und 20000 Kosaken in völligem Marsche zu uns, mit welchen Verstärkungen wir 130000 Mann stark waren.
Da der Kaiser nun entschlossen war, aufzubre-Feldzug ge- gen die Tür- ken. chen, ohne auf die übrige Macht zu warten, so ward Befehl gegeben, alle bey der Armee befindliche Wei- ber fortzuschicken. Allein die Kaiserinn drang dar- auf, daß sie ihren Gemahl begleiten wollte, welches ihr auch zugestanden ward, worauf die Generals um eben dieselbe Freyheit für ihre Gemahlinnen anhielten, damit sie der Kaiserinn aufwarten könnten, welches sie auch erhielten. Die übrigen Officier-Weiber glaub- ten nun, daß sie eben dasselbe Recht hätten, und blie- ben, des Befehls ungeachtet, bey der Armee. Ob nun gleich dadurch das Gepäck unserer Armee ansehn- lich vermehret ward, so war uns doch dieser Umstand am Ende außerordentlich vortheilhaft.
Es scheinet, daß unser plötzlicher Aufbruch durch das geheime Verständniß mit Brancowen, Fürsten der Moldau, veranlasset worden, welcher nicht allein mit seiner ganzen Macht zu uns zu stoßen, sondern uns auch hinlänglich mit Lebensmitteln und rauhem Futter zu versehen versprach, wovon er doch nichts halten konnte. Denn so bald der Großherr von seiner Em- pörung Nachricht erhielt, entsetzte er ihn seines Für- stenthums und gab dasselbe dem Cantemir, Fürsten der Wallachey, mit dem Befehle, sich des Branco- wen zu bemächtigen, und denselben nach Constantino- pel zu schicken. Zugleich ward demselben aufgetra- gen, eine Brücke über die Donau zu schlagen, den Uebergang der Türken über diesen Fluß zu erleichtern, indem sie uns entgegen rücken wollten. Allein, die
Türken
und 20000 Koſaken in voͤlligem Marſche zu uns, mit welchen Verſtaͤrkungen wir 130000 Mann ſtark waren.
Da der Kaiſer nun entſchloſſen war, aufzubre-Feldzug ge- gen die Tuͤr- ken. chen, ohne auf die uͤbrige Macht zu warten, ſo ward Befehl gegeben, alle bey der Armee befindliche Wei- ber fortzuſchicken. Allein die Kaiſerinn drang dar- auf, daß ſie ihren Gemahl begleiten wollte, welches ihr auch zugeſtanden ward, worauf die Generals um eben dieſelbe Freyheit fuͤr ihre Gemahlinnen anhielten, damit ſie der Kaiſerinn aufwarten koͤnnten, welches ſie auch erhielten. Die uͤbrigen Officier-Weiber glaub- ten nun, daß ſie eben daſſelbe Recht haͤtten, und blie- ben, des Befehls ungeachtet, bey der Armee. Ob nun gleich dadurch das Gepaͤck unſerer Armee anſehn- lich vermehret ward, ſo war uns doch dieſer Umſtand am Ende außerordentlich vortheilhaft.
Es ſcheinet, daß unſer ploͤtzlicher Aufbruch durch das geheime Verſtaͤndniß mit Brancowen, Fuͤrſten der Moldau, veranlaſſet worden, welcher nicht allein mit ſeiner ganzen Macht zu uns zu ſtoßen, ſondern uns auch hinlaͤnglich mit Lebensmitteln und rauhem Futter zu verſehen verſprach, wovon er doch nichts halten konnte. Denn ſo bald der Großherr von ſeiner Em- poͤrung Nachricht erhielt, entſetzte er ihn ſeines Fuͤr- ſtenthums und gab daſſelbe dem Cantemir, Fuͤrſten der Wallachey, mit dem Befehle, ſich des Branco- wen zu bemaͤchtigen, und denſelben nach Conſtantino- pel zu ſchicken. Zugleich ward demſelben aufgetra- gen, eine Bruͤcke uͤber die Donau zu ſchlagen, den Uebergang der Tuͤrken uͤber dieſen Fluß zu erleichtern, indem ſie uns entgegen ruͤcken wollten. Allein, die
Tuͤrken
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und 20000 Koſaken in voͤlligem Marſche zu uns,
mit welchen Verſtaͤrkungen wir 130000 Mann
ſtark waren.
Da der Kaiſer nun entſchloſſen war, aufzubre-
chen, ohne auf die uͤbrige Macht zu warten, ſo ward
Befehl gegeben, alle bey der Armee befindliche Wei-
ber fortzuſchicken. Allein die Kaiſerinn drang dar-
auf, daß ſie ihren Gemahl begleiten wollte, welches
ihr auch zugeſtanden ward, worauf die Generals um
eben dieſelbe Freyheit fuͤr ihre Gemahlinnen anhielten,
damit ſie der Kaiſerinn aufwarten koͤnnten, welches ſie
auch erhielten. Die uͤbrigen Officier-Weiber glaub-
ten nun, daß ſie eben daſſelbe Recht haͤtten, und blie-
ben, des Befehls ungeachtet, bey der Armee. Ob
nun gleich dadurch das Gepaͤck unſerer Armee anſehn-
lich vermehret ward, ſo war uns doch dieſer Umſtand
am Ende außerordentlich vortheilhaft.
Feldzug ge-
gen die Tuͤr-
ken.
Es ſcheinet, daß unſer ploͤtzlicher Aufbruch durch
das geheime Verſtaͤndniß mit Brancowen, Fuͤrſten
der Moldau, veranlaſſet worden, welcher nicht allein
mit ſeiner ganzen Macht zu uns zu ſtoßen, ſondern uns
auch hinlaͤnglich mit Lebensmitteln und rauhem Futter
zu verſehen verſprach, wovon er doch nichts halten
konnte. Denn ſo bald der Großherr von ſeiner Em-
poͤrung Nachricht erhielt, entſetzte er ihn ſeines Fuͤr-
ſtenthums und gab daſſelbe dem Cantemir, Fuͤrſten
der Wallachey, mit dem Befehle, ſich des Branco-
wen zu bemaͤchtigen, und denſelben nach Conſtantino-
pel zu ſchicken. Zugleich ward demſelben aufgetra-
gen, eine Bruͤcke uͤber die Donau zu ſchlagen, den
Uebergang der Tuͤrken uͤber dieſen Fluß zu erleichtern,
indem ſie uns entgegen ruͤcken wollten. Allein, die
Tuͤrken
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/55>, abgerufen am 25.11.2024.
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