Hoͤhe, welche aus drey verſchlungenen Schlangen beſtehet, die mit ihren Schwaͤnzen auf dem Boden ſtehen, und oben drey Koͤpfe mit aufgeſperrten Rachen und ausgeſtreckter Zunge zeigen. Jn einiger Entfernung davon befinden ſich zwey andere Saͤulen, und zwar in einem großen Hofe, der zur Uebung mit Pfeilen und Bogen beſtimmt iſt, wo die Schuͤtzen ſehr oft nach einem Ziele, welches nicht groͤßer als ein Engliſcher Schilling iſt, aus einer Entfernung von 100 Schrit- ten ſchießen. Der Maidan, oder Paradeplatz iſt ſehr groß und geraͤumig, und dienet allen Staͤnden zur Erfriſchung.
Die vornehmſte Moſchee iſt die Moſchee St.Jhre Mo- ſcheen. Sophia, welche ehedem eine chriſtliche Kirche-war. Sie iſt 120 Schritt lang und 80 breit. An jeder Seite befindet ſich eine Halle oder ein Vorgebaͤude, welches auf 30 Saͤulen, jede 16 Fuß hoch, und mit ſchoͤnen Capitaͤlen geziert, getragen wird. Sie hat eine Kuppel, welche ſchoͤn vergoldet und mit vortreffli- cher Muſiv-Arbeit gezieret iſt. Der Fußboden iſt von Marmor und mit Decken belegt. Das Grab Conſtantins des Großen iſt noch vorhanden, und wird von den Tuͤrken ſehr verehret, ob ſie gleich ſonſt weder Gemaͤhlde noch Bildſaͤulen in ihren Moſcheen dulden. Dieß iſt aber auch das einige alte Gebaͤude dieſer Art, welches hier vorhanden iſt. Denn alle uͤbrige Moſcheen ſind von Groß-Sultans oder Groß- Sultaninnen gebauet, deren Nahmen ſie auch fuͤhren. Sie ſind nach eben dem Muſter gebauet, und nur in der Groͤße verſchieden, und haben dabey eine Menge
Spring-
D 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0067"n="57"/>
noch Aufſchrift hat. Nahe dabey ſtehet die Schlan-<lb/>
genſaͤule von Metall und von betraͤchtlicher Hoͤhe,<lb/>
welche aus drey verſchlungenen Schlangen beſtehet,<lb/>
die mit ihren Schwaͤnzen auf dem Boden ſtehen,<lb/>
und oben drey Koͤpfe mit aufgeſperrten Rachen und<lb/>
ausgeſtreckter Zunge zeigen. Jn einiger Entfernung<lb/>
davon befinden ſich zwey andere Saͤulen, und zwar in<lb/>
einem großen Hofe, der zur Uebung mit Pfeilen und<lb/>
Bogen beſtimmt iſt, wo die Schuͤtzen ſehr oft nach<lb/>
einem Ziele, welches nicht groͤßer als ein Engliſcher<lb/>
Schilling iſt, aus einer Entfernung von 100 Schrit-<lb/>
ten ſchießen. Der Maidan, oder Paradeplatz iſt<lb/>ſehr groß und geraͤumig, und dienet allen Staͤnden<lb/>
zur Erfriſchung.</p><lb/><p>Die vornehmſte Moſchee iſt die Moſchee St.<noteplace="right">Jhre Mo-<lb/>ſcheen.</note><lb/>
Sophia, welche ehedem eine chriſtliche Kirche-war.<lb/>
Sie iſt 120 Schritt lang und 80 breit. An jeder<lb/>
Seite befindet ſich eine Halle oder ein Vorgebaͤude,<lb/>
welches auf 30 Saͤulen, jede 16 Fuß hoch, und mit<lb/>ſchoͤnen Capitaͤlen geziert, getragen wird. Sie hat<lb/>
eine Kuppel, welche ſchoͤn vergoldet und mit vortreffli-<lb/>
cher Muſiv-Arbeit gezieret iſt. Der Fußboden iſt<lb/>
von Marmor und mit Decken belegt. Das Grab<lb/>
Conſtantins des Großen iſt noch vorhanden, und wird<lb/>
von den Tuͤrken ſehr verehret, ob ſie gleich ſonſt<lb/>
weder Gemaͤhlde noch Bildſaͤulen in ihren Moſcheen<lb/>
dulden. Dieß iſt aber auch das einige alte Gebaͤude<lb/>
dieſer Art, welches hier vorhanden iſt. Denn alle<lb/>
uͤbrige Moſcheen ſind von Groß-Sultans oder Groß-<lb/>
Sultaninnen gebauet, deren Nahmen ſie auch fuͤhren.<lb/>
Sie ſind nach eben dem Muſter gebauet, und nur in<lb/>
der Groͤße verſchieden, und haben dabey eine Menge<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Spring-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[57/0067]
noch Aufſchrift hat. Nahe dabey ſtehet die Schlan-
genſaͤule von Metall und von betraͤchtlicher Hoͤhe,
welche aus drey verſchlungenen Schlangen beſtehet,
die mit ihren Schwaͤnzen auf dem Boden ſtehen,
und oben drey Koͤpfe mit aufgeſperrten Rachen und
ausgeſtreckter Zunge zeigen. Jn einiger Entfernung
davon befinden ſich zwey andere Saͤulen, und zwar in
einem großen Hofe, der zur Uebung mit Pfeilen und
Bogen beſtimmt iſt, wo die Schuͤtzen ſehr oft nach
einem Ziele, welches nicht groͤßer als ein Engliſcher
Schilling iſt, aus einer Entfernung von 100 Schrit-
ten ſchießen. Der Maidan, oder Paradeplatz iſt
ſehr groß und geraͤumig, und dienet allen Staͤnden
zur Erfriſchung.
Die vornehmſte Moſchee iſt die Moſchee St.
Sophia, welche ehedem eine chriſtliche Kirche-war.
Sie iſt 120 Schritt lang und 80 breit. An jeder
Seite befindet ſich eine Halle oder ein Vorgebaͤude,
welches auf 30 Saͤulen, jede 16 Fuß hoch, und mit
ſchoͤnen Capitaͤlen geziert, getragen wird. Sie hat
eine Kuppel, welche ſchoͤn vergoldet und mit vortreffli-
cher Muſiv-Arbeit gezieret iſt. Der Fußboden iſt
von Marmor und mit Decken belegt. Das Grab
Conſtantins des Großen iſt noch vorhanden, und wird
von den Tuͤrken ſehr verehret, ob ſie gleich ſonſt
weder Gemaͤhlde noch Bildſaͤulen in ihren Moſcheen
dulden. Dieß iſt aber auch das einige alte Gebaͤude
dieſer Art, welches hier vorhanden iſt. Denn alle
uͤbrige Moſcheen ſind von Groß-Sultans oder Groß-
Sultaninnen gebauet, deren Nahmen ſie auch fuͤhren.
Sie ſind nach eben dem Muſter gebauet, und nur in
der Groͤße verſchieden, und haben dabey eine Menge
Spring-
Jhre Mo-
ſcheen.
D 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/67>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.