Vor dem Kloster wurde die Kaiserinn von dem Herzoge von Holstein aus der Kutsche gehoben; ihre Schleppe wurde wie vorher getragen, und als sie ihre Andacht bey den Begräbnissen der Frauenzimmer von der Kaiserlichen Familie verrichtet hatte, begab sie sich wiederum an den Ort zurück, und wurde von dem Herzoge von Holstein in ihre Zimmer geführet, wo der Kaiser sie erwartete, und wo sie sich einige Zeit aufhielten, bis auf dem Solennitätensaale alles zubereitet war.
Tafel auf dem Solen- nitätensaale.
Dieser Saal ist wegen seiner Größe und Verzie- rungen einer der schönsten in Europa, und dabey sehr hell, indem die Fenster nach dem Verhältnisse dessel- ben groß sind; das Dach ruhet auf einem einzigen Pfeiler, der in der Mitte stehet; die Kränze und Fuß- gestelle sind von schöner Gipsarbeit; das ganze Pa- neelwerk ist von schöner Arbeit und 3 Fuß hoch. Er war rings herum mit rothem Sammet und reichem Brocat behangen; der Boden war mit Persianischen Teppichen bedeckt, die außerordentlich groß und schön waren. Um die Pfeiler herum war eine Tafel gesetzt, worauf goldene und silberne mit Edelsteinen und Per- len gezierte Gefäße standen. Die Tafel, woran Jhre Majestäten speisen sollten, stand auf einem er- höheten Boden, der mit rothem mit Tressen besetzten Sammet bedeckt, und darüber ein Himmel von der- gleichen Sammet mit goldenen Franzen war. Die Tafel, woran der Herzog von Holstein allein speisen sollte, war etwas von der andern entfernt und stand mitten im Saale; und etwas weiter hinunter, eben- falls mitten im Saale, war die Tafel für die Da- men, und auf beyden Seiten standen lange Tafeln,
eine
Vor dem Kloſter wurde die Kaiſerinn von dem Herzoge von Holſtein aus der Kutſche gehoben; ihre Schleppe wurde wie vorher getragen, und als ſie ihre Andacht bey den Begraͤbniſſen der Frauenzimmer von der Kaiſerlichen Familie verrichtet hatte, begab ſie ſich wiederum an den Ort zuruͤck, und wurde von dem Herzoge von Holſtein in ihre Zimmer gefuͤhret, wo der Kaiſer ſie erwartete, und wo ſie ſich einige Zeit aufhielten, bis auf dem Solennitaͤtenſaale alles zubereitet war.
Tafel auf dem Solen- nitaͤtenſaale.
Dieſer Saal iſt wegen ſeiner Groͤße und Verzie- rungen einer der ſchoͤnſten in Europa, und dabey ſehr hell, indem die Fenſter nach dem Verhaͤltniſſe deſſel- ben groß ſind; das Dach ruhet auf einem einzigen Pfeiler, der in der Mitte ſtehet; die Kraͤnze und Fuß- geſtelle ſind von ſchoͤner Gipsarbeit; das ganze Pa- neelwerk iſt von ſchoͤner Arbeit und 3 Fuß hoch. Er war rings herum mit rothem Sammet und reichem Brocat behangen; der Boden war mit Perſianiſchen Teppichen bedeckt, die außerordentlich groß und ſchoͤn waren. Um die Pfeiler herum war eine Tafel geſetzt, worauf goldene und ſilberne mit Edelſteinen und Per- len gezierte Gefaͤße ſtanden. Die Tafel, woran Jhre Majeſtaͤten ſpeiſen ſollten, ſtand auf einem er- hoͤheten Boden, der mit rothem mit Treſſen beſetzten Sammet bedeckt, und daruͤber ein Himmel von der- gleichen Sammet mit goldenen Franzen war. Die Tafel, woran der Herzog von Holſtein allein ſpeiſen ſollte, war etwas von der andern entfernt und ſtand mitten im Saale; und etwas weiter hinunter, eben- falls mitten im Saale, war die Tafel fuͤr die Da- men, und auf beyden Seiten ſtanden lange Tafeln,
eine
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0434"n="424"/><p>Vor dem Kloſter wurde die Kaiſerinn von dem<lb/>
Herzoge von Holſtein aus der Kutſche gehoben; ihre<lb/>
Schleppe wurde wie vorher getragen, und als ſie ihre<lb/>
Andacht bey den Begraͤbniſſen der Frauenzimmer von<lb/>
der Kaiſerlichen Familie verrichtet hatte, begab ſie<lb/>ſich wiederum an den Ort zuruͤck, und wurde von<lb/>
dem Herzoge von Holſtein in ihre Zimmer gefuͤhret,<lb/>
wo der Kaiſer ſie erwartete, und wo ſie ſich einige<lb/>
Zeit aufhielten, bis auf dem Solennitaͤtenſaale alles<lb/>
zubereitet war.</p><lb/><noteplace="left">Tafel auf<lb/>
dem Solen-<lb/>
nitaͤtenſaale.</note><p>Dieſer Saal iſt wegen ſeiner Groͤße und Verzie-<lb/>
rungen einer der ſchoͤnſten in Europa, und dabey ſehr<lb/>
hell, indem die Fenſter nach dem Verhaͤltniſſe deſſel-<lb/>
ben groß ſind; das Dach ruhet auf einem einzigen<lb/>
Pfeiler, der in der Mitte ſtehet; die Kraͤnze und Fuß-<lb/>
geſtelle ſind von ſchoͤner Gipsarbeit; das ganze Pa-<lb/>
neelwerk iſt von ſchoͤner Arbeit und 3 Fuß hoch. Er<lb/>
war rings herum mit rothem Sammet und reichem<lb/>
Brocat behangen; der Boden war mit Perſianiſchen<lb/>
Teppichen bedeckt, die außerordentlich groß und ſchoͤn<lb/>
waren. Um die Pfeiler herum war eine Tafel geſetzt,<lb/>
worauf goldene und ſilberne mit Edelſteinen und Per-<lb/>
len gezierte Gefaͤße ſtanden. Die Tafel, woran<lb/>
Jhre Majeſtaͤten ſpeiſen ſollten, ſtand auf einem er-<lb/>
hoͤheten Boden, der mit rothem mit Treſſen beſetzten<lb/>
Sammet bedeckt, und daruͤber ein Himmel von der-<lb/>
gleichen Sammet mit goldenen Franzen war. Die<lb/>
Tafel, woran der Herzog von Holſtein allein ſpeiſen<lb/>ſollte, war etwas von der andern entfernt und ſtand<lb/>
mitten im Saale; und etwas weiter hinunter, eben-<lb/>
falls mitten im Saale, war die Tafel fuͤr die Da-<lb/>
men, und auf beyden Seiten ſtanden lange Tafeln,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">eine</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[424/0434]
Vor dem Kloſter wurde die Kaiſerinn von dem
Herzoge von Holſtein aus der Kutſche gehoben; ihre
Schleppe wurde wie vorher getragen, und als ſie ihre
Andacht bey den Begraͤbniſſen der Frauenzimmer von
der Kaiſerlichen Familie verrichtet hatte, begab ſie
ſich wiederum an den Ort zuruͤck, und wurde von
dem Herzoge von Holſtein in ihre Zimmer gefuͤhret,
wo der Kaiſer ſie erwartete, und wo ſie ſich einige
Zeit aufhielten, bis auf dem Solennitaͤtenſaale alles
zubereitet war.
Dieſer Saal iſt wegen ſeiner Groͤße und Verzie-
rungen einer der ſchoͤnſten in Europa, und dabey ſehr
hell, indem die Fenſter nach dem Verhaͤltniſſe deſſel-
ben groß ſind; das Dach ruhet auf einem einzigen
Pfeiler, der in der Mitte ſtehet; die Kraͤnze und Fuß-
geſtelle ſind von ſchoͤner Gipsarbeit; das ganze Pa-
neelwerk iſt von ſchoͤner Arbeit und 3 Fuß hoch. Er
war rings herum mit rothem Sammet und reichem
Brocat behangen; der Boden war mit Perſianiſchen
Teppichen bedeckt, die außerordentlich groß und ſchoͤn
waren. Um die Pfeiler herum war eine Tafel geſetzt,
worauf goldene und ſilberne mit Edelſteinen und Per-
len gezierte Gefaͤße ſtanden. Die Tafel, woran
Jhre Majeſtaͤten ſpeiſen ſollten, ſtand auf einem er-
hoͤheten Boden, der mit rothem mit Treſſen beſetzten
Sammet bedeckt, und daruͤber ein Himmel von der-
gleichen Sammet mit goldenen Franzen war. Die
Tafel, woran der Herzog von Holſtein allein ſpeiſen
ſollte, war etwas von der andern entfernt und ſtand
mitten im Saale; und etwas weiter hinunter, eben-
falls mitten im Saale, war die Tafel fuͤr die Da-
men, und auf beyden Seiten ſtanden lange Tafeln,
eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/434>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.