von 10 Rubeln für jeden gemacht, die die Kaiserinn bezahlte, worauf sie gleichfalls hier gelassen wurden, die neue Stadt zu bevölkern. Die übrigen Kosaken, die nicht gebraucht wurden und die Kalmuckischen Tartarn, wurden nun durch Circaßien, und durch die Astrakanischen Wüsteneyen, reichlich mit Sclaven und Viehe von allen Arten in ihr Land nach Hause geschickt, nachdem sie sich diesen Feldzug ansehnlich bereichert hatten.
Einschiffung der Armee zu Agrechan.
Der Kaiser machte nunmehr alle Anstalten zum Marsche nach Moskau. Jch hatte geglaubt, hier zu bleiben, erhielt aber Befehl, den Kaiser nach Astrakan zu begleiten, und die Einrichtung der Wer- ke in meiner Abwesenheit dem Oberstlieutenant Bru- nie, als Jngenieur, zu überlassen, welches ich auch mit vielem Vergnügen that. Da ich meine Kameele und Pferde noch nicht verkauft hatte, so nahm es der General auf sich, sie, so gut er könne, zu ver- kaufen. Wir marschirten den 1sten October 30 Wer- ste längst den Ufern des Flusses Agrechan, bis zu den Trancheen, die unsere Galeeren deckten, die wir bey unserer Ankunft alle vor Anker, und uns einzuneh- men bereit fanden. Wir setzten uns noch denselben Abend zu Schiffe, und die Flotte blieb noch die ganze Nacht da. Als den folgenden Morgen ein Both vom Ufer mit Proviante für meine Galeere kam, so gieng es unter, ehe es uns erreichen konnte; die Leute wurden zwar gerettet, aber der Proviant gieng ver- lohren. Jch schickte sogleich eine Nachricht von un- serm Unglücke an den Admiral, und verlangte einen Beytrag von Proviant; allein er antwortete, daß er uns nicht dienen könne, da die andern Galeeren auch
wenig
von 10 Rubeln fuͤr jeden gemacht, die die Kaiſerinn bezahlte, worauf ſie gleichfalls hier gelaſſen wurden, die neue Stadt zu bevoͤlkern. Die uͤbrigen Koſaken, die nicht gebraucht wurden und die Kalmuckiſchen Tartarn, wurden nun durch Circaßien, und durch die Aſtrakaniſchen Wuͤſteneyen, reichlich mit Sclaven und Viehe von allen Arten in ihr Land nach Hauſe geſchickt, nachdem ſie ſich dieſen Feldzug anſehnlich bereichert hatten.
Einſchiffung der Armee zu Agrechan.
Der Kaiſer machte nunmehr alle Anſtalten zum Marſche nach Moskau. Jch hatte geglaubt, hier zu bleiben, erhielt aber Befehl, den Kaiſer nach Aſtrakan zu begleiten, und die Einrichtung der Wer- ke in meiner Abweſenheit dem Oberſtlieutenant Bru- nie, als Jngenieur, zu uͤberlaſſen, welches ich auch mit vielem Vergnuͤgen that. Da ich meine Kameele und Pferde noch nicht verkauft hatte, ſo nahm es der General auf ſich, ſie, ſo gut er koͤnne, zu ver- kaufen. Wir marſchirten den 1ſten October 30 Wer- ſte laͤngſt den Ufern des Fluſſes Agrechan, bis zu den Trancheen, die unſere Galeeren deckten, die wir bey unſerer Ankunft alle vor Anker, und uns einzuneh- men bereit fanden. Wir ſetzten uns noch denſelben Abend zu Schiffe, und die Flotte blieb noch die ganze Nacht da. Als den folgenden Morgen ein Both vom Ufer mit Proviante fuͤr meine Galeere kam, ſo gieng es unter, ehe es uns erreichen konnte; die Leute wurden zwar gerettet, aber der Proviant gieng ver- lohren. Jch ſchickte ſogleich eine Nachricht von un- ſerm Ungluͤcke an den Admiral, und verlangte einen Beytrag von Proviant; allein er antwortete, daß er uns nicht dienen koͤnne, da die andern Galeeren auch
wenig
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von 10 Rubeln fuͤr jeden gemacht, die die Kaiſerinn
bezahlte, worauf ſie gleichfalls hier gelaſſen wurden,
die neue Stadt zu bevoͤlkern. Die uͤbrigen Koſaken,
die nicht gebraucht wurden und die Kalmuckiſchen
Tartarn, wurden nun durch Circaßien, und durch die
Aſtrakaniſchen Wuͤſteneyen, reichlich mit Sclaven
und Viehe von allen Arten in ihr Land nach Hauſe
geſchickt, nachdem ſie ſich dieſen Feldzug anſehnlich
bereichert hatten.
Der Kaiſer machte nunmehr alle Anſtalten zum
Marſche nach Moskau. Jch hatte geglaubt, hier
zu bleiben, erhielt aber Befehl, den Kaiſer nach
Aſtrakan zu begleiten, und die Einrichtung der Wer-
ke in meiner Abweſenheit dem Oberſtlieutenant Bru-
nie, als Jngenieur, zu uͤberlaſſen, welches ich auch
mit vielem Vergnuͤgen that. Da ich meine Kameele
und Pferde noch nicht verkauft hatte, ſo nahm
es der General auf ſich, ſie, ſo gut er koͤnne, zu ver-
kaufen. Wir marſchirten den 1ſten October 30 Wer-
ſte laͤngſt den Ufern des Fluſſes Agrechan, bis zu den
Trancheen, die unſere Galeeren deckten, die wir bey
unſerer Ankunft alle vor Anker, und uns einzuneh-
men bereit fanden. Wir ſetzten uns noch denſelben
Abend zu Schiffe, und die Flotte blieb noch die ganze
Nacht da. Als den folgenden Morgen ein Both
vom Ufer mit Proviante fuͤr meine Galeere kam, ſo
gieng es unter, ehe es uns erreichen konnte; die Leute
wurden zwar gerettet, aber der Proviant gieng ver-
lohren. Jch ſchickte ſogleich eine Nachricht von un-
ſerm Ungluͤcke an den Admiral, und verlangte einen
Beytrag von Proviant; allein er antwortete, daß er
uns nicht dienen koͤnne, da die andern Galeeren auch
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/358>, abgerufen am 24.11.2024.
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