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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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dig und mit Sümpfen und Morästen untermischt ist,
welcher großen Ueberfluß am Reiße giebt, womit sie
einen beträchtlichen Handel getrieben haben. Da er
aber zur Kriegszeit nicht so gesucht worden, so legten
sich die Einwohner auf die Erbauung des Jndigo,
und haben diesen Artikel ziemlich zur Vollkommenheit
gebracht. Sie haben sehr viel und verschiedene Früch-
te; aber ihre Pomeranzen und Weinstöcke werden oft
von den Nordwinden verderbt. Die Maulbeerbäume
wachsen hier in Menge und sehr groß, so daß sie recht
leicht eine Menge Seidenwürmer halten könnten, wel-
ches ihre Handlung mit einem sehr guten Zweige ver-
mehren würde. Das Land ist mit Gebüschen bedeckt;
ihre lebendige Eiche, die ein Jmmergrün ist, ist mei-
ner Meynung nach der Englischen Eiche zum Schiff-
baue vorzuziehen. Jhre Wälder haben einen Ueber-
fluß an Wildpret und wilden Vögeln, besonders an
Truthünern und Sommerenten; die letztern kamen,
seitdem der Reiß war gebauet worden, aus den innern
Theilen des Landes her. Sie sind überaus schön, und
werden als eine Rarität nahe bey Herren-Häusern ge-
halten. Von Sangvögeln giebt es hier sehr viele Ar-
ten, unter denen der Spottvogel der angenehmste ist.
Sie kommen heerdenweise aus den Wäldern, und sind
so zahm und kirre, daß sie sich auf die Häuser und auf
die Bäume vor den Fenstern setzen, besonders wenn sie
Musik oder singen hören, wobey sie mit großer Auf-
merksamkeit zuhören, und alsdann die Gesänge wie-
derholen. Jch nahm davon und von den Sommeren-
ten verschiedene mit, und wollte sie nach Britannien
bringen, sie starben aber alle, ich mochte sie warten,
wie ich wollte, auf der See.

Da

dig und mit Suͤmpfen und Moraͤſten untermiſcht iſt,
welcher großen Ueberfluß am Reiße giebt, womit ſie
einen betraͤchtlichen Handel getrieben haben. Da er
aber zur Kriegszeit nicht ſo geſucht worden, ſo legten
ſich die Einwohner auf die Erbauung des Jndigo,
und haben dieſen Artikel ziemlich zur Vollkommenheit
gebracht. Sie haben ſehr viel und verſchiedene Fruͤch-
te; aber ihre Pomeranzen und Weinſtoͤcke werden oft
von den Nordwinden verderbt. Die Maulbeerbaͤume
wachſen hier in Menge und ſehr groß, ſo daß ſie recht
leicht eine Menge Seidenwuͤrmer halten koͤnnten, wel-
ches ihre Handlung mit einem ſehr guten Zweige ver-
mehren wuͤrde. Das Land iſt mit Gebuͤſchen bedeckt;
ihre lebendige Eiche, die ein Jmmergruͤn iſt, iſt mei-
ner Meynung nach der Engliſchen Eiche zum Schiff-
baue vorzuziehen. Jhre Waͤlder haben einen Ueber-
fluß an Wildpret und wilden Voͤgeln, beſonders an
Truthuͤnern und Sommerenten; die letztern kamen,
ſeitdem der Reiß war gebauet worden, aus den innern
Theilen des Landes her. Sie ſind uͤberaus ſchoͤn, und
werden als eine Raritaͤt nahe bey Herren-Haͤuſern ge-
halten. Von Sangvoͤgeln giebt es hier ſehr viele Ar-
ten, unter denen der Spottvogel der angenehmſte iſt.
Sie kommen heerdenweiſe aus den Waͤldern, und ſind
ſo zahm und kirre, daß ſie ſich auf die Haͤuſer und auf
die Baͤume vor den Fenſtern ſetzen, beſonders wenn ſie
Muſik oder ſingen hoͤren, wobey ſie mit großer Auf-
merkſamkeit zuhoͤren, und alsdann die Geſaͤnge wie-
derholen. Jch nahm davon und von den Sommeren-
ten verſchiedene mit, und wollte ſie nach Britannien
bringen, ſie ſtarben aber alle, ich mochte ſie warten,
wie ich wollte, auf der See.

Da
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[520/0530] dig und mit Suͤmpfen und Moraͤſten untermiſcht iſt, welcher großen Ueberfluß am Reiße giebt, womit ſie einen betraͤchtlichen Handel getrieben haben. Da er aber zur Kriegszeit nicht ſo geſucht worden, ſo legten ſich die Einwohner auf die Erbauung des Jndigo, und haben dieſen Artikel ziemlich zur Vollkommenheit gebracht. Sie haben ſehr viel und verſchiedene Fruͤch- te; aber ihre Pomeranzen und Weinſtoͤcke werden oft von den Nordwinden verderbt. Die Maulbeerbaͤume wachſen hier in Menge und ſehr groß, ſo daß ſie recht leicht eine Menge Seidenwuͤrmer halten koͤnnten, wel- ches ihre Handlung mit einem ſehr guten Zweige ver- mehren wuͤrde. Das Land iſt mit Gebuͤſchen bedeckt; ihre lebendige Eiche, die ein Jmmergruͤn iſt, iſt mei- ner Meynung nach der Engliſchen Eiche zum Schiff- baue vorzuziehen. Jhre Waͤlder haben einen Ueber- fluß an Wildpret und wilden Voͤgeln, beſonders an Truthuͤnern und Sommerenten; die letztern kamen, ſeitdem der Reiß war gebauet worden, aus den innern Theilen des Landes her. Sie ſind uͤberaus ſchoͤn, und werden als eine Raritaͤt nahe bey Herren-Haͤuſern ge- halten. Von Sangvoͤgeln giebt es hier ſehr viele Ar- ten, unter denen der Spottvogel der angenehmſte iſt. Sie kommen heerdenweiſe aus den Waͤldern, und ſind ſo zahm und kirre, daß ſie ſich auf die Haͤuſer und auf die Baͤume vor den Fenſtern ſetzen, beſonders wenn ſie Muſik oder ſingen hoͤren, wobey ſie mit großer Auf- merkſamkeit zuhoͤren, und alsdann die Geſaͤnge wie- derholen. Jch nahm davon und von den Sommeren- ten verſchiedene mit, und wollte ſie nach Britannien bringen, ſie ſtarben aber alle, ich mochte ſie warten, wie ich wollte, auf der See. Da

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/530>, abgerufen am 21.11.2024.