schlagen sind, und also eben so wenig als ihr anderes Vieh auf bloßem Eise gehen können.
Von diesen Tartarn kauften wir für einen sehr geringen Preis Pferde, und marschirten den 17ten December durch ein unfruchtbares wüstes Land, ohne daß wir auf diesem ganzen Wege ein einziges Haus antrafen, und mußten vier Nächte in sehr kaltem Wet- ter unter unsern Zelten zubringen, wo wir nicht das geringste haben konnten. Den 21sten kamen wir des Nachts in Czaritza an, welches 500 Werste über Astrakan liegt. Als der Kaiser einige Zeit von un- serer Ankunft mit den andern Bataillons, um so bald als möglich nach Moskau zu kommen, von diesem Orte abgereiset war, hatte er Befehl hinterlassen, daß unsere zwey Bataillons (nämlich das Jngermann- ländische und Astrakanische) hier in den Winterquar- tieren bleiben sollten; welchen Befehl wir mit großem Vergnügen annahmen, weil wir gute Quartiere fan- den, und, der starken Besatzung an Fußvolke und Ko- saken ohngeachtet, alles, was wir wünschten, haben konnten.
Ein Ge- spenst.
Als ich einmal bey dem Gouverneur speisete, un- terhielt er uns mit einer langen Geschichte von einem Gespenste, welches man sehr oft des Nachts auf den Straßen sähe. Es habe sich schon etliche Jahre hin- ter einander sehen lassen, und begegne den Personen, die ihm hinderlich seyn wollten, mit Schlägen, thue ihnen aber keinen Schaden. Jch bezeugte meine Verwunderung, daß es niemand unternommen habe, sich dieses Geistes zu bemächtigen, da es nichts an- ders als eine Person seyn könne, die sich ein Vergnü- gen mache, Leute zu erschrecken. Der Gouverneur,
der
ſchlagen ſind, und alſo eben ſo wenig als ihr anderes Vieh auf bloßem Eiſe gehen koͤnnen.
Von dieſen Tartarn kauften wir fuͤr einen ſehr geringen Preis Pferde, und marſchirten den 17ten December durch ein unfruchtbares wuͤſtes Land, ohne daß wir auf dieſem ganzen Wege ein einziges Haus antrafen, und mußten vier Naͤchte in ſehr kaltem Wet- ter unter unſern Zelten zubringen, wo wir nicht das geringſte haben konnten. Den 21ſten kamen wir des Nachts in Czaritza an, welches 500 Werſte uͤber Aſtrakan liegt. Als der Kaiſer einige Zeit von un- ſerer Ankunft mit den andern Bataillons, um ſo bald als moͤglich nach Moskau zu kommen, von dieſem Orte abgereiſet war, hatte er Befehl hinterlaſſen, daß unſere zwey Bataillons (naͤmlich das Jngermann- laͤndiſche und Aſtrakaniſche) hier in den Winterquar- tieren bleiben ſollten; welchen Befehl wir mit großem Vergnuͤgen annahmen, weil wir gute Quartiere fan- den, und, der ſtarken Beſatzung an Fußvolke und Ko- ſaken ohngeachtet, alles, was wir wuͤnſchten, haben konnten.
Ein Ge- ſpenſt.
Als ich einmal bey dem Gouverneur ſpeiſete, un- terhielt er uns mit einer langen Geſchichte von einem Geſpenſte, welches man ſehr oft des Nachts auf den Straßen ſaͤhe. Es habe ſich ſchon etliche Jahre hin- ter einander ſehen laſſen, und begegne den Perſonen, die ihm hinderlich ſeyn wollten, mit Schlaͤgen, thue ihnen aber keinen Schaden. Jch bezeugte meine Verwunderung, daß es niemand unternommen habe, ſich dieſes Geiſtes zu bemaͤchtigen, da es nichts an- ders als eine Perſon ſeyn koͤnne, die ſich ein Vergnuͤ- gen mache, Leute zu erſchrecken. Der Gouverneur,
der
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ſchlagen ſind, und alſo eben ſo wenig als ihr anderes
Vieh auf bloßem Eiſe gehen koͤnnen.
Von dieſen Tartarn kauften wir fuͤr einen ſehr
geringen Preis Pferde, und marſchirten den 17ten
December durch ein unfruchtbares wuͤſtes Land, ohne
daß wir auf dieſem ganzen Wege ein einziges Haus
antrafen, und mußten vier Naͤchte in ſehr kaltem Wet-
ter unter unſern Zelten zubringen, wo wir nicht das
geringſte haben konnten. Den 21ſten kamen wir des
Nachts in Czaritza an, welches 500 Werſte uͤber
Aſtrakan liegt. Als der Kaiſer einige Zeit von un-
ſerer Ankunft mit den andern Bataillons, um ſo bald
als moͤglich nach Moskau zu kommen, von dieſem
Orte abgereiſet war, hatte er Befehl hinterlaſſen,
daß unſere zwey Bataillons (naͤmlich das Jngermann-
laͤndiſche und Aſtrakaniſche) hier in den Winterquar-
tieren bleiben ſollten; welchen Befehl wir mit großem
Vergnuͤgen annahmen, weil wir gute Quartiere fan-
den, und, der ſtarken Beſatzung an Fußvolke und Ko-
ſaken ohngeachtet, alles, was wir wuͤnſchten, haben
konnten.
Als ich einmal bey dem Gouverneur ſpeiſete, un-
terhielt er uns mit einer langen Geſchichte von einem
Geſpenſte, welches man ſehr oft des Nachts auf den
Straßen ſaͤhe. Es habe ſich ſchon etliche Jahre hin-
ter einander ſehen laſſen, und begegne den Perſonen,
die ihm hinderlich ſeyn wollten, mit Schlaͤgen, thue
ihnen aber keinen Schaden. Jch bezeugte meine
Verwunderung, daß es niemand unternommen habe,
ſich dieſes Geiſtes zu bemaͤchtigen, da es nichts an-
ders als eine Perſon ſeyn koͤnne, die ſich ein Vergnuͤ-
gen mache, Leute zu erſchrecken. Der Gouverneur,
der
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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