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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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melten wir den Hof, und stellten in jeden Winkel ei-
ne Wache, hielten dabey unsere Gewehre bereit, und
waren sehr stille. Einer von unserer Gesellschaft, dem
aufgetragen war, auf die Bewegungen des Jungen
Achtung zu geben, wurde gewahr, daß er des Mor-
gens um 3 Uhr an die Hinterthüre gieng und sie öff-
nete, und da er ihm auf dem Fuße nachgieng, so
fand er, daß er sehr leise mit einem Manne redete.
Zwey von unserer Gesellschaft, die hinter ihm waren,
zogen sogleich den Kerl in das Haus, und machten
die Thüre fest zu. Sobald die beraubten Reisenden
ihn erblickten, erkannten sie ihn, und sagten alle ein-
stimmig, daß er einer von der Bande sey, die sie be-
raubet habe. Wir banden ihm hierauf Hände und
Füße, und als wir zur Hinterthüre hinaussahen, ent-
deckten wir eine Menge Menschen, die, wie wir glaub-
ten, auf Nachricht warteten. Als wir aber etwas
Schrot unter sie geschossen hatten, liefen sie in das
Holz zurücke. Wir fiengen alsdann an, den gefan-
genen Kerl zu examiniren, der vorgab, daß er der
Wirth vom Hause, und als ein ehrlicher Mann be-
kannt sey, auch keine Gemeinschaft mit Dieben und
Räubern habe; er drohete uns zugleich, daß wir
das ihm in seinem eigenen Hause angethane Unrecht
bereuen sollten. Die Beraubten aber blieben alle da-
bey, daß er das Haupt der Bande sey, und selbst ei-
nen von den Soldaten getödtet habe; wir beschlossen
also, ihn und alles, was im Hause war, mit uns zu
nehmen, und machten uns auf den Weg.

Wir reiseten den 4ten 64 Werste und kamen
nach Pense, einer befestigten Stadt mit einer starken
Besatzung, wo wir unsern Gefangenen dem Gouver-

neur
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melten wir den Hof, und ſtellten in jeden Winkel ei-
ne Wache, hielten dabey unſere Gewehre bereit, und
waren ſehr ſtille. Einer von unſerer Geſellſchaft, dem
aufgetragen war, auf die Bewegungen des Jungen
Achtung zu geben, wurde gewahr, daß er des Mor-
gens um 3 Uhr an die Hinterthuͤre gieng und ſie oͤff-
nete, und da er ihm auf dem Fuße nachgieng, ſo
fand er, daß er ſehr leiſe mit einem Manne redete.
Zwey von unſerer Geſellſchaft, die hinter ihm waren,
zogen ſogleich den Kerl in das Haus, und machten
die Thuͤre feſt zu. Sobald die beraubten Reiſenden
ihn erblickten, erkannten ſie ihn, und ſagten alle ein-
ſtimmig, daß er einer von der Bande ſey, die ſie be-
raubet habe. Wir banden ihm hierauf Haͤnde und
Fuͤße, und als wir zur Hinterthuͤre hinausſahen, ent-
deckten wir eine Menge Menſchen, die, wie wir glaub-
ten, auf Nachricht warteten. Als wir aber etwas
Schrot unter ſie geſchoſſen hatten, liefen ſie in das
Holz zuruͤcke. Wir fiengen alsdann an, den gefan-
genen Kerl zu examiniren, der vorgab, daß er der
Wirth vom Hauſe, und als ein ehrlicher Mann be-
kannt ſey, auch keine Gemeinſchaft mit Dieben und
Raͤubern habe; er drohete uns zugleich, daß wir
das ihm in ſeinem eigenen Hauſe angethane Unrecht
bereuen ſollten. Die Beraubten aber blieben alle da-
bey, daß er das Haupt der Bande ſey, und ſelbſt ei-
nen von den Soldaten getoͤdtet habe; wir beſchloſſen
alſo, ihn und alles, was im Hauſe war, mit uns zu
nehmen, und machten uns auf den Weg.

Wir reiſeten den 4ten 64 Werſte und kamen
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[401/0411] melten wir den Hof, und ſtellten in jeden Winkel ei- ne Wache, hielten dabey unſere Gewehre bereit, und waren ſehr ſtille. Einer von unſerer Geſellſchaft, dem aufgetragen war, auf die Bewegungen des Jungen Achtung zu geben, wurde gewahr, daß er des Mor- gens um 3 Uhr an die Hinterthuͤre gieng und ſie oͤff- nete, und da er ihm auf dem Fuße nachgieng, ſo fand er, daß er ſehr leiſe mit einem Manne redete. Zwey von unſerer Geſellſchaft, die hinter ihm waren, zogen ſogleich den Kerl in das Haus, und machten die Thuͤre feſt zu. Sobald die beraubten Reiſenden ihn erblickten, erkannten ſie ihn, und ſagten alle ein- ſtimmig, daß er einer von der Bande ſey, die ſie be- raubet habe. Wir banden ihm hierauf Haͤnde und Fuͤße, und als wir zur Hinterthuͤre hinausſahen, ent- deckten wir eine Menge Menſchen, die, wie wir glaub- ten, auf Nachricht warteten. Als wir aber etwas Schrot unter ſie geſchoſſen hatten, liefen ſie in das Holz zuruͤcke. Wir fiengen alsdann an, den gefan- genen Kerl zu examiniren, der vorgab, daß er der Wirth vom Hauſe, und als ein ehrlicher Mann be- kannt ſey, auch keine Gemeinſchaft mit Dieben und Raͤubern habe; er drohete uns zugleich, daß wir das ihm in ſeinem eigenen Hauſe angethane Unrecht bereuen ſollten. Die Beraubten aber blieben alle da- bey, daß er das Haupt der Bande ſey, und ſelbſt ei- nen von den Soldaten getoͤdtet habe; wir beſchloſſen alſo, ihn und alles, was im Hauſe war, mit uns zu nehmen, und machten uns auf den Weg. Wir reiſeten den 4ten 64 Werſte und kamen nach Penſe, einer befeſtigten Stadt mit einer ſtarken Beſatzung, wo wir unſern Gefangenen dem Gouver- neur C c

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/411>, abgerufen am 25.11.2024.