Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei- ner so schweren Arbeit brachen wir auf, in der Absicht Arras zu belagern. Als der Feind solches merkte, gieng er in seine neuen Linien und vereitelte dadurch unser Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be- schlossen, und die Stadt den 13sten Julii berenneten. Den 23sten wurden die Laufgräben auf zwey Seiten eröffnet, die eine von dem General Schuylenburg und die andere von dem General Fagel. Die Fran- zösische Armee machte eine Bewegung, als wenn sie die Stadt entsetzen wollte; als sie aber sahe, daß wir bereit waren, sie zu empfangen, so zeigte sie sich bloß und zog sich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die Belagerung ward sehr lebhaft geführet. Den 29sten that die Besatzung einen Ausfall auf Fagels Seite, wo er fast ein ganzes Regiment Preussischer Garde zu Grunde richtete, welches zum Unglücke auf ein- mal gefeuert, sich dadurch verschossen hatte, und da- her von dem Feinde mit großem Verluste über den Haufen geworfen ward. Unser Regiment eilte ihm so gleich zu Hülfe, und hinderte, daß es nicht abge- Unglück sechs Schot- tischer Offi- ciers.schnitten ward. Denselben Tag begegnete sechs Of- ficieren von einem Schottischen Regimente, welche in einer Reihe auf dem Banquette saßen, das Unglück, daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Füße wegnahm, einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete. Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam, die übrigen mußten sterben. Diese unglückliche Ku- gel kam aus einer unserer eigenen Kanonen auf Schuy- lenburgs Seite, welche auf ein Bastion gerichtet war, aber unglücklicher Weise unsere eigenen Laufgräben
flankierte.
Belagerung von Bethune.
Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei- ner ſo ſchweren Arbeit brachen wir auf, in der Abſicht Arras zu belagern. Als der Feind ſolches merkte, gieng er in ſeine neuen Linien und vereitelte dadurch unſer Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be- ſchloſſen, und die Stadt den 13ſten Julii berenneten. Den 23ſten wurden die Laufgraͤben auf zwey Seiten eroͤffnet, die eine von dem General Schuylenburg und die andere von dem General Fagel. Die Fran- zoͤſiſche Armee machte eine Bewegung, als wenn ſie die Stadt entſetzen wollte; als ſie aber ſahe, daß wir bereit waren, ſie zu empfangen, ſo zeigte ſie ſich bloß und zog ſich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die Belagerung ward ſehr lebhaft gefuͤhret. Den 29ſten that die Beſatzung einen Ausfall auf Fagels Seite, wo er faſt ein ganzes Regiment Preuſſiſcher Garde zu Grunde richtete, welches zum Ungluͤcke auf ein- mal gefeuert, ſich dadurch verſchoſſen hatte, und da- her von dem Feinde mit großem Verluſte uͤber den Haufen geworfen ward. Unſer Regiment eilte ihm ſo gleich zu Huͤlfe, und hinderte, daß es nicht abge- Ungluͤck ſechs Schot- tiſcher Offi- ciers.ſchnitten ward. Denſelben Tag begegnete ſechs Of- ficieren von einem Schottiſchen Regimente, welche in einer Reihe auf dem Banquette ſaßen, das Ungluͤck, daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Fuͤße wegnahm, einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete. Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam, die uͤbrigen mußten ſterben. Dieſe ungluͤckliche Ku- gel kam aus einer unſerer eigenen Kanonen auf Schuy- lenburgs Seite, welche auf ein Baſtion gerichtet war, aber ungluͤcklicher Weiſe unſere eigenen Laufgraͤben
flankierte.
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Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei-
ner ſo ſchweren Arbeit brachen wir auf, in der Abſicht
Arras zu belagern. Als der Feind ſolches merkte,
gieng er in ſeine neuen Linien und vereitelte dadurch
unſer Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be-
ſchloſſen, und die Stadt den 13ſten Julii berenneten.
Den 23ſten wurden die Laufgraͤben auf zwey Seiten
eroͤffnet, die eine von dem General Schuylenburg
und die andere von dem General Fagel. Die Fran-
zoͤſiſche Armee machte eine Bewegung, als wenn ſie
die Stadt entſetzen wollte; als ſie aber ſahe, daß wir
bereit waren, ſie zu empfangen, ſo zeigte ſie ſich bloß
und zog ſich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die
Belagerung ward ſehr lebhaft gefuͤhret. Den 29ſten
that die Beſatzung einen Ausfall auf Fagels Seite,
wo er faſt ein ganzes Regiment Preuſſiſcher Garde
zu Grunde richtete, welches zum Ungluͤcke auf ein-
mal gefeuert, ſich dadurch verſchoſſen hatte, und da-
her von dem Feinde mit großem Verluſte uͤber den
Haufen geworfen ward. Unſer Regiment eilte ihm
ſo gleich zu Huͤlfe, und hinderte, daß es nicht abge-
ſchnitten ward. Denſelben Tag begegnete ſechs Of-
ficieren von einem Schottiſchen Regimente, welche in
einer Reihe auf dem Banquette ſaßen, das Ungluͤck,
daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Fuͤße wegnahm,
einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf
dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete.
Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam,
die uͤbrigen mußten ſterben. Dieſe ungluͤckliche Ku-
gel kam aus einer unſerer eigenen Kanonen auf Schuy-
lenburgs Seite, welche auf ein Baſtion gerichtet war,
aber ungluͤcklicher Weiſe unſere eigenen Laufgraͤben
flankierte.
Ungluͤck
ſechs Schot-
tiſcher Offi-
ciers.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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