Pferde aus Mangel an Futter. Es war dabey merk- würdig, daß die Heuschrecken unsere Armee niemals verließen, und so bald wir nur unsere Gezelte aufschlu- gen, so ließen sie sich nieder und bedeckten das ganze Lager. Wir feuerten die Kanonen und das kleine Gewehr ab, und streueten Pulver auf den Boden und zündeten es an, sie zu vertreiben; aber alles verge- bens. Sie begleiteten uns auf unserm Marsche Die Türken kommen zum Vorschein.längs dem Flusse, bis zum 27sten, da wir die Türki- sche Armee entdeckten, welche eben über den Fluß ge- hen wollte. Der General Janus ward zwar sogleich mit einem Corps und 12 Kanonen abgeschickt, ihnen den Uebergang streitig zu machen. Allein es war zu spät, denn die Hälfte der Armee war bereits über den Fluß, ehe er ankommen konnte, daher er es für das klügste hielt, sich zur Armee zurück zu ziehen. Es war in der That erstaunlich, daß wir von einer so zahlrei- chen Armee, welche aus nicht weniger als 200000 Mann bestand, nicht eher die geringste Nachricht hat- ten, als bis wir sie vor Augen sahen.
Die Russen stellen sich in Schlachtord- nung.
Unsere Armee stellete sich in einiger Entfernung von dem Flusse in Schlachtordnung, in der Hoffnung, sie zu einem Treffen zu bringen. Allein, sie hielten sich über einen Kanonenschuß von uns entfernt, und dehn- ten ihre zahlreiche Armee aus, um uns zu umringen, und uns von dem Flusse abzuschneiden. Wir blieben unter dem Gewehre bis in die Nacht, und da wir ihre Absicht entdeckten, so zogen wir uns in großer Unord- nung zurück, den Fluß zu behaupten, wobey alle unsere Divisionen in der Finsterniß von einander ge- trennet wurden, und da wir jetzt großen Mangel an Pferden litten, so verbrannten wir einen Theil unserer
Bagage-
Pferde aus Mangel an Futter. Es war dabey merk- wuͤrdig, daß die Heuſchrecken unſere Armee niemals verließen, und ſo bald wir nur unſere Gezelte aufſchlu- gen, ſo ließen ſie ſich nieder und bedeckten das ganze Lager. Wir feuerten die Kanonen und das kleine Gewehr ab, und ſtreueten Pulver auf den Boden und zuͤndeten es an, ſie zu vertreiben; aber alles verge- bens. Sie begleiteten uns auf unſerm Marſche Die Tuͤrken kommen zum Vorſchein.laͤngs dem Fluſſe, bis zum 27ſten, da wir die Tuͤrki- ſche Armee entdeckten, welche eben uͤber den Fluß ge- hen wollte. Der General Janus ward zwar ſogleich mit einem Corps und 12 Kanonen abgeſchickt, ihnen den Uebergang ſtreitig zu machen. Allein es war zu ſpaͤt, denn die Haͤlfte der Armee war bereits uͤber den Fluß, ehe er ankommen konnte, daher er es fuͤr das kluͤgſte hielt, ſich zur Armee zuruͤck zu ziehen. Es war in der That erſtaunlich, daß wir von einer ſo zahlrei- chen Armee, welche aus nicht weniger als 200000 Mann beſtand, nicht eher die geringſte Nachricht hat- ten, als bis wir ſie vor Augen ſahen.
Die Ruſſen ſtellen ſich in Schlachtord- nung.
Unſere Armee ſtellete ſich in einiger Entfernung von dem Fluſſe in Schlachtordnung, in der Hoffnung, ſie zu einem Treffen zu bringen. Allein, ſie hielten ſich uͤber einen Kanonenſchuß von uns entfernt, und dehn- ten ihre zahlreiche Armee aus, um uns zu umringen, und uns von dem Fluſſe abzuſchneiden. Wir blieben unter dem Gewehre bis in die Nacht, und da wir ihre Abſicht entdeckten, ſo zogen wir uns in großer Unord- nung zuruͤck, den Fluß zu behaupten, wobey alle unſere Diviſionen in der Finſterniß von einander ge- trennet wurden, und da wir jetzt großen Mangel an Pferden litten, ſo verbrannten wir einen Theil unſerer
Bagage-
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Pferde aus Mangel an Futter. Es war dabey merk-
wuͤrdig, daß die Heuſchrecken unſere Armee niemals
verließen, und ſo bald wir nur unſere Gezelte aufſchlu-
gen, ſo ließen ſie ſich nieder und bedeckten das ganze
Lager. Wir feuerten die Kanonen und das kleine
Gewehr ab, und ſtreueten Pulver auf den Boden und
zuͤndeten es an, ſie zu vertreiben; aber alles verge-
bens. Sie begleiteten uns auf unſerm Marſche
laͤngs dem Fluſſe, bis zum 27ſten, da wir die Tuͤrki-
ſche Armee entdeckten, welche eben uͤber den Fluß ge-
hen wollte. Der General Janus ward zwar ſogleich
mit einem Corps und 12 Kanonen abgeſchickt, ihnen
den Uebergang ſtreitig zu machen. Allein es war zu
ſpaͤt, denn die Haͤlfte der Armee war bereits uͤber den
Fluß, ehe er ankommen konnte, daher er es fuͤr das
kluͤgſte hielt, ſich zur Armee zuruͤck zu ziehen. Es war
in der That erſtaunlich, daß wir von einer ſo zahlrei-
chen Armee, welche aus nicht weniger als 200000
Mann beſtand, nicht eher die geringſte Nachricht hat-
ten, als bis wir ſie vor Augen ſahen.
Die Tuͤrken
kommen zum
Vorſchein.
Unſere Armee ſtellete ſich in einiger Entfernung
von dem Fluſſe in Schlachtordnung, in der Hoffnung,
ſie zu einem Treffen zu bringen. Allein, ſie hielten ſich
uͤber einen Kanonenſchuß von uns entfernt, und dehn-
ten ihre zahlreiche Armee aus, um uns zu umringen,
und uns von dem Fluſſe abzuſchneiden. Wir blieben
unter dem Gewehre bis in die Nacht, und da wir ihre
Abſicht entdeckten, ſo zogen wir uns in großer Unord-
nung zuruͤck, den Fluß zu behaupten, wobey alle
unſere Diviſionen in der Finſterniß von einander ge-
trennet wurden, und da wir jetzt großen Mangel an
Pferden litten, ſo verbrannten wir einen Theil unſerer
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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