brachten Klage, sondern wegen des Mangels der Ehr- erbiethung geschähe, die er seiner Person schuldig sey. Nach dieser Erklärung verließ ich ihn; Jrwing aber kam auf Scotts und Stuarts Vorbitte wieder los.
Als ich des Abends mit dem Prediger, dem Ein- nehmer, dem Lieutenant Dromgole und verschiede- nen andern in Gesellschaft saß, kam mein Bedienter und sagte mir, daß D. Jrwing, und ein gewisser Cuthbert mir und meinem Aufseher den Tod schwören, und daß sie vor ihre Thür, die gleich neben der mei- nigen war, und wo ich auf meinem Rückwege noth- wendig vorbey mußte, mit geladenen Pistolen auf mich warteten. Dieses erschreckte die Gesellschaft, und einige riethen mir, nach der Wache zu schicken, andere aber, die ganze Nacht zu bleiben, wo ich war. Als sie aber sahen, daß ich entschlossen war, nach Hause zu gehen, wollten sie mich begleiten, wofür ich ihnen höflich dankte, und sagte, da ich wüßte, daß alle Prahler verzagte Leute wären, so wolle ich mit meinem Aufseher ganz allein gehen; da aber der Mond sehr hell schien, und sie so weit sehen konnten, als ich gieng, so möchten sie an der Thür bleiben, bis ich bey diesen Meuchelmördern vorüber sey, damit sie das, was etwa vorfallen möchte, bezeugen könn- ten. Wir giengen mit aufgezogenen Pistolen, aber als wir vor D. Jrwings Thür kamen, befand er für gut, sich dahinter zu verbergen; ich blieb eine Zeit lang stehen, da ich aber alles still fand, so gieng ich ganz ruhig zu Bette. Als dieses den andern Tag mit allen Umständen dem Gouverneur erzählet wurde, antwortete er nach seiner gewöhnlichen Art, daß er mit Privatzänkereyen nichts zu thun habe; wenn
aber
brachten Klage, ſondern wegen des Mangels der Ehr- erbiethung geſchaͤhe, die er ſeiner Perſon ſchuldig ſey. Nach dieſer Erklaͤrung verließ ich ihn; Jrwing aber kam auf Scotts und Stuarts Vorbitte wieder los.
Als ich des Abends mit dem Prediger, dem Ein- nehmer, dem Lieutenant Dromgole und verſchiede- nen andern in Geſellſchaft ſaß, kam mein Bedienter und ſagte mir, daß D. Jrwing, und ein gewiſſer Cuthbert mir und meinem Aufſeher den Tod ſchwoͤren, und daß ſie vor ihre Thuͤr, die gleich neben der mei- nigen war, und wo ich auf meinem Ruͤckwege noth- wendig vorbey mußte, mit geladenen Piſtolen auf mich warteten. Dieſes erſchreckte die Geſellſchaft, und einige riethen mir, nach der Wache zu ſchicken, andere aber, die ganze Nacht zu bleiben, wo ich war. Als ſie aber ſahen, daß ich entſchloſſen war, nach Hauſe zu gehen, wollten ſie mich begleiten, wofuͤr ich ihnen hoͤflich dankte, und ſagte, da ich wuͤßte, daß alle Prahler verzagte Leute waͤren, ſo wolle ich mit meinem Aufſeher ganz allein gehen; da aber der Mond ſehr hell ſchien, und ſie ſo weit ſehen konnten, als ich gieng, ſo moͤchten ſie an der Thuͤr bleiben, bis ich bey dieſen Meuchelmoͤrdern voruͤber ſey, damit ſie das, was etwa vorfallen moͤchte, bezeugen koͤnn- ten. Wir giengen mit aufgezogenen Piſtolen, aber als wir vor D. Jrwings Thuͤr kamen, befand er fuͤr gut, ſich dahinter zu verbergen; ich blieb eine Zeit lang ſtehen, da ich aber alles ſtill fand, ſo gieng ich ganz ruhig zu Bette. Als dieſes den andern Tag mit allen Umſtaͤnden dem Gouverneur erzaͤhlet wurde, antwortete er nach ſeiner gewoͤhnlichen Art, daß er mit Privatzaͤnkereyen nichts zu thun habe; wenn
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brachten Klage, ſondern wegen des Mangels der Ehr-
erbiethung geſchaͤhe, die er ſeiner Perſon ſchuldig ſey.
Nach dieſer Erklaͤrung verließ ich ihn; Jrwing aber
kam auf Scotts und Stuarts Vorbitte wieder los.
Als ich des Abends mit dem Prediger, dem Ein-
nehmer, dem Lieutenant Dromgole und verſchiede-
nen andern in Geſellſchaft ſaß, kam mein Bedienter
und ſagte mir, daß D. Jrwing, und ein gewiſſer
Cuthbert mir und meinem Aufſeher den Tod ſchwoͤren,
und daß ſie vor ihre Thuͤr, die gleich neben der mei-
nigen war, und wo ich auf meinem Ruͤckwege noth-
wendig vorbey mußte, mit geladenen Piſtolen auf
mich warteten. Dieſes erſchreckte die Geſellſchaft,
und einige riethen mir, nach der Wache zu ſchicken,
andere aber, die ganze Nacht zu bleiben, wo ich war.
Als ſie aber ſahen, daß ich entſchloſſen war, nach
Hauſe zu gehen, wollten ſie mich begleiten, wofuͤr ich
ihnen hoͤflich dankte, und ſagte, da ich wuͤßte, daß
alle Prahler verzagte Leute waͤren, ſo wolle ich mit
meinem Aufſeher ganz allein gehen; da aber der
Mond ſehr hell ſchien, und ſie ſo weit ſehen konnten,
als ich gieng, ſo moͤchten ſie an der Thuͤr bleiben,
bis ich bey dieſen Meuchelmoͤrdern voruͤber ſey, damit
ſie das, was etwa vorfallen moͤchte, bezeugen koͤnn-
ten. Wir giengen mit aufgezogenen Piſtolen, aber
als wir vor D. Jrwings Thuͤr kamen, befand er fuͤr
gut, ſich dahinter zu verbergen; ich blieb eine Zeit
lang ſtehen, da ich aber alles ſtill fand, ſo gieng ich
ganz ruhig zu Bette. Als dieſes den andern Tag
mit allen Umſtaͤnden dem Gouverneur erzaͤhlet wurde,
antwortete er nach ſeiner gewoͤhnlichen Art, daß er
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/492>, abgerufen am 22.11.2024.
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