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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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neur gab mir einen andern Paß und einen neuen Be-
fehl zu Pferden; und da dieses der erste Ort ist, von
dem wir zu Lande reisen konnten, so verließen wir die
Wolga, und fuhren auf einer guten Bahn durch die-
ses Land, weil wir jetzt in einer ganz andern Gegend
waren, wo sich der Winter in seiner völligen Stärke
zeigte. Der Gouverneur sagte uns, daß die Stras-
sen von Räubern, wegen der schlechen Ernte im vorigen
Sommer, unsicher wären, und rieth uns, auf unse-
rer Huth zu seyn.

Grausamer
Raub.

Wir fuhren den 2ten Februar von Saratof ab,
und kamen des Abends, nachdem wir 60 Werste zu-
rück geleget hatten, zu einem einzelnen Hause in ei-
nem Walde; und als wir den folgenden Tag 63
Werste beständig im Walde gereiset waren, kamen
wir abermal zu einem einzigen Hause. Als wir
aber ohngefähr noch 3 Werste davon entfernt waren,
sahen wir verschiedene Schlitten, die von Räubern
angegriffen waren. Wir eilten so sehr wir konnten
ihnen beyzustehen; ehe wir sie aber noch erreichen
konnten, hatten sich die Räuber mit den Pferden und
den mit Waaren beladenen Schlitten in den Wald
davon gemacht. Wir fanden 9 nackend ausgezoge-
ne Menschen und 3 ermordete Soldaten, die ihre
Begleitung gewesen waren. Wir nahmen sowohl die
Lebendigen als die Todten mit uns in dieses Haus,
wo wir einen einzigen Jungen antrafen, der, als
wir ihn fragten, wo die Leute vom Hause wären,
sagte, daß sie 60 Werste weit auf eine Messe gegan-
gen wären, und diese Nacht nicht nach Hause kom-
men würden. Da wir wohl sahen, daß wir uns an
einem sehr gefährlichen Orte befanden, so verram-

melten

neur gab mir einen andern Paß und einen neuen Be-
fehl zu Pferden; und da dieſes der erſte Ort iſt, von
dem wir zu Lande reiſen konnten, ſo verließen wir die
Wolga, und fuhren auf einer guten Bahn durch die-
ſes Land, weil wir jetzt in einer ganz andern Gegend
waren, wo ſich der Winter in ſeiner voͤlligen Staͤrke
zeigte. Der Gouverneur ſagte uns, daß die Straſ-
ſen von Raͤubern, wegen der ſchlechen Ernte im vorigen
Sommer, unſicher waͤren, und rieth uns, auf unſe-
rer Huth zu ſeyn.

Grauſamer
Raub.

Wir fuhren den 2ten Februar von Saratof ab,
und kamen des Abends, nachdem wir 60 Werſte zu-
ruͤck geleget hatten, zu einem einzelnen Hauſe in ei-
nem Walde; und als wir den folgenden Tag 63
Werſte beſtaͤndig im Walde gereiſet waren, kamen
wir abermal zu einem einzigen Hauſe. Als wir
aber ohngefaͤhr noch 3 Werſte davon entfernt waren,
ſahen wir verſchiedene Schlitten, die von Raͤubern
angegriffen waren. Wir eilten ſo ſehr wir konnten
ihnen beyzuſtehen; ehe wir ſie aber noch erreichen
konnten, hatten ſich die Raͤuber mit den Pferden und
den mit Waaren beladenen Schlitten in den Wald
davon gemacht. Wir fanden 9 nackend ausgezoge-
ne Menſchen und 3 ermordete Soldaten, die ihre
Begleitung geweſen waren. Wir nahmen ſowohl die
Lebendigen als die Todten mit uns in dieſes Haus,
wo wir einen einzigen Jungen antrafen, der, als
wir ihn fragten, wo die Leute vom Hauſe waͤren,
ſagte, daß ſie 60 Werſte weit auf eine Meſſe gegan-
gen waͤren, und dieſe Nacht nicht nach Hauſe kom-
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[400/0410] neur gab mir einen andern Paß und einen neuen Be- fehl zu Pferden; und da dieſes der erſte Ort iſt, von dem wir zu Lande reiſen konnten, ſo verließen wir die Wolga, und fuhren auf einer guten Bahn durch die- ſes Land, weil wir jetzt in einer ganz andern Gegend waren, wo ſich der Winter in ſeiner voͤlligen Staͤrke zeigte. Der Gouverneur ſagte uns, daß die Straſ- ſen von Raͤubern, wegen der ſchlechen Ernte im vorigen Sommer, unſicher waͤren, und rieth uns, auf unſe- rer Huth zu ſeyn. Wir fuhren den 2ten Februar von Saratof ab, und kamen des Abends, nachdem wir 60 Werſte zu- ruͤck geleget hatten, zu einem einzelnen Hauſe in ei- nem Walde; und als wir den folgenden Tag 63 Werſte beſtaͤndig im Walde gereiſet waren, kamen wir abermal zu einem einzigen Hauſe. Als wir aber ohngefaͤhr noch 3 Werſte davon entfernt waren, ſahen wir verſchiedene Schlitten, die von Raͤubern angegriffen waren. Wir eilten ſo ſehr wir konnten ihnen beyzuſtehen; ehe wir ſie aber noch erreichen konnten, hatten ſich die Raͤuber mit den Pferden und den mit Waaren beladenen Schlitten in den Wald davon gemacht. Wir fanden 9 nackend ausgezoge- ne Menſchen und 3 ermordete Soldaten, die ihre Begleitung geweſen waren. Wir nahmen ſowohl die Lebendigen als die Todten mit uns in dieſes Haus, wo wir einen einzigen Jungen antrafen, der, als wir ihn fragten, wo die Leute vom Hauſe waͤren, ſagte, daß ſie 60 Werſte weit auf eine Meſſe gegan- gen waͤren, und dieſe Nacht nicht nach Hauſe kom- men wuͤrden. Da wir wohl ſahen, daß wir uns an einem ſehr gefaͤhrlichen Orte befanden, ſo verram- melten

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/410>, abgerufen am 25.11.2024.