Der Secretair Snow kam jetzt mit verschiede- nen englischen Gefangenen, die er gegen Spanier ausgewechselt hatte, von Havannah zurück, und brachte noch zwölf andere mit, deren Ranzion Don Pedro Feron mir zur Vergeltung einiger kleinen Höf- lichkeiten, die ich ihm hier erwiesen hatte, schenkte, worunter zehn Schiffs-Capitains und ein Wundarzt waren. Herr Snow brachte auch vier Kisten Tha- ler, (oder 12000 Stück von Achten,) wie gesagt wurde, für den Gouverneur, und einen Beutel mit tausend Quadrupeln, einen goldenen Degen, ein Rohr mit einem goldenen Knopfe, goldene Schnallen und Knöpfe, und noch andere kostbare Geschenke mit; und da die Kisten nicht in geheim ans Land gebracht werden konnten, so wurde vorgegeben, daß der Gou- verneur Realen dahin geschickt und sie für Thaler aus- gewechselt habe; jedermann sahe aber den elenden Vorwand leicht ein, denn es war bekannt, daß nicht so viel Realen auf der ganzen Jnsel waren; außerdem waren damals über 100000 Thaler an diesem Orte, weil die Spanier sehr viele mitgebracht hatten, die Waaren einzulösen und Schiffsvorrath zu kaufen.
Als die Officiers der Kaper, die ihr Leben für diese Prise gewagt hatten, sahen, daß sie keine Ge- rechtigkeit erhalten konnten, so baten sie den Gouver- neur, ihnen, da das Geld nunmehr getheilet sey, zu erlauben, mit der Settee und ihrer Ladung an Kaufmannsgütern abzureisen, welches er auch auf sein Wort und Ehre versprach. Sie wurden aber unter verschiedenem Vorwande von Zeit zu Zeit zurückgehalten, bis die Leute ihren ganzen Antheil, der 450 Thaler auf den Mann
war,
Der Secretair Snow kam jetzt mit verſchiede- nen engliſchen Gefangenen, die er gegen Spanier ausgewechſelt hatte, von Havannah zuruͤck, und brachte noch zwoͤlf andere mit, deren Ranzion Don Pedro Feron mir zur Vergeltung einiger kleinen Hoͤf- lichkeiten, die ich ihm hier erwieſen hatte, ſchenkte, worunter zehn Schiffs-Capitains und ein Wundarzt waren. Herr Snow brachte auch vier Kiſten Tha- ler, (oder 12000 Stuͤck von Achten,) wie geſagt wurde, fuͤr den Gouverneur, und einen Beutel mit tauſend Quadrupeln, einen goldenen Degen, ein Rohr mit einem goldenen Knopfe, goldene Schnallen und Knoͤpfe, und noch andere koſtbare Geſchenke mit; und da die Kiſten nicht in geheim ans Land gebracht werden konnten, ſo wurde vorgegeben, daß der Gou- verneur Realen dahin geſchickt und ſie fuͤr Thaler aus- gewechſelt habe; jedermann ſahe aber den elenden Vorwand leicht ein, denn es war bekannt, daß nicht ſo viel Realen auf der ganzen Jnſel waren; außerdem waren damals uͤber 100000 Thaler an dieſem Orte, weil die Spanier ſehr viele mitgebracht hatten, die Waaren einzuloͤſen und Schiffsvorrath zu kaufen.
Als die Officiers der Kaper, die ihr Leben fuͤr dieſe Priſe gewagt hatten, ſahen, daß ſie keine Ge- rechtigkeit erhalten konnten, ſo baten ſie den Gouver- neur, ihnen, da das Geld nunmehr getheilet ſey, zu erlauben, mit der Settee und ihrer Ladung an Kaufmannsguͤtern abzureiſen, welches er auch auf ſein Wort und Ehre verſprach. Sie wurden aber unter verſchiedenem Vorwande von Zeit zu Zeit zuruͤckgehalten, bis die Leute ihren ganzen Antheil, der 450 Thaler auf den Mann
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Der Secretair Snow kam jetzt mit verſchiede-
nen engliſchen Gefangenen, die er gegen Spanier
ausgewechſelt hatte, von Havannah zuruͤck, und
brachte noch zwoͤlf andere mit, deren Ranzion Don
Pedro Feron mir zur Vergeltung einiger kleinen Hoͤf-
lichkeiten, die ich ihm hier erwieſen hatte, ſchenkte,
worunter zehn Schiffs-Capitains und ein Wundarzt
waren. Herr Snow brachte auch vier Kiſten Tha-
ler, (oder 12000 Stuͤck von Achten,) wie geſagt
wurde, fuͤr den Gouverneur, und einen Beutel mit
tauſend Quadrupeln, einen goldenen Degen, ein Rohr
mit einem goldenen Knopfe, goldene Schnallen und
Knoͤpfe, und noch andere koſtbare Geſchenke mit;
und da die Kiſten nicht in geheim ans Land gebracht
werden konnten, ſo wurde vorgegeben, daß der Gou-
verneur Realen dahin geſchickt und ſie fuͤr Thaler aus-
gewechſelt habe; jedermann ſahe aber den elenden
Vorwand leicht ein, denn es war bekannt, daß nicht
ſo viel Realen auf der ganzen Jnſel waren; außerdem
waren damals uͤber 100000 Thaler an dieſem
Orte, weil die Spanier ſehr viele mitgebracht hatten,
die Waaren einzuloͤſen und Schiffsvorrath zu kaufen.
Als die Officiers der Kaper, die ihr Leben fuͤr
dieſe Priſe gewagt hatten, ſahen, daß ſie keine Ge-
rechtigkeit erhalten konnten, ſo baten ſie den Gouver-
neur, ihnen, da das Geld nunmehr getheilet ſey,
zu erlauben, mit der Settee und ihrer Ladung an
Kaufmannsguͤtern abzureiſen, welches er auch auf
ſein Wort und Ehre verſprach. Sie wurden aber
unter verſchiedenem Vorwande von Zeit zu Zeit
zuruͤckgehalten, bis die Leute ihren ganzen
Antheil, der 450 Thaler auf den Mann
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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