wir abermal zwey Gefangene bekamen, aber wieder- um die ganze Nacht unter Gewehr bleiben mußten, ohne daß wir unsere Zelte aufschlagen oder Feuer ma- chen konnten, wodurch die Officiers und Gemeinen durch immerwährendes Marschiren, schlaflose Nächte und Kälte so abgemattet wurden, daß unsere Armee sehr schwach und zum Dienste unfähig geworden war. Wir marschirten den 15ten, unserer Schwäche un- geachtet, dennoch 25 Werste bis nach Tarku, da sich denn die Feinde, ehe wir noch dahin kamen, verloh- ren. Hier wurden zwey Trompeter mit zwey Kosa- ken, dem Schafkal unsere Annäherung bekannt zu machen, abgeschickt, die wir aber, indem wir an die Stadt anrückten, auf der Straße todt fanden. Jh- re Kleider und Pferde wurden bey sieben Dagestani- schen nach Tarku gehörigen Tartarn gefunden, die wir gefangen nahmen, und in Gegenwart des Schafkals und der Einwohner der Stadt viertheilten, und die Stücke andern zum Beyspiele an den erhaben- sten Orten aufhiengen. Der Kaiser machte dem Schafkal harte Vorwürfe, sowohl wegen des Mor- des seiner Abgeschickten, als auch wegen seiner be- trüglichen Verbindung mit seinen Feinden zum Nach- theil seiner Armee. Der Schafkal versicherte dem Kaiser, daß er in Ansehung dessen, was geschehen sey, unschuldig wäre, und daß sich sein Bruder und zwey von seinen Söhnen an die Spitze eines übelge- sinnten Corps von seinem Volke gestellet, und wider ihn rebelliret hätten. Da er sie nunmehr eingezogen habe, so ersuche er den Kaiser, sie und die übrigen Mißvergnügten zu nehmen, und mit ihnen zu thun, was ihm gefällig sey. Sie wurden uns also alle
überge-
wir abermal zwey Gefangene bekamen, aber wieder- um die ganze Nacht unter Gewehr bleiben mußten, ohne daß wir unſere Zelte aufſchlagen oder Feuer ma- chen konnten, wodurch die Officiers und Gemeinen durch immerwaͤhrendes Marſchiren, ſchlafloſe Naͤchte und Kaͤlte ſo abgemattet wurden, daß unſere Armee ſehr ſchwach und zum Dienſte unfaͤhig geworden war. Wir marſchirten den 15ten, unſerer Schwaͤche un- geachtet, dennoch 25 Werſte bis nach Tarku, da ſich denn die Feinde, ehe wir noch dahin kamen, verloh- ren. Hier wurden zwey Trompeter mit zwey Koſa- ken, dem Schafkal unſere Annaͤherung bekannt zu machen, abgeſchickt, die wir aber, indem wir an die Stadt anruͤckten, auf der Straße todt fanden. Jh- re Kleider und Pferde wurden bey ſieben Dageſtani- ſchen nach Tarku gehoͤrigen Tartarn gefunden, die wir gefangen nahmen, und in Gegenwart des Schafkals und der Einwohner der Stadt viertheilten, und die Stuͤcke andern zum Beyſpiele an den erhaben- ſten Orten aufhiengen. Der Kaiſer machte dem Schafkal harte Vorwuͤrfe, ſowohl wegen des Mor- des ſeiner Abgeſchickten, als auch wegen ſeiner be- truͤglichen Verbindung mit ſeinen Feinden zum Nach- theil ſeiner Armee. Der Schafkal verſicherte dem Kaiſer, daß er in Anſehung deſſen, was geſchehen ſey, unſchuldig waͤre, und daß ſich ſein Bruder und zwey von ſeinen Soͤhnen an die Spitze eines uͤbelge- ſinnten Corps von ſeinem Volke geſtellet, und wider ihn rebelliret haͤtten. Da er ſie nunmehr eingezogen habe, ſo erſuche er den Kaiſer, ſie und die uͤbrigen Mißvergnuͤgten zu nehmen, und mit ihnen zu thun, was ihm gefaͤllig ſey. Sie wurden uns alſo alle
uͤberge-
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wir abermal zwey Gefangene bekamen, aber wieder-
um die ganze Nacht unter Gewehr bleiben mußten,
ohne daß wir unſere Zelte aufſchlagen oder Feuer ma-
chen konnten, wodurch die Officiers und Gemeinen
durch immerwaͤhrendes Marſchiren, ſchlafloſe Naͤchte
und Kaͤlte ſo abgemattet wurden, daß unſere Armee
ſehr ſchwach und zum Dienſte unfaͤhig geworden war.
Wir marſchirten den 15ten, unſerer Schwaͤche un-
geachtet, dennoch 25 Werſte bis nach Tarku, da ſich
denn die Feinde, ehe wir noch dahin kamen, verloh-
ren. Hier wurden zwey Trompeter mit zwey Koſa-
ken, dem Schafkal unſere Annaͤherung bekannt zu
machen, abgeſchickt, die wir aber, indem wir an die
Stadt anruͤckten, auf der Straße todt fanden. Jh-
re Kleider und Pferde wurden bey ſieben Dageſtani-
ſchen nach Tarku gehoͤrigen Tartarn gefunden, die
wir gefangen nahmen, und in Gegenwart des
Schafkals und der Einwohner der Stadt viertheilten,
und die Stuͤcke andern zum Beyſpiele an den erhaben-
ſten Orten aufhiengen. Der Kaiſer machte dem
Schafkal harte Vorwuͤrfe, ſowohl wegen des Mor-
des ſeiner Abgeſchickten, als auch wegen ſeiner be-
truͤglichen Verbindung mit ſeinen Feinden zum Nach-
theil ſeiner Armee. Der Schafkal verſicherte dem
Kaiſer, daß er in Anſehung deſſen, was geſchehen
ſey, unſchuldig waͤre, und daß ſich ſein Bruder und
zwey von ſeinen Soͤhnen an die Spitze eines uͤbelge-
ſinnten Corps von ſeinem Volke geſtellet, und wider
ihn rebelliret haͤtten. Da er ſie nunmehr eingezogen
habe, ſo erſuche er den Kaiſer, ſie und die uͤbrigen
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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