dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh- ren. Der Französische Befehlshaber ward nachmals we- gen seiner schlechten Gegenwehr in die Bastille geschickt.
Vor Aire wurden die Laufgräben den 12ten September auf zwey Seiten geöffnet. Den 21sten thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit Verlust von 40 Mann zurück geschlagen ward. Den 23sten bemächtigten wir uns einer Redoute nach geringem Widerstande. Um diese Zeit über- gab der Marschall Villars das Commando der fran- zösischen Armee dem Marschall Harcourt, welchen der König zu dem Ende abgeschickt hatte. Den 8ten October nahmen wir eine andere Redoute mit stürmender Hand ein, und bemächtigten uns in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen Arbeiten und Beschwerden von unserer Seite verlang- te der Feind den 3ten November zu capitulieren, und den 12ten marschierte General Goesbriant der Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun- dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben. Unser Verlust bestand in dieser Belagerung in 7000 Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von Nassau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt ernannt, worauf unsere ganze Armee auf die Ebenen von Ryssel rückte, wo sie sich den 15ten trennte, und in die Winterquartiere gieng. So endigte sich dieser Feld- zug, der zugleich für mich der letzte in dieser Gegend war.
Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem Lande, selbst die durch Cäsars Siege so berühmten Ge- genden nicht ausgenommen, ein Beyspiel von einem so schnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar- mee in diesem Kriege hatte. Sie schlug jederzeit
weit
dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh- ren. Der Franzoͤſiſche Befehlshaber ward nachmals we- gen ſeiner ſchlechten Gegenwehr in die Baſtille geſchickt.
Vor Aire wurden die Laufgraͤben den 12ten September auf zwey Seiten geoͤffnet. Den 21ſten thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit Verluſt von 40 Mann zuruͤck geſchlagen ward. Den 23ſten bemaͤchtigten wir uns einer Redoute nach geringem Widerſtande. Um dieſe Zeit uͤber- gab der Marſchall Villars das Commando der fran- zoͤſiſchen Armee dem Marſchall Harcourt, welchen der Koͤnig zu dem Ende abgeſchickt hatte. Den 8ten October nahmen wir eine andere Redoute mit ſtuͤrmender Hand ein, und bemaͤchtigten uns in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen Arbeiten und Beſchwerden von unſerer Seite verlang- te der Feind den 3ten November zu capitulieren, und den 12ten marſchierte General Goesbriant der Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun- dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben. Unſer Verluſt beſtand in dieſer Belagerung in 7000 Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von Naſſau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt ernannt, worauf unſere ganze Armee auf die Ebenen von Ryſſel ruͤckte, wo ſie ſich den 15ten trennte, und in die Winterquartiere gieng. So endigte ſich dieſer Feld- zug, der zugleich fuͤr mich der letzte in dieſer Gegend war.
Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem Lande, ſelbſt die durch Caͤſars Siege ſo beruͤhmten Ge- genden nicht ausgenommen, ein Beyſpiel von einem ſo ſchnellen Fortgange der Waffen, als die alliirte Ar- mee in dieſem Kriege hatte. Sie ſchlug jederzeit
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dabey 940 Mann an Todten und Verwundeten verloh-
ren. Der Franzoͤſiſche Befehlshaber ward nachmals we-
gen ſeiner ſchlechten Gegenwehr in die Baſtille geſchickt.
Vor Aire wurden die Laufgraͤben den 12ten
September auf zwey Seiten geoͤffnet. Den 21ſten
thaten die Belagerten einen Ausfall, der aber mit
Verluſt von 40 Mann zuruͤck geſchlagen ward.
Den 23ſten bemaͤchtigten wir uns einer Redoute
nach geringem Widerſtande. Um dieſe Zeit uͤber-
gab der Marſchall Villars das Commando der fran-
zoͤſiſchen Armee dem Marſchall Harcourt, welchen
der Koͤnig zu dem Ende abgeſchickt hatte. Den
8ten October nahmen wir eine andere Redoute
mit ſtuͤrmender Hand ein, und bemaͤchtigten uns
in der Nacht des bedeckten Weges. Nach vielen
Arbeiten und Beſchwerden von unſerer Seite verlang-
te der Feind den 3ten November zu capitulieren,
und den 12ten marſchierte General Goesbriant der
Gouverneur mit 3628 Mann aus, 1500 Verwun-
dete nicht mitgerechnet, welche in der Stadt blieben.
Unſer Verluſt beſtand in dieſer Belagerung in 7000
Mann an Todten und Verwundeten. Der Graf von
Naſſau-Waldenburg ward zum Gouverneur der Stadt
ernannt, worauf unſere ganze Armee auf die Ebenen
von Ryſſel ruͤckte, wo ſie ſich den 15ten trennte, und in
die Winterquartiere gieng. So endigte ſich dieſer Feld-
zug, der zugleich fuͤr mich der letzte in dieſer Gegend war.
Vielleicht hat man zu keiner Zeit und in keinem
Lande, ſelbſt die durch Caͤſars Siege ſo beruͤhmten Ge-
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mee in dieſem Kriege hatte. Sie ſchlug jederzeit
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/44>, abgerufen am 18.12.2024.
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